Betrugsverdacht: Warum die Todeszahlen des Robert Koch-Instituts nicht plausibel sind
KARSTEN MONTAG, 16. April 2021, 20 KommentareDie über 80-jährigen sind derzeit diejenige Altersgruppe in Deutschland, die am schnellsten wächst. Sie sind auch die Gruppe mit dem höchsten Sterberisiko. Jeder zehnte Mensch über 80 verstirbt im Laufe eines Jahres. Ins Verhältnis gesetzt zu ihrer wachsenden Anzahl sind 2020 knapp 6.000 Menschen dieses Alters weniger verstorben als im Durchschnitt der fünf vorangegangenen Jahre. Woher also die angenommene Übersterblichkeit? Es besteht der Verdacht, dass eine erhebliche Zahl der vermeintlichen COVID-19-Opfer nicht ursächlich an, sondern bloß begleitend mit der Krankheit verstorben ist und dass der PCR-Test in nicht geringem Maße falsch positive Ergebnisse liefert.
Abbildung 1: Wöchentliche Sterbefallzahlen laut Grafik des Statistischen Bundesamtes
Betrachtet man die absolute Anzahl der Sterbefälle in der Altersgruppe der über 80-jährigen der Jahre 2018 bis 2020, dann entsteht der Eindruck, ein besonderes Ereignis sei 2020 dafür verantwortlich gewesen, dass im Vergleich zu den beiden Vorjahren circa 50.000 Menschen in dieser Gruppe mehr verstorben sind.
Abbildung 2: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Jedoch ist bei dieser Betrachtung nicht einbezogen, dass aufgrund des demografischen Wandels in Deutschland die Anzahl der Menschen in der Altersgruppe über 80 Jahre pro Jahr um mehrere Hunderttausend zunimmt.
Abbildung 3: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Um die Übersterblichkeit der einzelnen Jahre sinnvoll vergleichen zu können, muss man daher die Anzahl der Sterbefälle in einer Altersgruppe durch die Bevölkerungsgröße in der Altersgruppe dividieren. Dann erhält man den Anteil der Sterbefälle beziehungsweise das Sterberisiko in der Altersgruppe.
Abbildung 4: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Erst jetzt wird deutlich, dass das Sterberisiko der über 80-jährigen im Jahr 2020 zwar im Vergleich zu 2019 angestiegen, im Vergleich zu 2018 jedoch gesunken ist. Zudem ist erkennbar, dass das Risiko zu versterben in der Altersgruppe der über 80-jährigen bei circa 10 Prozent liegt. In jüngeren Altersgruppen ist dieses Risiko deutlich niedriger. In der Gruppe der 70- bis 79-jährigen beträgt es lediglich circa 3 Prozent. In den Altersgruppen darunter ist es noch einmal deutlich niedriger. Wächst die Gruppe der über 80-jährigen also zwischen 2019 und 2020 um knapp 300.000 an, dann versterben 2020 statistisch gesehen in dieser Gruppe 30.000 Menschen mehr im Vergleich zum Vorjahr, ohne dass dafür eine besondere Krankheit der Auslöser sein muss.
Rücken in den unteren Altersgruppen aufgrund niedriger Geburtenraten weniger Menschen nach, kann es passieren, dass die absolute Anzahl der Verstorbenen jedes Jahr zunimmt, das Sterberisiko in den einzelnen Altersgruppen jedoch abnimmt, also anteilig weniger Menschen versterben.
Die Effekte der demografischen Veränderung haben dazu geführt, dass in Deutschland im Jahr 2020 in der Summe circa 60.000 Menschen mehr verstorben sind als noch 2019, das Sterberisiko in fast allen Altersgruppen, insbesondere bei den über 80-jährigen, hingegen gesunken ist. Diese Zunahme an Todefällen war also erwartbar und steht nicht unbedingt im Zusammenhang mit dem Auftreten von COVID-19.
Vor einer detaillierteren Betrachtung soll zunächst kurz erklärt werden, wie man mit der Methode der Berechnung anteiliger Sterbefälle beispielsweise die Plausibilität der Anzahl der Opfer der Hongkong-Grippe in Deutschland nachweisen kann.
Überprüfung der Plausibilität der Anzahl von Pandemie-Opfern am Beispiel der Hongkong-Grippe
Die Hongkong-Grippe, die Ende der 1960er Jahre um die Welt ging, gilt als letzte große Influenza-Pandemie des 20. Jahrhunderts. Laut deutschem und englischem Wikipedia-Eintrag wird die globale Opferzahl auf 750.000 bis 4 Millionen geschätzt. Zwischen September 1968 und April 1970 wurde in der Bundesrepublik Deutschland eine Übersterblichkeit von 40.000 Toten festgestellt. In der DDR verzeichnete man für das Jahr 1969 eine Übersterblichkeit von 12.500 Toten.
Um die Plausibilität der Opferzahl von 52.500 im Zeitraum zwischen 1968 und 1970 zu überprüfen, wird für die Jahre 1963 bis 1967 der Mittelwert, auch Durchschnittswert genannt, des Sterberisikos in jeder Altersgruppe für Deutschland ermittelt. Diesen Durchschnittswert kann man bereits mit den Sterberisiken je Altersgruppe der Jahre 1968 bis 1970 vergleichen.
Abbildung 5: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Zu erkennen ist, dass in den höheren Altersgruppen in den Jahren 1968 bis 1970 das Sterberisiko über dem Durchschnitt der Jahre 1963 bis 1967 liegt. Dies deutet darauf hin, dass es in den Jahren 1968 bis 1970 zu einer Übersterblichkeit gekommen ist.
Mit dem Durchschnittswert der Jahre 1963 bis 1967 können nun anhand der Bevölkerungszahlen der Jahre 1968 bis 1970 die jeweiligen erwarteten Sterbefälle pro Jahr ermittelt werden. Die Differenz aus den tatsächlichen Sterbefällen und den erwarteten Sterbefällen ergibt die jeweilige Übersterblichkeit.
Abbildung 6: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
In den Jahren 1968 und 1969 ist es demnach im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 1963 bis 1967 jeweils zu einer Übersterblichkeit von über 30.000 Toten gekommen. Im Jahr 1970 ist noch eine Übersterblichkeit von circa 7.000 Toten zu verzeichnen. Insgesamt beträgt die Übersterblichkeit für den Gesamtzeitraum über 70.000 Tote im Vergleich zum Durchschnitt des Zeitraums 1963 bis 1967. Die Angabe der Opferzahl der Hongkong-Grippe mit 52.500 für die Bundesrepublik Deutschland und die DDR erscheint also plausibel und ist eher noch als zu gering geschätzt.
Mit derselben Methode kann nun überprüft werden, ob es in Deutschland im Jahr 2020 zu einer Übersterblichkeit gekommen und ob die Angabe der über 40.000 COVID-19-Sterbefälle des RKI plausibel ist.
Überprüfung der Plausibilität der Sterbefallzahlen für COVID-19 in Deutschland im Jahr 2020
Das RKI meldet, dass im Jahr 2020 in Deutschland 43.513 Menschen an COVID-19 verstorben sind. Da die Krankheit in den vorangegangen Jahren nicht aufgetreten ist, ist zu erwarten, dass diese Sterbefälle als Übersterblichkeit mit der an der Hongkong-Grippe erprobten Methode nachzuweisen sind. Doch bereits beim Vergleich des Durchschnitts des Sterberisikos je Altersgruppe der Jahre 2015 bis 2019 mit dem Sterberisiko in 2020 fällt auf, dass etwas nicht stimmen kann.
Abbildung 7: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Das Sterberisiko der über 80-jährigen ist im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 gesunken. Nur in den Altersgruppen zwischen 60 und 69 sowie 70 und 79 Jahren ist ein leicht höheres Sterberisiko zu verzeichnen. Dieses unerwartete Ergebnis wird noch deutlicher, wenn man die Übersterblichkeit je Altersgruppe ermittelt und mit den vom RKI gemeldeten COVID-19-Sterbefällen je Altersgruppe vergleicht.
Abbildung 8: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union, Robert Koch-Institut
Zwei Phänomene fallen sofort ins Auge. Erstens gab es 2020 im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 unter Berücksichtigung des demografischen Wandels in der Summe über alle Altersgruppen überhaupt keine Übersterblichkeit. Tatsächlich kann man sogar eine Untersterblichkeit von circa 3.000 feststellen. Zweitens erscheinen die vom RKI gemeldeten mehr als 30.000 COVID-19-Sterbefälle in der Altersgruppe der über 80-jährigen vollkommen unplausibel, da insbesondere hier im Vergleich zum Durchschnitt der Jahre 2015 bis 2019 knapp 6.000 Menschen weniger verstorben sind.
Noch deutlicher wird die fehlende Plausibilität der COVID-19-Sterbefälle, wenn man jeweils die Summe der Übersterblichkeit und die Summe der offiziellen Sterbefälle der Hongkong-Grippe und von COVID-19 gegenüberstellt.
Abbildung 9: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union, Robert Koch-Institut
Ich habe sowohl das RKI als auch das Statistische Bundesamt angeschrieben, um zu diesen Widersprüchen Auskunft zu erhalten. Das RKI schweigt und gibt keine Antworten. Das Statistische Bundesamt teilt mit, man sehe keine Unstimmigkeiten, da sich die Steigerung aller Todesfallzahlen zeitlich mit den COVID-19-Sterbefällen deckten.
Da ich diesen Zusammenhang nicht in Frage gestellt hatte, hakte ich noch einmal nach, wie die Effekte der demografischen Veränderung in die offizielle Analyse der Letalität von COVID-19 in Deutschland einfließen. Das Amt antwortet darauf:
„Wir halten es für sinnvoll zur Betrachtung der Übersterblichkeit einen Vierjahresdurchschnitt der absoluten Zahlen heranzuziehen.“
Das ist jedoch ungefähr so, als wenn ein Ökonom die Steigerung des Bruttoinlandsproduktes über mehrere Jahre als Verbesserung des Wohlstands bewerten würde, ohne die Inflation zu berücksichtigen. Oder wenn ein Schuldnerberater die Dauer für die Rückzahlung eines Kredites kalkulieren würde und dabei vergisst, die Zinsen einzubeziehen.
Wo kommen die unplausiblen COVID-19-Sterbefälle her?
Entweder hat sich das Gesundheitssystem in Deutschland im Jahr 2020 derart sprunghaft verbessert, dass über 40.000 Corona-Opfer an anderer Stelle durch neuartige Medikamente oder medizinische Verfahren kompensiert wurden, oder bei der Erfassung der COVID-19-Sterbefälle liegt ein systematischer Fehler vor.
Ersteres ist sehr unwahrscheinlich, da insbesondere in den drei Altersgruppen über 60 Jahren, in denen mehr als 90 Prozent der Todesfälle in Deutschland zu verzeichnen sind, in den letzten zehn Jahren das Sterberisiko konstant geblieben ist oder, wie bei der Gruppe der über 80-jährigen, die Werte Schwankungen nach unten und nach oben unterworfen sind. Ein deutlicher Abwärtstrend, der die These eines sprunghaft verbesserten Gesundheitssystems stützen würde, ist nicht festzustellen.
Abbildung 10: Eigene Darstellung, Datenquellen: Statistisches Bundesamt, Statistisches Amt der Europäischen Union
Der Fehler muss also bei der Erfassung der COVID-19-Sterbefälle liegen. Auch hier ist es wieder sehr unwahrscheinlich, dass Hunderttausende in Deutschland praktizierende Ärzte „COVID-19“ als Todesursache festgestellt haben, obwohl es dafür keine Indizien gab.
Es ist jedoch eine Tatsache, dass jeder in Deutschland Verstorbene, bei dem zuvor ein PCR-Test positiv ausgefallen ist, als COVID-19-Sterbefall in die Erfassung des Robert Koch-Instituts eingeht. Genau hier dürfte der systematische Fehler liegen. Entweder ist ein Großteil der Menschen, bei denen SARS-CoV-2 festgestellt wurde, nicht an, sondern mit der Krankheit verstorben, oder der Test fiel größtenteils falsch positiv aus. Wahrscheinlich ist eine Mischung aus beidem.
Deutschland ist dabei kein Einzelfall. Auch in anderen europäischen Ländern liegt die Anzahl der offiziellen COVID-19-Sterbefälle teilweise um das Mehrfache über der Übersterblichkeit.
Folgen aus den falsch erfassten COVID-19-Sterbefällen
Wenn die Anzahl der COVID-19-Opfer in Deutschland zu hoch angegeben ist, dann fallen auch alle daraus abgeleiteten Berechnungen, wie die Fallsterblichkeit oder die Infektionssterblichkeit, deutlich zu hoch aus, und die Letalität der Krankheit, zumindest in Deutschland, wird folglich weit überschätzt. Dies würde sämtlichen einschneidenden Maßnahmen in Deutschland zur Eindämmung von COVID-19 einen großen Teil der Legitimität entziehen.
Es stellt sich dringlich die Frage, warum die demografischen Effekte bei der Ermittlung der Übersterblichkeit von deutschen Behörden bei der Bewertung der Letalität von COVID-19 nicht berücksichtigt werden. Das Statistische Bundesamt teilt auf Nachfrage mit:
„Andere Herangehensweisen [als die Verwendung von absoluten Sterbefallzahlen bei der Berechnung der Übersterblichkeit] haben ebenfalls ihre Berechtigung. Jede Herangehensweise hat Ihre Vor- und Nachteile, die es gegeneinander abzuwägen gilt.“
Die Nutzung von absoluten Zahlen erscheint im Falle von COVID-19 offensichtlich opportun, da sie die vom RKI gemeldeten Opferzahlen der Pandemie zu bestätigen scheinen. Diese Herangehensweise unterschlägt jedoch, wie dargelegt, die Tatsache, dass in keiner der hier dargestellten Altersgruppen eine Übersterblichkeit im Verhältnis zur jeweiligen Gruppengröße in 2020 zu verzeichnen war, die nicht im Rahmen der Schwankungen des Durchschnitts der fünf vorangegangen Jahre lag.
Über den Autor: Karsten Montag, Jahrgang 1968, hat Maschinenbau an der RWTH Aachen, Philosophie, Geschichte und Physik an der Universität in Köln sowie Bildungswissenschaften in Hagen studiert. Er war viele Jahre Mitarbeiter einer gewerkschaftsnahen Unternehmensberatung, zuletzt Abteilungs- und Projektleiter in einer Softwarefirma, die ein Energiedatenmanagement- und Abrechnungssystem für den Energiehandel hergestellt und vertrieben hat.
Anhang 1: Anmerkung zu den in diesem Beitrag verwendeten Daten
Die Zahlen entstammen ausschließlich dem Statistischen Bundesamt, dem Robert Koch-Institut sowie dem Statistischen Amt der Europäischen Union. Bei den Sterbefallzahlen für 2020 handelt es sich um vorläufige Werte, die nur zusammengefasst in Altersgruppen erhältlich sind. Laut Auskunft des Statistischen Bundesamtes betrug die Anzahl der Sterbefälle für 2020 am 29. Januar 2021 circa 982.000. Erfahrungsgemäß soll sich dieser Wert durch Nachmeldungen noch einmal um 1 Prozent erhöhen. Die deutschen Sterbefallzahlen für 2020, die in diesem Beitrag Verwendung finden, wurden am 08. April 2021 von der Online-Datenbank des Statistischen Amtes der Europäischen Union heruntergeladen. Offensichtlich waren diese schon deutlich aktueller, denn die Anzahl der Sterbefälle für Deutschland betrug dort 1.001.482. Diese Zahl liegt sehr nahe an dem Wert der letzten Veröffentlichung der wöchentlichen Sterbefallzahlen des Statistischen Bundesamtes vom 13. April 2020, der in der Summe 1.001.669 Todesfälle beträgt.
Es ist möglich, dass sich bei der Ermittlung der anteiligen Sterbefälle die Werte leicht verändern können, wenn man statt Altersgruppen Altersjahre verwendet, die Granularität der Auswertung also vergrößert. Mit der Veröffentlichung von Sterbefallzahlen nach Altersjahren ist jedoch erst Mitte 2021 zu rechnen. Zudem konnte mit der Verwendung von Sterbefallzahlen nach Altersgruppen in diesem Beitrag die Übersterblichkeit während der Hongkong-Grippe plausibel nachgewiesen werden.
Anhang 2: Datenquellen
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