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Der digitalisierte Staat ist eine Public-Private-Partnership

Die europäische digitale Identität wird aktuell von Behörden und Ministerien in Zusammenarbeit mit Unternehmen konkretisiert und in Pilotprojekten in der Praxis erprobt. Während es in der analogen Welt bislang in Deutschland undenkbar wäre, dass staatliche Stellen ein Unternehmen wie Vodafone oder Apple mit dem Betrieb eines Einwohnermeldeamtes oder gar eines ganzen Rathauses in einer Gemeinde beauftragen, scheint dies in einem digitalisierten Staat zum Standardmodell zu werden.

ANDREAS HEYER, 14. August 2023, 6 Kommentare, PDF

Im April 2023 wurde gemeldet, dass die EU-Kommission Reisepässe abschaffen und durch biometrische Grenzkontrollen ersetzen wolle. Seit der Corona-Krise würden Bürger „den Einsatz kontaktloser Technologien als grundlegende Voraussetzung für ein sicheres und reibungsloses Reisen“ erwarten. Ebenfalls im ersten Halbjahr 2023 wurde begonnen, Anwendungen für eine europäische digitale Identität, genannt EUDI-Brieftasche (englische Bezeichnung: Wallet), in Pilotprojekten zu entwickeln und zu erproben. Die EUDI-Brieftasche solle „die digitale Identifizierung von Bürgern und Unternehmen beim Zugang zu öffentlichen und privaten Diensten in ganz Europa revolutionieren, indem sie ihr Smartphone auf sichere und bequeme Weise nutzen.“ Die digitale Identität solle auf Smartphones oder anderen digitalen Endgeräten gespeichert werden, die bislang bekannterweise meistens mit einer von den US-Konzernen Google, Apple oder Microsoft dominierten Softwareumgebung betrieben werden. Das Ziel der EU sei es, bis 2030 allen in der EU lebenden Menschen Zugang zu der EUDI-Brieftasche zu gewähren.

90 Millionen Euro werden bis Anfang 2025 in die Entwicklung der europäischen digitalen Identität durch Pilotprojekte investiert, davon etwa 50 Prozent von der EU-Kommission und 50 Prozent von 250 öffentlichen und privaten Organisationen. In vier Pilotprojekten werden seit Frühsommer 2023 elf Anwendungsfälle für digitale Funktionen der EUDI-Brieftasche in Kooperation von Staat und Privatunternehmen ausgearbeitet:

  • Zugang zu staatlichen Verwaltungsdiensten

  • Bereitstellung von Reisedokumenten (Reisepass, Visa)

  • Bereitstellung einer digitalen Fahrerlaubnis

  • Bereitstellung von Bildungsnachweisen (Diplome, Abschlüsse, Zeugnisse)

  • Bereitstellung von Nachweisen beruflicher Identität (Betriebs- und Berufsausweise)

  • Zugang zu Sozialversicherungsleistungen

  • Bereitstellung von medizinischen Rezepten

  • Unterzeichnung von Verträgen

  • Registrierung von SIM-Karten für Mobilfunknetze

  • Eröffnung von Bankkonten

  • Ermöglichung von Online-Zahlungen

Vier staatlich-private Pilotprojekte

In dem Pilotprojekt Potential sollen sechs dieser Anwendungsfälle erprobt werden. In dem Projekt kooperieren auf deutscher Seite verschiedene Bundesministerien und Bundesbehörden zusammen mit Unternehmen wie Deutsche Telekom, Vodafone, O2-Telefonica und der Bank ING-Diba bei der Entwicklung von Spezifikationen und Softwarelösungen. Im EU Digital Identity Wallet Consortium kooperieren europaweit Behörden mit Unternehmen wie Visa, Condor, Finnair, Datev, Amadeus, der Schweizerischen Bundesbahn oder Siemens an einer Referenz-Anwendung, um in der EUDI-Brieftasche sowohl digitale Reisedokumente als auch auch Flug- und Bahntickets oder Hotelbuchungen speichern zu können. Im Projekt NOBID arbeiten fünf öffentliche Verwaltungen zusammen mit 15 privaten Organisationen wie dem Deutschen Sparkassen- und Giroverband, dem Rüstungskonzern Thales oder der italienischen Bank Intesa an einer Software, um aus der EUDI-Brieftasche heraus digitale Zahlungen tätigen und verwalten zu können. Im Projekt DC4EU kooperieren 35 öffentliche Verwaltungen mit 40 privaten Einrichtungen an einer Anwendung der digitalen Identität im Bildungs- und Sozialversicherungsbereich. Dies beinhaltet die Schaffung eines digitalen Sozialversicherungsausweises. Bis Frühjahr 2025 sollen aus den Pilotprojekten die dauerhaft funktionsfähigen Anwendungen für die EUDI-Brieftasche entwickelt sein.

EU-Verordnung für elektronische Identitäten steht bereit

Die gesetzliche Umsetzung soll auf europäischer Ebene durch eine „Verordnung über elektronische Identifizierung und Vertrauensdienste“ (eIDAS 2.0) erfolgen. Ende Juni einigten sich Europäisches Parlament und Ministerrat über die Ausgestaltung der Verordnung. Die EU-Kommission hatte gefordert, die EUDI-Brieftasche mit einer lebenslangen Personenkennziffer zu verbinden, was auf Widerstand des EU-Parlaments stieß. In der Einigung wurde auf eine „dauerhafte Personenkennziffer“ als Teil der digitalen Identität verzichtet.

Die Mitgliedsstaaten werden durch die Verordnung verpflichtet, im Rahmen der nationalen Umsetzung der EUDI-Brieftasche „Vertrauenslisten von qualifizierten Vertrauensdiensteanbietern“ aufzubauen und zu pflegen. Diese Vertrauensdiensteanbieter können gleichermaßen Behörden wie kommerzielle Unternehmen sein und nur als vertrauenswürdig zertifizierte Organisationen dürfen ihre Dienstleistungen über die EUDI-Brieftasche anbieten. Die digitalen Brieftaschen sollen dabei nicht nur von staatlichen Institutionen ausgegeben werden dürfen, sondern auch durch private Unternehmen, die diese im Auftrag von staatlichen Institutionen oder anerkannt durch staatliche Institutionen ausgeben.

Umsetzung in Deutschland

Im Juni 2023 veröffentlichte das Bundesinnenministerium ein Konzept zur nationalen Ausgestaltung in Deutschland. Ab dem zweiten Halbjahr 2023 sollen demnach staatliche und private Organisationen in Workshops gemeinsam diskutieren, ob die digitale Identität in Deutschland als „staatliches Ökosystem“, als „privatwirtschaftliches Ökosystem“ oder als Kombination von beidem aufgebaut werden soll. Im Konzept werden noch weitere Anwendungsfelder genannt, die über die europäischen Vorgaben hinausgehen:

  • Erwerb von personalisierten Veranstaltungstickets

  • digitaler Hotelmeldeschein

  • Nachweis der Elternschaft

  • Speicherung von amtlichen Führungszeugnissen

  • Identifizierung für Mail- oder Social-Media-Konten.

Das Portal Netzpolitik berichtet, dass sich Konzerne wie Deutsche Post, Deutsche Telekom oder Google in den Beratungsprozess einbrächten. Privatunternehmen würden in ihren Stellungnahmen betonen, dass sie „für mehr Innovation“ Zugriff auf die EUDI-Brieftasche benötigen würden, es einer engen Kooperation zwischen Staat und Wirtschaft bei der Entwicklung bedürfe und die EUDI-Brieftasche auch durch Privatunternehmen ausgegeben werden solle. Der Staat müsse eine Basisinfrastruktur bereitstellen und die digitalen Brieftaschen/Wallets der Privatunternehmen zertifizieren. In dem Artikel wird Google zitiert: die „Google Wallet“ stünde für eine Nutzung bereit und sei auch schon praxiserprobt. Bis November 2023 soll ein Konzept für die Ausgestaltung der digitalen Identität in den Workshops erarbeitet sein.

Noch ist keine Festlegung darüber bekannt, wie die digitale Infrastruktur für die EUDI-Brieftasche in Deutschland aufgebaut wird. Es ist vor dem Hintergrund der Erfahrungen anderer staatlicher Digitalisierungsprojekte davon auszugehen, dass die Entscheidungsträger sich nicht für dezentrale Strukturen mit hohen Standards für Datenschutz entscheiden werden, sondern eher für zentralisierte Lösungen auf Servern bei Privatunternehmen, die mit den Smartphones der Bürger über Clouddienste verbunden sein werden. Es liegt nahe, dass die bereits bei der Digitalisierung des Gesundheitswesens mit Hilfe von Sanktionsdrohungen eingeführten Konzepte ähnlich bei der Digitalisierung der staatlichen Verwaltungsaufgaben ausgestaltet werden könnten.

Private Infrastruktur bereits im Gesundheitswesen erprobt

Die Telematikinfrastruktur (TI) genannte digitale Infrastruktur des Gesundheitswesens wurde 2019 mit der Drohung von prozentualem Honorarabzug für die Leistungserbringer eingeführt, wenn diese sich nicht daran anschließen. Eine zentrale Rolle spielte dabei die Gematik GmbH, bei der die Bundesregierung per Gesetz die Mehrheit der Stimmrechte von den Institutionen der Selbstverwaltung des Gesundheitswesens übernahm. Die Bundesregierung legt seitdem per Mehrheitsbeschluss in der Gesellschafterversammlung der Gematik die Einführung und Ausgestaltung neuer digitaler Dienste im Gesundheitswesen fest. Die technischen Anforderungen für neue digitale Dienste werden von dieser Firma spezifiziert. Die digitalen Dienste werden dann von Privatunternehmen entwickelt. Nach einer Zulassung durch die Gematik dürfen diese ihr kommerzielles Angebot am Ärzte, Kliniken und Apotheken innerhalb des gesicherten Netzwerks der TI anbieten.

Die Leistungserbringer werden durch Honorarabzug gedrängt, die neuesten digitalen Dienste bei den zugelassenen Unternehmen einzukaufen. In einer Datenbank der Gematik lässt sich recherchieren, welche Unternehmen bislang für welche Anwendungen der TI zugelassen wurden. So wurde der Auftrag für den Betrieb der TI an die Bertelsmann-Tochter Arvato vergeben.

Praxisausweis und Heilberufsausweis, die digital die Berechtigung eines Arztes oder anderer Leistungserbringer zur Teilnahme an der kassenärztlichen Versorgung nachweisen, werden nicht etwa durch die Kassenärztlichen Vereinigungen (KV) ausgegeben, sondern ebenfalls durch Privatunternehmen, die von der Gematik zugelassen wurden. Die Ausgabe der offiziellen Ausweise erfolgt durch die Unternehmen gegen eine Gebühr, nachdem diese sich bei der KV die Berechtigung des Antragstellers haben bestätigen lassen. Für die elektronische Patientenakte sind auch zwei Jahre nach der Einführung bislang nur drei Unternehmen als Anbieter zugelassen, darunter der US-Konzern IBM. Die Gesundheitsdaten in den elektronischen Patientenakten lagern nicht etwa auf Servern der gesetzlichen Krankenversicherungen, sondern jeweils auf den Servern der zugelassenen Privatunternehmen, die von den Krankenversicherungen auf Grund gesetzlicher Verpflichtung beauftragt werden müssen.

Für eine ähnliche IT-Architektur und Aufteilung der Funktionen zwischen staatlichen, halbstaatlichen und privatwirtschaftlichen Akteuren bei der EUDI-Brieftasche spricht, dass auch die Integration von elektronischen Patientenkurzakten in die EUDI-Brieftasche angestrebt wird. Die Patientenkurzakte soll Daten wie Medikation, Impfungen, Vorerkrankungen, Laborbefunde und Krankenhausentlassungsberichte enthalten und europaweit verwendbar machen. Auch sind Ähnlichkeiten im Zeitplan der Weiterentwicklung der TI und der Einführung der europäischen digitalen Identität erkennbar. So werden Krankenkassen ab 2024 verpflichtet, an ihre Versicherten „auf Wunsch“ eine digitale Gesundheits-ID auszugeben, die ab 2026 die bisherige Versichertenkarte ablösen soll. Patienten können sich dann mit ihrem Smartphone und biometrischen Daten (Gesichtserkennung, Fingerabdruck) in einer Arztpraxis identifizieren, anstatt wie bislang mit der Versichertenkarte. Es wäre naheliegend, die Gesundheits-ID dann ab 2026 gleich in die EUDI-Brieftasche zu integrieren. Deshalb scheint es wahrscheinlich, dass die IT-Architektur der EUDI-Brieftasche zur Wahrung der „Interoperabilität“ an die Vorarbeiten im Gesundheitssystem mit seinen privatwirtschaftlichen Clouddiensten anknüpfen wird.

Risiken der Verschmelzung von staatlichen und kommerziellen Strukturen

Vermutlich werden sich die Beteiligten darauf einigen, die EUDI-Brieftasche als Kombination eines staatlichen und privatwirtschaftlichen „Ökosystems“ aufzubauen. Während es in der analogen Welt bislang in Deutschland undenkbar wäre, dass staatliche Stellen ein Unternehmen wie Vodafone oder Apple mit dem Betrieb eines Einwohnermeldeamtes oder gar eines ganzen Rathauses in einer Gemeinde beauftragen, scheint dies in einem digitalisierten Staat zum Standardmodell zu werden. Wenn staatliches Verwaltungshandeln sich auf die Definition eines Leistungskataloges und die Zertifizierung von privatwirtschaftlichen Anbietern beschränkt, dann könnte es für Bürger in Zukunft zur Normalität werden, in ihrer Google- oder Apple-Wallet (wenn diese gemäß den Anforderungen der EUDI-Brieftasche zertifiziert wurden) ihre Ausweisdokumente zu verwalten, ihren Personenstand zu ändern oder ihren Umzug zu melden.

Auch werden Konzepte wie ein analoger Reisepass, der physisch zu Hause verwahrt mit einer festgesetzten Gültigkeit ausgestattet ist, entsprechend den EU-Vorstellungen vermutlich radikal verändert werden. Die Funktion eines Reisepasses würde in einem komplett digitalisierten Staat vermutlich ein Datensatz aus Personenstammdaten und biometrischen Daten auf einem zentralen Server einnehmen, bei dem mit einem staatlichem Zertifikat die Echtheit der Daten garantiert wird. Das digitale Reisedokument könnte dann verknüpft werden mit flexibel änderbaren Ein- und Ausreiseberechtigungen. Hierzu sollte auch der Entschließungsantrag des Bundestages vom Juli 2023 zur Kenntnis genommen werden, wonach die Bundesregierung gesetzliche Möglichkeiten zum Entzug des Reisepasses vereinfachen solle, wenn Bürger an Veranstaltungen im Ausland teilnehmen wollten, die dem Ansehen Deutschlands schaden könnten oder im „Widerspruch zu den Grundsätzen der freiheitlich demokratischen Grundordnung“ stünden.

Strafen per Mausklick

Durch die Koppelung staatlicher und privatwirtschaftlicher Interessen bei der Digitalisierungsagenda profitieren beide Seiten: Behörden erhalten durch die Digitalisierung der Verwaltungsvorgänge einen Zuwachs an Möglichkeiten, Daten der Bürger mit wenig Personalaufwand zu überwachen und auszuwerten. Strafen und Sanktionen bei Gesetzesüberschreitungen ließen sich per Mausklick verhängen und eintreiben. Auch sind in einem digitalisierten Staat verbesserte Steuerungsmöglichkeiten der Bevölkerung zum Erreichen von politischen Zielen gegeben. Um „Klimaziele zu erreichen“, ließe sich beispielsweise eine Reduzierung der Mobilität durch Deaktivierung von Zugtickets, Hotelbuchungen oder des digitalen Führerscheins sehr gezielt zu definierten Zeiten oder für definierte Berufsgruppen umsetzen. Die EUDI-Brieftasche wäre vermutlich auch die Infrastruktur, über die Bürger ein Konto mit digitalem Zentralbankgeld direkt bei der Notenbank einrichten und verwalten müssten. Es bestehen Missbrauchsmöglichkeiten seitens staatlicher digitaler Macht, Kritik an der Regierung und Demonstrationen ohne öffentliches Aufsehen durch Entzug von Mobilität oder Finanzierungsquellen zu unterbinden und Oppositionelle ohne Gerichtsprozesse einzuschüchtern.

Auf Seiten der Privatwirtschaft ermöglicht die Public-Private-Partnership bei der Digitalisierung des Staates Zugang zu neuen Geschäftsfeldern. In einem Oligopol der wenigen staatlich zertifizierten Anbieter können hohe Gewinnmargen erzielt werden. Ein komplizierter Zulassungsprozess ist für globale Konzerne einfacher zu bewältigen, so dass es für kleinere, regionale Mitbewerber schwierig sein dürfte, auf die „Vertrauensliste von Vertrauensanbietern“ zu gelangen. Die Auswertung der zentral gesammelten Bürgerdaten verspricht ebenfalls Vorteile gegenüber Wettbewerbern. Durch die Abhängigkeit staatlicher Institutionen vom digitalen Know-how der Privatwirtschaft lassen sich Gesetzesvorhaben zum eigenen Vorteil leichter beeinflussen.

Wenn die europäische digitale Identität als zentralisierte Infrastruktur für die genannten Anwendungsfelder eingeführt wird, ist der Wert der gesammelten Daten mit staatlichem Echtheitszertifikat von (fast) allen EU-Bürgern für Cyber-Kriminelle eine wertvolle Beute. Deshalb ist trotz aller Bekenntnisse zur Datensicherheit davon auszugehen, dass durch Hacking-Angriffe früher oder später vertrauliche Daten gestohlen werden.

Veränderte Rolle des Staates

Die staatliche und privatwirtschaftliche Auswertung der EUDI-Brieftasche könnte Grundlage für Modelle der Verhaltenssteuerung sein, wie sie in Konzepten zu „Social Credit Scores“ oder „persönlichen CO2-Budgets“ beschrieben wurden. Bislang wenig beachtet wurde die grundlegende Veränderung staatlicher Strukturen und staatlichen Handelns durch die geplante Digitalisierungstransformation. Wenn hoheitlich-staatliche Verwaltungsakte nicht mehr in Gebäuden des Staates von Angestellten des Staates durchgeführt werden, sondern über Softwareumgebungen und Apps der Privatwirtschaft, gespeichert auf Servern der Privatwirtschaft, dann verändert sich auch die Rolle des Staates in der Gesellschaft. Von einer regulierenden Instanz, die unabhängig von privaten Profitinteressen das gesellschaftliche Zusammenleben gewährleisten soll, würde der Staat zu einer Art Zertifizierungsstelle, die operativ abhängig ist von den Privatunternehmen, die sie zertifiziert und beauftragt. Nachdem Public-Private-Partnerships seit den 1990er Jahren für vorherige staatliche Dienstleistungen und Infrastrukturprojekte in Einzelfällen erprobt wurden – und in vielen Fällen zu Ungunsten der Bürger ausfielen –, wäre die Public-Private-Partnership vermutlich der Standard bei digitalisierten staatlichen Verwaltungsaufgaben.

Über den Autor: Andreas Heyer, Jahrgang 1973, arbeitet als Psychologischer Psychotherapeut mit tiefenpsychologisch-fundierter Fachrichtung in eigener Praxis.

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JAMES B., 14. August 2023, 21:30 UHR

Zum Kotzen, diese Aussichten. Klimaziele, „Vertrauensliste von Vertrauensanbietern“, zentral gesammelte Bürgerdaten — viel Orwell auf engem Raum. Gegen derlei Überwachungsstaatssexorgien gingen in Deutschland mal Leute auf die Straße.

Der digitale Rubel sei als Vergleich angeführt. Russische Privatbanken heulen bereits, da die Regierung vorsieht, dass die Zentralbank als "einzige Wahrheit" den Digitalrubel ausgeben und generalverwalten wird, mit kostenloser Kontoführung für Privatpersonen. Zinsen auf den Digitalrubel der Zentralbank soll es aber nur bei Privatbanken geben. Und es wird weiterhin Bargeld geben, sagen sie jedenfalls jetzt.

Es ist zwar eine Wahl zwischen Pest und Cholera, denn irgendwer muss auch digital die Zügel in der Hand halten. Aber hoheitliche Aufgaben haben Monopol des Staates zu sein. Gibt der Staat Hoheitsaufgaben aus der Hand, verliert er schleichend die Kontrolle, wird angreifbar und erpressbar. Er wird zur Bananenrepublik. Deutschland und die EU sind bereits im fortgeschrittenen Stadium. Die Chancen auf Heilung schwinden täglich.

DIETER R., 15. August 2023, 09:20 UHR

Ich kann James nur zustimmen, einem wird ziemlich schnell übel, wenn man solch einen Text liest. Vor allem die Motivation:

„Die Bürger würden den Einsatz kontaktloser Technologien …erwarten.“

Auch beim Thema Digitalisierung wird kontinuierlich manipuliert, die Gefahren der Digitalisierung komplett ausgeblendet und die Vorteile überhöht. Das hat nichts mehr mit demokratischer Meinungsbildung, Diskurs oder Ähnlichem zu tun. Die vorgestellten Maßnahmen sind eben effektive Machtmittel, um die Bevölkerung zu kontrollieren. Deswegen werden diese auch sukzessive ausgerollt, zum definitiven Schaden der Allgemeinheit und zum Nutzen der Machtelite.

Das Denken was dahinter steht ist m.E. nicht nur der benannte Machterhalt der herrschenden Elite um jeden Preis, sondern auch ein negatives Menschenbild nach dem Motto: Die Masse der Menschen ist blöd und die öffentlich Meinung unstet, deshalb muss die Masse manipuliert werden, quasi zu Ihrem „besten“. Außerdem stehen wir im Wettbewerb mit dem „bösen Russen oder Chinesen“ und müssen das quasi machen, sonst „überholen“ die uns. Ich vermute genauso ticken die vielen infantilen Politiker derzeit, die nicht mehr in der Lage sind zusammenhängend zu denken, aber diese Art von gesellschaftsschädigender Politik mittragen und umsetzen, weil sie diesen Müll auch noch glauben. Politiker anderen Kalibers werden systematisch ausgegrenzt bzw. aus dem System vertrieben. Deswegen, denke ich, sind wir auch keine Demokratie mehr, sondern nur noch eine Gesellschaft mit demokratischen Elementen. Und letztere werden immer weiter und weiter eingeschränkt.

Ich habe keine Lust, jetzt auf jeden einzelnen (potenziell furchtbaren) Punkt der im Text dargestellten Kontrollmöglichkeiten der Menschen einzugehen. Ich möchte nur zusätzlich auf den oft „vergessenen technischen Aspekt“ der Digitalisierung eingehen. Digitalisierung arbeitet zum größten Teil mit hochfrequenten elektromagnetischen Feldern (Mobilfunkstrahlung). Mal abgesehen davon, dass ein Ausbau der „Bestrahlung“, die wenigsten machen sich Gedanken, was das genau bedeutet, wenn jede kleinste Information „kabellos“ durch den Äther wabert, immer mehr Energie kostet. Schätzungen gehen davon aus, dass 2030 ca. 15% der verbrauchten Energie der Welt durch die Digitalisierung „verbrannt“ wird. Derzeit sind es ca. 8%.

Dazu kommt auch noch, dass diese HF-EMF mit der im Körper (übrigens auch bei anderen Lebewesen und Pflanzen) vorhandenen Bioelektrizität interagieren. Das wird offiziell immer verleugnet und getönt, die offiziellen Grenzwerte sind sicher, aber die wissenschaftlichen Arbeiten weisen seit Jahrzehnten auf den Tatbestand hin, das die Grenzwerte viel zu hoch sind und bei vielen Menschen mehr oder weniger starke Krankheitssymptome (Sammelbegriff Mikrowellen Syndrom) hervorbringen, deren Zusammenhang den meisten gar nicht bewusst ist. Eine gute diesbezügliche Zusammenfassung findet man bei https://www.youtube.com/watch?v=BO4Oi7w02GE oder bei Diagnose Funk.

Schlussendlich wäre mir wichtig, nicht bei der Beschreibung der Sachverhalte, was unbestritten auch wichtig ist, stehen zu bleiben, sondern gemeinsam darüber nachzudenken, was ist denn jetzt der Ausweg. Das möchte ich nicht nur als Anregung für die Diskussion verstanden wissen, sondern auch für die zukünftige Themenwahl bei Multipolar. Also nicht nur beschreiben, sondern eben auch Optionen diskutieren, wie muss man es anders machen. Sonst bekommen die, die über den derzeitigen gesellschaftlichen Zustand wenigstens noch nachdenken, ständig Kopfschmerzen und die anderen wollen die schlechten Nachrichten überhaupt nicht hören und ballern sich lieber die seichte „wir sind die Guten und machen alles richtig“ Propaganda rein.

DIRK GINTZEL, 15. August 2023, 14:05 UHR

Schon bei Wolin (Umgekehrter Totalitarismus, Sheldon S. Wolin) ist nachzulesen, dass die Oligarchie mit ihren Konzernen auf der einen Seite und die Regierungsapparate der sogenannten westlichen Demokratien andererseits längst zusammengewachsen sind. Dass der Reisepass demnächst von Blackrock-Konzernen ausgestellt wird, war lange zu erwarten. Der Staat ist nur noch deren Instrument zum Ausplündern und Verwalten der Massen, die ihr Mitspracherecht längst verloren haben, oder wie Olaf Scholz es feiner ausdrückte ein „Instrument des Kapitals zur Durchsetzung seiner Interessen“.
https://multipolar-magazin.de/artikel/der-diskrete-charme-des-kapitals

Wir sind zu einer absoluten Dystopie auf dem Marsch in einen durch Totalüberwachung und digitale Versklavung auf ewig zementierten Wirtschaftsfaschismus. Der Artikel beschreibt die Symptome dieser Entwicklung genau. Wer kann denn nach Corona noch dem Staat oder gar Microsoft vertrauen? Das Wort „Vertrauensliste“ ist die nächste Orwellsche Parodie der Wirklichkeit.

Danke an Dieter R. für die Frage nach dem Ausweg!

RALLE, 15. August 2023, 18:45 UHR

Das Problem ist, dass viel zu viele Menschen dieser Regierung vertrauen. Sie (möchten) glauben, die Bundesregierung entscheidet zum Wohle aller.

Zu Coronazeiten hab ich gesehen, wie oft gutgläubig die Daten in die Luca-App gegeben wurden. Ich hab dann immer einen Alibizettel ausfüllen müssen, den ich hinterher einfach zerrissen und weggeworfen hatte. Hat niemand mehr interessiert, die wollten eine gut gefüllte Luca-App. Diese App ist auch zum Zweck der Strafverfolgung eingesetzt worden. Es hat Vorteile, wenn der Bürger gläsern ist.

Viele Firmen nutzen Cloud-Dienste von Microsoft oder Google. Sie bringen dann gerne vor, dass die Server ja in Irland stehen (als ob das irgendeine Rolle spielt). Gerade Microsoft hat sich schon vor Jahren dauerhaft als Cloudanbieter disqualifiziert. So gab es unter diesem Link:

https://www.aachener-zeitung.de/consent/?ref=https%3A%2F%2Fwww.aachener-zeitung.de%2Fnews%2Fdigital%2Fwie-ein-handy-fan-von-wolke-sieben-fiel-1.372632# (zur Zeit nicht mehr erreichbar)

die Geschichte eines freien Pressefotografen, der seine Bilder in der Microsoftcloud sicherte (zu Zeiten des Windows-Phone7). Da waren auch Fotos von nackten Frauen (so wie früher auf Bildzeitung Seite 1, also nichts pornografisches). Trotzdem ist er von Microsoft aufgefordert worden, diese Bilder zu löschen (Amerikaner sind halt prüde). Seit dem würde ich Microsoft nicht mal mehr ein Kochrezept anvertrauen. In einem weiteren Fall (hier eigentlich positiv, da er half einen Kinderporno Ring aufzudecken):
https://www.spiegel.de/netzwelt/web/kinderpornografie-hausdurchsuchung-nach-hinweis-durch-microsoft-a-1012713.html

Trotzdem: was haben die in (eigentlich verschlüsselten) persönlichen Daten ohne richterlichen Beschluß zu suchen?

„Der Wert der gesammelten Daten mit staatlichem Echtheitszertifikat von (fast) allen EU-Bürgern für Cyber-Kriminelle eine wertvolle Beute.“

Ja, ganz bestimmt. Wobei ich den Begriff Cyber-Kriminelle auf Firmen wie Microsoft und Google und auch staatliche Regierungsstellen in Deutschland, der EU und den USA ausweiten möchte. Die gegenwärtige Bundesregierung betreibt vorsätzlich eine Politik gegen das eigene Volk. Das konnte man bei den Coronamaßnahmen, der nicht erfolgten Aufarbeitung derselben und der Zustimmung zum WHO-Vertrag festmachen. Die WHO ist eine korrupte, zu großen Teilen von US-Oligarchen finanzierte Organisation. Die soll jetzt hoheitliche Rechte bekommen? Künftig ohne demokratische Legitimation Eingriffe in die Grundrechte von uns Bürgern durchführen zu dürfen?

Nun könnte man der gegenwärtigen Bundesregierung zugute halten, dass sie mangels eigener Bildung nicht in der Lage ist, die Folgen ihres Handelns abzuschätzen (was die Waffenlieferungen in die Ukraine betrifft, bin ich mir da sicher). Der Anteil an Mitgliedern ohne Berufsausbildung in der gegenwärtigen Regierung ist erschreckend hoch. Gut, dann machen sie es halt nicht aus Vorsatz, sondern aus Dummheit. Ändert für mich nichts. Sie lassen sich dann halt von den Lobbyisten „beraten.“ Wer seinen Windows-PC sauber Runterfahren kann, ist dann schon ein „IT-Experte“

Man sollte nicht alles Digitale verdammen und als schlecht ansehen. Es ist schon schön, wenn man Dinge zu Haus am PC erledigen kann. Ich selbst hab gerade einen neuen Führerschein beantragt, ohne bei der Behörde vorstellig zu werden. Alles was erforderlich war, war eine ID zu deren Bestätigung ich einmalig bei meiner Stadt vorstellig werden mußte (hätte ich den ePerso wäre es ganz ohne gegangen). Der Rest ging online. Wenn nun Microsoft, Google, die NSA oder sonst wer weiß, welche Fahrzeuge ich fahren darf, ist mir das egal (solang niemand ausschlachtet, dass ich LKW bis x Tonnen fahren darf und mir „mundgerechte“ Werbung für Wohnmobile in dieser Gewichtsklasse anbietet). Meine Gesundheitsdaten gehen aber nur mich und den behandelnden Arzt etwas an. Genauso hat niemand zu interessieren, welcher Partei ich welche Spenden zukommen lasse.

Das bedeutet, dass die Entscheidung über meine persönlichen Daten, die ich zur Verfügung stelle zu 100% bei mir liegen muß.

Das wirklich Niederträchtige an der Forcierung der digitalen Brieftasche ist die Methode: „wer schweigt, der stimmt zu.“ Also wenn ich nicht Widerspruch gegen die elektronische Patientenakte einlege, bekommt die Daten jeder, der „ein berechtigtes Interesse“ nachweisen kann. Ehrlichkeit verlangt gründliche Aufklärung und dann die explizite Zustimmung des betroffenen Bürgers.

ALEXANDER FEIN, 16. August 2023, 12:25 UHR

Sehr geehrter Ralle,

die LUCA-App scheint mir das geringste totalitaristische Problem an der sogenannten Corona-Krise zu sein. Wer sich wegen gesundheitlicher Risiken vom Staat, der zum Thema Gesundheit keine eigene Kompetenz hat - sonst wäre beispielsweise der Arzt kein Freiberufler, der weisungsfrei handelt - Ausgangssperren diktieren lässt, hat vor der totalen Überwachung folgerichtig auch keine Angst. Motto: Wozu brauche ich Meinungsfreiheit, ich habe schließlich keine Meinung. Insofern zeigten die letzten drei Jahre an, in welchem Fachgebiet der Medizin die eigentlichen gesundheitlichen Probleme liegen. Diese drei Jahre zeigen auch das Ende der Freiberuflichkeit, welche dem neuen Geist entgegensteht. Sie wird durch KI ersetzt.

CHRISTIAN SCHANTZ, 16. August 2023, 13:15 UHR

In diesem Zusammenhang ist ein Artikel von Iain Davis und Whitney Webb sehr lesenswert, in dem es um das nachhaltige Entwicklungsziel Nummer 16 der UN geht. Dort steht beim Punkt 16.9.:

"By 2030, provide legal identity for all, including birth registration."

Die Autoren sehen diesen Punkt als wichtigen Punkt zum Weg zu einer Zwangsdigitalisierung durch eine Globale Öffentliche Private Partnerschaft (Global Private Partnership G3P), die sie folgendermaßen beschreiben:

"There is a term that this worldwide amalgam of organisations often uses to describe itself: it is a global public-private partnership—G3P, for short.

The G3P is toiling tirelessly to create the conditions necessary to justify the imposition of both global governance “with teeth” and its prerequisite digital ID system. In doing so, the G3P is inverting the nature of our rights. It manufactures and exploits crises in order to claim legitimacy for its offered “solutions.”

The G3P comprises virtually all of the world’s intergovernmental organisations, governments, global corporations, major philanthropic foundations, non-governmental organisations (NGOs) and civil society groups. Collectively, these form the “stakeholders” implementing sustainable development, including SDG16."

Hier zum ganzen Artikel: https://unlimitedhangout.com/2023/06/investigative-series/sdg16-part-1-building-the-global-police-state/

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