Eine Thermometerpistole, wie sie an Kontrollpunkten zum Fiebermessen verwendet wird | Bild: Shutterstock

Coronavirus: Ausnahmezustand, Irreführung und mediale Gleichschaltung

Die Coronakrise legt das öffentliche Leben lahm. Dabei ist die außerordentliche Gefährlichkeit des Virus weiterhin nicht belegt. Wichtige Daten fehlen, werden nicht erhoben oder nicht veröffentlicht. Die Medien agieren als Panikbeschleuniger und unkritische Sprecher der Behörden, während Freiheitsrechte drastisch beschränkt werden. Was geschieht hier?

PAUL SCHREYER, 22. März 2020, 15 Kommentare, PDF

Hinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast verfügbar.

In einer unübersichtlichen und bedrohlichen Situation, in der die Ereignisse sich überschlagen und alles in eine Richtung drängt, gilt es mehr denn je, einen offenen Geist zu bewahren, sich nicht einschüchtern zu lassen und verschiedene Erklärungsmuster und Möglichkeiten frei und ohne Angst diskutieren zu können. Das wird derzeit immer schwieriger.

Wer sich in diesen Tagen abweichend zum Mainstream aus Politik, Wissenschaft und Medien äußert, dem wird Verharmlosung, Desinformation und eine Gefährdung der Öffentlichkeit unterstellt. Bürger werden wie Kinder behandelt, denen eine amtlich beglaubigte Wahrheit als Information und Handlungsanweisung auszureichen habe. Bundeskanzlerin Angela Merkel forderte in ihrer Fernsehansprache vor wenigen Tagen wörtlich:

„Glauben Sie keinen Gerüchten, sondern nur den offiziellen Mitteilungen.“

In von Angst geprägten Krisensituationen wird naturgemäß der Ruf nach einer starken Führung laut. Solche Gelegenheiten werden immer wieder zur radikalen und dauerhaften Ausweitung staatlicher Kontrolle benutzt. So geschah es nach dem 11. September 2001 und so ist es auch derzeit wieder zu beobachten. Auf widersprüchlicher und unklarer Faktengrundlage werden im Eilverfahren grundlegende demokratische Freiheitsrechte eingeschränkt, ohne hinreichende Debatte und Diskussion von Alternativen. Dabei ist längst nicht alles so eindeutig, wie es scheint.

Für die aktuelle Krise existieren verschiedene Erklärungsmodelle, die unterschiedlich plausibel sind, und die nach derzeitigem Stand weder eindeutig belegt noch widerlegt werden können. Diese Offenheit und Unbestimmtheit zu akzeptieren fällt manchem schwer. Doch erst daraus erwächst politische Freiheit. Stattdessen heißt es immer öfter: „Für Diskussionen haben wir jetzt keine Zeit“.

Dabei ist es nicht nur wünschenswert, sondern dringend geboten, die Indizien und Belege für und gegen die verschiedenen zirkulierenden Versionen in einer breiten öffentlichen Debatte ergebnisoffen zu diskutieren. Zur Zeit passiert gerade das Gegenteil: Abweichendes wird pauschal als „Unfug“, „Desinformation“ und „Verschwörungstheorie“ diffamiert. Darin liegt für eine freiheitliche Gesellschaft eine Gefahr, die existenzieller und bedrohlicher sein könnte als der Virus. Der Medienwissenschaftler Michael Meyen spricht aktuell von einer „Medien-Epidemie“ und mahnt:

„Wir sehen, wie Medien eine Realität schaffen, die Politiker für so real halten, dass sie die Welt komplett umbauen.“

Italienische Verhältnisse bald auch hier?

Argumentiert wird vor allem mit den aufrüttelnden Bildern überfüllter Krankenhäuser in Norditalien. Diese Bilder wirken direkt emotional und erzeugen Angst. Doch Italien ist nicht Deutschland und Bilder ersetzen keine Fakten. Das Land hat mit mehreren Sonderfaktoren zu kämpfen, wie einer extremen Überalterung (die italienische Bevölkerung ist die zweitälteste weltweit), einem bereits vor der Krise durch die verordneten Sparmaßnahmen infolge von Bankenrettungen massiv angeschlagenen Gesundheitssystem, sowie, insbesondere in der norditalienischen Lombardei, extrem hoher Luftverschmutzung.

In Bergamo, im Zentrum der Lombardei, wo die Lage am dramatischsten ist, befindet sich der Sitz von Italcementi, einem der größten Zementhersteller der Welt. Die Luft ist dort so schlecht wie in kaum einer anderen Region Europas, was auch auf Satellitenbildern sichtbar ist. Italienische Wissenschaftler sehen einen direkten Zusammenhang zur Häufung der Corona-Fälle. Zwei Drittel der italienischen Todesfälle ereigneten sich bislang in der Lombardei.

Laut einer Studie der Universität Oxford ist darüber hinaus das enge familiäre Zusammenleben von Jüngeren und Älteren – oft aus finanziellen Gründen erzwungen – ausschlaggebend für die hohen Zahlen von Ansteckungen in Italien.

Nach einer Untersuchung der italienischen Behörden vom 17. März, die auf der Auswertung von 2.000 Todesfällen beruht, litten zudem 99 Prozent der positiv getesteten Verstorbenen an einer oder mehreren Vorerkrankungen. Nur bei drei (!) Personen – das entspricht 0,8 Prozent der Untersuchten – seien vor der Infektion mit dem Coronavirus keine Vorerkrankungen bekannt gewesen. Das Durchschnittsalter der Verstorbenen beträgt dabei 80 Jahre. Nur 17 der 2.000 Untersuchten waren jünger als 50.

Die Todesrate und die Entwicklung in Italien sind also alles andere als repräsentativ für die Welt. Würde man nicht auf den Coronavirus testen, so wären die italienischen Krankenhäuser zwar ebenso überfüllt, doch würde man dann lediglich von einer „besonders schlimmen Grippewelle“ sprechen und keine landesweiten Notstandsmaßnahmen ausrufen – so wie man es auch bei früheren starken Grippewellen mit Tausenden oder Zehntausenden Toten nicht tat.

Der Fall Wodarg

Dem Arzt und langjährigen Gesundheitspolitiker Wolfgang Wodarg ist es in den vergangenen zwei Wochen gelungen, über den Umweg der Alternativmedien grundlegende Fragen zur Corona-Krise an die Öffentlichkeit zu bringen. Nachdem verschiedene große Zeitungen seinen kritischen Artikel im Februar abgelehnt oder auf die lange Bank geschoben hatten und der Beitrag zunächst nur in der Lokalpresse erscheinen konnte, veröffentlichte Multipolar am 7. März den Text, der auf unserer Webseite rasch mehr als 100.000 Leser fand.

Am 10. März kam Wodarg in der ZDF-Sendung Frontal 21 zu Wort – eine Ausnahme im Mainstream. Verschiedene darauf folgende Interviews und Stellungnahmen erreichten in der vergangenen Woche insgesamt über 5 Millionen Klicks auf Youtube. Deutschland spricht über Wodargs Fragen und Zweifel – in E-Mails, auf Facebook und anderswo werden die Links zu den kontroversen Beiträgen geteilt.

Seit dem 18. März schießt der Mainstream nun zurück. Eine Fülle von Faktenchecks und Widerlegungsversuchen ergießt sich seither über den 73-jährigen Mediziner. Der Tenor ist dabei klar: „gefährliche Falschinformationen“ (Spiegel), „wirre These“ (Focus), „Verschwörungstheoretiker“ (Welt). Die Medien erscheinen dabei wie gleichgeschaltet. Nicht etwa durch Anweisung von oben, sondern freiwillig verteidigen sie das vorherrschende Corona-Erklärungsmodell mit einer Vehemenz, als handle es sich um eine religiöse Wahrheit.

Eine irgendwie geartete kritische Distanz zur Regierung oder zu Institutionen wie dem Robert Koch-Institut (RKI) ist nicht zu erkennen. Deren Verlautbarungen werden unhinterfragt verbreitet. Der feste Glaube an die Weisheit dieser Autoritäten – tatsächlich eine vordemokratische Überzeugung – schweißt den Mainstream zusammen und behindert eine freie Meinungsbildung zur Zeit massiv.

Wodargs Hauptargumente werden in den zahlreichen Faktenchecks nur gestreift, aber nicht widerlegt:

  • Die Entwicklung von Fallzahlen ist nur dann aussagekräftig, wenn sie fortlaufend ins Verhältnis zur Anzahl der jeweils durchgeführten Tests gesetzt werden. Mit anderen Worten: Wenn in einer Woche (oder in einem Land) 10.000 Tests durchgeführt werden und dabei 1.000 Infektionen festgestellt werden, in der nächsten Woche (oder in einem anderen Land) aber 20.000 Tests und 2.000 Infektionen, dann ist daraus keine höhere Ausbreitung des Virus abzuleiten, sondern nur eine größere Zahl der Messungen. Um Gewissheit über die fortlaufende Ausbreitung des Virus zu gewinnen, müsste in den einzelnen Ländern fortlaufend täglich auch die jeweilige Zahl der durchgeführten Tests veröffentlicht werden. Dies geschieht seltsamerweise NICHT. Diese Zahlen sind in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt, wie auch die Tagesschau am 19. März einräumen musste. Die Anzahl der Fälle losgelöst von der Anzahl der Tests zu betrachten ist aber schlicht irreführend.

  • Für die Einschätzung der Entwicklung der Fallzahlen ist es darüberhinaus wesentlich, wo gemessen wurde. Werden vor allem schwere Fälle im Krankenhaus gemessen (wie in Italien), dann ergeben sich viel höhere Zahlen an Infizierten und Toten, als wenn vorrangig leichter Erkrankte getestet werden. Aus den aktuell verbreiteten Daten ist aber NICHT ersichtlich, welche Gruppen in welchem Umfang getestet wurden. Es fehlt somit die wissenschaftliche Vergleichbarkeit.

Bei diesen Fragen geht es nicht um die Kompetenz und Sachkunde von Einzelpersonen wie Wolfgang Wodarg – es sind für jeden Menschen, der sich einen wachen Geist bewahrt hat, offenkundige Fragen, um die Politik und Medien aber weiterhin einen großen Bogen machen. Klar ist: Die isolierte Betrachtung von Fallzahlen ist bestenfalls fahrlässig, in jedem Fall aber irreführend und lädt zu Manipulationen ein.

Unklare Daten zur Sterblichkeitsrate

Hauptgrund für die derzeitige Angst und Panik ist die vermutete extrem hohe Gefährlichkeit, also Tödlichkeit des Virus. Gerade an dieser Stelle gibt es aber kaum klare Zahlen, dafür viel Spekulation. (Ergänzung 24.3.: Eine am 19.3. veröffentlichte Studie von französischen Wissenschaftlern stellt fest, dass die Todesrate bei bislang bekannten Coronaviren sich „nicht signifikant" von der Rate beim aktuellen Virustyp unterscheidet. Das aktuelle Problem sei "wahrscheinlich überschätzt".)

Der MDR zitiert den Virologen Alexander Kekulé mit den Worten, die Sterblichkeit sei „etwa zehnmal so hoch ist wie bei einer normalen Grippe“. Daher würden Wodargs Argumente „ins Leere“ gehen. In einer Antwort auf einen kritischen Leserkommentar musste die MDR-Wissenschaftsredaktion dann allerdings einräumen:

„Herr Kekulé bezieht sich wohl darauf, dass die Sterblichkeitsrate der Grippe im Allgemeinen mit 0,1 bis 0,2 Prozent angegeben wird und es eine Untersuchung in China gibt, dass dort rund 2,3 Prozent der mit Sars-CoV-2 Infizierten starben. Die WHO dagegen schätzt beim Coronavirus eine Sterberate von 0,7 Prozent. Gesicherte Zahlen kann es zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht geben. Die Experten sind sich allerdings zum Großteil einig, dass die Sterberate beim Coronavirus deutlich höher ist, als bei der Grippe.“

Der Spiegel schreibt:

„Experten schätzen, dass die tatsächliche Sterberate bei 0,3 bis 0,7 Prozent liegt. Um den exakten Wert zu bestimmen, fehlen derzeit noch Daten. (…) [Die] Todesrate (…) spiegelt in einem gewissen Maß wider, wie intensiv bei Verdachtsfällen auf Sars-Cov-2 getestet wird.“

Das ist letztlich auch Wodargs Argument. Deutlich wird erneut: Ohne eine genaue Kenntnis der Anzahl der jeweils durchgeführten Tests und des Schweregrades der Erkrankung der Getesteten sind keine seriösen Aussagen zur Sterberate möglich. Da solche Daten aber selbstverständlich erhoben und veröffentlicht werden könnten (!), ist es um so unverständlicher, dass dies nicht geschieht und von Politik und Medien auch nicht angemahnt wird.

Auch andere Medien, wie der BR, argumentieren in ihrem Versuch, Wodarg zu widerlegen, lediglich mit ungenau geschätzten Zahlen. Der BR räumt ein:

„Zunächst einmal ist festzuhalten, dass es bei jeder Massen-Infektion schwierig ist, eindeutige Todesfälle, bei denen eine Infektion kausal war, zu zählen und damit Todesfall-Raten zu berechnen. (…) Wenn viele [Infizierte] nicht gefunden oder übersehen werden (...), werden sie nicht mitgezählt und gehen nicht in die Statistik mit ein. Somit erscheint die Todesfallrate höher als sie tatsächlich ist. Das passiert beispielsweise, wenn bei leicht Erkrankten keine oder zu wenige Tests gemacht werden.“

Genau dieses Vorgehen, also kaum leicht Erkrankte zu testen, sondern vor allem schwer kranke Klinikpatienten, wurde von der Europäischen Kommission am 19. März nun aber als ausdrückliche „Empfehlung“ angeordnet. Mit anderen Worten: Es ist jetzt mehr oder weniger amtlich beschlossen, dass zukünftig verfälschend überhöhte Todesraten präsentiert werden.

Fehlende repräsentative Stichprobe

Tatsächlich nötig für eine solide Einschätzung der Gefährlichkeit wäre etwas völlig anderes, wie John Ioannidis, Medizinprofessor an der Stanford University am 17. März betonte:

„Die bisher gesammelten Daten darüber, wie viele Menschen infiziert sind und wie sich die Epidemie entwickelt, sind völlig unzuverlässig. Angesichts der begrenzten Tests, die bisher durchgeführt wurden, werden einige Todesfälle und wahrscheinlich die große Mehrheit der Infektionen durch SARS-CoV-2 nicht erfasst. Wir wissen nicht, ob wir uns bei den Infektionen um den Faktor drei oder 300 irren. Drei Monate nach dem Ausbruch fehlen in den meisten Ländern, auch in den USA, die Möglichkeiten, eine große Zahl von Menschen zu testen, und kein Land verfügt über zuverlässige Daten über die Krankheitshäufigkeit des Virus in einer repräsentativen Stichprobe der Allgemeinbevölkerung.“ [Hervorhebungen P.S.]

Ioannidis weiter:

„Diese fehlende Gewissheit (evidence fiasco) schafft eine enorme Unsicherheit über das Risiko, an Covid-19 zu sterben. Gemeldete Todesfälle, wie die offizielle Rate von 3,4% der Weltgesundheitsorganisation, verbreiten Angst – und sind bedeutungslos. Patienten, die auf SARS-CoV-2 getestet wurden, haben unverhältnismäßig häufig schwere Symptome und schlechte Krankheitsverläufe. Da die meisten Gesundheitssysteme nur über begrenzte Testkapazitäten verfügen, könnte sich der verfälschende Effekt dieser Auswahl (selection bias) in naher Zukunft sogar noch verstärken. (...)

Rechnet man (...) zusätzliche Unsicherheitsquellen hinzu, schwanken die vernünftigen Schätzungen für die Todesfallrate in der allgemeinen US-Bevölkerung zwischen 0,05% und 1%. (…) Wenn wir davon ausgehen, dass die Sterblichkeitsrate bei Personen, die mit SARS-CoV-2 infiziert sind, 0,3 % in der allgemeinen Bevölkerung beträgt – eine mittlere Schätzung aus meiner Analyse von Diamond Princess [dem Kreuzfahrtschiff, auf dem das Virus auch ausbrach; Anmerkung P.S.] – und dass 1 % der US-Bevölkerung infiziert wird (etwa 3,3 Millionen Menschen), würde dies etwa 10.000 Todesfälle bedeuten.

Das klingt nach einer riesigen Zahl, aber sie geht unter in der Schätzung der Todesfälle durch 'grippeähnliche Krankheiten'. Hätten wir nicht von einem neuen Virus dort draußen gewusst und hätten wir die Personen nicht mit PCR-Tests untersucht, würde die Zahl der Gesamttodesfälle aufgrund einer 'grippeähnlichen Krankheit' in diesem Jahr nicht ungewöhnlich erscheinen.[Hervorhebung P.S.]

Das ist exakt auch Wodargs Argument. Zu Stanford-Professor Ioannidis finden sich derweil keine Faktenchecks und Widerlegungsversuche. Wahrscheinlich erscheint den Leitmedien dies unnötig, da der Professor, anders als Wodarg, bislang keine Millionenöffentlichkeit erreicht. Ioannidis betont:

„Die wertvollste Information (...) wäre es, die aktuelle Häufigkeit der Infektion in einer Stichprobe einer Bevölkerung zu kennen und diese Übung in regelmäßigen Abständen zu wiederholen, um die Häufigkeit von Neuinfektionen abzuschätzen. Leider haben wir diese Informationen nicht.“

Angesichts der aktuell verfügten drakonischen Freiheitsbeschränkungen schließt er:

„Wenn wir uns entschließen, von der Klippe zu springen, brauchen wir einige Daten, die uns über die Gründe für eine solche Aktion und die Chancen, an einem sicheren Ort zu landen, informieren.“

Ioannidis' Argumentation leuchtet logisch ein, auch ohne medizinische Fachkenntnis. Die Frage lautet daher, warum solchen Empfehlungen nicht schon längst durch Wissenschaft und Politik gefolgt wird. Ist es politisch nicht erwünscht, dass ein klares Bild entsteht und die Panik sich eventuell legt?

Wodarg steht mit seinen Zweifeln jedenfalls nicht allein. Auch die Redaktion von ZDF Frontal 21 stellt sich hinter ihn und bekräftigt aktuell:

„Derzeit gibt es unterschiedliche Bewertungen, wie bestimmte Phänomene beim Coronavirus einzuordnen und zu erklären sind, zum Beispiel was Ansteckung und Krankheitsverläufe betrifft. Den wissenschaftlichen Diskurs zu ermöglichen, die wissenschaftliche Auseinandersetzung darzustellen, war die Absicht des 'Frontal 21'-Videos vom 10. März 2020. Aus Sicht der Redaktion gehört es zur Aufklärung dazu, dass es Wissenschaftler, Ärzte und Experten des deutschen Gesundheitssystems gibt, die eine abweichende Einschätzung haben, was die Verbreitung des Coronavirus und mögliche Gegenmaßnahmen betrifft. (…)

Von einem wissenschaftlichen Konsens sind die Wissenschaftler bei den Fragen rund um das Coronavirus noch weit entfernt. Prof. Tom Jefferson, Epidemiologe des renommierten Cochrane-Instituts aus Rom, teilt die Bewertung Wodargs. (…) Jefferson stellt dabei immer wieder heraus, dass Viren generell, das Coronavirus im Besonderen, nicht ausreichend erforscht sind, um abschließende Ergebnisse über die Gefährlichkeit von Viren und zu den Gegenmaßnahmen zu erbringen.“

Wodarg selbst erneuert derweil, auch in Reaktion auf die Welle an Vorwürfen, seine Mahnung:

„Ohne die in ihrer Aussagekraft und ihrer verfälschenden Anwendung fragwürdigen Tests gäbe es keine Indikation für Notfallmaßnahmen.“

Ausnahmezustand

Das ist deshalb entscheidend, weil die gravierenden Freiheitsbeschränkungen der vergangenen Tage allein auf dieser unsoliden und fragwürdigen Datengrundlage fußen.

Am 11. März rief die Weltgesundheitsorganisation WHO eine Pandemie aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde weltweit von 120.000 Fällen gesprochen, in Deutschland von 400. Danach ging alles sehr schnell. Am Samstag, dem 14. März (900 Fälle in Deutschland) ordnete Berlin den „Shutdown“ an und schloss die öffentlichen Einrichtungen, inklusive der Restaurants, Theater und Kirchen – ein beispielloser Vorgang. Sämtliche „Ansammlungen mit mehr als 50 Teilnehmenden“ wurden für einen Monat verboten – und damit auch jegliche politischen Demonstrationen.

Zur rechtlichen Grundlage verwies man auf das Infektionsschutzgesetz, wo es in Paragraph 28 heißt, die Behörden dürften – sofern Kranke oder Krankheitsverdächtige „festgestellt werden“ – „Veranstaltungen oder sonstige Ansammlungen einer größeren Anzahl von Menschen beschränken oder verbieten“ und „Personen verpflichten, den Ort, an dem sie sich befinden, nicht zu verlassen oder (…) bestimmte Orte nicht zu betreten, bis die notwendigen Schutzmaßnahmen durchgeführt worden sind.“

Offenkundig ist dieser Gesetzestext auf klar begrenzte Örtlichkeiten und überschaubare Zeiträume gemünzt, keineswegs aber auf die weitgehende Sperrung einer kompletten Großstadt für einen Monat. So bewertet es auch die Rechtswissenschaftlerin Anika Klafki, die von fehlenden „Befugnisnormen“ spricht und anmahnt, das Parlament müsse für so weitreichende Eingriffe der Staatsmacht erst ein Gesetz beschließen.

Doch schon zwei Tage später, am Montag, dem 16. März (1.500 Fälle in Deutschland) wurde die nächste Stufe gezündet. Kanzlerin Merkel verkündete mit den Bundesländern abgestimmte „Leitlinien für das allgemeine Verhalten“, die dem „Verringern von sozialen Kontakten“ dienen sollten: keine Zusammenkünfte in Vereinen und Kirchen mehr, keine Urlaubsreisen, Restaurants ab 18 Uhr geschlossen. Auf die Frage eines Journalisten, wie lange eine freiheitliche Gesellschaft so etwas durchhalten könne, antwortete Merkel: „Der Maßstab ist, was uns die Wissenschaftler sagen“ sowie „die Zahl der Fälle, die sich neu infizieren“.

Wenn das stimmen sollte, wer regiert dann? Das RKI und die WHO? Rechtlich wie fachlich erscheint all das mehr als fragwürdig. Das RKI kam der Regierung jedoch schnell zur Hilfe, und stufte schon am nächsten Tag (17. März, 2.000 Fälle), die Risikoeinschätzung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland von „mäßig“ auf „hoch“ herauf. Zur Begründung verwies die Behörde allgemein auf „weiter steigende Fallzahlen“, was, wie schon erwähnt, ohne eine Kenntnis der Anzahl der Tests keine wissenschaftliche Aussagekraft besitzt.

In den Tagen seither folgte die gespenstische Diskussion um eine Ausgangssperre, einen Begriff den man nur im Zusammenhang von Kriegszeiten und Militärputschen kennt. In Italien, Frankreich, Spanien, Österreich und Belgien war sie am 18. März schon Realität, in Deutschland hieß es am 19. März bei tagesschau.de: „Kommt nun die Ausgangssperre?“. Die alarmierende Überschrift wurde wenige Stunden später geändert in das gefälligere „Kommen weitere Ausgangssperren?“ – ganz so, als sei das die normalste Sache der Welt.

Am 20. März informierte die Tagesschau dann, dass der Begriff „Ausgangssperre“ im Infektionsschutzgesetz gar nicht vorkomme, geschweige denn im Grundgesetz:

„Staatsrechtler räumen ein, dass Ausgangssperren in Deutschland rechtliches Neuland sind. Da aber das Robert Koch-Institut die Corona-Gefährdung in Deutschland als 'hoch' einschätzt, lasse sich eine Ausgangssperre auf Grundlage des genannten Paragraphen 28 des Infektionsschutzgesetzes begründen, sagt der Staatsrechtler Stephan Rixen von der Universität Bayreuth.“

Das RKI spielt offenbar eine entscheidende politische Rolle in den aktuellen Entwicklungen. Das blauäugige, blinde Vertrauen in solche Instanzen sollte dringend hinterfragt werden.

Hinweis und Vorankündigung: Im Vorfeld der Corona-Krise gab es hochrangig besetzte Übungen in den USA (im Oktober 2019, unter Federführung unter anderem des Weltwirtschaftsforums und der Gates Foundation) und in Deutschland (2012, unter Federführung des RKI) mit Szenarios, die der aktuellen Krise erstaunlich ähneln. Multipolar wird dies in einem weiteren Artikel in Kürze näher beleuchten. Falls Sie dazu fachliche Hinweise haben, so schreiben Sie uns an multipolar@posteo.de. Bei Interesse an verschlüsselter Kommunikation senden Sie uns gern Ihren PGP-Schlüssel, wir melden uns dann verschlüsselt zurück.

Diskussion

15 Kommentare
THOMAS B., 22. März 2020, 14:35 UHR

Was wir momentan gerade erleben, ist der absolute Wahnsinn. Sehr erhellend sind – nebst der "Kriegsrede" von Macron – auch die Aussagen des Bürgermeisters von New York, Bill de Blasio, vom vergangenen 19. März. Einfach einmal auf das Wording und die Schlagwörter achten ... https://www.youtube.com/watch?v=V-hWzEzeWqs

Hier in der Schweiz sind viele Bürger enttäuscht, dass der Bundesrat (noch) keine 'echte' Ausgangssperre verhängt hat, und auf den sog. 'sozialen' Medien entblößt sich die hässliche Fratze des Denunziantentums, mit Fotos von 'unbelehrbaren Dummköpfen', die es wagen, mit ihren Kindern noch an die frische Luft zu gehen.

Wie am Ende des Artikels angekündigt, ist eine nähere Betrachtung von "Event 201" sicher unbedingt nötig! Hierfür besten Dank im Voraus.

PIQUE DAME, 22. März 2020, 15:10 UHR

Was gerne vergessen wird: Dieses Virus geht aggressiver auf die Lunge als die bekannten Grippeviren. Und es ist ansteckender. Bei den exponentiell ansteigenden Zahlen und 5% Erkrankten, die Intensiv-Behandlung benötigen, kommen wir ziemlich schnell an die Grenzen unserer Kapazitäten.

Ich bin enttäuscht, dass Ihr Euch sich auf die Seite der Verharmloser stellt und finde es eigentlich unverantwortlich. Man kann und muss viel kritisieren, meinetwegen auch an den ergriffenen Maßnahmen. Aber sich über alle maßgeblichen Institute und Virologen dieser Welt zu erheben und andächtig Herrn Wodarg und ein paar Wichtigtuern zu lauschen, finde ich grenzwertig. Wenn Eva Hermann das tut, wundert es mich nicht. Aber Ihr? Sehr schade.

PAUL SCHREYER, 22. März 2020, 15:25 UHR

Im Artikel geht es unter anderem darum, dass die täglich präsentierten Fallzahlen und insbesondere deren Anstieg ohne den Kontext zur Entwicklung der Anzahl und den näheren Umständen der Tests wissenschaftlich nicht aussagekräftig sind. Es erstaunt sehr, dass auf diesen wesentlichen Einwand im Mainstream niemand eingeht. Die pauschale Abqualifizierung ("Wichtigtuer") derjenigen Fachleute, die abweichende Einschätzungen äußern, halte ich persönlich für sehr gefährlich.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 22. März 2020, 15:45 UHR

Ich vergleiche dann gern mit 9/11 und dem regierungsoffiziellen Narrativ der US-Administration. Wenn David Chandler und Steven Earl Jones dem mit Bezug auf die Newtonschen Gesetze der Physik widersprachen, galt es als Sakrileg gegen das, was doch ALLE meinen und der Mainstream herausposaunt aus allen Lautsprechern. Muss es deswegen stimmen? Ich habe mit meinem Quartanerwissen aus dem Physikunterricht nach 30 Minuten herausgefunden, wer richtig liegt und wer uns schamlos anlügt. Deshalb bin ich dafür, dass man auch bei brandgefährlichen Viren den Regierenden misstraut und unter Abwägung aller vorgebrachten Argumente unter Einbeziehung von Herrn Wodarg diskutiert, wie dieser Grippevirus zu bewerten ist. Wer hat uns denn schon so angelogen wie Frau Dr. rerum naturarum (Physik) Merkel, geborene Kasner? Sollte ich gerade ihr blind vertrauen?

RONNY STRITZKE, 22. März 2020, 18:55 UHR

Dieses Virus geht auf Lunge, kann Multiorganversagen und Sepsis verursachen, sagt man. Das Virus verursacht Missachtung von wissenschaftlichem Arbeiten bei Virologen (siehe Artikel), Abschaffung von Demonstrationsfreiheit (siehe heutige Ergebnisse der Ministerpräsidentenkonferenz), Abschaffung der Gewerbefreiheit, des Datenschutzes, der Wahl des Wohnortes ... Ich habe 14 Jahre DDR erlebt und bin sehr froh über die gewonnenen Freiheiten. Diese jetzt gerade im Verlauf einer Woche auf UNBESTIMMTE Zeit zu verlieren, weil es Indizien aber keine wissenschaftliche Evidenz gibt, dass die Gesundheit über das normale Maß hinaus gefährdet ist, ist eine für mich inakzeptable Aufgabe von Grundrechten, die durch das Grundgesetz und die Menschenrechte verbrieft wurden.

Wenn wir uns entschließen, von der Klippe zu springen, brauchen wir einige Daten, die uns über die Gründe für eine solche Aktion und die Chancen, an einem sicheren Ort zu landen, informieren.

M. KRAHE, 22. März 2020, 20:45 UHR

Woher nehmen Sie das Wissen, dass die "maßgebenden Institutionen" Recht haben und nicht die "Verharmloser", welche ja ebenfalls Experten sind? Wie Sie bin ich der Meinung, dass Herr Wodarg die Gefährlichkeit unterschätzt, aber das soll öffentlich und ohne Diffamierung diskutiert werden können, ebenso wie die dramatischen Folgen der beschlossenen Maßnahmen. Die Mainstream-Medien leisten das leider nur ansatzweise; größtenteils geben sie sich staatstragend und als Erzieher der Bevölkerung.

(Wie ich eben gesehen habe, auch mit manipulativen Mitteln, siehe z.B. das Foto: https://www.zeit.de/politik/deutschland/2020-03/bund-und-laender-verstaendigen-sich-auf-kontaktverbot. Durch Perspektive und lange Brennweite entsteht der falsche optische Eindruck eines geringen Abstands der abgebildeten Spaziergänger. Der Fotograf hat außerdem offenbar genau in dem Moment den Auslöser gedrückt, in dem die Gruppen, die in entgegengesetzte Richtungen laufen, aneinander vorbei gehen. Fotos von dieser Art gab es in den letzten Tagen vielerorts.)

SEBASTIAN, 22. März 2020, 15:25 UHR

Vielen Dank für diesen interessanten Artikel! Herr Wodarg wird wirklich auf breiter Front angegriffen. Seine Argumentation wird sogar mit der von Klimawandelleugnern verglichen: https://scilogs.spektrum.de/klimalounge/wissenschaftsleugnung-in-zeiten-von-corona/

EVA-MARIA GOEMANN, 22. März 2020, 17:20 UHR

Ohne mich an dieser Stelle über die Gründe oder auch ein gewolltes oder gar geplantes Panik-Virus auszulassen, scheint mir auf der Hand zu liegen, dass die aktuelle Situation ökonomisch ge- oder benutzt wird. Wenn wir unseren Blick auf Folgendes richten (nur Stichworte): 750 Mrd. Anleihekaufprogramm ohne Grenzen nach oben ... erstmals in der Geschichte der EZB auch kurzfristige Unternehmensanleihen ... Haushaltsregeln ausgesetzt ... was heißt das dann? Kommender "Zusammenbruch" der Wirtschaft oder belegen die Zahlen bereits den seit einigen Jahren erwarteten Crash? Vielleicht sind die Ängste, auf die wir jetzt allerorten treffen, durchaus berechtigt, auch wenn sich diese zurzeit auf ein Virus verlagern.

KIRSTEN, 22. März 2020, 19:40 UHR

Bemerkenswert scheint mir auch, wie derjenige Politiker, der seinerzeit im Rahmen einer euphemistisch "Gesundheitsreform" genannten Kapitalisierungsmaßnahme für die Schließung und Privatisierung von zahllosen Krankenhäusern politisch verantwortlich war, heute in neuer Regierungsposition dafür sorgt, dass durch das Wegsperren der Bevölkerung eine Überlastung der wenigen verbliebenen Intensivbetten nicht eintritt, indem der potentielle Bedarf zeitlich möglichst weit gedehnt und dadurch mit weniger gleichzeitigen Fällen auftritt. Denn das ist ja der einzige Sinn der Ausgangsbeschränkungen.

Die Bevölkerung bezahlt also doppelt: erst mit dem Verlust ihres mit Steuermitteln erbauten staatlichen Eigentums durch die Verscherbelung dessen an private Konzerne und nun durch die Einschränkung ihrer Bewegungsfreiheit.

STEPHAN GEUE, 22. März 2020, 20:55 UHR

Ich kann der Argumentation des Artikels nur in Teilen folgen. Tatsächlich ist es sehr wahrscheinlich richtig und sicher plausibel, dass die tatsächliche Anzahl der Infizierten deutlich höher ist als die der gemeldeten – schon allein wegen der nicht besonders hohen Testdichte. Es ist allerdings auch richtig, dass sich aus der aktuellen Zahl der gemeldeten Infizierten und der aktuellen Zahl der Verstorbenen keine belastbare Letalitätszahl errechnen lässt, denn die jetzt Verstorbenen sind vielmehr ins Verhältnis zu setzen zur Zahl der Infizierten vor ca. zehn Tagen, denn zehn Tage dauert es laut Robert-Koch-Institut zwischen den ersten Symptomen und der Einweisung in die Intensivstation, also offenbar noch länger bis zum Tod. Innerhalb von zehn Tagen jedoch vervielfachen sich die Infiziertenzahlen.

Außerdem möchte ich darauf hinweisen, dass in vielen anderen Fällen auch ohne Vorliegen endgültiger Beweise zum Vorsorgeprinzip geraten wird, etwa bei der Gentechnik, beim Klimaschutz usw.

Richtig ist, dass die Anzahl der Toten bei Grippewellen zuweilen schon höher war als derzeit bei COVID-19. Aber das ist bei COVID-19 eine Momentaufnahme, bei den Grippewellen sind es abschließende Zahlen. Gehen wir davon aus, dass die Grippewelle 2017/18 allein in Deutschland ca. 25.000 Menschenleben gefordert hat und dass es bei COVID-19 in Deutschland derzeit 92 sind, so liegt dazwischen natürlich ein erheblicher Faktor von 271. Das sind bei einer täglichen Zuwachsrate von 30 Prozent, die wir bisher annähernd hatten, ganze 21 Tage. Und dann müsste die Sache ausgestanden sein. Ist sie aber nicht. Es wird nun so kommen, dass die Zuwachsraten sich deutlich reduzieren, weil die Separierung der Gesellschaft voranschreitet; das reduziert die Todesfallzahlen aber nicht zwingend, sondern verzögert sie nur, sofern nicht zwischenzeitlich ein vorbeugender Impfstoff oder ein Heilmittel gefunden wird.

Dafür stehen die Chancen gar nicht so schlecht. Schon jetzt wird in beiden Richtungen experimentiert. In diesem Zusammenhang finde ich es merkwürdig, dass in der deutschen Öffentlichkeit keine Rede ist von einem Medikament aus Kuba, das dort gegen andere virale Erkrankungen mit zumindest gewissem Erfolg eingesetzt wurde und bei den Chinesen angeblich an oberster Stelle der aussichtsreichen Wirkstoffe steht. Weil es aus Kuba kommt?

Und schließlich noch eine Anmerkung zum individuellen Kontrollverlust bzw. zur behördlichen Aushöhlung von bürgerlicher Freiheit bzw. bürgerlichen Rechten. Wenn wir uns auf einem Rückzugsgefecht befinden, haben wir verloren. Ich will damit sagen, dass die Dinge schlecht stehen, wenn wir nur noch – eingebildet oder tatsächlich – der weiteren Beschneidung von Rechten Widerstand entgegensetzen können oder diese Rechte eben verlieren. Anders steht/stünde es, wenn wir in "normalen" Zeiten auch mal ein Recht erkämpfen (könnten). Dann wäre es so, dass wir sagen könnten: Okay, schwierige Zeiten erfordern schwierige Maßnahmen, aber sobald sie vorbei sind, stehen der Demokrat und die Demokratin auf und setzen das Regime der ursprünglichen Rechte wieder in Kraft und setzen womöglich auch mal Rechte durch, die bis dahin nicht gewährt worden waren.

SONJA, 23. März 2020, 21:15 UHR

Wodargs drittes Hauptargument wird leider im Artikel nicht angeführt: Wodarg weist darauf hin, dass die „abrufbaren amtlichen Statistiken zur Mortalität und diverse nationale Grippe-Monitoring-Institute normale Kurvenverläufe" zeigen und belegt dies u.a. mit der Euromomo-Statistik, die ich jedem empfehlen möchte, sich in Ruhe anzuschauen: https://www.euromomo.eu/index.html Diese Statistik listet aktuell bis zur 11. KW die Anzahl der in vierundzwanzig europäischen Ländern (incl. Italien) in den letzten vier Jahren ausgestellten Totenscheine auf: die Kurven zeigen in allen Altersgruppen, auch bei den über 65ig-Jährigen, und in allen Ländern unter dem Erwartungswert der Saison liegende und keineswegs erhöhte Verläufe. Es gibt keinen empirischen Beleg für eine akute neue Gesundheitsgefahr in Europa.

Als weiteren Kronzeugen für diese Aussage führt Wodarg Prof. Susharid Bhakdi an, Facharzt für Mikrobiologie und ehemaliger Leiter des Instituts für Medizinische Mikrobiologie und Hygiene an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Auch Bhakdi sieht keine erhöhte Gesundheitsgefahr durch Covid-19, sehr wohl aber eine Gefahr durch die restriktiven Maßnahmen. https://youtu.be/JBB9bA-gXL4
Es wird sicher nicht lange dauern, bis versucht wird, auch diesen Experten zu diskreditieren – allerdings dürfte das bei einem international renommierten Wissenschaftler (hoffentlich!) schwierig sein.

Eine Präzisierung zum Schluss: Im Text heißt es: „Am 11. März rief die Weltgesundheits-organisation WHO eine Pandemie aus. Zu diesem Zeitpunkt wurde weltweit von 120.000 Fällen gesprochen, in Deutschland von 400. Danach ging alles sehr schnell. Am Samstag, dem 14. März (900 Fälle in Deutschland) ...“ Es scheint mir wichtig, folgendes zu betonen:

„Fälle“ bedeutet nicht etwa Infizierte/ Erkrankte oder gar Verstorbene, sondern lediglich „Personen, bei denen der SARS-2-COV-Test positiv ausgefallen ist“. Die Zahl der Test-Positiven hat, wie im Text entwickelt, angesichts der Frage, welche und wie viele Personen überhaupt getestet werden, und auch angesichts der fehlenden Eichung und hohen Messungenauigkeit des Tests keine Aussagekraft bzgl. der Verbreitung des Merkmals „Covid-19“ in der Normalbevölkerung. Selbst wenn die „wahre“ Zahl der Test-Positiven hoch ausfiele, bliebe zu berücksichtigen, dass das Merkmal „CoV-19-positiv“ allein keine Aussagekraft, insbesondere keine negative, bzgl. des Gesundheitszustands der Merkmalsträger hat. In Zeiten wie diesen sollten solche Fakten lieber einmal zu viel als einmal zu wenig genannt werden.

JAMES BARRANTE, 24. März 2020, 00:40 UHR

Wodarg hielt ich zunächst auch für einen Verharmloser. Dabei verharmlost er nicht, sondern geht nur auf die systemischen Schwächen der Erfassung ein. Der Artikel ist gerechtfertigt und es wird auch weiterhin viele Fragen geben:

Warum haben wir ein dermaßen altertümliches Meldesystem der Gesundheitsbehörden? Kaputtgespart? Warum wird in der BRD die Zahl der Tests nicht veröffentlicht? Keine Erfassung? Warum wird in der BRD die Zahl der Genesenen nicht verpflichtend erfaßt?
Warum gibt es in der BRD keine verpflichtenden Post-Mortem-Tests? Warum gibt es überhaupt so hohe Hürden für die Testung? Warum gibt es offenkundig zu wenige Testkits? Hat die BReg bspw. China um Hilfe gebeten? Warum ist RKI-Chef Wieler ob seiner Aussage vor den Kameras der Republik, er habe sich das Ausmaß niemals vorstellen können, noch im Amt? Warum haben wir in der BRD keine Informationen über Lagerbestände von Lebensmitteln, Klopapier, Seife, Masken und Desinfektionsmittel? Geheimhaltungsrelikte aus dem Kalten Krieg? (Hamsterkäufe und andere asoziale Auswüchse lassen sich nur durch ehrliche Information der Bevölkerung verhindern, nicht indem Klöckner erklärt, die Versorgung sei sicher und dann stehen die Leute vor leeren Regalen.) Was hat die BReg in den ersten Januarwochen getan?

Darüber hinaus kommt kaum ein MSM-Corona-Artikel ohne einen Seitenhieb gegen China aus, obwohl China (trotz anfänglicher Versäumnisse, gerade im Dezember, weit vor der tragischen Verlaufsspitze in Wuhan) schon Anfang Januar die WHO informiert hat und das Genom des Virus veröffentlicht hat. Die Vorwürfe gegen China sind lächerlich, aber werden noch lächerlicher, indem manche MSM-Foristen sogar Schadenersatzforderungen gegen die VR China aufstellen und dafür fleißig Likes/Herzchen ernten. Ganz zu schweigen von den Zweifeln an den chinesischen (oder auch russischen) Zahlen. Dafür sind Zweifel an den BRD-amtlichen RKI-Zahlen quasi Blasphemie, obwohl sie gerne von der oft zitierten Johns-Hopkins-Uni abweichen — ein Faktum, welches MSM offensichtlich als gottgegeben hinnehmen.

Letztlich bleibt der volkswirtschaftliche Aspekt. Immerhin hat das Virus auch was Gutes: Greta und Co. haben Sendepause.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 25. März 2020, 22:35 UHR

Ein abschreckend unsachlicher Beitrag zu Dr. Wolfgang Wodarg erschien in der ZDF Kabarett-Sendung Die Anstalt. Die beiden auch oft kritischen Macher Claus von Wagner und Max Uthoff haben bekanntlich Wirkung in das kritische Segment der Gesellschaft bis in Kreise hinein, die sonst aus sehr triftigen Gründen einen Bogen um die Fernsehanstalten ARD und ZDF machen. Hier aber kam mir der Ausschnitt mit Uthoff und von Wagner zu Dr. Wodarg und dessen Coronaviren-Einschätzung, zu Dr. Wodargs Kritik an der Methode zur Erhebung vom Mainstream auf all seinen Kanäle herausposaunter Zahlen nämlich, das kam mir wie miese Propaganda vor. Unsachlich, die Argumente Wodargs weglassend oder manipulativ völlig verfälscht wiedergebend, die Plattformen ignorierend, wo die Beiträge von Dr. Wodarg verdienstvollerweise publiziert und positiv gewürdigt und kommentiert wurden. Das schien mir unsäglich billige Propaganda im ZDF auf Linie der Bundesregierung zu sein. Das dürften die vielen Anhänger dieser Sendung Die Anstalt nicht ignorieren, die sonst gern die Ausgaben dieser Sendung anschauen. Link zum Ausschnitt Sendung Die Anstalt, ZDF vom 24.03.2020: https://www.youtube.com/watch?v=ResLNg-sAh4

RONNY STRITZKE, 29. März 2020, 21:45 UHR

Mit größtem Entsetzen muss ich feststellen, das "Trancparency International" die Mitgliedschaft von Dr. Wolfgang Wodarg ruhen lässt: https://www.transparency.de/aktuelles/detail/article/in-eigener-sache-vorstand-beschliesst-ruhen-der-mitgliedschaft-von-wolfgang-wodarg-1/ Begründet wird es mit diesem Satz: "In diesen schwierigen Zeiten spielt Transparenz rund um die Maßnahmen zur Einschränkung zentraler Grundrechte und des öffentlichen Lebens eine entscheidende Rolle, damit die Regierung das Vertrauen der Bevölkerung genießt." Das ist eine Ungeheuerlichkeit.

RONNY STRITZKE, 9. April 2020, 13:45 UHR

Kommentieren

Zum Kommentieren bitte anmelden.