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Coronavirus: Panikmacher isolieren

Dem Corona-Hype liegt keine außergewöhnliche medizinische Gefahr zugrunde. Er verursacht aber eine erhebliche Schädigung unserer Freiheits- und Persönlichkeitsrechte durch leichtfertige und unberechtigte Quarantänemaßnahmen und Verbotsregelungen.

WOLFGANG WODARG, 7. März 2020, 13 Kommentare, PDF

Vorbemerkung der Redaktion: Der Arzt und langjährige Bundestagsabgeordnete Dr. Wolfgang Wodarg, derzeit Vorstandsmitglied bei Transparency International Deutschland, bot diesen Artikel mehreren großen Zeitungen an, darunter der Süddeutschen Zeitung und dem Tagesspiegel. Überall wurde der Text abgelehnt oder der Autor auf später vertröstet. Wodarg konnte den Beitrag letztlich nur in der Lokalpresse unterbringen. Der Autor weist darauf hin, dass auf seiner Webseite auch eine englischsprachige Version vorliegt, die zahlreiche Quellenangaben enthält. Laut Auskunft Wodargs sollen seine Erkenntnisse außerdem am 10. März Thema bei der ZDF-Sendung Frontal 21 sein. Ergänzung 10.3.: Der inzwischen im ZDF ausgestrahlte Beitrag, in dem auch der Autor dieses Textes zu Wort kommt, ist hier abrufbar.

Die Bilder in den Medien sind beängstigend und den Verkehr in den Städten Chinas regelt das Fieberthermometer. Der Karneval in Venedig wurde abgesagt, nachdem bei einem älteren sterbenden Klinikpatient der Test positiv ausfiel. Als eine Handvoll Menschen in Oberitalien auch positiv getestet waren, machte Österreich gleich vorübergehend den Brenner-Pass dicht. Wegen eines Coronavirus-Verdachtsfalls dürfen über 1.000 Menschen ihr Hotel auf Teneriffa nicht verlassen. Auf dem Kreuzfahrtschiff Diamond Princess konnten 3.700 Passagiere nicht von Bord. Anfang Februar wurden 126 Menschen aus Wuhan per Flugzeug nach Deutschland gebracht und blieben dort kerngesund über zwei Wochen in Quarantäne. Bei zwei der Gesunden wurden Coronaviren nachgewiesen.

Ähnliche Horrorszenarien gab es in den letzten zwei Jahrzehnten immer wieder. Doch die „Schweinegrippe-Pandemie“ der WHO war in Wirklichkeit eine der mildesten Grippewellen in der Geschichte und auf die „Vogelgrippe“ warten nicht nur die Zugvögel bis heute.

Wir messen derzeit nicht die Inzidenz von Coronavirus-Erkrankungen, sondern die Aktivität der nach ihnen suchenden Spezialisten. Alle Institutionen, die uns jetzt wieder zur Vorsicht alarmieren, haben uns schon mehrfach im Stich gelassen und versagt. Viel zu oft sind sie institutionell durch Sekundärinteressen aus Wirtschaft und/oder Politik korrumpiert.

Wer nicht leichtfertigen Panik-Meldungen hinterherlaufen, sondern lieber das Risiko einer sich ausbreitenden Infektion verantwortungsbewusst abschätzen möchte, muss sich solider epidemiologischer Methodik bedienen. Dazu gehört, dass man das „Normale“, die Baseline anschaut, bevor man von etwas Besonderem sprechen kann.

Bisher hat nämlich kaum jemand auf Coronaviren geachtet. So kommen sie zum Beispiel in den Berichten des Robert-Koch-Institutes (RKI) nur am Rande vor, weil es 2002 SARS in China gab und weil seit 2012 in Arabien einige Übertragungen von Dromedaren auf Menschen beobachtet wurden (MERS). Von einer regelmäßig wiederkehrenden Anwesenheit der Coronaviren in Hunden, Katzen und Schweinen oder gar in Menschen auch in Deutschland steht da nichts. Kinderkliniken wissen meistens aber sehr wohl, dass ein nicht unerheblicher Teil der oft schwer verlaufenden Viruspneumonien auch bei uns regelmäßig durch Coronaviren verursacht wird.

Angesichts der bekannten Tatsache, dass bei jeder "Grippe-Welle" auch immer 7-15% der akuten Atemwegserkrankungen (ARE) auf das Konto von Coronaviren gehen, liegen die jetzt laufend addierten Fallzahlen immer noch völlig im Normbereich.

Es sterben bei den allwinterlichen Infektionswellen auch immer etwa einer von je tausend Erkrankten. Durch selektive Anwendung von Nachweisverfahren – zum Beispiel nur in
Kliniken und medizinischen Ambulanzen – lässt sich diese Rate natürlich leicht in beängstigende Höhe treiben, denn jenen, die dort Hilfe brauchen, geht es meistens schlechter als jenen, die sich zu Hause auskurieren.

Seit dem Jahreswechsel hat sich der Focus von Öffentlichkeit, Wissenschaft und Gesundheitsbehörden plötzlich total verändert. Einigen Ärzten in Wuhan (12 Millionen Einwohner) gelang es, mit anfangs weniger als 50 Fällen und einzelnen in ihrer Klinik Verstorbenen, bei denen sie Coronaviren als Erreger nachgewiesen hatten, weltweite Aufmerksamkeit zu erregen. Die farbigen Landkarten, die uns jetzt auf Papier oder Bildschirmen gezeigt werden, sind eindrucksvoll, haben aber mit Krankheit zumeist weniger zu tun als mit der Aktivität von tüchtigen Virologen und Scharen von sensationslüsternen Berichterstattern.

Dort, wo solche Tests durchgeführt wurden – es standen in ganz Europa am 13. Februar 2020 knapp 9.000 Tests pro Woche in 38 Laboren zur Verfügung –, wurde man bisher fast immer bald fündig und jeder Fall wird zu einem sich selbst aufschaukelnden Medienereignis.

Allein dadurch, dass bei der Entdeckung einer Coronavirus-Infektion in deren Umgebung besonders intensiv gesucht wird, lassen sich viele regionale Häufungen bereits erklären.

Die Horrormeldungen aus Wuhan waren etwas, worauf Virologen in aller Welt auf der Lauer liegen. Sogleich wurden die in den Kühlschränken vorhandenen Virusstämme gescannt und mit den gemeldeten Neulingen aus Wuhan fieberhaft verglichen. Ein Labor an der Charité gewann das Wettrennen bei der WHO und durfte seine Inhouse-Tests weltweit zu einem Mehrfachen des üblichen Preises vermarkten.

Man sollte sich jedoch lieber nicht für 200 Euro auf Coronaviren untersuchen lassen. Selbst bei einem nur leichten „grippalen“ Infekt besteht nach mehrjährigen prospektiven Untersuchungen in Schottland (von 2005 bis 2013) ein 7% - 15% Risiko, dass Coronaviren nachgewiesen werden. Ein Nachweis von Coronaviren hätte für den Alltag der Untersuchten und ihre weitere Umgebung derzeit ernste Folgen, wie man allen Medien ohne langes Suchen entnehmen kann.

Der Befund selbst ist allerdings ohne klinische Bedeutung. Es ist lediglich einer von mehreren Namen für die akuten Atemwegserkrankungen (ARE), die in jedem Winter bei uns 20% bis 40% aller Menschen vorübergehend mehr oder weniger außer Gefecht setzen.

Die häufigsten Erreger akuter Atemwegserkrankungen waren nach einer guten Studie aus Schottland: 1. Rhinoviren, 2. Influenza A Viren, 3. Influenza B Viren, 4. RS Viren und 5. Coronaviren. Diese Reihenfolge wechselte dabei von Jahr zu Jahr etwas. Auch bei Viren in Konkurrenz um unsere Schleimhautzellen gibt es offenbar ein wechselndes Quorum, wie wir es aus unserem Darm bei den Mikroorganismen und aus dem Bundestag bei den Parteien kennen.

Wenn es also jetzt eine zunehmende Zahl von "nachgewiesenen“ Coronavirus-Infektionen in China oder in Italien geben soll: Kann denn jemand sagen, wie oft in den vorangegangenen Wintern solche Untersuchungen überhaupt gemacht wurden, bei wem, aus welchem Anlass und mit welchen Ergebnissen? Wenn man behauptet, etwas werde mehr, muss man sich ja wohl auf etwas beziehen, was man vorher beobachtet hat.

Es kann schon fassungslos machen, wenn man als routinierter Seuchenwächter sich das derzeitige Getümmel, die Panik und das dadurch erzeugte Leid anschaut. So wird es sicher vielen Verantwortlichen gehen, die heute wie damals bei der „Schweinegrippe“ vermutlich ihren Job riskieren würden, wenn sie sich dem Mainstream entgegenstellen.

Wir haben jeden Winter eine Virus-Epidemie mit Tausenden von Todesfällen und mit Millionen Infizierten auch in Deutschland. Und immer haben Coronaviren ihren Anteil daran. Falls die Bundesregierung also etwas Gutes tun will, dann kann sie es doch so wie die Epidemiologen in Glasgow machen und die klugen Köpfe im RKI prospektiv (!!!) beobachten lassen und nachschauen, wie sich das Virom der deutschen Bevölkerung im Winter von Jahr zu Jahr wandelt.

Politik muss auch dafür sorgen, dass vertrauenswürdiges wissenschaftliches Arbeiten im Robert-Koch-Institut, im Paul-Ehrlich-Institut und in anderen Ämtern wieder leichter wird. Wissenschaftlich arbeiten heißt eben nicht, der Politik oder der Wirtschaft nach dem Munde zu reden. Wissenschaft ist vertrauenswürdig, wenn sie mit transparenten Methoden professionell und konsequent angebliches Wissen immer und jederzeit in Frage stellt. Auch wenn das manchmal aufwendig ist, so kann es uns manchen teuren gesundheitlichen Irrweg ersparen, den uns interessengetriebene Grippewächter weismachen wollen.

Und für den Einzelnen gilt: Wer nur wegen eines positiven Coronavirus PCR-Tests Quarantänemaßnahmen ausgesetzt wird und finanzielle Schäden erleidet, hat unter Umständen nach Paragraf 56 des Infektionsschutzgesetzes Anspruch auf Entschädigung. Aber auch gegen einen unsinnigen Freiheitsentzug sollte man sich zur Wehr setzen.

Über den Autor: Dr. med. Wolfgang Wodarg, Jahrgang 1947, ist Internist und Lungenarzt, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie für öffentliches Gesundheitswesen und Sozialmedizin. Nach seiner klinischen Tätigkeit als Internist war er unter anderem 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein, gleichzeitig Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen und Vorsitzender des Fachausschusses für gesundheitlichen Umweltschutz bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein; 1991 erhielt er ein Stipendium an der Johns Hopkins University, Baltimore, USA (Epidemiologie).

Als Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 war er Initiator und Sprecher in der Enquête-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dort Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft. 2009 initiierte er in Straßburg den Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe) und war dort nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wissenschaftlicher Experte weiter beteiligt. Seit 2011 ist er als freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler und ehrenamtlich als Vorstandsmitglied und Arbeitsgruppenleiter Gesundheit bei Transparency International Deutschland engagiert.

Originalquelle des Artikels: https://www.wodarg.com/vortr%C3%A4ge/

Diskussion

13 Kommentare
BERNHARD MÜNSTERMANN, 7. März 2020, 23:00 UHR

Es ist ein beachtlicher, ein schöner Erfolg, den Autor dieses Artikels für eine Publikation auf der ganz jungen Plattform multipolar-magazin gewinnen zu können. Der Autor, der auch die pointierte Headline gewählt haben dürfte, traut sich als erfahrener Mediziner eine in den Formulierungen zugespitzte Gegenposition zu vertreten, die er auch mit Argumenten unterfüttern kann. Mein Bauchgefühl sagt mir auch, dass hier Hysterie geschürt wird. Ist die Mortalitätsrate wirklich signifikant höher als bei anderen viral übertragenen Wellen von Verlauf eines Krankheitstyps? Da ich selbst aber keine tiefer reichenden medizinischen Kenntnisse habe, die Grundlagen statistischer Rechenmodelle nur schwer oder überhaupt nicht selbst prüfen kann, halte ich mich angesichts kontroverser Einschätzungen von akademischen Koryphäen im Fachgebiet zurück. Man bleibt skeptisch, hütet sich jedoch vor geäußertem Sarkasmus und glossierendem Tonfall, auch wenn so etwas auf der Zunge liegt.

Wie bei anderen Kontroversen auch müsste ein Peer-Review stattfinden, ein fachlicher Austausch, eine Fachkonferenz etwa anberaumt werden. Wenn die westliche Wertegemeinschaft das in anderen Fällen wie bei 9/11 etwa systematisch seit fast 20 Jahren zu verhindern sucht, darf sich der Staatsapparat über schwindendes Vertrauen in Mainstream-Medien, den Wissenschafts- und den Politikbetrieb nicht wundern. Wenn eine im Fach Physik promovierte Bundeskanzlerin den plötzlich einsetzenden freien Fall eines Stahlskelettbaus an 9/11 in Manhattan nicht erklären kann und mit der mathematischen Ausdrucksweise 100 – 100 = 0 (gem. dem Energieerhaltungssatz) vorgeblich nichts anzufangen weiß, dann nähert sich das Vertrauen in Politik und solche Menschen in politischen Ämtern mit dem Lorbeerkranz akademisch schmückender Titel asymptotisch der Null an. Das resultierende Problem für unsere Gesellschaft daraus ist erheblich.

ADI GOLBACH, 8. März 2020, 05:15 UHR

Ein sehr interessanter und wichtiger Artikel. Es wird darin auch plausibel rübergebracht, dass es neben der realen Epidemie auch eine mediale gibt, nämlich die berühmte Sau, die durchs Dorf getrieben wird, und wer sich der Sautreibermeute nicht anschließt oder sich der Meute gar in den Weg stellt, der läuft Gefahr, niedergetrampelt zu werden. Oder glaubt jedenfalls, in dieser Gefahr zu schweben, was die Weigerung von Süddeutscher Zeitung und Tagesspiegel plausibel erklärt, den Artikel zu veröffentlichen. Damit begibt man sich schließlich außerhalb des Rahmens dessen, was man als Mainstream, in diesem Fall als Sau durchs Dorf jagende Meute, tun darf. Insofern Hut ab vor Multipolar und der Schleswig-Holsteinischen Zeitung, die den Artikel veröffentlicht haben. Ein klares Zeichen der Immunität zwar nicht gegen CoVid19, aber gegen die begleitende mediale Seuche.

Ein kleine kritische Anmerkung aber doch noch zum ansonsten lobenswerten Inhalt des Artikels: der Überschrift "Panikmacher isolieren" wird er leider nicht gerecht. Darüber, wer die Panikmacher und was ihre Motive sind, findet man leider kein Wort. Und warum eigentlich ausgerechnet Wuhan? Zu diesen Fragen hier noch der Hinweis auf einen ebenfalls kritischen Artikel auf Rubikon: Gewollte Hysterie – https://www.rubikon.news/artikel/gewollte-hysterie.

SONJA, 8. März 2020, 21:45 UHR

Danke für den Abdruck dieses Artikels, der ein dringend nötiges besonnen-aufklärerisches Korrektiv zum allgemeinen Corona-Wahn bildet – ein Korrektiv, das sich leider selbst in den crowd-finanzierten unabhängigen Medien viel zu selten findet. Dabei gibt sogar der Chef-Virologe der Berliner Charité verklausuliert zu, dass durch das Corona-Virus kein Anstieg der Anzahl der üblichen saisonalen Grippe-Todesfälle zu erwarten ist: „Bei langsamer Verbreitung werden Corona-Opfer in der normalen Todesrate verschwinden.“ https://www.bz-berlin.de/deutschland/arzt-haelt-278-000-corona-tote-in-deutschland-fuer-moeglich

Todesfälle im Zusammenhang mit einem positiven Corona-Virus-Test sind bislang nur bei Menschen im hohen Lebensalter und mit schweren Vorerkrankungen aufgetreten; gesunde Menschen, die positiv getestet werden, haben dagegen keine oder nur sehr leichte Symptome. https://ehgartner.blogspot.com/2020/02/infektion-mit-neuen-coronaviren.html

Aber wenn erfolgreich Angst vor einem neuen Killer-Virus geschürt wird, nutzt das massiven wirtschaftlichen Interessen, in diesem Fall den global vernetzt agierenden Pharma-Konzernen, die weltweit Milliardenumsätze machen und laut dem investigativen Medizin-Journalisten Bert Ehgartner seit 1998 zum mit Abstand größten Sponsor der beiden großen politischen Parteien der USA aufgestiegen sind, weit vor der Rüstungs- und Erdöl-Industrie. Schon erklärt Trump, acht Milliarden Dollar (!) für den „Kampf gegen das Virus“ investieren zu wollen, mindestens 1,5 Milliarden davon sollen direkt den Pharma-Konzernen zur Entwicklung eines „Impfstoffes“ zufließen; und in Deutschland werden Forderungen der Unternehmen nach Kurzarbeitergeld laut.

Gleichzeitig werden auf der Grundlage dieser Daten an vielen Orten die individuellen Freiheitsrechte massiv eingeschränkt. Ist es gerechtfertigt, auf der Grundlage der skizzierten Datenbasis Menschen an der Ausübung ihres Berufs zu hindern, sie in ihrem Haus einzusperren, das Versammlungsrecht einzuschränken und womöglich massenweise invasive Viren-Tests durchzuführen, wie von unserem Gesundheitsminister und Pharmalobbyisten a.D. (vgl. https://www.nachdenkseiten.de/?p=42606 ) erwogen wird?

Die Evolution hat die höheren Lebewesen in Symbiose, nicht im Krieg mit den Mikroben entwickelt. Jede/r von uns trägt ein Vielfaches (!) der körpereigenen Zellen in Form von Mikroben mit sich herum – und das ist gut so, denn ohne die tätige Mithilfe unseres Mikrobioms könnten wir nicht leben. Das Theorem des Krieges der Mikroben gegen höher entwickelte Organismen stammt aus der Wilhelminischen Ära, als der Preußische Militärarzt Robert Koch noch einen sterilen Organismus für das Optimum an Gesundheit hielt und eine unheilige Allianz mit der aufstrebenden Pharmaindustrie einging. Heute wissen wir, dass ein solcher steriler Organismus nicht lebensfähig wäre. Fangen wir an, alle, wirklich alle herrschenden Narrative auf ihre Stichhaltigkeit hin zu überprüfen – es geht um zwei unserer höchsten Güter: unsere Gesundheit und unsere Freiheit!

JAMES BARRANTE, 8. März 2020, 22:15 UHR

Die reißerische Überschrift hatte mich zunächst völlig desinteressiert, denn sie suggeriert: Die Panikmacher und Hysteriker übertrieben maßlos, sie müßten wie die AfD isoliert und ausgegrenzt werden, eine Aussitzstrategie Marke Bundesregierung sei geboten, viel mehr Menschen sterben durch andere Ursachen und letztlich glaubten nur unser aller Bürger- und Freiheitsrechte dran.

Nach dem Lesen: naja. Der Autor versucht berechtigterweise viele wichtige Nebenkriegsschauplätze des aktuellen Phänomens zu streifen, aus Print-abzielenden Platzgründen bleibt der Artikel jedoch ziemlich oberflächlich und wirkt deshalb recht unstrukturiert, ohne roten Faden.

Zwar kann ich dem Text weitgehend zustimmen, aber ich kann ehrlich gesagt weder Hysterie noch Panik erkennen. Gar keine! ARD und ZDF berichten äußerst zurückhaltend — das war 2015 in der Migrationskrise anders, ein Brennpunkt nach dem nächsten, und auch Donald Trump erhielt mehr Paniksendezeit und -aufmacher. Auch Axel Springer hält sich mit Sensationismus relativ zurück und versucht sachlich-nüchterne Berichterstattung, heise.de ebenso. Es dürfte der Verdienst der Medien in dieser Großlage sein, daß noch nicht ALLE Supermärkte leergehamstert wurden, von bestimmten Schwerpunkten ausgenommen.

Mich verstört viel mehr das Uns-ins-Gesicht-Lügen der Bundesregierung und von ihr abhängig-unabhängigen Instanzen wie RKI hinsichtlich der Vorbereitungssituation. Der Autor mahnt zurecht Transparenz und Offenheit an. So lange es in Deutschland keine Oberbehörde mit zentralen Durchgriffsbefugnissen bis auf Landes- und Kommunalebene gibt und bei Gesundheitsämtern mittwochs um 17 Uhr ein Band das Telefon beantwortet, können wir uns sämtliche "gut vorbereitet"-Sprüche schenken. Im Verteidigungs- und im Katastrophenfall führt der gutgemeinte Föderalismus nur zu unnötigen Toten.

SONJA, 9. März 2020, 11:20 UHR

Die Menschen- und Bürgerrechte, unter anderem auf individuelle Freiheit und Versammlungsfreiheit, von Millionen EU-Bürgern werden ohne sachlichen Grund außer Kraft gesetzt, der freie Warenverkehr wird eingeschränkt und Sie sehen "weder Hysterie noch Panik"?

JAMES BARRANTE, 9. März 2020, 16:15 UHR

@Sonja: Soviel Vertrauen in Regierung und Behörden sollte schon da sein, daß die Maßnahmen vorübergehend sind. Zitat: »ohne sachlichen Grund« — echt jetzt?! Wie viele müssen denn noch ohne Not infiziert werden und sterben?

RÜDIGER HAUFF, 9. März 2020, 23:30 UHR

Sehr geehrter Herr Barrante,

Ihrer Einschätzung, ARD, ZDF und Axel Springer transportierten weder Hysterie noch Panik (gar keine!), kann ich nicht beurteilen, aber die Nachrichten und Diskussionen beim SWR höre ich täglich, und hier ist meine Einschätzung der Ihren diametral entgegengesetzt. Aber das ist eine Frage der Interpretation und zu akzeptieren.

Ihre Erwähnung der AfD im allerersten Satz, wo Sie die Überschrift "Panikmacher isolieren" angreifen, hat mich allerdings völlig verwirrt. Was sind Ihre Motive, bei der Frage, ob man bei einer Epidemie in Panik verfallen oder lieber ruhig Blut bewahren soll, die AfD ins Spiel zu bringen? Egal ob Sie diese Partei als eine Gefahr für unsere Demokratie oder als ein notwendiges Korrektiv in unserer real existierenden Demokratie ansehen, müssen Sie sich doch bewusst sein, dass bei der Einstellung zu dieser Partei ein tiefer Zwiespalt durch unsere Gesellschaft geht. Eine Verbindung herzustellen zwischen dem Thema AfD und der Frage, wie man mit Ängsten vor einer Epidemie umgeht, halte ich für sehr kontraproduktiv.

Bei dem Anfang des dritten Satzes Ihres letzten Abschnitts ("So lange es in Deutschland keine Oberbehörde mit zentralen Durchgriffsbefugnissen bis auf Landes- und Kommunalebene gibt ...") bin ich ratlos geworden, glaube aber, verstanden zu haben, worauf Sie hinaus wollen, weil Sie ja schon im ersten Absatz "unser aller Bürger- und Freiheitsrechte" nach meinem Eindruck als relativ unwichtige Errungenschaften klassifiziert haben, die bei einer Epidemie ohne weiteres zurück gestellt werden können. Unabhängig davon, dass diese Sichtweise für mich geradezu das Kriterium "Panikmache" erfüllt, mag ich mir unser Staatswesen nicht vorstellen, wenn man es aus Anlass einer Epidemie (vielleicht auch Pandemie) auf das Prinzip von Durchgriffsbefugnissen von ganz oben bis ganz unten umstellt. Ich möchte Sie inständig bitten, an die Kollateralschäden solcher Prinzipien zu denken.

Mit freundlichen multipolaren Grüßen, Rüdiger Hauff

BERNHARD MÜNSTERMANN, 9. März 2020, 13:50 UHR

Es kommt bei mir der leise Verdacht auf, die Handhabung dieser viralen Welle könne auch eine Art Großübung im Feld sein. Die lombardische Metropole Milano wird vorerst als abgesperrt gemeldet. Die stark lädierte Kampagnenfähigkeit des Mainstream würde so getestet, die Reaktionen der Öffentlichkeit sicher studiert. Eine Übung in solchem Maßstab würde sicher nicht so angekündigt, wie man den Probealarm der Sirene in der dörflichen Feuerwache vorher in Amtsblättern und Lokalblättchen bekannt macht. Es werden hier noch verschiedene Hypothesen zu prüfen sein neben der offiziellen Erklärung. Kann sehr gut sein, dass dies, dass die Aufklärung – wie bei 9/11, wie bei MH17, wie nach dem Maidan Putsch – auch abermals die Zivilgesellschaft angehen und vorantreiben muss. Dafür sprechen einige ins Auge fallende Unverhältnismäßigkeiten dieser viral übertragenen Krankheitswelle.

ALBRECHT SCHMIEDEL, 10. März 2020, 12:05 UHR

Warum haben die Chinesen ein neues Krankenhaus mit Intensivbetten aus dem Boden gestampft? Warum redet der Autor ständig von Coronaviren, aber kein einziges Mal von Covid-19? Warum erwähnt er nicht, dass Covid-19 ein neuer Virus ist, über den man noch wenig weiß bzw. erst jetzt etwas erfährt durch die Pandemie? Stimmt es etwa nicht, dass in Italien Triage betrieben werden muss, angesichts der vielen Fälle, die einer Intensivbehandlung bedürfen? Hat der Autor keine Ahnung von Epidemiewellen, die man durch mehr oder weniger radikale Maßnahmen (vor allem Quarantäne) in die Länge ziehen kann (muss!), so dass das Gesundheitssystem nicht extrem überlastet wird?

Die Argumentation des Autors erinnert mich an die der pensionierten Geologen auf youtube, die sich zur anthropogenen globalen Erwärmung äußern: Das ganze sei Panik und Hysterie, begründet mit Pseudowissenschaft von korrumpierten Wissenschaftlern und befeuert von finanziellen Interessen.

Der Autor ist kein ausgewiesener Virologe. Wer sich ernsthaft (als medizinischer Laie!) mit dem Thema beschäftigen will, kommt nicht daran vorbei, sich genau anzuhören, was die Fachleute zu sagen haben. Zum Beispiel einem Herrn Drosten in seinen Podcasts beim NDR. Empfehlenswert auch moonofalabama.org von gestern.

Möglicherweise wurde der Artikel zu Recht von vielen Zeitungen abgelehnt.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 10. März 2020, 13:45 UHR

Was, Herr Schmiedel, wäre Ihre Erklärung dafür, dass man zwar halb Norditalien unter Quarantäne stellt und das in allen Mainstreammedien herausposaunt, dass aber andererseits die NATO-Übung Defender 2020 mit zehntausenden Soldaten aus aller Herren Ländern der westlichen Wertegemeinschaft, mit Gemeinschaftsunterkünften in Zelten und provisorisch umgewidmeten Räumen ohne alle Irritation fortgesetzt wird und halb Europa dabei traversiert? Sind die Offiziere des Militärs und die zuständigen Minister nur grottenschlecht informiert? 19 Muslime überraschten das Imperium mit Plastikmessern bewaffnet und äscherten drei Wolkenkratzer in Manhattan ein. Würden da nicht doch eher 19 Männereinheiten der NATO mit Einwegbesteck aus dem nächsten Baumarkt den gefährlichen Russen das Fürchten lehren? Difficile est, satiram non scribere. Wobei man in der Schule lernte, die Satire von der Groteske als literarische Form zu unterscheiden. Es lohnt also auch hier mal wieder, die Mainstream-Quellen für betreutes Informieren mit einer gewissen Skepsis zur Kenntnis zu nehmen und dann auch mal selbst nachzudenken.

ANJA KÜPER, 10. März 2020, 23:35 UHR

Lieber Herr Schmiedel,

ich stimme Ihnen 100 % zu! Genau wie Sie habe ich beim Lesen von Herrn Wodargs Ausführungen zum derzeitigen Seuchengeschehen gedacht: Was redet der Mann immerzu von Corona-Viren? Es geht doch um ein ganz bestimmtes Virus, dessen spezieller Aufbau einige Forscher zu der Ansicht geführt hat, es könne sich um ein von Menschen manipuliertes Virus handeln, was gut zu der These passen würde, dass es aus dem chinesischen Bio-Labor in der Nähe von Wuhan stammt, wo unter anderem mit biologischen Waffen experimentiert wird.
Wie der weitere Verlauf der Epidemie sich konkret gestalten wird , weiß natürlich niemand, aber die Aussicht auf Zustände wie in Italien, sollte es uns zumindest für eine Weile möglich machen, unsere herrische Forderung nach immer verfügbarer uneingeschränkter Mobilität, hintenan zu stellen, denn dadurch ließe sich ein langsames Ansteigen der Infiziertenzahlen bewirken, was definitiv Menschenleben retten wird. Oder andersherum: Wenn die Infiziertenzahlen jetzt in die Höhe schnellen, werden wir nicht genug Plätz für intensivmedizinische Betreuung haben. Wie es dann zugehen könnte, schildert der verzweifelte Appell eines italienischen Arztes unter der Überschrift „Der Tsunami, der uns überwältigt hat“:

https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/panorama/aus-dem-coronavirus-krisengebiet-tsunami-der-uns-ueberwaeltigt-hat-der-verzweifelte-bericht-eines-italienischen-arztes/25629010.html?fbclid=IwAR3zTk5gsU-HVoyBgSyfB7EMt_eFtImXhjNI3rFu6d6czKgJ6AHzFEC16xY

SONJA, 11. März 2020, 19:15 UHR

Während in den Bereichen Geo-, Innen-, Wirtschafts- oder Sozialpolitik dank der crowd-finanzierten Medien eine zunehmend größer werdende kritisch informierte Öffentlichkeit entsteht, ist das im Bereich der Gesundheits- und Seuchenpolitik noch kaum der Fall – obwohl auch diese erhebliche Auswirkungen auf Bürger- und Freiheitsrechte, auf Wirtschaft und Geopolitik hat und obwohl auch hier Macht- und Lobbyinteressen erheblichen Einfluss ausüben. Dass Wikipedia, wie Markus Fiedler und Dirk Pohlmann gezeigt haben, eng mit dem illegalen Internet-Pranger Psiram vernetzt ist, der systematisch Kritiker schulmedizinischer Ansätze und Vertreter oder Verfahren der Naturheilkunde diffamiert, zeigt, welch große Bedeutung der Diskreditierung von „unorthodoxem“ Denken im Bereich Gesundheit beigemessen wird.

Und da seit den scharfsinnigen Analysen von Paul Schreyer und Ansgar Schneider der Gedanke „Verschwörungstheorie“ nicht mehr geeignet sein kann, weiterführende Überlegungen zu widersprüchlichen Befunden unreflektiert abzuwehren, erlaube ich mir hier, ergänzend zum Artikel von Wolfgang Wodarg, auf die Analysen des Internisten Claus Köhnlein zu verweisen, der etwa in seinem gerade wieder brennend aktuellen Buch „Die Seuchen-Erfinder“ und in Vorträgen zum selben Thema, die sich auf YouTube finden lassen, ähnlich wie Wodarg argumentiert und auch Laien die seuchenmedizinischen Gedankengebäude wunderbar nüchtern herunterbricht. Ein Auszug aus einem, wie ich finde, sehr nach-denkenswerten (allerdings in der Vollversion kostenpflichtigen) Interview zu Corona (Variante Covid 19) findet sich hier: https://www.youtube.com/watch?v=uq57pWuGJlU

RONNY STRITZKE, 11. März 2020, 20:45 UHR

Der Tsunami überwältigt mich. Während meines ABIs haben wir das Theaterstück "Die Welle" über mehrere Wochen eingeübt, geprobt und später auch aufgeführt. Aktuell frage ich mich, wann jemand kommt und sagt "Sorry, so ernst hatten wir es gar nicht gemeint." So wie beim Theaterstück, aber alles war schon zu weit und aus dem Ruder gelaufen und keiner konnte ohne Gesichtsverlust aus der Sache rauskommen. Wolfgang Wodargs Artikel ist gelungen und bringt es auf den Punkt, Panikmacher müssen isoliert werden.

Ich hatte heute in einem Leitmedium gelesen, dass 4 von 5 Fällen lt. RKI leicht bis moderat verlaufen, wobei moderat bereits eine Lungenentzündung sein könne. Was für ein Quatsch, selbst das RKI sagt nicht dergleichen. Oder mal hier schauen https://www.spiegel.de/wissenschaft/medizin/coronavirus-kampf-gegen-ausbreitung-von-covid-19-jeder-tag-zaehlt-a-9c56b511-a31a-4bc8-bf0f-5a6e58b33bbc. Da steht "Das Coronavirus verursacht bei Menschen über 50 Jahren EHER eine schwere Krankheit, Menschen ab 80 sind besonders gefährdet. Ebenso ist dies bei Menschen mit Vorerkrankungen der Fall. " Und dann mal hier schauen https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/N/Neuartiges_Coronavirus/Steckbrief.html, da steht "Risikogruppen für schwere Verläufe ... ältere Personen (mit stetig steigendem Risiko für schweren Verlauf ab etwa 50–60 Jahren) ..." das sind 2 sehr gegensätzliche Aussagen mit weitreichendem Panikmacherpotential, da steht nichts von 80 Jahren oder von den anderen Panikfakes. Wenn diese Panikmacher erst einmal isoliert würden, dann hätte Faktenarbeit mehr Chancen. Danke Herr Wodarg! Danke Multipolar.

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