Falsche Pandemien
WOLFGANG WODARG, 7. Juni 2021, 26 Kommentare, PDFAls Medizinstudent habe ich gleich in den ersten Monaten etwas gelernt, was mein Leben für immer verändern sollte. Es war wie eine Erleuchtung. Dabei handelte es sich nur um eine kleine Zeichnung, das Bild eines Regelkreises. Sie stand im Lehrbuch der Physiologie und als ich sie mir näher ansah, um das Dargestellte zu verstehen, fühlte ich, dass ich etwas Grundsätzliches entdeckt hatte. Früher in der Schule war auch schon davon die Rede, aber da war es mir nicht besonders aufgefallen. Doch jetzt ahnte ich plötzlich, wie Leben funktioniert.
Ich hatte die Bedeutung meiner Entdeckung zuerst nur gespürt und lange nicht verstanden. Dann, innerhalb kürzester Zeit, fand ich diesen kreisenden Selbstbezug, dieses auf Störungen reagierende und sich stabilisierende Selbst, wo ich auch hinschaute. Bei der Blutzuckerregulation, beim Blutdruck, bei der hormonellen Steuerung unserer Organfunktionen, bei der Wiederherstellung einer gesunden Darmflora, bei Reaktionen unseres Immunsystems auf störende Einflüsse durch Pollen oder Viren und selbst im sozialen Miteinander sah ich diese durch Rückkopplung und ein dynamisches Gleichgewicht gekennzeichneten Systeme. Das war eine faszinierende Offenbarung. (…)
Das kleine Bild des Regelkreises hat sich mir eingeprägt. Es ging mir nie mehr aus dem Kopf, denn es ist eine Art Werkzeug, mit dem man Prozesse leichter verstehen kann. Wer an oder in einem bestehenden System irgendetwas ändert oder stört, der ändert immer auch das Ganze. Alles wirkt auf alles zurück. Was ich tue, was man mit mir tut, was ich unterlasse, was ich auswähle und was ich überhöre, alles ändert mein Leben, laufend.
Ständig in diesem Bewusstsein zu leben wäre aber sehr anstrengend. Wir sind gezwungen, uns dauernd zu entscheiden. Und je länger man im Katalog der Möglichkeiten blättert, je mehr man dabei entdeckt, umso schwerer fällt die Auswahl. Müsste man dabei auch noch an alle Zusammenhänge und Konsequenzen denken, würde das Leben zu kompliziert. Weil niemand immer alles gründlich abwägen kann und wir uns trotzdem ständig entscheiden müssen, erschaffen wir für uns selbst und mit anderen Regeln, damit wir die tagtäglichen Aufgaben fast automatisch erledigen können. Dadurch gewinnt man mehr Freiheit für das Wesentliche und für Neues. In unserem Staat dient allen das unveränderliche Grundgesetz zur Orientierung. Genau wie die Gesetze, die davon abgeleitet sind oder ihm zumindest nicht widersprechen dürfen. Nach ihnen muss alles gesellschaftliche Leben ablaufen. So wie beim Fußball nach dessen Regeln.
Wer uns also schwächen und Macht über uns gewinnen will, der kann uns dadurch lähmen, dass er unseren Alltag möglichst tief und lange durcheinanderbringt und unsere abgestimmten Regeln außer Kraft setzt oder immer wieder schnell ändert. Und jetzt denken Sie bitte nicht an Corona! (…)
Weltvergessenes Kreisen um eine tote Fledermaus
Es sieht so aus, als sei ein ganz komisches Programm unterwegs, das unsere dauernde Aufmerksamkeit auf sich zieht. Komisch auch, wo man sich nur hinwendet, haben sich schon alle darauf eingestellt. (…) Es ist wie ein weltvergessenes enges Kreisen um eine tote Fledermaus. (…) Weltweit programmiert man uns mit Corona-Dauermassage nun schon seit über einem Jahr, dass wir ausschließlich auf Fallzahlen und R-Werte schauen. Diese beruhen auf den Ergebnissen eines in Silico (1) entworfenen, ungeeigneten Tests und mit großen finanziellen Anreizen (2) geförderten Codierungen einer einzigen Diagnose oder auch nur deren Verdachts. (…)
Die offiziellen, durch alle Kanäle gedröhnten Corona-Geschichten sind so einfallslos verbissen, dass immer mehr Menschen die alltägliche Propaganda hinterfragen. Überall spürt man wachsenden Zorn über unsinnige Maßnahmen, über Widersprüchlichkeiten, Einschränkungen, Grausamkeiten und über die rasant zunehmenden sozialen Ungerechtigkeiten. Inzwischen hat sich viel Kraft und viel Wissen hinter diesem wachsenden Widerstand versammelt, und wer genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest, der spürt das feine Zittern der Exekutive, die wachsende Unsicherheit und die hilflose Flucht in Versuche, jede gesellschaftliche Kommunikation immer drastischer zu unterdrücken. Das Handeln der Regierungen wirkt jetzt deutlich wie ein »Augen zu und durch«. Doch wir haben die Augen sehr weit offen und sehen, dass die Pläne der Mächtigen so schlecht sind, dass sie offenbar Angst haben, wir könnten darüber reden. (…)
Wir sehen ihre Mitläufer täglich, wie sie uns freundlich lächelnd Angst machen, uns angespannt und in ständiger Unsicherheit zu halten versuchen. Die in Schlüsselpositionen von Politik, Medien und Wissenschaft geschleusten Young Global Leaders und all jene, die sich von dieser illegitimen Macht verführen lassen.
»We are coming out«, sagte Klaus Schwab in seiner Rede beim Beijing Forum Anfang Dezember 2020. Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), des Davoser Salons der Milliardäre, kündigte bereits im Sommer mit seinem neuesten Buch einen Great Reset oder – auf Schwäbisch – einen »Umschwung« an. Dabei sieht er in COVID-19 ein »Window of Opportunity«, das die Möglichkeit einer neuen Weltordnung eröffne. Damit wiederholt er weitgehend, was der langjährige Finanzberater und Drahtzieher französischer Regierungen Jacques Attali bereits im Mai 2009 anlässlich der Schweinegrippe äußerte. Attali meinte, dass sich die Menschheit nur dann signifikant weiterentwickle, wenn sie wirklich Angst habe. Er regte an: »Une petite pandémie permettra d’instaurer un gouvernement mondial!« (»Eine kleine Pandemie würde es erlauben, eine Weltregierung zu installieren!«)
Viele Finanzexperten schildern seit Jahren sehr eindrucksvoll, wie hoffnungslos inzwischen die Situation für das Bankensystem und die verschuldeten Staaten in der riesigen Spekulationsblase beziehungsweise der gewaltigen Schuldenkrise geworden ist. (3) Alle sagen: »So geht es nicht weiter.« Damit rechtfertigen vermutlich viele beteiligte Politiker auch insgeheim ihre antidemokratische Komplizenschaft.
Offen angekündigte Machtübernahme
Doch was wir jetzt erleben, das ist kein Umschwung. Es ist eine offen angekündigte Machtübernahme, eine lehrbuchmäßige Schock-Strategie nach dem Muster von Milton Friedman. Er hat vorgemacht, wie Notsituationen geschaffen und genutzt werden können, um ohne Widerstand der von Angst gelähmten Bevölkerung die Macht zu übernehmen oder eine radikale Privatisierung öffentlicher Güter einzuleiten. (4)
Chinas soziales Belohnungs- und Bestrafungssystem scheint dabei kopiert, perfektioniert und globalisiert zu werden. Nur dass der Westen wohl erst einmal aus dem Silicon Valley, der Wall Street und der City of London kontrolliert wird und nicht aus Peking. Bisher scheint unter der vorbildlichen Führung Deutschlands der »Umschwung« nach Plan abzulaufen.
Da stört also jemand gerade gewaltig die ganze Welt und kündigt uns – ohne zu fragen – einen Great Reset an. Doch glücklicherweise ist so ein Coup nicht berechenbar. Aus dem Great Reset könnte bald ein Great Regret werden oder vielleicht doch ein Reset, aber ein anderer, als ihn sich seine Macher erträumt haben. Das Leben ist eben nicht trivial und berechenbar und jede Einwirkung – berechnet oder nicht – erzielt nicht nur die gewünschte Reaktion, sondern wirkt sich auf alles aus. Und da wir eben keine Roboter oder Cyborgs sind, ist Fernsteuerung nicht drin.
Die Menschen sind zurzeit durch Angst und einen irrationalen, widersprüchlichen Alltag wie gelähmt. Wenn sich der künstliche Nebel lichtet und die Machenschaften, die Korruption und Pläne hinter den Kulissen sichtbar werden, wird sich bald herausstellen, dass Menschen anders leben wollen, als die Schock-Strategen wünschen.
Das anonyme Gespenst einer globalen Supermacht, ständige Überwachung und Verhaltenskontrollen durch Freiheits- und Eigentumsentzug oder regelmäßige Zwangsuntersuchungen und -impfungen mit gentechnischen Eingriffen, das passt nicht zu unseren verfassungsmäßigen Sollwerten und nicht zu einer schönen und interessanten Welt voller Liebe, Neugier und Abenteuer.
Transhumanismus wird zum Ladenhüter, den Mars lassen wir in Ruhe, Soylent Green essen wir nicht und wir lassen uns auch nicht gentechnisch verändern. Wir achten einander als »all different – all equal«, alle verschieden – alle gleich, schützen unsere Natur und lassen die Pandemisten zur Hölle fahren. (…)
Wenn es gelingt, Zusammenhänge zu verstehen und die Hintergründe der Angstblase zu durchschauen, dann geht dieser die Luft aus und es entsteht mehr Platz für Vernunft und Liebe als Motor für Engagement und Änderungen. (…)
Begegnungen mit dem Dogma
Am 10. März 2020, ein Tag bevor die WHO eine Pandemie ausrief, war ich ins Berliner ZDF-Studio eingeladen worden. Ich sollte mich für die Sendung Frontal-21 kritisch zur angekündigten Bedrohung durch eine aus China kommende Coronavirus-Infektion äußern. Die Seuche hatte – angeblich ausgehend von Wuhan – bereits Europa erreicht und wurde in allen Medien immer mehr zum Thema Nr. 1. Von den Betrügereien um die Schweinegrippe sensibilisiert, hatte ich mir die chinesischen Statistiken genauer angesehen und sofort bemerkt, dass da etwas faul war. Ich wollte im Interview darauf aufmerksam machen.
Nach vergeblichen Versuchen bei mir bekannten Journalisten großer Tageszeitungen hatte am 29. Februar 2020 endlich meine alte »Heimatzeitung«, das Flensburger Tageblatt, einen Artikel mit dem Titel »Panikmacher isolieren«, den ich Anfang Februar verfasst hatte, als Gastkommentar im hinteren Teil veröffentlicht. Das sehr neue zögerliche Interesse der mir vertrauten Redaktionen hatte mich schon stutzig gemacht.
Ende Februar 2020 galten in Deutschland 27 Menschen als infiziert, von denen 15 damals schon wieder »geheilt« sein sollten. Anfang März waren noch einige Handvoll Fälle hinzugekommen. Die Leipziger Buchmesse und weitere Großveranstaltungen waren bereits vorsichtshalber abgesagt worden.
Bei meinem Auftritt im ZDF versuchte ich, der erkennbaren Panikmache entgegenzuwirken, und konnte einige gute Beispiele und Argumente vortragen, da ich schon im Januar mit meinen Recherchen begonnen hatte. Nach der Sendung wurde noch ein Live-Chat (5) für den Facebook-Kanal des ZDF aufgezeichnet, der wie eine Art Sprechstunde ablief und der ein sehr positives Echo hatte.
Alles war gut gelaufen, aber als ich das Studio verließ, spürte ich in den Redaktionsbüros eine seltsame Stimmung. Ich nahm das nicht so ernst und machte mich, zufrieden mit den Hörergesprächen, auf den Heimweg. Am Torweg zum Hinterausgang stand ein Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündete. Ich erkannte Hubertus Heil, mit dem ich im Gesundheitsausschuss des Bundestages vor Jahren zusammengearbeitet hatte. Mit einer scherzhaften Bemerkung über die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens begrüßte ich also den Bundesminister für Arbeit und Soziales und seine mir unbekannte Begleitung. Als er mich fragte: »Was machst du denn hier?«, nutzte ich die Gelegenheit zur Bitte, er möge mir doch helfen, diese unnötige Panik schnell zu beenden. Daraufhin zog er noch einmal an der Zigarette, lächelte schweigend und wünschte mir ohne weiteren Kommentar alles Gute.
Kurz darauf rief mich ein mir bekannter Journalist, erkennbar bewegt an, ich sollte mir unbedingt einen Anwalt nehmen. Als Begründung führte er an, es sehe so aus, als wolle man meinen guten Ruf zerstören, und es sei etwas ganz Schlimmes im Gange. Der Journalist hatte recht: Bereits am 18. März 2020 trat mein ehemaliger Fraktionskollege Karl Lauterbach mit einem diffamierenden Beitrag eine Hetzkampagne gegen mich los.
Inzwischen haben sich überall die Maßstäbe verändert. Viele Menschen wurden erfolgreich in Angst versetzt und verstummten. Viele wurden diffamiert, verleumdet und beruflich oder privat aus der Bahn geworfen und viele sind dadurch krank geworden, die meisten offenbar ohne die ursächliche Einwirkung von Viren.
Da war es also, das neue Narrativ. Das Neue und Schockierende für mich war eigentlich nur sein Dogmen-Charakter. Die Bundeskanzlerin hatte seit Mitte März 2020 von allen Menschen gefordert, »Solidarität« zu zeigen. Wer das Wuhan-Narrativ anzweifelte, der galt fortan als unsolidarisch, als Gefährder der Volksgesundheit. Was war da los? Weshalb schwiegen dazu all die klugen Menschen, die sich sonst um unsere Gesundheit kümmern? (...)
Vom Irren und Irreführen
Mein geschätzter Doktorvater, der Soziologe und Psychiater Professor Klaus Dörner, hat vor vierzig Jahren zusammen mit seiner Kollegin, der Diplom-Psychologin Dr. Ursula Plog, ein sehr erfolgreiches Standardwerk mit dem programmatischen Titel »Irren ist menschlich« veröffentlicht. Darin beschreiben beide Autoren eine offene, fragende und soziale Psychiatrie. (6) Das bahnbrechende Werk wird seither laufend aktualisiert. Der Titel ist sehr weise gewählt. Wer in der Demokratie als »irre« gilt, wird von den jeweils Stärkeren definiert. In manchen Fällen ist das auch die Mehrheit der Menschen. Deshalb gilt: Wer heute angeblich irrt, den kann schon morgen eine neue Mehrheit rehabilitieren und als vernünftig ansehen.
Manchmal führten große Skandale zu einer neuen Sicht der Dinge. Manchmal musste dafür auch erst ein Krieg verloren werden. Manchmal brauchten Gesellschaften Hilfe von außen oder Wahrheitskommissionen oder internationale Prozesse.
Dieses Buch schreibe ich deshalb, weil ich sehe, dass sich die Menschen nach Vogel- und Schweinegrippe jetzt mindestens zum dritten Mal (7) in die Irre führen lassen. In diese Irre führen sie offenbar unter anderem Spezialisten aus Virologie und Biomathematik, die sich selbst gefährlich überschätzen. Diese Experten präsentieren uns mit sorgenvoller Stirn und ständig neuen Hochrechnungen bisher nicht beachtete Details als bedrohliches Zukunftsszenario. Ihr hochwissenschaftlich klingendes Fachlatein macht Eindruck und bewirkt – medial verstärkt – zum wiederholten Male einen irren Schutz-, Investitions- und Impfaktionismus. Noch hat die Mehrheit offenbar nichts aus der Vergangenheit gelernt.
Für die erwähnten Spezialisten lohnen sich diese Pandemie-Kampagnen. Geldgeber mit eindeutigen Wirtschaftsinteressen stärken ihren Instituten den Rücken. Offenbar zahlt es sich für die oft bühnenerprobten Wissenschaftler immer wieder aus, sich »vor den Karren anderer spannen« zu lassen.
Wir sind Zeugen eines Prozesses, der in den letzten Jahrzehnten begann: Einer leider von Sponsoren aus der Impfindustrie völlig abhängigen Weltgesundheitsorganisation, der WHO, ist es gelungen, geschäftstüchtige Virologen für eine »Angstmaschine« zu gewinnen. Zunächst wurde mit dieser Strategie »nur« Geld verdient, doch jetzt wird eine gesellschaftliche Schocktherapie versucht, bei der man sich fragt, ob nicht die Therapeuten selbst behandelt werden müssten. Das koordinierte Handeln der Akteure dieser Angstmaschine haben Vertreter aus Finanz-, Militär-, Big-Data- und Pharmaindustrie im Rahmen einer »Pandemic Preparedness« seit Beginn dieses Jahrtausends konzipiert, also bereits vor SARS und Vogelgrippe. Seitdem wird dieses Konzept perfektioniert und global ausprobiert. (...)
Wissenschaft folgt dem Gelde
In den laufenden öffentlichen Diskussionen stelle ich erstaunt fest, dass medizinische Evidenz gar nicht gefragt ist. Gefragt sind junge dynamische Forscherinnen und Forscher, die auf der Corona-Welle reiten wollen und deren Lächeln zeigt, dass sie erfolgreich jeden Zweifel abgelegt haben. Die Wissenschaft ist in Europa primär für die Wirtschaft reserviert. Dadurch werden nachhaltig deren Prinzipien korrumpiert und eine offen kooperierende und freie Arbeitsweise weitgehend verhindert.
Europa als »wettbewerbsfähiger wissensbasierter Wirtschaftsraum« (8) leidet unter dem dominierenden Druck des wirtschaftlichen Wettbewerbs und ist primär zum Raum für die Wirtschaft, den regulierten Egoismus mit seinen Geschäftsgeheimnissen, Monopolen und Patenten geworden. (…) Ohne Frage braucht Wissenschaft Geld für Wissenschaftler, Forschungsmittel, Lehre und Kommunikation. Da aber in Europa – und nicht nur dort – aus den öffentlichen Kassen sehr wenig Geld in die freie Wissenschaft fließt, bleibt die öffentliche Förderung meist weit hinter den Angeboten privater Investoren zurück. So ist voraussehbar, wer in der Wissenschaft die Fragen stellen kann, wer Lehrstühle schafft, Stipendien vergibt, Hörsäle stiftet, Publikationsorgane kontrolliert, Fachgesellschaften sponsert und Kongresse finanziert. Damit ist auch klar, wer sich den ersten Zugriff auf die Ergebnisse der gekauften Forschung sichern kann und wer die Forschungsziele setzt oder blockiert und durch Stipendien, Preise und gezielte Förderungen über die Karrierechancen des Nachwuchses bestimmt.
Unsere Universitäten, Forschungsinstitute und große Teile der wissenschaftlichen Infrastruktur sind entweder schon in privater Hand oder in großem Maße abhängig von Drittmitteln, die private Sponsoren zweckgebunden vergeben. Sogar öffentliche Mittel werden ebenfalls primär zum Nutzen privatwirtschaftlicher Interessen verteilt. (…) An fast allen Hochschulen ist inzwischen völlig akzeptierte Praxis, dass private Investoren die staatlichen Hochschulräume und die dort favorisierten Themen durch ihre Gelder stark beeinflussen. (9) Ein Rektor zuckt heute bestenfalls noch resignierend mit den Schultern, wenn man ihm sagt, dass die Virologie des Christian Drosten in der Berliner Charité Geld von der Bill & Melinda Gates Stiftung erhält. Das ist nicht mehr Freiheit von Wissenschaft. Diese segelt längst unter falscher Flagge. Das ist reines Geschäft und muss von der Wissenschaft streng und transparent getrennt werden. Wenn das nicht geschieht, dann fällt der Tatbestand unter »institutionelle Korruption«.
Die Seuche heißt institutionelle Korruption
Inzwischen ist nicht mehr zu übersehen, dass große Teile der Wissenschaft und der Nachrichtenmedien in erschreckendem Maße zu käuflichen Dienstleistern oder zu Forschungs- und Entwicklungsabteilungen privatwirtschaftlicher Interessen mutiert sind.
Gerade im Arzneimittelbereich haben globale Monopole ihre Übergriffe auf Wissenschaft, Politik und Medien stark ausgeweitet und unübersichtlich internationalisiert. Niemand ahnt zum Beispiel, dass die Pharmaindustrie zum Teil die internationale Polizei Interpol finanziert. Dafür säubert Interpol für die Sponsoren den Markt von Nachahmerprodukten. Interpol, WHO und viele andere internationale Agenturen sind längst zu Public-private-Partnerships verschmolzen. Auf der einen Seite bestimmen wenige finanzmächtige Monopolkonzerne durch ihre zweckgebundenen Beiträge, was zu tun ist. Auf der anderen Seite werden sich circa 190 Staaten nicht einig und schauen zu, wie sie entmachtet werden.
Auch indem sie mehr Gelder in Werbung investieren, nehmen die großen Pharmakonzerne immer stärkeren Einfluss auf die Berichterstattung der Medien. Durch solche finanziellen Abhängigkeiten bleibt auch der redaktionelle Teil der Medien nicht unbeeinflusst. (…) Daneben kontrollieren große Wissenschaftsverlage und Internet-Monopolisten zunehmend den wissenschaftlichen Austausch und die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten. Wir erleben gerade, wie die GAFAM-Oligopole, also Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft, einen wissenschaftlichen Streit über Sinn und Unsinn der Corona-Maßnahmen zensieren, steuern oder ganz verhindern.
Die Otto-Brenner-Stiftung veröffentlichte im Oktober 2020 eine Studie, in der eine »politische Landschaftspflege« durch den Google-Konzern näher beleuchtet wird. Sie zeigt, wie Google sich durch dreistellige Millionenbeträge in wichtigen Bereichen der Medienlandschaft Europas Einfluss erkauft.
Nicht nur Medien und Wissenschaftler, auch Politiker ließen sich schon immer mit Geld steuern und für fremde Interessen nutzbar machen. Heute geht solche Bestechung aber sehr viel effektiver und effizienter: Wenn wichtige Funktionen der öffentlichen Infrastruktur in privater Hand sind, dann entfällt die mühsame Suche nach einzelnen bestechlichen Beamten. Wenn ganze Wissenschaftsstrukturen wie die Arzneimittelforschung von der Wirtschaft vereinnahmt werden, dann bestimmt das Interesse der Investoren die Forschungsergebnisse. (10)
Bei derartigen Verschiebungen der Primärinteressen werden zum Beispiel Medien, die internationale Polizei oder Teile der Weltgesundheitsorganisation zu ausgelagerten Abteilungen der Pharmaindustrie. Das hat für die Gesellschaft gefährliche Fehlleistungen zur Folge und führt – um im Bild des menschlichen Körpers zu bleiben – zum Organversagen. (…)
Zoonosen und Gain-of-function
Wie wir wissen, basteln weltweit in etlichen Laboren Wissenschaftler an Mikroorganismen herum. So experimentierten Forscher zum Beispiel in den Hochsicherheitslaboren in Wuhan mit transgenen humanisierten Mäusen und mit SARS-Fledermausviren, damit diese sogenannte ACE2-Rezeptoren für eine Infektion nutzen können. ACE2-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich in Lunge, Herz und in Endothelzellen, der Innenauskleidung der Blutgefäße, da sie dort ein wichtiges Enzym binden. Die Wissenschaftler bauen also einem Fledermausvirus den Schlüssel ein, der ihm die menschlichen Zellen öffnet. Das wird »Funktionssteigerung« genannt.
Die Experimentierfreude umfasst auch, Genstränge zu zerschneiden und neu zusammenzusetzen, Viren unterschiedlicher Herkunft in unterschiedlichen Wirten zusammenzubringen. Das alles kann man so lange betreiben, bis etwas »Interessantes« entstanden ist. Diese gefährlichen Versuche heißen Gain-of-Function. Doch das Wort »Gain« hat mehrere Bedeutungen. Unter anderem bedeutet es Anstieg oder Zunahme, aber auch Gewinn oder Profit, beides wirkt reichlich optimistisch. Natürliche Viren gefährlicher zu machen, damit sie als Waffe benutzt werden könnten, und dann einen Impfstoff zu entwickeln, der die eigenen Leute im verseuchten Land schützt, das ist so eine Wahnsinnsidee, mit der Virologen in ihren Hochsicherheits-Spielhöllen immer wieder Geld akquirieren, ob in Wuhan, Rotterdam, Berlin oder anderswo. Die Idee, mit Viren einen Krieg zu führen, ist schon deshalb problematisch, weil das gefährliche Virus ja irgendwann am Menschen ausprobiert werden muss. Schließlich muss man herausfinden, ob ein Impfstoff dagegen wirkt.
In den USA kritisierten Parlamentarier vor einigen Jahren den Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) Anthony Fauci heftig, als es hieß, er sei mit seinen Projekten nach Wuhan umgezogen. Zu den Befürwortern der Gain-of-Function-Forschung gehört Christian Drosten von der Berliner Charité. Wichtig an diesen Experimenten scheint zu sein, dass sich die Forscher für ihre Neuschöpfungen sogleich alle Patente sichern. Und das tut man meistens, wenn man weiß, dass mit solchen Ideen viel Geld zu verdienen ist. Auf diesen Zusammenhang trifft die Übersetzung von »Gain« als Profit besser zu.
Da muss ich wieder an das WHO-Projekt der »Pandemic Preparedness« denken. An die neuen Definitionen von Pandemie (11) und von Herdenimmunität (12) der von Bill Gates gesponserten Genfer Agentur. Pandemie, Interpandemische Phase, Pandemie, Interpandemische Phase und so weiter und so fort, so wünschen es sich die Impfstoffinvestoren und Gesundheitsdatensammler. Wir sollen uns an die Vorstellung ständig neuer Erregerwellen gewöhnen und dass zur Herstellung der neuen Herdenimmunität immer wieder neuer Impfstoffe an sieben Milliarden Menschen verimpft werden soll.
Jetzt, wo die Impfstoffproduktion mit mRNA und gentechnischen Vektorimpfstoffen so billig und schnell erlaubt wurde, brauchen wir nur noch Politiker, die wie Angela Merkel oder Ursula von der Leyen dafür sorgen, dass die erforderlichen öffentlichen Gelder bereitgestellt werden. Das Geschäft ist also clever eingefädelt.
Zielvorstellung von Profiteuren wie Bill Gates oder von Ugur Sahin ist derzeit, dass wir uns circa alle sechs Monate jeweils zweimal gentechnisch auffrischen lassen und dass dieses mindestens für zehn Jahre so laufen soll. Grund dafür seien neue Mutanten und die dann jeweils abgesunkenen Antikörperspiegel. Das mit dem absinkenden Antikörperspiegel ist auch bei einer Infektion normal. Aber wir werden darüber hinweggetäuscht, dass unsere natürliche T-Zell-Kreuzimmunität über viele Jahre anhält – jedenfalls wenn sie nicht über eine Impfung, sondern infolge einer harmlosen Infektion der oberen Atemwege erworben wird.
Nicht zu vergessen: Die Bevölkerung muss also geschickt dazu gebracht werden, eine Dauerpandemie zu tolerieren. Genau deshalb wurden wir mit Vogel- und Schweinegrippe in Angst und Schrecken versetzt und jetzt mit COVID-19. Und damit wir aus dem Angstmodus nicht mehr herauskommen, basteln die Gain-of-Function-Spezialisten in Wuhan, Rotterdam, Berlin und anderswo immer neue Virus-Überraschungen. Ich finde es erschreckend, wie die Mehrheit sich offenbar immer wieder in Panik versetzen lässt und sofort aufhört, solche kriminellen Praktiken zu hinterfragen. Inzwischen müssten das eigentlich sehr viel mehr Menschen verstanden haben.
Damit die Angst-Impf-Angst-Impf-Maschine schnell und reibungslos funktioniert, soll der ganze Prozess digitalisiert und mit automatischer Aufforderung per Handy-App verbunden werden, sodass man das Handy erst wieder benutzen kann, wenn es durch Aktualisierung des Impfausweises freigeschaltet oder das elektronische bargeldfreie Konto entsperrt wurde. What a Gain-of-Function! Dazu schreibt Philip Alcabes in seinem Bestseller »DREAD«:
»Wir sollten auf eine Pandemie mit irgendeiner Art von Grippeviren vorbereitet sein, weil die Grippebeobachter, die Leute, die ihren Lebensunterhalt mit der Erforschung der Viren verdienen und die immer mehr Fördergelder brauchen, um sie weiter zu erforschen, die Geldgeber von der Dringlichkeit der Bekämpfung einer kommenden Seuche überzeugen müssen.« (13)
Die Wirklichkeit scheint Alcabes’ Vision längst überholt zu haben, und zwar seit private Investoren erkannt haben, dass es sich finanziell auszahlt, solche Sicherheitslabore als Angstmaschinen selbst zu betreiben. Diese Labore standen früher immer unter strenger staatlicher Überwachung. Aber jetzt – ohne großes Aufsehen– sind sie längst von privaten Sponsoren abhängig geworden.
Gain-of-Function, also Funktionssteigerung von Viren, kann nur Schaden anrichten. Die alleinige Funktion, die ein solches künstlich für Infektionen beim Menschen hergestelltes Virus haben kann, ist aus meiner Sicht: Angstmachen.
Mir kommt das Ganze wie eine neue und globalisierte Variante der Schutzgelderpressung vor, denn auch die traditionelle Mafia lebt von Bedrohungen, vom Angst machen. Sie nimmt Schutzgeld und verschont diejenigen, die ängstlich zahlen, mit ihrer Gewalt. Genau das scheint das Geschäftsmodell der Impfmafia zu sein. Sie erpresst ganze Staaten, indem sie mit dem Horrorbild der Pandemie Panik erzeugt, und schließt Schutzverträge für Milliarden Euro ab für ihre Impfstoffe, die uns angeblich vor ihren Viren retten sollen. Die Gain-of-Function-Labore sind ihre Waffenschmieden und funktionieren aber nur, solange wir glauben, dass sich die Natur durch solche Genbasteleien ins Handwerk pfuschen lässt. Das heißt, die Impfmafia wird uns so lange weiter in Angst, Panik und Existenznot versetzen, bis wir den Panik-Virologen nicht mehr glauben.
Wolfgang Wodarg, Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst, 424 Seiten, 20 Euro
Über den Autor: Dr. med. Wolfgang Wodarg, Jahrgang 1947, ist Internist und Lungenarzt, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie für öffentliches Gesundheitswesen und Sozialmedizin. Nach seiner klinischen Tätigkeit als Internist war er unter anderem 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein, gleichzeitig Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen und Vorsitzender des Fachausschusses für gesundheitlichen Umweltschutz bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein; 1991 erhielt er ein Stipendium an der Johns Hopkins University, Baltimore, USA (Epidemiologie).
Als Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 war er Initiator und Sprecher in der Enquête-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dort Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft. 2009 initiierte er in Straßburg den Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe) und war dort nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wissenschaftlicher Experte weiter beteiligt. Seit 2011 ist er als freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler tätig und war bis 2020 ehrenamtlich als Vorstandsmitglied und Arbeitsgruppenleiter Gesundheit bei Transparency International Deutschland engagiert. Weitere Informationen finden sich auf seiner Webseite.
Weitere Artikel zum Thema:
- Eve of destruction? Eine Mutmaßung (Ulrich Teusch, 3.4.2021)
- Big Pictures (Walter van Rossum, 6.2.2021)
- Was steckt hinter der Corona-Politik? (Paul Schreyer, 2.12.2020)
- Corona-Hypnose – Krieg gegen das individuelle kritische Bewusstsein (Thomas Külken, 23.10.2020)
- Falsche Leitsterne (Paul Schreyer, 14.9..2020)
- Coronavirus: Panikmacher isolieren (Wolfgang Wodarg, 7.3. 2020)
Anmerkungen
(1) »In silico« bedeutet, im Computer mit seiner silikonbasierten Hardware und der darin programmierten Software zustande gekommen.
(2) 15 Euro für einen Rachentupfer. Im Durchschnitt behandelt ein Hausarzt täglich 52 Patienten, ein Facharzt 38. Wer also nicht ohne Test ins Wartezimmer darf, der weiß jetzt, was seinen Arzt von Corona überzeugt hat. Das sind wohl über 10.000 Euro im Monat zusätzliches Honorar pro Praxis. Selbst wenn er dafür eine neue Hilfskraft anstellt, hat sich das für den Doktor gelohnt.
(3) z. B. Ernst Wolff oder die ehemalige republikanische Staatssekretärin Catherine Austin-Fitts
(4) Naomi Klein, Die Schock-Strategie, S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2007
(5) Der Live-Chat war wenige Wochen auf der Facebook-Seite anzuhören und hatte Hunderttausende von Klicks. Als er entfernt wurde, schickte mir jemand einen FB-Beitrag zu, in dem sich ein Schweizer IT-Unternehmer und Grüner Politiker, der früher als externer Berater für die Firma Roche gearbeitet hatte, damit rühmte, die Löschung meines Chats beim ZDF bewirkt zu haben.
(6) Klaus Dörner, Ursula Plog u. a. (Hrsg.), Irren ist Menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, 25. Auflage, Psychiatrie Verlag, Köln 2019
(7) AIDS, BSE, SARS, MERS, Ebola und Zika kann ich hier nur anekdotisch mitbehandeln.
(8) Die Ideologie der EU, die einem Primat der Wirtschaft folgt, wird in den Verhandlungen in Lissabon sehr deutlich.
(9) Zur erforderlichen Trennung von Wirtschaft und Wissenschaft an Hochschulen ist das BGH-Urteil von 2002 eine gute Orientierungshilfe: BGH, Urteil vom 23. Mai 2002 – 1 StR 372/01 – LG Heidelberg (Heidelberger Herzklappenskandal).
(10) Bei Transparency International haben wir daraufhin eine Arbeitsgruppe gegründet, aus der das anfangs mit der Zeitung taz gemeinsam betriebene Portal Hochschulwatch hervorging, welches jetzt darunter leidet, dass die taz aus mir damals noch nicht ersichtlichen Gründen ausstieg.
(11) Die letzte Pandemie-Definition geht von einem wellenförmigen »Kontinuum« aus, mit interpandemischen Phasen.
(12) Herdenimmunität kann jetzt nach der neuen Definition der WHO nur durch eine breite Durchimpfung erreicht werden.
(13) Philip Alcabes, Dread: How Fear and Fantasy Have Fueled Epidemics from the Black Death to the Avian Flu, Public Affairs, New York 2010
Diskussion
26 Kommentare