Demonstration am 25.02.2023 in Berlin, am Mikrofon Sahra Wagenknecht | Bild: picture alliance / ZUMAPRESS.com | Michael Kuenne

„Wir müssen die Wahrheit sagen“

Auf der Demonstration „Aufstand für Frieden“ am 25. Februar in Berlin sprach neben Sahra Wagenknecht, Alice Schwarzer und Bundeswehrgeneral a.D. Erich Vad auch der US-Ökonom Jeffrey Sachs, dessen Botschaft per Video zugeschaltet wurde. Multipolar hat seine Rede übersetzt.

JEFFREY SACHS, 26. Februar 2023, 19 Kommentare, PDF

Ich war Berater der Regierungen Russlands, der Ukraine und der Vereinten Nationen und ich möchte mit Ihnen über die Wahrheit zu diesem Krieg sprechen. Wir befinden uns nicht am ersten Jahrestag des Krieges, sondern am neunten Jahrestag. Der Krieg begann mit dem gewaltsamen Sturz des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch – einem Putsch, der von der Regierung der USA unterstützt wurde. Seit 2008 trieben die USA die Nato-Erweiterung bis zur Ukraine und nach Georgien voran. Janukowitsch wollte Neutralität. Er stand zwischen den USA und ihrem Ziel der Nato-Erweiterung. Als Ende 2013 Proteste gegen Janukowitsch ausbrachen, ergriffen die USA die Gelegenheit, um die Proteste eskalieren zu lassen und zum Putsch gegen Janukowitsch im Februar 2014 beizutragen. Das war der Anfang des Krieges vor neun Jahren.

Seitdem hat Russland die Krim erobert und der Krieg im Donbass brach aus. Die Nato pumpte Milliarden von Dollar an Waffen in die Ukraine. Der Krieg eskalierte immer weiter. Die Friedensabkommen Minsk I und II, für die Deutschland mit garantieren sollte, funktionierten nicht, weil die Ukraine sich weigerte sie umzusetzen und weil Deutschland und Frankreich nicht auf die Umsetzung drängten.

Ende 2021 machte Präsident Putin Russlands rote Linien deutlich: Eine Nato-Erweiterung bis zur Ukraine sei nicht akzeptabel, die russische Kontrolle der Krim müsse erhalten und der Donbass befriedet werden, indem die Minsk-Vereinbarungen umgesetzt würden. Die Biden-Administration lehnte es ab, über die Nato-Erweiterung zu verhandeln.

Im Februar 2022 kam es tragischerweise und falscherweise zur russischen Invasion, acht Jahre nach dem Putsch gegen Janukowitsch. Die USA haben seitdem massiv Waffen in das Land geschleust. Tod und Zerstörung sind fürchterlich. Im März 2022 erklärte die Ukraine, dass man auf der Basis von Neutralität verhandeln würde. Wir wissen jetzt, dass die USA diese Verhandlungen blockiert haben und einer Eskalation des Krieges den Vorzug gaben. Im September 2022 wurden die Nord Stream-Pipelines gesprengt. Den überwältigenden Beweisen nach sind die USA dafür verantwortlich.

Wir befinden uns, meine Damen und Herren, auf einem Weg der extremen Eskalation und der Lügen oder des Schweigens in den Medien. Die gesamte Erzählung, wonach dies der erste Jahrestag des Krieges sei, ist bereits falsch. Dieser Krieg begann wegen der Nato-Erweiterung, der US-Beteiligung an einem Putsch und der massiven Aufrüstung der Ukraine – dann folgte die schreckliche Invasion Russlands und die weitere Eskalation. Dieser Krieg muss aufhören, bevor er uns alle in ein nukleares Armageddon führt.

Wir müssen die Wahrheit sagen. Beide Seiten haben gelogen, betrogen und Gewalt ausgeübt. Beide Seiten müssen zurückweichen. Die Nato muss aufhören zu versuchen, sich bis in die Ukraine und nach Georgien hinein zu erweitern. Wir müssen die roten Linien beider Seiten beachten, damit die Welt überlebt.

Dokumentation der Rede auf Video hier

Über den Autor: Jeffrey Sachs, Jahrgang 1954, ist Ökonom. Zur Zeit des Mauerfalls beriet er die Regierungen Polens und später der Sowjetunion bei der Einführung einer kapitalistischen Wirtschaftsordnung. Er empfahl damals die sogenannte „Schock-Therapie“. Während des US-Präsidentschaftswahlkampfes 2020 unterstützte und beriet er den Kandidaten Bernie Sanders. Aktuell ist er Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University in New York sowie Präsident des Sustainable Development Solutions Network der UNO. Sachs war außerdem Vorsitzender der Lancet-Covid-19-Kommission. Am 21. Februar 2023 sprach Sachs vor dem UN-Sicherheitsrat und forderte dort eine aktive Rolle der UNO bei der Aufklärung des Terroranschlags auf die Nord Stream-Pipeline.

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Diskussion

19 Kommentare
RIPPLE, 26. Februar 2023, 13:35 UHR

Warum ich massive, grundlegende und weitreichende Probleme mit Jeffrey Sachs' Aussagen habe:

Sachs ist sein Leben lang Vollblutpolitiker (Politikberater), und das merkt man seinen Aussagen und den in sie eingewobenen sublimen Manipulationen auch deutlich an. Selbstverständlich weist er zurecht auf den Anfang des Krieges 2014 hin und auf noch ein paar weitere Elemente amerikanischer Verbrechen, die jeder, der sich für das Thema überhaupt interessiert, inzwischen in- und auswendig kennt und nachts um vier Uhr herunterbeten kann, sobald man ihn weckt.

Aber ebenso selbstverständlich sind wir alle gar furchtbar froh, dass das auch Jeffrey Sachs von einer offiziellen Bühne herunter anspricht. Was also gibt es zu meckern? Es sind die Auslassungen, die die Wirkung seiner Aussagen ins (beabsichtigte?) Gegenteil verkehren.

Da sind zum einen die Abkommen Minsk I & II, von denen inzwischen ganz offiziell von allen westlichen Beteiligten zugegeben wurde, dass Russland durch die Vereinbarung vorsätzlich belogen wurde, um den Krieg herbeiführen zu können. Laut windelweichem Sachs habe es aber Merkel und der restliche Westen nur unterlassen, Selenski zur Einhaltung zu drängen. Man nennt das einen Limited Hangout. Es wird in vorsätzlich verschleiernd abgemilderten Formulierungen zugegeben, was eh schon jeder weiß und was deshalb nicht mehr verheimlicht werden kann, um sich als Aufklärer zu geben und dadurch jeden, der auf das zu verschleiernde Verbrechen hinweist, als Verschwörungstheoretiker desavouieren zu können.

Sachs spricht dann z.B. auch das Thema Ost-Erweiterung der Nato an ohne irgendetwas Falsches zu sagen. Aber eben auch wieder nur in abgemilderten und sanften Formulierungen. Was auf der Strecke bleibt, ist z.B. eine Zusammenschau nur mal dieser beiden angesprochenen Lügen des westlichen Kapitals – das Versprechen, die Nato nicht nach Osten auszuweiten, und die Minsker Abkommen – und was daraus für den aktuellen Zustand der Welt und für die nahe Zukunft folgt.

Mindestens seit 1989/90 war jeder mit Russland geschlossene Vertrag eine vorsätzliche Lüge des westlichen Kapitals. Zu Minsk und Nato-Erweiterung kommen noch (ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit der Aufzählung) allerlei gegenseitige Überwachungs- und Abrüstungsverträge, die der Westen einseitig aufgekündigt hat, die terroristische Sprengung der Hauptschlagadern 1 und 2 der westlichen (vor allem der deutschen) Wirtschaft, und all die Wirtschaftssanktionen des Westens gegen Russland, von denen jede einzelne ein einseitiger Bruch von Verträgen ist.

Es werden von westlichen "Aufklärern" ständig Verhandlungen gefordert, als seien Verhandlungen von den Marionettenregierungen des westlichen Kapitals nicht auf Jahrzehnte hinaus vorsätzlich unmöglich gemacht, ja eigentlich nachgerade verboten worden. Bei dem bisherigen immer und immer wieder unter Beweis gestellten Verhalten kapitalistischer Regierungen müsste Putin von seinen eigenen Leuten wegen Hochverrat umstandslos erschossen werden, würde er sich jemals wieder auf Verhandlungen oder irgendwelche Verträge mit westlichen, kapitalistischen Regierungen einlassen. Und nicht nur Putin, sondern auch alle nachfolgenden russischen Regierungschefs. Solange bis es mindestens eine gründliche und glaubwürdige Revolution im Westen gegeben hat, die eine dauerhafte Abkehr vom Kapitalismus und damit von der Diktatur des akkumulierten Kapitals sicher stellt.

Bei der gegebenen Geschichte der permanent unter Beweis gestellten vorsätzlichen Verlogenheit westlicher Regierungen des akkumulierten Kapitals, ist eine Forderung, Putin erneut an den Verhandlungstisch zu bringen, ein versuchter Anschlag auf Russland, da eine solche Forderung nur bedeuten kann, Russland in die nächste widerwärtige Falle des Kapitals zu locken.

Und so lesen sich dann auch Sachs' weitere Ausführungen. Etwa wenn er in einer – bei aller Liebe zur diplomatischen Ausdrucksweise – dann doch nur noch unerträglich verschwurbelten Formulierung meint:

Im Februar 2022 kam es tragischerweise und falscherweise zur russischen Invasion...

Nein, Mister Sachs, es "kam" nicht zur Invasion und diese Invasion war auch nicht falsch. Es "kam" zu einer längst überfälligen Notwehrreaktion Russlands, die vom Westen vorsätzlich herbeigeführt worden war, weil genau dieser Krieg (nicht erst) seit 2014 vom westlichen Kapital vorbereitet und vorsätzlich herbeigeführt wurde.

Weder Jeffrey Sachs noch die Leser hier bei Multipolar muss man an die Pläne zur Zerschlagung und Aufteilung Russlands erinnern und (als eine der letzten, nun aber wirklich nicht mehr zu verschleiernden Provokationen) an die Ankündigung auf der Münchner Sicherheitskonferenz vom Februar 2022, Atomwaffen in die Ukraine zu liefern. Nichts davon kommt in der Rede von Jeffrey Sachs vor. Sachs beurteilt die Reaktion Russlands – der Propaganda des westlichen Kapitals brav folgend – als falsch! Was hätte Russland denn tun sollen? Ach so ja, sich bei noch mehr Verhandlungen noch mehr vorsätzliche Lügen erzählen lassen bis Abschussrampen für atomar bestückte Hyperschallraketen im Abstand von 5 Minuten Flugzeit vor Moskau stehen, und unterdessen seine eigene russische Bevölkerung im Donbas weiter von den Nazis des westlichen Kapitals abschlachten lassen. Hatte ich ganz vergessen, dass das der Ausweg ist, der Sachs, Wagenknecht, Schwarzer und vielen anderen "Aufklärern" vorschwebt, weil die Alternative... weh tun könnte.

Nein, ich bin über Sachs Limited-Hangout-Rede und seine Aufforderung an Russland, sich vom westlichen Kapital doch bitte weiter belügen und verarschen zu lassen, weil alles andere die moralische Bügelfalte der "Aufklärer" zerknittern könnte, über diese "Lösungsvorschläge" im Sinne des akkumulierten westlichen Kapitals bin ich alles andere als erfreut!

Wir müssen die Wahrheit sagen.

Dann tun Sie das, Mister Sachs!

Beide Seiten haben gelogen [und] betrogen

Nein, Mister Sachs, nur Ihr westliches Kapital hat gelogen und betrogen, wann immer es etwas unterschrieben oder die Lippen bewegt hat. Wann und wo hätte Russland gelogen und betrogen und Verträge gebrochen?

Beide Seiten müssen zurückweichen.

Nein, Mister Sachs. Wenn auf der einen Seite ein Kinderschänderring steht, der pro Monat 150 Kinder vergewaltigt, und auf der anderen Seite die Eltern dieser Kinder, die das Beenden der Vergewaltigungen fordern, dann ist ein "beide Seiten müssen von ihren Forderungen zurückweichen" keine ethisch vertretbare Haltung, sondern eine Unterstützung der Täter im Sinne von "ein Bisschen Kinderschänden und ein Bisschen Abschlachten von Russen im Donbas und ein Bisschen Zerschlagen von Russland (und der europäischen Vasallen) ist halt unvermeidlich, um aus der aktuellen Situation herauszukommen".

Die massiv vorangetriebene vorsätzliche Herbeiführung des mehrfach angekündigten Krieges gegen China (Weltkrieg III), um das ganz offen angekündigte Borg-System von Schwabs WEF und Gates' WHO den Menschen als "Erlösung" erscheinen zu lassen, macht die abgrundtiefe Falschheit der Forderung nach Verhandlungen endgültig unübersehbar. Wenn die Menschheit überleben will... ...aber das will sie schon lange nicht mehr.

Die Forderung von Verhandlungen zwischen Russland und dem akkumulierten westlichen Kapital ist "noch nicht mal falsch", wie man im Umfeld der Superstringtheorie so oft sagen hört. Diese Forderung ist gleichbedeutend mit der Forderung, den Weltuntergang im Sinne von Schwab, Gates, WEF, WHO, NGOs, Blackrock & Co. endlich zu realisieren und die westlichen Kriegstreiber in ihren Zielen zu unterstützen – und dies meinetwegen aus reiner Dummheit, falls das Gegenteil tatsächlich intendiert sein sollte. Bei Schwarzer halte ich diese Dummheit für möglich, bei Sachs nicht. Und bei Wagenknecht? Ich weiß es nicht. Vielleicht hält sie das für "Realpolitik".

PAUL SCHREYER, 27. Februar 2023, 00:15 UHR

Wie soll ein Krieg enden, wenn nicht verhandelt wird? Die Annahme eines einseitigen und vollständigen Sieges erscheint – egal auf welcher Seite – illusorisch.

DIETER R., 27. Februar 2023, 09:25 UHR

Auch wenn die meisten Aussagen von Ripple aus meiner Sicht richtig sind, stimme ich in der Schlußfolgerung Herrn Schreyer zu. Es gibt aus meiner Sicht keine Alternative zu Verhandlungen, weil wir kurz vor einem Atomkrieg stehen, wie die Rede von Putin am 21.2. nochmal verdeutlicht (siehe auch https://uncutnews.ch/die-unheilvolle-bedeutung-von-putins-rede-vom-21-februar/ oder https://asiatimes.com/2023/02/world-war-iii-is-already-here/).

Natürlich hat der Westen (die westl. Regierungen) massiv falsch gespielt - siehe Merkels Aussagen zu Minsk 2 (https://www.neulandrebellen.de/2023/02/minsk-ii-das-endgueltige-ende-der-westlichen-seriositaet/9) und die Frage, ob man ihm überhaupt noch trauen kann, ist überaus relevant. Ich sehe trotz alledem keine Alternative zu Verhandlungen.

WILLY SCHÜRER, 27. Februar 2023, 09:35 UHR

Lieber Ripple,
vorneweg möchte ich Ihnen versichern, dass ich Ihre Kommentare aufgrund Ihrer ästhetischen Formulierung und inhaltlicher Substanz im Allgemeinen sehr zu schätzen weiß und als echte Bereicherung der Artikel vom multipolar-magazin empfinde. Dieser Kommentar von Ihnen allerdings lässt mich etwas ratlos zurück. Sie beklagen das Fehlen praktikabler Lösungsansätze („Wir müssen es bei dieser bloßen Protokollierung unserer Vernichtung belassen?“).

Aufgrund meiner Hochachtung für Sie als Kommentator hätte ich erwartet, dass Sie diese zu Recht beklagte Lücke schließen würden. Leider haben Sie mich diesbezüglich enttäuscht. Ihre Empfehlung uns an der Handlungsweise unserer Vorfahren in einer vermeintlich vergleichbaren Situation („Es gibt die Menschheit deshalb noch, weil unsere Vorfahren sich wirkmächtig dem Säbelzahntiger entgegenwarfen, der gerade die eigene Sippe zerfetzen wollte.“) zu orientieren halte ich nicht für praktikabel. Denn die aktuelle Situation ist nicht wirklich mit jener vergleichbar. Zum ersten ist das Akkumulierte Kapital ein viel gefährlicherer, mächtigerer und vermutlich weitaus überlegener Gegenspieler als ein Säbelzahntiger.

Und zum zweiten bedroht das Akkumulierte Kapital nicht eine Sippe, für die man sich aufgrund persönlicher Bindung zu den Betroffenen selbstlos mit Todesverachtung in den Kampf wirft. Sondern die ganze Menschheit. Also eine ziemlich anonyme Masse für die mich todesmutig zu opfern ich mir lieber zweimal überlegen würde. Und das, obwohl ich für den Begriff der „Menschheitsfamilie“ von Daniele Ganser große Sympathie empfinde. Außerdem erinnert mich die Kampfsituation weniger an diejenige einer zusammengeschweißten Sippe gegenüber dem Säbelzahntiger. Mir scheint, die Opfer des Akkumulierten Kapitals befinden sich eher in der Situation harmloser Schwimmer, die von den Tentakeln eines gigantischen Tiefseewesens unter Wasser gezogen werden, das ihrem Zugriff entzogen ist. Im glücklichsten Fall kann sich ein Opfer durch das Abschlagen so einer Tentakel vor schlimmerem retten. Ohne auch nur in die Nähe des Ungeheuers zu kommen.

Mir geht es bei meinem Wunsch nicht etwa wie AYU („Was ich gänzlich vermisse, oder übersehen habe, ist Ihr Ansatz von Überlegungen jenseits von Wehtun.“) um einen Ansatz jenseits von Wehtun. Ich würde mich auch über die Formulierung eines konkreten und praktikablen Vorschlags inklusive Wehtun freuen. Können Sie mir den Gefallen tun, einen solchen auszuformulieren?

PS: Ich bin (wie Sie) Zeuge der Aktion großer Helden geworden, die sich mutig in den Kampf warfen, um dem Akkumulierten Kapital weh zu tun. Die meisten davon haben dafür mit schweren Verwundungen bezahlt. Inwiefern sie dem Akkumulierten Kapital mit ihren Aktionen wehtun konnten, möchte ich aus Respekt vor diesen Helden nicht beurteilen. Damit Sie sehen, von wem ich rede, hier eine kurze, unvollständige Aufzählung einiger dieser Helden (die mir grade spontan einfallen, in alphabethischer Reihenfolge): Clemens Arvay, Julian Assange, Beate Bahner, Michael Ballweg, Sucharit Bhakdi, Samuel Eckert, Ulrike Guérot, Seymour Hersh, Stefan Hockertz, Ken Jebsen, Ralf Ludwig, Michael Meyen, Jürgen Pohlmann, Vladímir Putin, Bodo Schiffmann, Edward Snowden, Wolfgang Wodarg …

RIPPLE, 27. Februar 2023, 12:15 UHR

@ Paul Schreyer

Wie soll ein Krieg enden, wenn nicht verhandelt wird?

Entweder im Atomkrieg, der vielleicht so ungefähr 500 Millionen Menschen übrig lässt (wieso geht mir jetzt gerade diese Zahl durch den Kopf?), also der Plan des Kapitals, oder durch Entmachtung des Kriegstreibers, also der Plan des Ripple.

Letzteres hieße so ganz grob umrissen: Auflösung (und Verbot von Nachfolgeorganisationen) von Nato, EU und etwa 42.000 weiteren Organisationen des akkumulierten Kapitals, Aufkündigung der Unterwerfung westlicher Vasallenstaaten unter das akkumulierte Kapital, Angebot an Russland und China (und Indien), eine europäisch-asiatische Sicherheits- und Wirtschaftspartnerschaft aufzubauen, die sich auf irgendetwas anderem als Kapitalismus gründet, Neuorganisation der internationalen Staatengemeinschaft basierend auf Wahrheit und Vernunft, kostenlose Grateful Dead Konzerte in bester Soundqualität und Fotos von Hundewelpen an allen freien Flächen in Städten über 10 Einwohnern... Revolution halt. [think: "niederschwellig"]

Der schwierigste Teil hierbei, wäre die Frage, wie die Menschheit bei der Entnazifizierung 2.0 mit all den massenmordenden Verbrechern umgehen soll. Aber das ist sowieso alles völlig egal, da die Aufklärung ja keine Bahnsteigkarte hat.

Es ist völlig undenkbar, dass eine Bevölkerung, die sich nach der Erschießung eines "Maskäää" plärrenden Tankwarts vor medial bestellter Entrüstung über dieses eine Leben in die Hosen macht, nachdem sie in beneidenswerter Deutlichkeit herausgearbeitet hat, wieviele Millionen Menschen mit der – nur durch Leute wie diesen Tankwart möglich gemachten – Coronaaktion des Kapitals bereits vorsätzlich getötet worden sind, dass eine Bevölkerung, die sich selbst auf die Straße klebt, damit die Pläne des Kapitals noch schneller umgesetzt werden, und deren Mitglieder übereinander hinwegsteigen, um selbst nach erfolgter Aufklärung noch die Giftspritze für sich und ihre Kinder als erste verabreicht zu bekommen, dass eine solche Bevölkerung, sage ich, eine Revolution auf die Beine stellen könnte, die in Russland, China und Indien so viel Vertrauen erweckt, dass man Europa doch nochmal eine Chance gibt. Also wird es beim vom Kapital geplanten Krieg (Ukraine & die ganze Welt) bleiben, also bei der angestrebten nuklearen Endlösung.

Kleine Gegenfrage: Glaubst Du wirklich, ein Imperium mit dem bekannten Verbrechensregister (wir fangen nicht erst bei Vietnam an und hören bei Nord Stream und Ukrainekrieg noch lange nicht auf), das bisher noch jede vertragliche Vereinbarung gebrochen hat, würde sich von dem geplanten und bereits in vollem Gang befindlichen Weg, über den geplanten nächsten Weltkrieg das für seinen Selbsterhalt nötige Borg-System (Great Reset) installieren zu können, durch... einen Vertrag abbringen lassen? "So, jetzt haben die uns gezwungen zu unterschreiben, dass wir die Welt nicht zerstören werden. Jetzt bleibt uns dann halt leider nichts anderes übrig als uns selbst aufzulösen"? Wenn wir hier in einem Roman von Douglas Adams wären und das Kapital wäre Gott und der Vertrag ein Zebrastreifen, dann vielleicht... ...sind wir aber nicht.

Die Situation – jetzt wieder Ukrainekrieg und kommender Weltkrieg (China) – wurde durch das Kapital und sein Verhalten vorsätzlich genau so unausweichlich unverhandelbar gemacht, wie sie jetzt eben ist. Auch Du, Paul, hast ja keinem Punkt meiner gerafften Darstellung der Situation widersprochen. Und nur weil wir (ja, doch, auch ich) diese Situation nicht mögen, können wir nicht so tun, als sei die Situation nicht so, wie sie ist. Das Nicht-Akzeptieren-Wollen einer schlimmen Situation führt unweigerlich zu religiösem Denken. Und wenn es, wie im vorliegenden Fall, vom Aggressor genau so eingeplant ist, also dieses Nicht-Akzeptieren-Wollen, dann führt das Nicht-Akzeptieren-Wollen eben zur ungebremsten Umsetzung des Willens des Aggressors.

Lieber Paul, um deine Frage näher an der aktuellen Situation auszurichten, würde ich sie so umformulieren:

Wie sollen wir ohne Revolution aus der Situation, die vom Kapital genau so geplant war, herauskommen und als Menschheit überleben?

WIEDER nur das Kapital freundlich darum bitten, uns – falls gerade opportun – vielleicht doch nicht zu töten? Und das Kapital mal wieder einen Vertrag unterschreiben lassen, in dem es uns zusichert, sich selbst aufzulösen anstatt uns zu vernichten, und dass das Serum, das es in uns spritzt, uns vor Krankheiten schützt? Welche Druckmittel haben wir denn (außer Revolution)? Welche Druckmittel hat der Kriegsgegner Russland, wenn die totale und nukleare Eskalation ganz offen die Absicht des Aggressors ist?

Ich habe keine Hoffnung mehr. Die Menschheit wird untergehen, und zwar erstens exakt nach Plan des akkumulierten Kapitals und zweitens mit intakter, perfekt messerscharfer moralischer Bügelfalte. Die Menschheit (oder ihr transhumaner Nachfolger) darf dann die Algorithmen der Borg-Mutter um Verhandlungen bitten, denn irgendwann MÜSSEN Verhandlungen doch einen Erfolg zeitigen, oder? Spätestens wenn Jesus wieder zurückgekehrt ist. Bis dahin geben wir dem Kaiser, was des Kaisers ist, und zwar unser Leben und unsere Welt.

PAUL SCHREYER, 27. Februar 2023, 12:55 UHR

@Ripple: Für mich ist dieser Kommentar ein Beispiel dafür, wie Zuspitzen und Schwarz-Weiß-Denken zu der Wahrnehmung führen, es gäbe nur gewaltsame Lösungen. Die in meinen Augen unzulässige Zuspitzung liegt auch darin, dass den Lesern des Kommentars unterstellt wird, sie seien sämtlich persönlich und unmittelbar mit dem Tod bedroht. Das Recht kennt Notwehr, auch gewaltsame, die aber immer an einen gewissen Grad der direkten und umittelbaren Bedrohung gekoppelt ist. Daher ist das Zuspitzen an dieser Stelle in meinen Augen gefährlich und auch irreführend.

RIPPLE, 27. Februar 2023, 13:35 UHR

@ Paul Schreyer

Unzulässige Zuspitzung versus unzulässige Weichspülung und Nicht-Wahrhaben-Wollen der Realität. Es muss letztendlich jeder Leser für sich selbst entscheiden, welche Analyse der allen zugänglichen und von niemandem bestrittenen Tatsachen zu einer für ihn plausibleren Welt- und Situationsbeschreibung führt. Ob es zum Beispiel plausibel ist, sich vom Kapital einen Vertrag unterschreiben zu lassen, in dem es auf seinen Selbsterhalt verzichtet.

Mal abgesehen davon, dass du schon wieder mit Unterstellungen arbeitest (was ich den Lesern angeblich unterstelle!?), hast du den "Notwehr"-Teil meines Kommentars doch - völlig zu recht, keine Beschwerde hier - herausredigiert? Wie fair ist es dann, nach der Löschung den gelöschten Teil zu kritisieren, den kein Leser sehen kann, weshalb ich mich auch nicht dagegen verteidigen kann. Außer dem Hinweis vielleicht, dass auch die derzeit geltende Rechtsprechung eine "erweiterte Notwehr" kennt, bei der man nicht selbst akut betroffen sein muss. Und die Rechtsprechung eines Revolutionsgerichts erst... aber lassen wir das.

PAUL SCHREYER, 28. Februar 2023, 09:35 UHR

Ein Hinweis zu der erwähnten Löschung: Einige – wenige – Worte wurden aus dem Kommentar von "Ripple" vor der Veröffentlichung gelöscht, da sie teils strafrechtlich relevant waren. Ein deutscher Politiker wurde als "massenmordender Verbrecher" bezeichnet. Desweiteren wurde ein durch alle Medien gehender Mord in der Corona-Zeit als "Notwehr-Erschießung" tituliert und die Frage gestellt, ob das Erschießen eines Menschen mit einer Pistole "verwerflicher wäre als das vorsätzliche Todspritzen von Millionen Menschen". Solche Aussagen halten wir für unzulässige Grenzüberschreitungen. Der Leser wurde über die Löschung informiert. Der argumentative Kern des Beitrags war von der Löschung nicht betroffen.

WILLY SCHÜRER, 1. März 2023, 23:55 UHR

Lieber Herr Schreyer, vielen Dank, dass Sie meinen Kommentar, den ich ja unter einem anderen Artikel geschrieben hatte, auch hier noch einmal eingestellt haben. Andernfalls hätte ich das Ausbleiben einer Antwort Ripples auf meine Frage darauf zurückgeführt, dass er den spät eingestellten Kommentar gar nicht mehr mitbekommen habe.

Seinen Beiträgen hier nach zu schließen ist das, was er der von ihm monierten vermeintlich defätistischen Einstellung („Wir müssen es bei dieser bloßen Protokollierung unserer Vernichtung belassen?“) entgegenzusetzen hat, offenbart nur noch mehr Defätismus: „Ich habe keine Hoffnung mehr. Die Menschheit wird untergehen, und zwar erstens exakt nach Plan des akkumulierten Kapitals …“.

Trotz dieser defätistischen Haltung nennt er eine vermeintliche Lösung des Problems: Revolution („Welche Druckmittel haben wir denn (außer Revolution)?“). Leider ohne die Vorgehensweise zu konkretisieren, geschweige denn einen praktikablen Weg aufzuzeigen. Den von mir erbetenen Gefallen („Ich würde mich auch über die Formulierung eines konkreten und praktikablen Vorschlags inklusive Wehtun freuen. Können Sie mir den Gefallen tun, einen solchen auszuformulieren?“) kann er damit offensichtlich nicht erfüllen.

Ihrem Hinweis zur Löschung entnehme ich, dass der Revolutionär Ripple wohl schon bei den allerersten Schritten zur Revolution über die eigenen Füße fallen und nicht einmal den Automaten zur Ausgabe der Bahnsteigkarte für die Revolution erreichen würde, wenn Sie nicht Ihre schützende Hand über ihn gehalten hätten. Vielen Dank für diese Aktion ihrerseits. So bleibt uns hier wenigstens ein wortgewandter Kommentator erhalten, dessen geistreiche und unterhaltsame Betrachtungen die Diskussionen bereichern. Nach den hier gemachten Erfahrungen allerdings ist bezüglich des praktischen Nährwerts derselben eine gesunde Skepsis anzuraten.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 27. Februar 2023, 21:35 UHR

Um einen anderen Gedanken einzubringen, der sich mir aufdrängt. Jeffrey Sachs stellte sich im verlinkten Zoom auf der Berliner Leinwand vor als Berater von Regierungen in ökonomischen Fragen. Auch mir ist er aufgefallen in der Zeit des Zusammenbruchs der UdSSR, als der junge US-Ökonom Boris Jelzin den Rat seiner legendären Shock Therapy zur Umstellung einer komplexen riesigen Volkswirtschaft gab. Viele Russen bekamen keine Gehälter mehr, mussten in der U-Bahn betteln oder Gurken aus ihrem Gemüsegarten verkaufen, Wladimir Putin wurde Taxifahrer, die russischen Truppen in der DDR hielten sich mit illegalem Zigarettenhandel etc. über Wasser, weil auch ihr Sold nicht mehr regelmäßig ausgezahlt werden konnte.

Jeffrey Sachs war als junger Kerl Anhänger und Propagandist der reinen Lehre wirtschaftsliberalen Denkens, und hat sich seither mit den Jahren weiterentwickelt. Mit dieser Intervention auf der Leinwand Berlin 25.2.2023 macht er sich in den USA nicht nur Freunde.

Mir drängt sich eine Parallele zu Ulrike Guérot geradezu auf. Auch sie bediente in ihren jungen Jahren das Narrativ von Europa und machte Karriere als Vertreterin eines politisch erwünschten EU-Konzepts, als andere längst kritische Fragen stellten. Zur enormen ökonomischen Unwucht der Nationen im Euro Raum durch den Wegfall der Abwertung schwacher Währungen und der Einführung fester Wechselkurse, zur Verlagerung der Macht von den nationalen Parlamenten an einen nicht demokratisch kontrollierten Megabetrieb der EU Bürokratie.

Die naheliegende Frage, warum die amerikanische Regierung in Europa immer nach der EINEN maßgeblichen Telefonnummer fragte, stimmt manche Zeitgenossen eher skeptisch, als Frau Guérot noch nicht auf Distanz gegangen war. Sich öffnende Karrierechancen, früher Erfolg spielte wohl bei diesem unkritischen Verhältnis zur Macht jeweils keine kleine Rolle. Ich respektiere aber, dass doch bei diesen beiden Akademikern sich mit dem Lebensalter und damit verbundenen etwas breiteren Überblick eine geänderte Perspektive auf ihr jeweiliges Themengebiet entwickelt hat und beide deshalb vor Konflikten mit der Macht nicht zurückschrecken. Sich weiterzuentwickeln ist nicht immer nachteilig. Ich schließe mit B.B. und Herrn Keuner: »Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte, begrüßte ihn mit den Worten: ›Sie haben sich gar nicht verändert.‹ ›Oh!‹ sagte Herr K. und erbleichte.«

ALEXANDER FEIN, 28. Februar 2023, 14:30 UHR

@Bernhard Münstermann @Meinenstein

Aus Ihren Kommentaren ergibt sich für mich erneut die Frage: Gehen Liberalismus und innerer wie äußerer Frieden überhaupt zusammen? Diese Frage löst bei den meisten Mitmenschen allerdings nur spöttisches Lächeln aus - oder aber belehrenden Furor - , da "liberal" hier längst zur Legaldefinition von "gut" geworden ist. Weder Frau Guerot, noch Frau Schwarzer, auch nicht der Corona-Ausschuss gehen dieser sehr grundlegenden Frage nach. Jeder hat in einer Gesellschaft, die nur noch die Hierarchisierung von Privilegien kennt, seine persönlichen Vorteile, die er gern bereit ist, seiner eigenen Leistungsfähigkeit zuzurechnen.

Wenn Frau Schwarzer davon spricht, dass der Krieg die Fortsetzung der Gewalt im Ehebett sei, dann ist das erst einmal Unsinn in anthropologischer Hinsicht; es zeugt jedenfalls nicht davon, dass sie das Zusammenleben von Frau und Mann als mehr sieht als einen therapeutischen Zustand, wo wir wieder bei der C-Krise wären. Auch dass liberale Frauenpolitik zahlreiche Frauen in Führungspositionen befördert hat, die nun die gleiche Politik weiter betreiben, scheint nicht zu einem generellen Hinterfragen zu führen, wie Karrierismus, gesellschaftliche Spannungen und Expansion als pathologische Entgrenzungsphänomene zusammenhängen.

Ostdeutschland scheint da tatsächlich weniger indoktriniert zu sein, da die DDR sicherlich keine liberale Gesellschaft war, trotzdem Gleichberechtigung - nach meinem Wessi-Urteil - als erstrebenswertes Ziel anerkannt hat und somit ein klares Konzept von Zukunft ausgestrahlt hat, auf das ich heute nur noch neidvoll blicken kann im Vergleich zu dieser Dystopie hier. Der Expansionsdrang und die Gelehrsamkeit, die mit therapeutischen Überzeugungen einher zu gehen scheinen, klopfen jetzt bei anderen Machtblöcken an die Tür. Da hilft derzeit nur noch beten.

MEINENSTEIN, 28. Februar 2023, 00:55 UHR

Es scheint zur Zeit kaum möglich, für Frieden zu demonstrieren. Kann es sein, dass die Menschen sich nicht mehr im Klaren und schon gar nicht mehr einig sind, auf welcher Grundlage (politische Weltordnung, Staat, Wirtschaft, Position in der Welt und Verhältnis zu seinen Nachbarn, menschliches Miteinander) es Frieden geben soll? Die Kundgebung am Brandenburger Tor habe ich mir heute auch angeschaut und für ein Miteinander ein Schild hochgehalten. Dennoch war ich mit gemischten Gefühlen da und ich weiß eigentlich immer noch nicht, was ich davon halten soll. In der Öffentlichkeit wahrnehmbare Zeichen setzen war/ist wichtig.

Für Frieden zu demonstrieren, ohne zu thematisieren, auf welcher Grundlage dieser verwirklicht werden soll/kann, ist schwierig bis ausweglos. Es ist ein Glaubenskrieg, es ist ein Wirtschaftskrieg und es ist ein Waffenkrieg, in dem wir uns befinden und eindeutig Kriegspartei sind, ohne dass es jemals eine wirkliche Diskussion darüber gegeben hat/geben konnte, ob wir, die Bevölkerung, das überhaupt wollen. Der Glaubenskrieg ist scheinbar eine Selbstverständlichkeit! Der Wirtschaftskrieg scheinbar eine hinzunehmende Unabwendbarkeit! Der Waffenkrieg, da zögern wir noch, ist aber nur eine Frage der Zeit und entsprechender Propaganda, bis auch hier die Grenzen überschritten werden.

Thematisiert auf der Demo und im Manifest wurde nur der Waffenkrieg in der Ukraine (eine Symptomerscheinung), nicht aber der Wirtschaftskrieg und schon gar nicht der Glaubenskrieg. Worum geht es eigentlich?! Darüber wurde gar nicht wirklich gesprochen. Aus meiner Sicht ist es ist ein Schauspiel, eine Tragödie und Märtyrerdrama, welches sich der Westen in der Ukraine leistet. (Es ist kein Zufall, dass der Held von Beruf Schauspieler ist. Für die Rollen, die Deutschland zu Teil sind, greift Mensch auf Laiendarsteller zurück, die froh sind, das sie überhaupt mitspielen dürfen und deshalb jeden Sche… mitmachen und ausführen.)

Uns wird eine inszenierte Realityshow präsentiert mit echten Toten und wir als Zuschauer sollen damit auf Linie gebracht werden. Da wird uns dann auch ganz konkret und fühlbar eine Katharsis (Frieren und Verzichten) zugemutet und abverlangt, damit wir alle brav solidarisch werden und eine vermeintlich bedrohliche Gegnerschaft verinnerlichen, gegen die es mit aller Macht zu kämpfen gilt. Ausgang ungewiss, bzw. festklammern an einen Status Quo unipolarer Weltordnung, der aber mittlerweile der Vergangenheit angehört und auf jeden Fall ohne jede Zukunftsperspektive ist.

Es kann nicht sein, dass der Held nicht gewinnt?! Doch es kann, weil es gegen eine herbeigeredete Bedrohung nichts zu gewinnen gibt. Das Problem ist das fehlende Vorstellungsvermögen, gemeinsam in die Zukunft gehen zu können. Gemeinsam mit China, Russland, USA und den europäischen Nachbarn. Das scheint das Problem!

Es ist m.E. eine Frage der sich verändernden politischen Weltordnung, eine Frage der Souveränität der europäischen Nationen, der Souveränität Deutschlands. Es ist eine Frage der Position, die die Nationen in Europa und die wir in Deutschland diskutieren und beziehen könnten bzgl. eines Miteinanders in der Welt, wenn wir souverän wären.

All das wird in dem Manifest und auf der Bühne nicht in Frage gestellt und angesprochen.
Es scheint somit "nur" ein Herumagieren um den heißen Brei und ein sich Abgrenzen gegen Kriegtreiberei, oder ... Das martialische Festhalten an den z.Zt. getrommelten Narrativen ist doch nichts anderes als ein Wegschreien und Ablenken von den eigentlichen Fragen, ein Verdrängungsprozess. Die Menschen in der Ukraine sterben für ein Gutmenschentum, damit diese Gutmenschen sich nicht mit den eigentlichen Fragen der gesellschaftspolitischen Veränderungen beschäftigen müssen. Ein sehr blutiger Verdrängungsprozess. Das steckt m.E. dahinter. Motto: Scheiß auf die Geschichte. Es kann heute nicht sein, was nicht sein darf.

Eine derart kastrierte Friedensdemo stört zwar für den Moment die (Verdrängungs-) Kriegsaktivitäten unserer grünen Freiheitskämpfer, wird auf Dauer aber keine wirkliche Bedeutung entfalten, weil der Inhalt fehlt. "Raus aus der Nato", "Raus aus dem unterwürfigen Vasallenverhältnis zur USA", "Wo sind unsere Interessen?" Das alles stand auf den Schildern und Plakaten der Demonstranten, wurde aber nicht auf der Bühne benannt. Schließlich gilt es vorsichtig zu sein, was Mensch sagt!! Unfassbar!

Für Frieden sein, ohne zu sagen, aus welcher Position heraus, auf welcher gesellschafts- und wirtschaftspolitischen Grundlage dieser sein soll, ist im Kontext des aktuellen Zeitgeschehens ein nettes Bekenntnis, mehr aber auch nicht. Zivilisation. Aufklärung, Menschlichkeit, Erfahrungen aus der Geschichte und kulturelle und gesellschaftspolitische Errungenschaften in Deutschland, wo seid ihr?

Aus meiner Sicht wäre die beste Haltung für Deutschland eine neutrale Position einzunehmen und eigene Vorstellungen für ein kooperierendes Miteinander und gemeinsamer Zukunft zu entwickeln. Das Kriegsschauspiel gar nicht mitzumachen. Und ich denke, diese Neutralität ist bitter nötig, um die Gelegenheit zu nutzen, zu eigener Souveränität zu finden, die verloren und abhanden ist. Die Katharsis sollte sein zu erkennen, dass es vorbei ist mit unipolarer Weltordnung und auch das es für Deutschland so langsam vorbei ist mit „Schuldpatriotismus“ unter dem Schutzschirm einer Gutmenschenmacht. Die nachfolgenden Generationen können und werden dem wg. fehlender Zukunftsperspektiven sowieso nicht mehr folgen.

Selbstachtung ist hier scheinbar das Zauberwort und der Schatz, den es in Deutschland zu finden gilt. Wenn Mensch diese hat, kann er sie auch anderen zugestehen. Wer Selbstachtung hat, würde das Land niemals von solch einer gefährlichen Pappnasenclique regieren lassen. Mit Selbstachtung wäre es nicht möglich, sich in ein Kriegsschauspiel hineinziehen zu lassen, in dem die eigene Wirtschaft und Infrastruktur (im Auftrag der vermeintlichen Schutzmacht) zerstört wird und die Lebensgrundlagen zugunsten monetärer Interessen dekonstruiert werden.

Es gilt m.E., Antworten darauf zu finden, wie wir zukünftig miteinander leben wollen auf dieser Welt! Was ist eine Demokratie wert, wenn genau dann, wenn qualifizierte und kompetente Diskurse gebraucht werden, Verantwortungspositionen von adoleszenten, ungebildeten und narzisstisch gestörten Menschen besetzt werden können und hysterisch zu Waffen gegriffen wird?!

Es ist m.E. an der Zeit, dass wir hier in Germany das autoritäre Hierarchiegefüge, dem wir uns unterworfen haben, verlassen und uns damit auseinandersetzen wie wir auf eigenen nationalen Beinen (gemeinsam mit anderen Nationen) stehen können. "Hoffnung ist nicht die Gewissheit dass etwas gut ausgeht, sondern die Überzeugung dass etwas Sinn macht, egal wie es ausgeht" [Vaclav Havel]
Bleiben wir stark! :-)

RÜDIGER HAUFF, 28. Februar 2023, 12:40 UHR

@MEINENSTEIN:
Nachdem mich gestern der konfliktreiche Dialog auf Multipolar zu diesem Thema irritiert und auch beunruhigt hatte, haben Sie mir heute eine große Freude bereitet. Ihre stilistisch, vor allem aber inhaltlich tiefgreifend wunderbar dargelegten Gedanken sind für mich sehr wertvoll. Falls Sie nicht bereits selbst auf das Gespräch von Jasmin Kosubek mit Alexander Rahr gestoßen sind (https://youtu.be/RhjlJiqNKxE), empfehle ich Ihnen - und natürlich allen anderen Lesern - dieses Gespräch (38:44). Alexander Rahr leidet unter anderem auch an genau den von Ihnen beschriebenen Leerstellen im Friedensdiskurs.
Vielen Dank für Ihren Beitrag!
Rüdiger Hauff

MEINENSTEIN, 28. Februar 2023, 20:00 UHR

Vielen Dank, Herr Hauff, für Ihren Kommentar! Ich habe mir das Gespräch mit Jasmin Kosubek und Alexander Rahr angeschaut und es passt in der Tat sehr gut zu meinen Gedanken. Herr Rahr beschreibt in dem Gespräch m.E. sehr gut, welche unterschiedlichen Vorstellungen bzgl. eines zukünftigen Europas (noch) bestehen und reißt damit nicht nur die unterschiedlichen Vorstellungen über die wirtschaftspolitischen Systeme an, welche die Gesellschaften prägen, er spricht auch von Zivilgesellschaften, welche eine Nation ausmachen (können/sollten)!!

Haben wir hier so etwas überhaupt noch?! Wird nicht auch gerade diese immer weiter zurückgedrängt (und zurückgetreten, muss Mensch heute leider schon feststellen). Wir müssen doch gar nicht bis nach Russland, China oder sonst wo schauen. Es reicht doch der Blick auf unsere eigene Gesellschaft, bzw. der Blick auf die eigenen Bedingungen und Umstände, so wie diese sich in den vergangenen Jahrzehnten entwickelt haben und sich heute darstellen, um festzustellen, dass die Systeme, in denen wir uns hier und heute im Westen befinden, destruktiver nicht sein könnten und ohne Zukunft sind.

Wir kämpfen hier darum, dass überhaupt noch irgendetwas schadensfrei und unbehelligt an Interessenvertretung der Bevölkerung, Gemeinwesen, soziales Miteinander, Bildungssysteme, Möglichkeit zur persönlichen Entfaltung, usw. usf. stattfinden kann. Von welcher Zivilgesellschaft wollen wir im Westen eigentlich noch reden?! Die wird doch gerade für völlig überflüssig erklärt (oder höchstens noch als Wahl- und Umfragevieh gesehen, welches Steuern abzuwerfen hat).

Um auf die Frage des Kommentators Alexander Fein zu sprechen zu kommen: „Gehen Liberalismus und innerer wie äußerer Frieden überhaupt zusammen?“ Wenn das, was ich da oben über unsere heute brutal unterdrückte Zivilgesellschaft geschrieben habe, ebenso den Liberalismus beschreibt, von dem in der Frage gesprochen wird, kann da nur geantwortet werden: Nein, das geht überhaupt nicht zusammen. Deshalb sollten/müssen wir m.E. im Innern zuerst etwas ändern, um überhaupt nach außen hin wieder Dialog führen zu können (sonst enden wir in der Tat als Zähne fletschender Köter mit Halsband in Regenbogenfarben, der in der Ukraine am Stacheldrahtzaun knurrt und der USA die „Russen“ vom Hals hält.)

Und dass wir im Innern etwas ändern können, sehen wir an den vielen wunderbaren und hilfreichen Publikationen auf den „alternativen Medien". Wer es sehen will, kann heute eine Verfügbarkeit an geistreichen und tief- und hintergründigen Informationen, Gedanken und Gesprächen entdecken, wie es diese meiner Meinung nach noch nicht gegeben hat. Und dass das so ist, sagt mir, dass die Zeit reif ist, sich endlich mal ans Eingemachte zu wagen und den Dingen auf den Grund zu gehen. Deutschland wo ist Deine Souveränität? Deutsche Zivilbevölkerung, wo ist Deine Selbstachtung?

MEINENSTEIN, 28. Februar 2023, 21:40 UHR

Aus meiner Sicht braucht es nicht nur im Außen Verhandlungen, so wie im Manifest von Wagenknecht und Schwarzer gefordert, sondern auch Friedensverhandlungen im Innern. Bei genauerer Betrachtung können wir ja schon als Gleichgesinnte den ukrainischen Flüchtlingen die Hände reichen. Auch wir leben in Ungewissheiten, so dass wir für uns nur schwer bis gar nicht klären können, wie die Welt wohl Morgen, in einer Woche oder in einem halben Jahr aussieht.

Es ist doch bedrohlich, wenn ich mein Leben und seine Umstände nicht mehr in gewissen Maßen vorhersehen kann, oder? Ich bin dann nur noch mit Orientierung beschäftigt und komme kaum dazu, meinen Alltag oder im "Hier und Jetzt" zu leben. Ich empfinde es auch als bedrohlich, wenn alle gültigen Kategorien und zivilisatorischen Gewissheiten und auch die Sprache dekonstruiert und in Frage gestellt werden. Es verunsichert enorm und stellt die eigenen gefundenen und gewählten Positionen ungerechtfertigter Weise in Frage. Das ist doch bedrohlich, weil ich überhaupt nicht mehr weiß, wo und wie ich mich in der Gesellschaft bewegen kann. Es wird von den öffentlich wirksamen Personen und Medien immer dreister gelogen, behauptet und vorgeschrieben. Was soll das!? Auch das verunsichert, weil ich nicht mehr weiß, auf wen oder was ich mich noch verlassen kann.

Ist das nicht auch ein Kriegs- und Flüchtlingszustand! Was ist mit dem Frieden im eigenen Land?! Eine Friedensbewegung kann m.E. heute nur Erfolg haben, wenn diese auch die inneren Angelegenheiten zum Thema hat und die Art und Weise in Frage stellt, wie hier Demokratie gelebt, Kommunikation mit der Bevölkerung praktiziert und (kaum noch vorhanden soziale) Marktwirtschaft betrieben wird. Was ist das für ein Quatsch, über 50 Jahre verlässliche Energieversorgung plötzlich als bedrohliches Erpressungspotential umzuinterpretieren? Was ist das für ein Humbug, über 7 Jahrzehnte gelebtes Miteinander mit Russland als böse Abhängigkeiten und gefährliche Einflussnahme zu sehen. Geht´s noch!? Worin sich Fracking Gas und Pipelinegas unterscheiden, muss Mensch ja auch gar nicht mehr erklären. Warum sollen wir überhaupt ständig und allumfassend die Welt und unser Wohlbefinden nur noch im Kriegs- und Untergangszustand sehen und begreifen?

Wir brauchen kompetente Politiker und Regierungen, die sich unter multipolar etwas vorstellen können und uns in der Welt vertreten und unser Wohlbefinden schützen und nicht welche, die uns vorschreiben, dass es nur die eine unipolare Welt und den gefährdeten Gesundheitszustand geben kann und wie die Welt für uns zu sein hat und welche Pillen und Spritzen wir einzunehmen haben. Es müsste nicht nur raus aus der Nato heißen, es müsste auch raus aus Baerbock, Habeck, Strack-Zimmermann, usw. usf. heißen. Raus aus der Niveaulosigkeit, raus aus Hollywoodinszenierungen von Wirklichkeiten. Da fragt sich manch eine/r, wie er/sie nur so dumm und niveaulos werden kann, wie es z.Zt. gebraucht wird und sein soll. Wollen wir wirklich unsere Philosophen gegen Donuts verpfänden, um ein Hauch von American way of life zu ergattern?! Es gibt so Vieles, was Mensch da für eine vollwertige Friedensbewegung noch auf die Schilder malen und auf der Bühne thematisieren sollte.
Bleiben wir stark! 😊

ARNOLD WEIBLE, 12. März 2023, 17:05 UHR

Ihre Ausführungen zu den Lücken im Manifest sind sehr inspirierend. Allerdings vermute ich sehr, dass ein Manifest, das Ihre Gedanken aufgegriffen hätte, die meisten Menschen überfordert hätte. Insofern halte ich diese Vereinfachung der Problematik im Manifest für die richtige Strategie. Zudem, wenn man bedenkt, wie heftig die Reaktionen allein schon auf dieses „abgespeckte“ Manifest sind, denke ich, müssen wir uns sogar auf eine noch einfachere Ebene begeben. Uns fehlt am dringendsten ein Konzept, Menschen dazu zu bewegen, überhaupt nachzudenken, anstatt sich ihrem Bauchgefühl zu ergeben.

ELKE SCHENK, 28. Februar 2023, 16:00 UHR

Unabhängig davon, was Herr Sachs weglässt oder weichspült – und auch das Manifest bereitet jedem, der die geopolitische Entwicklung bis zum russischen Einmarsch verfolgt hat, stellenweise Bauchschmerzen:

Vor dem Hintergrund der “Bericht”erstattung der Mehrheitsmeinungsmedien über die Demonstration und ihre Teilnehmer sowie der einseitigen, manipulierenden “Bildungs”materialien zum Ukraine-Krieg ist sein Beitrag unschätzbar, weil er als (neo)liberaler Regierungsberater unverdächtig ist: Er lässt sich weder als Rechtsextremer noch als Putin-Versteher noch als Querfrontler verunglimpfen. Deshalb vielen Dank an die Multipolar-Redaktion für die Übersetzung.

Paradoxerweise: Gerade die Schwächen des Beitrags und die politische Biografie von Sachs machen es möglich, eine solche Stimme in Bildungseinrichtungen einzusetzen, einen Gegenakzent zum Regierungsnarrativ zu setzen, ohne in den Fokus des neuen Strafrechtsparagrafen zu geraten. Politische Bildung soll eigentlich seit dem Beutelsbacher Konsens der 70er Jahre folgenden Prinzipien verpflichtet sein:

“Überwältigungsverbot (keine Indoktrination); Beachtung kontroverser Positionen in Wissenschaft und Politik im Unterricht; Befähigung der Schüler, in politischen Situationen ihre eigenen Interessen zu analysieren. Minimalkonsens hieß - was allen Beteiligten klar war -, dass Dissens in Wissenschaft und Politik und also auch in politischer Bildung selbstverständlich ist. […] Der Schüler muss in die Lage versetzt werden, eine politische Situation und seine eigene Interessenlage zu analysieren, sowie nach Mitteln und Wegen zu suchen, die vorgefundene politische Lage im Sinne seiner Interessen zu beeinflussen. Eine solche Zielsetzung schließt in sehr starkem Maße die Betonung operationaler Fähigkeiten ein.”

https://www.bpb.de/die-bpb/ueber-uns/auftrag/51310/beutelsbacher-konsens/

Nach meiner Beobachtung gelten diese Kriterien in der Praxis nicht bei geo- und sicherheitspolitisch relevanten Themen oder der ‘großen Transformation’. Dazu zählen in jüngster Zeit neben dem Konflikt um die Ukraine die Corona- und Klimapolitik.

DIETMAR FREUND, 3. März 2023, 20:45 UHR

Die zum Teil sehr gehaltvollen Kommentare zwischen Defätismus und Vaclav Havels Hoffnungsdefinition, der ich zuneige, sind inspirierend. Eine Ergänzung sei mir erlaubt. Die Parallele zwischen Jeffrey Sachs und Ulrike Guérot ist nach einer von mir noch nicht weiter verifizierten Äußerung von Gerhard Wisnewski fragwürdig:

"Sachs war außerdem Sonderberater für die Millennium Development Goals des Generalsekretärs der Vereinten Nationen Ban Ki-moon, Berater für den IWF, die Weltbank, die OECD, die WTO und das UNDP."

"Also für sämtliche globalen finanziellen Folterkeller", formuliert Wisnewski dazu weiter. Sachs habe schon Erfahrung im Abriss von ganzen Existenzen und Ökonomien und zitiert weiter den Wikipedia-Eintrag:

"1989 schloss Jugoslawien mit dem IWF das sogenannte „Marković-Sachs-Programm“ ab, welches nur auf Drängen des IWF zustande kam. Innerhalb weniger Monate wurde 1989/90 eine radikale Importliberalisierung durchgeführt, die bis Ende 1990 2.435 Betriebe mit insgesamt 1,3 Millionen Beschäftigten in Konkurs gehen ließ. Das Bruttosozialprodukt Jugoslawiens sank 1990 um 7,5 Prozent und 1991 um 15 Prozent.[4] Vor allem die von ihm empfohlene Politik der raschen Privatisierung im Stil einer Schocktherapie (siehe auch Coupon-Privatisierung) trug ihm Kritik ein. Viele Ökonomen, wie zum Beispiel Joseph E. Stiglitz[5], sind der Meinung, dass diese radikal-neoliberale Herangehensweise zum raschen wirtschaftlichen Zusammenbruch des Ostblocks beigetragen habe. Ab 1994 war Sachs in Indien aktiv, seit 1995 beschäftigt er sich besonders mit Afrika."

(Quellen https://de.wikipedia.org/wiki/Jeffrey_Sachs und https://t.me/GWisnewski/28635)

Ob er seitdem, also nach immerhin ca. 30 Jahren, eine entsprechende Wandlung, die zudem derjenigen von Ulrike Guérot entspricht, vollzogen hat, vermag ich jedenfalls nicht ohne Weiteres zu beurteilen. Nach "RIPPLE" wäre dies ohnehin mehr als zweifelhaft. Letztlich dürfte jedoch der Aufwand einer angemessenen Beurteilung allein dieser einen Person unverhältnismäßig sein und eher davon ablenken, worauf es bei der Beurteilung der Gesamtentwicklung letztlich ankommt. Dies weiter zu vertiefen, dürfte zwar auch aufschlussreiche Einzelaspekte erbringen, aber dem ohnehin schwierigen Balanceakt, einen Überblick über die grundlegenden Linien und Strukturen zu er- und behalten eher unnötig Energie entziehen.

CHRISTOPH KLEIN, 5. März 2023, 10:25 UHR

Am Promi-Redner Jeffrey Sachs wird einiges zur inneren Widersprüchlichkeit der neuen Friedensbewegung deutlich. Sachs ist seit langem ein Insider der kapitalistischen Versklavung in Ost und West. Sein Einsatz für die sog. Nachhaltige Entwicklung widerspricht dem nicht, sondern bestätigt es. Die inneren Umgestaltungen von Wirtschaft und politischer Führung sind in den wichtigsten geografischen Bereichen der neuen Multipolarität, den USA bzw. Nordamerika, der EU, China und auch in Putin-Russland dieselben. Das chinesische social credit system zeigt nur besonders deutlich deren Gehalt.

Bei der Entwicklung von digitalen Systemen der Überwachung und Steuerung der Bevölkerung arbeiten diese „Großen“ auch weiter eng zusammen. Beispiel: Beim letzten G20-Gipfel in Bali verpflichteten USA, Russland, EU, China etc. sich gemeinschaftlich – Ukrainekrieg hin, Ukrainekrieg her – solche Programme wie einen internationalen Pandemievertrag zu forcieren. Ich erinnere mich an einen interessanten Beitrag auf „multipolar“ über eine von russischen und US-Experten hochrangig bestückte Konferenz über Cybersicherheit in Moskau – um ein weiteres Beispiel zu nennen. Es ging um die Sicherheit der administrativen totalitären digitalen Systeme, worum denn sonst? Einen ähnlichen Charakter wie die sehr eigenartig getönte Gesundheitspolitik der G20 hat auch die sog. Nachhaltigkeitspolitik, wie sie seit langem vom Club of Rome und u.a. auch vom World Economic Forum beschrieben wird. Sie wollen uns weismachen, Nachhaltigkeit und Friede könnten und müssten unter der Kontrolle derjenigen bleiben, die Nachhaltigkeit und Frieden bisher schon systematisch ruinieren.

Die gemeinsame Sorge der Oligarchen in Ost wie West betrifft die innere Stabilität. Sie meinen damit die Stabilisierung und Intensivierung der Unterdrückung, wie an der Coronapolitik bereits beispielhaft durchexerziert und sich in weitaus radikaleren weiteren Vorhaben wie dem Pandemievertrag, der Bargeldabschaffung und der Militarisierung abzeichnend. Über die Antriebe solcher Vorhaben kann man spekulieren; sicher spielt die weitere Zentralisierung des Kapitals eine Rolle, vielleicht aber auch das Gespür der Regimes für wachsende Bewusstheit und Emanzipationsstreben großer Teile der Menschheit, die es zu unterdrücken gilt.

Die Sorge, dass kriegerische Konflikte zwischen den beteiligten Großen, wie sie in der neuen Multipolarität normal und eingepreist sind, wie z.B. der Ukrainekonflikt, wie Rohstoffkriege in Afrika oder der Taiwankonflikt außer Kontrolle geraten und zu Zusammenbrüchen der inneren Ordnungen beteiligter Mächte führen könnten, treibt mE solche Aktivitäten wie die von Jeffrey Sachs an. Verhandlungen dieser Art werden kommen und gehen, aber sie werden den Emanzipationsbestrebungen der Menschen in Ost, West, Süd und Nord nicht zugutekommen, sondern eher dem Gegenteil. Dafür werden sie jetzt favorisiert. Ich spreche mich absolut nicht gegen eine Verhandlungslösung für die Ukraine aus, ich spreche mich ebenso wie die Friedensbewegung und J. Sachs für sofortigen Waffenstillstand aus. Aber wie auch immer sie konkret ausgehen werden: die zentralen Fragen werden hier nicht gestellt und sollen nicht gestellt werden. Wie können wir neue, demokratischere, emanzipativere Formen der Gesellschaftlichkeit erreichen, wie können wir die grundlegenden Verbundenheiten der Menschheit bewusster und praktikabler machen?

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