Bedingt wirksam mit negativen Folgen
KARSTEN MONTAG, 1. März 2023, 28 Kommentare, PDFNachlassende und negative Wirksamkeit
Eine ganze Reihe von wissenschaftlichen Forschungsarbeiten, darunter auch die grobe Schätzung der Impfeffektivität durch das Robert Koch-Institut (RKI), stellen zwar eine langsam nachlassende Wirksamkeit der Impfstoffe gegen eine Ansteckung mit dem Coronavirus fest, erzeugen jedoch den Eindruck, dass auch noch Monate nach der Impfung ein hoher Schutz gegen Krankenhauseinweisung und Tod bestehe. Wie aussagekräftig sind diese Untersuchungen?
Das RKI berechnet anhand der anonymisierten täglichen Meldungen der Gesundheitsämter zu Infektionen, Hospitalisierungen und Todesfällen die monatliche Impfeffektivität und unterscheidet dabei nach vier Altersgruppen und der Anzahl der verabreichten Impfdosen. Reiht man die jeweiligen Ergebnisse zeitlich aneinander, so wie es die Behörde in ihren regelmäßigen Berichten vornimmt, dann entsteht der Eindruck einer langanhaltenden hohen Wirksamkeit der Impfstoffe gegen Hospitalisierung und Tod. Da das RKI nicht berücksichtigt, wie lange die letzte Verabreichung des Impfstoffs bei den gemeldeten Fällen zurückliegt, ist dieser Eindruck jedoch grundsätzlich falsch.
Nur Untersuchungen, die den Zeitraum zwischen Impfung und Infektion, Hospitalisierung oder Tod in ihre Analyse einbeziehen, können klären, wie wirksam eine Impfung nach einem, zwei oder drei Monaten noch ist. Auch unter solchen Forschungsarbeiten finden sich allerdings Beispiele, bei denen bereits in der Methodik verzerrende Faktoren vorliegen, die zu trügerischen Schlussfolgerungen führen. Entscheidend ist der Unterschied, ob beim Vergleich zwischen Geimpften und Ungeimpften bereits genesene Fälle, die eine natürliche Immunität entwickeln konnten, berücksichtigt oder außen vorgelassen werden. Dies soll anhand der nachfolgenden zwei Forschungsarbeiten gezeigt werden.
Nach einer im Dezember 2022 veröffentlichten schwedischen Studie mit mehr als neun Millionen zugrunde liegenden Fällen im Zeitraum Ende Dezember 2020 bis Ende Januar 2022 lag die Impfwirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe gegen Hospitalisierung vor Eintreten der Omikron-Variante auch 45 Wochen nach der Verabreichung noch bei über 90 Prozent. Erst mit dem Aufkommen der Omikron-Variante rutschte die Wirksamkeit gegen Infektion nach 15 Wochen in den negativen Bereich, während auch nach über 50 Wochen eine Wirksamkeit von bis zu 50 Prozent gegen Hospitalisierung festzustellen war.
Abbildung 1: (für größere Darstellung Bild anklicken) Bereinigte Impfstoffwirksamkeit vor und nach Omikron gegen COVID-19-Infektion und COVID-19-Krankenhausaufenthalt in Schweden, Quelle: Effectiveness of COVID-19 Vaccines over 13 Months Covering the Period of the Emergence of the Omicron Variant in the Swedish Population
Dementsprechend kommen die Autoren zu dem Schluss, dass der Schutz gegen schwere COVID-19-Erkrankungen durch das Basisprogramm mit zwei Impfdosen langfristig aufrechterhalten werden sollte. Nicht geimpfte Personen sollten ermutigt werden, sich die beiden Basisdosen verabreichen zu lassen, und geimpfte Personen sollten eine Auffrischungsimpfung erhalten.
Erst beim genauen Lesen der Studie lässt sich aus dem Kontext erfassen, dass bei der Ermittlung der Impfeffektivität genesene Geimpfte und Ungeimpfte nicht berücksichtigt wurden. Die Wirksamkeit einer pharmazeutischen Maßnahme lässt sich aber grundsätzlich nur anhand einer Kontrollgruppe feststellen, die nicht Teil der Maßnahme ist. Die Ermittlung der Effektivität ist also nur im Vergleich von Geimpften mit Ungeimpften möglich. Die hohe Wirksamkeit der Impfstoffe von bis zu 95 Prozent, die im Rahmen der Zulassungsstudien von Pfizer und Moderna Ende 2020 erklärt wurde, ist größtenteils auf den Umstand zurückzuführen, dass die Personen in der Kontrollgruppe zuvor keinen Kontakt mit dem neuartigen Coronavirus hatten und noch keine natürliche Immunantwort entwickeln konnten.
Mit der Ausbreitung der Krankheit in der Bevölkerung ist aber davon auszugehen, dass sich zunächst vermehrt Ungeimpfte mit dem Erreger angesteckt und eine natürliche Immunantwort auf die Krankheit entwickelt haben. Es sollte jedem Medizinwissenschaftler bewusst sein, dass das Ergebnis einer Untersuchung zur Wirksamkeit der Impfstoffe anhand von Gesundheitsdaten der Gesamtbevölkerung signifikant davon abhängt, ob als Kontrollgruppe genesene Ungeimpfte mit einer natürlichen Immunität oder noch nicht infizierte Ungeimpfte verwendet werden.
Der Schluss, den die Autoren in ihrer Zusammenfassung ziehen, bezieht sich daher nur auf diejenigen Personen, die sich zuvor noch nicht mit dem Virus infiziert hatten – ein Umstand, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Untersuchungsergebnisse fast drei Jahre nach dem erstmaligen Auftreten der Krankheit insbesondere unter den Ungeimpften eine Seltenheit darstellen dürfte.
Im Gegensatz dazu hat eine im Oktober 2022 veröffentlichte britische Studie zur Wirksamkeit der Impfstoffe von AstraZeneca und Biontech/Pfizer anhand von knapp 13 Millionen Datensätzen im Zeitraum Anfang Dezember 2020 bis Ende Juni 2021 die genesenen Geimpften und Ungeimpften mit einbezogen. Die Forscher versuchten, sämtliche verzerrenden Faktoren auszuschließen, um eine klinische Studie nachzuahmen. Personen, die eine Impfstoffdosis erhalten hatten, wurden anhand einer Reihe von Merkmalen, darunter Alter, Vorerkrankungen, Lebensumstände und Zugehörigkeit zu einer Risikogruppe, statistisch 1:1 mit ungeimpften Personen hinsichtlich Hospitalisierung und Tod abgeglichen.
Die Unterschiede zur schwedischen Studie sind erstaunlich. Wie die nachfolgende Abbildung zeigt, war schon während der Delta-Welle nach einer Dosis mit dem Impfstoff von AstraZeneca eine negative Wirksamkeit nach 70 Tagen, bei zwei Dosen nach 84 Tagen erreicht. Nach einer Dosis mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer war nach 84 Tagen eine negative Impfeffektivität erreicht, bei zwei Dosen lag die Impfwirksamkeit nach 98 Tagen nur noch bei 46 Prozent.
Abbildung 2: Impfeffektivität gegenüber Hospitalisierung und Tod in Großbritannien, Quelle: Waning of first- and second-dose ChAdOx1 and BNT162b2 COVID-19 vaccinations: a pooled target trial study of 12.9 million individuals in England, Northern Ireland, Scotland and Wales
Eine negative Impfeffektivität bedeutet bei dieser Art von Untersuchung, dass geimpfte Personen ein höheres Risiko haben, aufgrund von den Symptomen einer Infektion ins Krankenhaus eingeliefert zu werden oder zu versterben, als Ungeimpfte. Die Studie liefert aufgrund des kurzen Zeitraums der Wirksamkeit der Impfstoffe – insbesondere des in Großbritannien hergestellten Vakzins von AstraZeneca – einen Hinweis darauf, dass die Impfungen selbst das Risiko eines schweren Verlaufs mit fatalem Ausgang im Vereinten Königreich erhöht und damit zur hohen Anzahl von Corona-Opfern im Jahr 2021 beigetragen haben könnten.
Die Autoren der Untersuchung nennen als wahrscheinliche Erklärung für die von ihnen festgestellte negative Impfeffektivität unter anderem, dass die natürlich erworbene Immunität bei Ungeimpften einen stärkeren Schutz biete als die Impfung. Eine ganze Reihe von Studien, die sich dem Thema widmen, bestätigen diese Vermutung.
Geringere Immunität nach Impfung im Vergleich mit überstandener Infektion sowie erhöhte Reinfektionsrate durch Impfung
Im Grunde bedeutet eine negative Impfeffektivität nach wenigen Wochen und Monaten bereits, dass eine natürlich erworbene Immunität einer durch Impfung erworbenen auf längere Sicht überlegen ist. Die anfänglichen Daten zur Wirksamkeit der Impfungen suggerierten, dass sie generell einen besseren Schutz vor der Krankheit böten als die natürliche Immunantwort. Dies kann bei der ersten Infektion mit dem Erreger und kurze Zeit nach der Verabreichung des Impfstoffs auch stimmen. Doch bereits wenige Monate nach Beginn der ersten Impfkampagnen mehrten sich die Hinweise, dass eine natürliche Immunantwort besser vor einer erneuten Ansteckung schützt, insbesondere wenn die letzte Verabreichung mehrere Monate zurückliegt und neue Virusmutationen im Umlauf sind.
Eine niederländische Studie, die im Juli 2022 im Fachmagazin Science veröffentlicht wurde, untersuchte das Risiko einer Ansteckung mit der Beta-, Gamma- und Delta-Variante des Erregers bei einfach und doppelt Geimpften sowie bei ungeimpften Genesenen anhand von knapp 30.000 sequenzierten Coronavirusproben im Zeitraum März bis August 2021. Es stellte sich heraus, dass insbesondere doppelt Geimpfte ein deutlich höheres Risiko hatten, sich mit der Beta-, Gamma- oder Delta-Variante zu infizieren als Genesene, die zuvor eine Infektion mit der Alpha-Variante überstanden hatten.
Eine israelische Studie aus dem April 2022 bestätigt, dass Geimpfte im Untersuchungszeitraum von Anfang Juni bis Mitte August 2021 ein 13-fach erhöhtes Risiko einer Durchbruchsinfektion mit der Delta-Variante im Vergleich zu einer Reinfektion bei ungeimpften, zuvor infizierten Personen hatten, wenn die Impfung beziehungsweise die erste Infektion im Januar und Februar 2021 erfolgte. Selbst wenn die natürlich erworbene Immunität zu einem beliebigen Zeitpunkt zwischen März 2020 und Februar 2021 stattgefunden hatte, hatten Geimpfte immer noch ein 6-fach erhöhtes Risiko einer Durchbruchsinfektion und ein 7-fach erhöhtes Risiko einer symptomatischen Erkrankung. Der Studie lagen mehr als 120.000 Coronafälle zugrunde.
Eine im August 2022 veröffentlichte isländische Studie auf Basis aller Reinfizierten, unabhängig davon, ob sie ungeimpft, einfach oder mehrfach geimpft waren, fand heraus, dass im Untersuchungszeitraum Anfang Dezember 2021 bis Mitte Februar 2022 die Wahrscheinlichkeit einer erneuten Ansteckung bei Personen, die zwei oder mehr Dosen Impfstoff erhalten hatten, höher war als bei Personen, die eine Dosis oder weniger erhalten hatten – insbesondere in der Altersgruppe der 18- bis 29-jährigen.
Abbildung 3: (für größere Darstellung Bild anklicken) Anteil der Personen, die während der Omicron-Infektionswelle in Island mit SARS-CoV-2 reinfiziert wurden, nach Altersgruppe, Impfstatus und Zeit seit der Erstinfektion, Quelle: Rate of SARS-CoV-2 Reinfection During an Omicron Wave in Iceland
Erstaunlich an dem Ergebnis dieser Studie ist, dass die Kombination aus mehrfacher Impfung und überstandener Infektion einen schlechteren Immunschutz zu bieten scheint, als eine natürlich erworbene Immunität bei Ungeimpften und lediglich einfach Geimpften. Diese Erkenntnis bedeutet, dass eine Impfung die natürliche Immunantwort negativ beeinflussen könnte. Mittlerweile liegen mehrere Untersuchungen vor, die diesen Verdacht erhärten.
Minderung der natürlichen Immunantwort nach überstandener Infektion durch Impfung
Drei unabhängig voneinander durchgeführte und Mitte beziehungsweise Ende 2022 veröffentlichte Studien aus Schweden, Großbritannien und den USA mit zum Teil über 1.000 teilnehmenden Beschäftigten aus dem Gesundheitswesen stellen fest, dass Impfungen nach einer zuvor natürlich erworbenen Immunantwort bei einer Reinfektion mit der Omikron-Variante zu einer verschlechterten Immunantwort führen.
Die britische Studie kommt zu dem Schluss, dass der Immunschutz durch eine Infektion mit der Omikron-Variante bei dreifach geimpften, zuvor infektionsunerfahrenen Personen verstärkt wirkt, aber diese Verstärkung bei vorheriger Prägung mit dem Wildtyp des Virus verloren geht. Als Ergebnis halten die Autoren fest:
„Diese ‚hybride Immundämpfung‘ deutet auf eine erhebliche Untergrabung der Immunerkennung und eine differentielle Modulation durch Immunprägung hin und könnte der Grund dafür sein, dass die B.1.1.529 (Omikron)-Welle durch Durchbruchsinfektionen und häufige Reinfektionen bei relativ gut erhaltenem Schutz gegen schwere Krankheiten bei dreifach geimpften Personen gekennzeichnet ist.“
Besonders deutlich wird der dämpfende Effekt der Impfungen auf die natürliche Immunantwort in einer US-amerikanischen Studie aus dem September 2022 mit knapp 900.000 untersuchten Kindern im Alter zwischen 5 und 11 Jahren. Diese fand für den Untersuchungszeitraum Dezember 2021 bis Juni 2022 heraus, dass die Wirksamkeit des Biontech-Impfstoffs innerhalb von fünf Monaten nicht nur negativ wird, sondern auch, dass er die natürliche Immunität unterdrückt. Die Ergebnisse sind in der nachfolgenden Abbildung dargestellt.
Abbildung 4: (für größere Darstellung Bild anklicken) Schutz durch zwei Dosen des Impfstoffs BNT162b2 und durch eine vorangegangene Infektion mit SARS-CoV-2 gegen eine Infektion und COVID-19-bedingte Krankenhausaufenthalte bei Kindern im Alter von 5 bis 11 Jahren, Quelle: Effects of Vaccination and Previous Infection on Omicron Infections in Children
In Diagramm A ist zu erkennen, dass die grüne und die blaue Linie, die für die im November beziehungsweise im Dezember 2021 geimpften Kinder stehen, innerhalb von fünf Monaten nach der ersten Injektion mit einem starken Gefälle durch den Nullpunkt in den negativen Bereich gehen. In Diagramm B ist dargestellt, dass sowohl die rote als auch die blaue Linie, die für geimpfte und zuvor infizierte beziehungsweise nicht infizierte Kinder stehen, innerhalb von fünf Monaten nach der Impfung mit einem steilen Gefälle durch den Nullpunkt gehen.
Die Diagramme C und D legen nahe, dass der Impfstoff die Ursache für diese besorgniserregende Auslöschung der natürlichen Immunität ist. Schaubild D zeigt die Wirksamkeit der natürlichen Immunität durch frühere Infektionen bei den Geimpften. Die blaue Linie, die den Schutz gegen die Delta-Variante unter den Geimpften und Vorinfizierten darstellt, geht innerhalb von sieben Monaten mit einem steilen Gefälle gegen Null. Im Gegensatz dazu nimmt die Wirksamkeit der natürlich erworbenen Immunität, wie sie in Diagramm C dargestellt ist, nur langsam ab und lag nach acht Monaten immer noch bei über 50 % im positiven Bereich. Das Gleiche gilt für die natürliche Immunität gegen frühere Varianten (grüne Linie), die langsam abnimmt und nach 16 Monaten immer noch positiv ist.
Die Diagramme E und F bestätigen letztendlich noch einmal den geringeren Schutz vor einer Hospitalisierung bei einer Corona-Erkrankung, den eine Impfung im Vergleich zu einer natürlich erworbenen Immunität bietet. Während die Wirksamkeit des Impfstoffs nach 20 Wochen bei lediglich 75 Prozent liegt, haben Kinder mit einer natürlichen erworbenen Immunität selbst nach zehn Monaten noch einen 85-prozentigen Schutz vor einer Krankenhauseinweisung bei einer Reinfektion.
Erklärungen für die nachlassende und negative Impfwirkung: Immunologische Prägung, Immuntoleranz und Überstimulation
Das menschliche Immunsystem reagiert auf Viren, indem es diese regelrecht in ihre Einzelteile zerlegt, analysiert und spezifische Antikörper gegen dessen Proteine entwickelt. Es ist sogar in der Lage, gegen jeden erdenklichen, auch zukünftigen Erreger Antikörper zu entwickeln. Um bei einer erneuten Infektion mit demselben Virus oder einer mutierten Variante schneller reagieren zu können, befinden sich noch Monate und Jahre nach einer überstandenen Erkrankung Gedächtniszellen der spezifischen Antikörper im Gewebe und im Blut.
Im Gegensatz dazu werden bei einer Impfung mit einem mRNA-Präparat die körpereigenen Zellen dazu angeregt, nur das Spike-Protein des Virus zu erzeugen. Dieses ist für das Eindringen des Erregers in die menschlichen Zellen verantwortlich, wo er sich vervielfältigen kann. Da der Rest der Erbinformationen des Virus fehlt, kann durch die Impfung keine Corona-Infektion ausgelöst werden. Das Immunsystem kann dann jedoch auch nur spezifische Antikörper und Gedächtniszellen gegen das Spike-Protein erzeugen und nicht gegen seine übrigen Bestandteile. (Empfehlungen zu Lehrvideos, welche die Funktionsweise des menschlichen Immunsystems und der Impfungen erklären, befinden sich im Anhang dieses Beitrags.)
Immunologische Prägung
Eine Erklärung für die nachlassende Wirkung der Impfungen ist die so genannte immunologische Prägung, auch bekannt als Antigenerbsünde. Diese Begriffe bezeichnen ein Phänomen der antiviralen Immunantwort. Stecken sich Menschen, die zuvor mit einem Virus infiziert waren und Antikörper dagegen entwickelt haben, mit einer weiteren Variante dieses Erregers an, dann besteht eine Tendenz des Immunsystems, Antikörper nur gegen solche Teile des Virus zu bilden, mit denen es zuvor in Kontakt getreten ist.
Da bis Mitte 2022 ausschließlich der Impfstoff, der gegen die ursprüngliche Coronavariante entwickelt wurde, verabreicht wurde, konnte das Immunsystem der Geimpften lediglich Antikörper gegen das Spike-Protein des Wildtyps des Virus entwickeln. Doch gerade das Spike-Protein hat sich bei der Mutation zur Delta- und Omikron-Variante verändert.
Eine im Oktober 2021 veröffentlichte US-amerikanische Studie untersuchte die B-Zellen-Reaktionen in Blutproben von 32 vorher nicht infizierten Teilnehmern nach Verabreichung der Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer und verglich diese mit den B-Zellen-Reaktionen in Blutproben von nicht Geimpften, die nach einer Infektion eine natürliche Immunität entwickelt hatten. Es zeigte sich, dass eine natürliche Immunantwort auf eine Corona-Infektion zu B-Zellen-Reaktionen führt, die sich mindestens ein Jahr lang weiterentwickeln. Während dieser Zeit erzeugen B-Gedächtniszellen zunehmend breiter gefächerte und stärkere Antikörper, die gegen Mutationen in bedenklichen Varianten resistent sind.
Im Gegensatz dazu produzieren B-Gedächtniszellen nach der ersten und zweiten Impfung zwar Antikörper, die eine erhöhte neutralisierende Aktivität entwickeln, aber danach gibt es keinen weiteren Anstieg der Potenz oder des Umfangs. Stattdessen erzeugen B-Gedächtniszellen, die fünf Monate nach der Impfung in zuvor nicht infizierten Personen entstehen, Antikörper, die denjenigen ähneln, die die erste Reaktion dominieren. Die Forscher gelangten zum damaligen Zeitpunkt aufgrund ihrer Ergebnisse zu dem Schluss, „dass die Auffrischung von geimpften Personen mit den derzeit verfügbaren mRNA-Impfstoffen die neutralisierende Aktivität des Plasmas erhöht, aber möglicherweise keine Antikörper mit der gleichen Breite wie bei der Impfung von rekonvaleszenten Personen hervorbringt“.
Immuntoleranz
Eine im Dezember 2022 veröffentlichte chinesische Studie zeigte anhand von Tierversuchen, dass mehrere Impfstoff-Booster nach der konventionellen Impfung die Menge der Spike-Protein-Antigene und die neutralisierende Wirksamkeit des Blutserums gegen die Delta- und Omikron-Varianten signifikant verringern. Zudem beeinträchtigen sie die Aktivierung von T-Helferzellen sowie T-Killerzellen und erhöhen eine hemmende Immunantwort.
Die Forscher ziehen aus ihren Ergebnissen den Schluss, „dass eine verlängerte Impfung mit RBD-Boostern [RBD: Rezeptorbindende Domäne, entspricht beim Coronavirus dem Spike-Protein] die schützenden Immungedächtnisse durch die Förderung der adaptiven Immuntoleranz aufhebt [und] (...) dass der kontinuierliche Einsatz von SARS-CoV-2-Impfstoff-Boostern potenzielle Risiken birgt, was unmittelbare Auswirkungen auf die globalen Strategien zur Verbesserung der COVID-19-Impfung hat“.
Überstimulation
Zu ähnlichen Erkenntnissen bezüglich mRNA-Impfstoffen gelangte auch eine im Dezember 2022 veröffentlichte deutsche Forschungsarbeit mit etwas über 100 teilnehmenden Beschäftigten im Gesundheitswesen, die in drei Kohorten eingeteilt waren. In der Kohorte mit Teilnehmern, die zwei Impfungen mit dem Impfstoff von Biontech/Pfizer erhalten hatten, wurde ein halbes Jahr später bei der Hälfte ein erhöhter Wert von IgG4-Antikörpern gegen das Spike-Protein festgestellt. Bei einer weiteren Kohorte, die ein dritte Impfung erhielt, hatten fast alle Teilnehmer wiederum ein halbes Jahr später einen erhöhten Wert von IgG4-Antikörpern. Teilweise lag deren Anteil bei über 50 Prozent der Immunglobuline.
IgG4-Antikörper treten normalerweise bei einer Überstimulation des Immunsystems auf und dämpfen die Immunantwort, um eine Autoimmunreaktion, also eine Schädigung des Immunsystems durch die eigenen Antikörper, zu verhindern. Normalerweise liegt der Anteil von IgG4-Antikörpern an allen Immunglobulinen eines Antikörpers bei unter fünf Prozent. In einer dritten Kohorte, die Impfstoffe von AstraZeneca und Biontech/Pfizer erhalten hatten, hatte nur ein Teilnehmer einen erhöhten IgG4-Wert. Dies ist ein Hinweis darauf, dass nur mRNA- und keine Vektor-Impfstoffe betroffen sind, und bestätigt indirekt, dass mRNA-Impfungen auch noch Monate nach Verabreichung das Immunsystem stimulieren.
Zusammenfassung
Die nachlassende und bereits nach wenigen Wochen oder Monaten negative Wirksamkeit der Impfstoffe sowie die diesbezügliche Überlegenheit einer natürlichen Immunität sind durch zahlreiche Studien in verschiedenen Ländern mit jeweils Hunderttausenden und bis zu mehreren Millionen untersuchten Fällen hinreichend belegt.
Eine im Februar 2023 in der renommierten internationalen Fachzeitschrift The Lancet erschienene Metastudie, welche die Ergebnisse von insgesamt 65 Forschungsarbeiten aus 19 verschiedenen Ländern zusammenfasst, bestätigt die Überlegenheit der natürlichen Immunantwort. Diese Untersuchung wurde von der Bill & Melinda Gates Foundation finanziert, die sich in der Vergangenheit massiv für die Impfung der gesamten Weltbevölkerung mit den experimentellen mRNA-Präparaten eingesetzt hat.
Für die dämpfende Wirkung, welche die Präparate auf eine zuvor natürlich erworbene Immunität ausüben, existieren ebenfalls ausreichend Untersuchungen mit unterschiedlich großen Teilnehmerzahlen, die es unmöglich machen sollten, diesen Effekt zu ignorieren.
Abgesehen von Impfnebenwirkungen und -schäden, deren Ausmaße noch nicht abschließend erforscht sind, lässt sich anhand der in diesem Beitrag angeführten wissenschaftlichen Untersuchungen festhalten, dass es falsch war, jungen, gesunden und nicht zu einer Risikogruppe gehörenden Menschen ein Präparat zu verabreichen, welches der natürlichen Immunität nicht nur unterlegen ist, sondern diese auch auf unabsehbare Zeit beeinträchtigen kann. Die Impfungen können den Forschungsergebnissen zufolge die natürliche Immunantwort dieser Menschen nicht nur nachhaltig schwächen, sondern auch, sobald ihre Wirksamkeit während der Delta- und insbesondere während der Omikron-Welle bereits nach wenigen Wochen ins Negative rutschte, zu vermehrten Corona-Infektionen beigetragen haben. Damit stehen die Impfstoffe im Verdacht, eine nachhaltige Herdenimmunität sogar noch herauszuzögern.
Bereits im April 2022, als der Deutsche Bundestag über eine allgemeine Impfpflicht abstimmte, lagen eindeutige wissenschaftliche Erkenntnisse vor, die nicht nur die nachlassende, sondern auch die negative Impfwirksamkeit schon bei der Delta-Variante bestätigten.
Offene Fragen
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Mit welcher Rechtfertigung empfiehlt die Ständige Impfkommission weiterhin die generelle Impfung, selbst bei Kindern zwischen 5 und 11 Jahren?
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Mit welcher Rechtfertigung wirbt die Bundesregierung noch heute für Impfungen und Auffrischimpfungen, selbst bei Kindern ab zwölf Jahren?
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Warum findet keine staatliche Aufklärungskampagne zur Überlegenheit einer natürlich erworbenen Immunität sowie zu negativen Auswirkungen der Impfungen auf die natürliche Immunantwort statt?
Multipolar hat sowohl die STIKO als auch das Bundesgesundheitsministerium (BMG) unter Nennung der in diesem Beitrag angeführten aktuellen Studien mit den oben gestellten Fragen konfrontiert. Sowohl die Pressestelle des RKI, bei dem die STIKO angesiedelt ist, als auch das BMG haben auf die Anfrage reagiert. Die Antworten zeigen, dass die STIKO weiter die Hypothese vertritt, dass Impfungen, beziehungsweise Impfungen in Kombination mit einer natürlichen Immunantwort, generell einer natürlichen Immunantwort überlegen seien, und nur diejenigen Studien und Fachbeiträge in ihrer Arbeit berücksichtigt, die diese These untermauern. Die Pressestelle des BMG konnte das auf Nachfrage nicht entkräften. Die gesamte Korrespondenz befindet sich im Anhang.
Anmerkung: Dieser Beitrag baut auf der umfangreichen Linksammlung eines Multipolar-Lesers zu Studien zur Wirksamkeit der Impfungen auf, dem der Autor hiermit seinen Dank ausspricht.
Korrekturhinweis 6.3.: In der ursprünglichen Version des Artikels hieß es, dass "eine niederländische Studie, die bereits im November 2021 veröffentlicht wurde", sich "noch immer im Peer-Review-Prozess" befinde. Tatsächlich wurde die Studie im Juli 2022 im Fachmagazin Science veröffentlicht. Der Text wurde entsprechend geändert.
Anhang
Funktionsweise des menschlichen Immunsystems und der COVID-19-Impfungen
Zum Verständnis der Funktion des menschlichen Immunsystems und der angeborenen Immunantwort empfiehlt der Autor dieses zehnminütige Lehrvideo, zum Verständnis der erworbenen Immunantwort (auch adaptive oder spezifische Immunantwort genannt) dieses ebenfalls zehnminütige Lehrvideo sowie zum Verständnis der Funktionsweise der mRNA- und Vektorimpfungen dieses neunminütige Lehrvideo. Letzteres stellt in Nebensätzen kausale Zusammenhänge zur Wirksamkeit der Impfungen dar, die wissenschaftlich nicht eindeutig belegt sind. Die Funktionsweise der Impfstoffe ist jedoch ausreichend erklärt.
Korrespondenz mit der Pressestelle des Robert Koch-Instituts, bei dem die STIKO angesiedelt ist
Anfrage von Multipolar vom 16. Februar 2023:
„[M]ehrere internationale Studien, die im letzten Jahr in renommierten Fachzeitschriften publiziert wurden, haben eindeutig nachgewiesen, dass eine natürlich erworbene Immunität gegen SARS-CoV-2 einer durch Impfung erworbenen weit überlegen ist (siehe Gazit S et al. Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) Naturally Acquired Immunity versus Vaccine-induced Immunity, Reinfections versus Breakthrough Infections: A Retrospective Cohort Study. 2022. https://academic.oup.com/cid/article/75/1/e545/6563799 sowie Eythorsson E et al. Rate of SARS-CoV-2 Reinfection During an Omicron Wave in Iceland. 2022. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/article-abstract/2794886). Des Weiteren deuten mehrere unabhängige Untersuchungen mit mehrfach geimpften Teilnehmern aus dem Gesundheitswesen darauf hin, dass insbesondere die mRNA-Impfungen eine natürlich erworbene Immunität negativ beeinträchtigen (siehe Blom K et al. Immune responses after omicron infection in triple-vaccinated health-care workers with and without previous SARS-CoV-2 infection. 2022. https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(22)00362-0/fulltext sowie Reynolds CJ Immune boosting by B.1.1.529 (Omicron) depends on previous SARS-CoV-2 exposure. 2022. https://www.science.org/doi/10.1126/science.abq1841). Warum empfiehlt die Ständige Impfkommission noch immer eine generelle Impfung gegen SARS-CoV-2 selbst bei gesunden Kindern ab 5 Jahren (siehe Epidemiologisches Bulletin 50/2022)? Werden die von mir angeführten Forschungsarbeiten von der STIKO bei der Impfempfehlung berücksichtigt?“
Antwort des RKI vom 20. Februar 2023:
„[D]anke für Ihre Anfrage. Das RKI kommentiert generell keine Studien Dritter, ich bitte um Verständnis. Siehe bitte die Wissenschaftlichen Begründungen für die Empfehlungen der STIKO (inkl. Literaturlisten), die alle im Internet zugänglich sind https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/Impfen/ImpfungenAZ/COVID-19/Impfempfehlung-Zusfassung.html“
Nachfrage von Multipolar vom 21. Februar 2023:
„[V]ielen Dank für Ihren Hinweis zu den wissenschaftlichen Begründungen für die Impfempfehlungen der STIKO. Im Epidemiologischen Bulletin 50 2022 vom 15.12.2022 findet sich auf Seite 14 folgende Aussage: ‚Die STIKO geht davon aus, dass eine durchgemachte symptomatische oder asymptomatische SARS-CoV-2-Infektion nicht ausreicht, um spätere COVID-19-Erkrankungen zu verhindern. Vielmehr haben immunologische Untersuchungen und klinische Beobachtungsstudien ergeben, dass ein solider Schutz vor Infektion und schwerer Erkrankung durch SARS-CoV-2-Varianten erst durch eine mehrmalige Auseinandersetzung mit dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 zu erlangen ist. Dies kann durch eine 3-malige Impfung oder durch eine Kombination von natürlicher Infektion und Impfung (hybride Immunität) erreicht werden. Daher sollen auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden SARS-CoV-2-Infektionen geimpft werden.‘ Ein Verweis auf die entsprechenden ‚immunologischen Untersuchungen‘ und ‚klinischen Beobachtungsstudien‘, mit denen die Impfempfehlung begründet wird, fehlt in dem Dokument. Eine derartige Argumentation entspricht nicht wissenschaftlichem Standard. Könnten Sie bitte diesen Verweis nachliefern, denn die von mir in meiner letzten Presseanfrage benannten Studien widerlegen die Aussage der STIKO.“
Antwort des RKI vom 22. Februar 2023:
„[D]anke für Ihre Anfrage. Siehe hierzu bitte die wissenschaftliche Begründung im Epidemiologischen Bulletin 21/2022, in der die STIKO eine Empfehlung für Personen mit durchgemachter SRAS-CoV-2-Infektion und bisher unvollständiger Immunisierung gegeben hat. Hier ist die Studienlage zur hybriden Immunität detailliert dargestellt https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/21_22.pdf?__blob=publicationFile, S. 44 ff.“
Nachfrage von Multipolar vom 23. Februar 2023:
„[D]anke für Ihre Hinweise zur wissenschaftlichen Begründung der COVID-19-Impfempfehlung für Genesene. Ich habe mir die Mühe gemacht, alle 24 angegebenen Quellen genauer anzusehen. Zunächst einmal ist auffällig, dass die komplette wissenschaftliche Begründung auf Studien und wissenschaftlichen Fachbeiträgen Dritter beruht. Dies steht im Widerspruch zu Ihrer ersten Rückmeldung, dass das RKI generell keine Studien Dritter kommentiert.
Des Weiteren sind 17 dieser Studien in vitro- und/oder Seroprävalenzuntersuchungen oder lediglich journalistische Beiträge, davon 14 aus dem Jahr 2021. Diese Quellen mit äußerst geringen Teilnehmer- bzw. Probenzahlen sind prinzipiell keine Belege dafür, inwieweit eine Impfung besser vor einer Infektion, einer Hospitalisierung oder Tod schützt als eine natürlich erworbene Immunität. Sie liefern nur Hinweise, die in vivo, also durch randomisierte kontrollierte Studien, Kohortenstudien oder Fall-Kontroll-Studien, bestätigt werden müssen. Drei dieser Quellen liefern eindeutige Hinweise, dass eine natürlich erworbene Immunität einer durch Impfung induzierten ebenbürtig oder sogar überlegen ist.
Die verbliebenen sieben Quellen sind allesamt Kohorten- oder Fall-Kontroll-Studien. Alle belegen eindrucksvoll die Überlegenheit einer natürlich erworbenen Immunität im Vergleich zu einer durch Impfung induzierten hinsichtlich Wirksamkeit und Dauer der Wirksamkeit. Nur wird in dem Bulletin und, meiner Kenntnis nach, auch in anderen Publikation des RKI nicht darauf hingewiesen. Die einzige Information, die das RKI aus diesen Studien zieht, ist die Tatsache, dass die Wirksamkeit einer hybriden Immunität (überstandene Infektion + Impfung) für einen kurzen Zeitraum nach der letzten Impfung bis Mitte 2022 ebenso hoch oder leicht höher gelegen hat als bei einer natürlich erworbenen Immunität ohne Impfung. Dass die Wirksamkeit der hybriden Immunität jedoch im Verhältnis zu einer allein natürlich erworbenen deutlich eher nachlässt, wird nicht erwähnt.
Studien, die eindeutig belegen, dass die Wirksamkeit der COVID-19-Impfstoffe auch gegen Hospitalisierung und Tod bereits nach wenigen Wochen stark nachlässt oder gar ins Negative rutscht [1], während eine natürlich erworbene Immunität eine langanhaltende hohe Wirksamkeit hervorruft [2], werden ebenso wenig in der wissenschaftlichen Begründung für die Impfempfehlung der STIKO berücksichtigt wie aktuellere Untersuchungen, die auf eine negative Beeinträchtigung der Impfungen auf die natürliche Immunantwort hinweisen [3][4]. Hier kommt der Verdacht auf, dass die STIKO allein die Hypothese vertritt, dass Impfungen generell einer natürlichen Immunantwort überlegen sind, und nur diejenigen Studien und Fachbeiträge, beziehungsweise Auszüge daraus, erwähnt, die diese These untermauern – zumal eine der angegebenen Studie direkt von Biontech stammt.
Ich muss Ihnen aufgrund Ihrer Hinweise weitere Fragen stellen: Warum empfiehlt die Ständige Impfkommission angesichts der gut belegten Überlegenheit hinsichtlich Wirksamkeit und Wirksamkeitsdauer der natürlichen erworbenen Immunität im Verhältnis zu einer durch Impfung induzierten noch immer eine generelle Impfung gegen SARS-CoV-2 selbst bei gesunden Kindern ab 5 Jahren, wenn insbesondere diese Altersgruppe nicht zur Risikogruppe gehört? Warum werden Studien, welche eine rapide nachlassende und nach wenigen Wochen gar negative Wirksamkeit der Impfungen im Verhältnis zu einer natürlich erworbenen Immunität feststellen, bei der wissenschaftlichen Begründung der Impfempfehlungen ignoriert? Warum werden auch Studien, die auf eine negative Beeinträchtigung der Impfungen auf die natürliche Immunantwort hinweisen, bei der wissenschaftlichen Begründung der Impfempfehlungen ignoriert? Bitte antworten Sie nicht mit dem Hinweis, dass das RKI generell keine Studien Dritter kommentiert. Sie haben mit Ihrer letzten Antwort deutlich gemacht, dass dies die originäre Tätigkeit Ihrer Behörde ist. (…)
Quellen:
[1] Kerr S, Bedston S, Bradley DT, et al. Waning of first- and second-dose ChAdOx1 and BNT162b2 COVID-19 vaccinations: a pooled target trial study of 12.9 million individuals in England, Northern Ireland, Scotland and Wales. International Journal of Epidemiology, Volume 52, Issue 1, February 2023, Pages 22–31
[2] Lin DY, Gu Y, Xu Y, et al. Effects of Vaccination and Previous Infection on Omicron Infections in Children. N Engl J Med 2022; 387:1141-1143
[3] Blom K, Marking U, Havervall S, et al. Immune responses after omicron infection in triple-vaccinated health-care workers with and without previous SARS-CoV-2 infection. The Lancet, Volume 22Number 7p913-1090, e177-e206
[4] Reynolds, CJ, Pade C, Gibbons JM, et al. Immune boosting by B.1.1.529 (Omicron) depends on previous SARS-CoV-2 exposure. Science, 14 Jun 2022, Vol 377, Issue 6603“
Korrespondenz mit der Pressestelle des Bundesgesundheitsministeriums
Anfrage von Multipolar vom 17. Februar 2023:
„[M]ehrere internationale Studien, die im letzten Jahr in renommierten Fachzeitschriften publiziert wurden, haben eindeutig nachgewiesen, dass eine natürlich erworbene Immunität gegen SARS-CoV-2 einer durch Impfung erworbenen weit überlegen ist (siehe Gazit S et al. Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2) Naturally Acquired Immunity versus Vaccine-induced Immunity, Reinfections versus Breakthrough Infections: A Retrospective Cohort Study. 2022. https://academic.oup.com/cid/article/75/1/e545/6563799 sowie Eythorsson E et al. Rate of SARS-CoV-2 Reinfection During an Omicron Wave in Iceland. 2022. https://jamanetwork.com/journals/jamanetworkopen/article-abstract/2794886). Des Weiteren deuten mehrere unabhängige Untersuchungen mit mehrfach geimpften Teilnehmern aus dem Gesundheitswesen darauf hin, dass insbesondere die mRNA-Impfungen eine natürlich erworbene Immunität negativ beeinträchtigen (siehe Blom K et al. Immune responses after omicron infection in triple-vaccinated health-care workers with and without previous SARS-CoV-2 infection. 2022. https://www.thelancet.com/journals/laninf/article/PIIS1473-3099(22)00362-0/fulltext sowie Reynolds CJ Immune boosting by B.1.1.529 (Omicron) depends on previous SARS-CoV-2 exposure. 2022. https://www.science.org/doi/10.1126/science.abq1841). Warum wirbt die Bundesregierung noch heute für Impfungen und Auffrischimpfungen selbst bei Kindern ab zwölf Jahren (siehe https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/corona-informationen-impfung)? Warum finden keine staatlich geförderten Aufklärungskampagnen zur Überlegenheit einer natürlich erworbenen Immunität sowie über die negativen Auswirkungen der COVID-19-Impfungen auf die natürliche Immunantwort statt, damit sich die Bevölkerung ein ausgewogenes Bild über die Vor- und Nachteile der Impfungen machen kann?“
Antwort des BMG vom 24. Februar 2023:
„Das Nutzen-Risiko-Verhältnis der verfügbaren COVID-19-Impfstoffe wird kontinuierlich auf Basis der verfügbaren Daten im Rahmen der Zulassung bewertet. Die Produktinformationstexte enthalten aktuelle Erkenntnisse zu bekannten Nebenwirkungen und zur Häufigkeit des Auftretens.
Unter https://www.pei.de/DE/arzneimittel/impfstoffe/covid-19/covid-19-node.html hat das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) – als die in Deutschland für Impfstoffe zuständige Bundeoberbehörde – die genannten Informationen übersichtlich verlinkt und bietet weitere Informationen, insbesondere zur Entwicklung und Zulassung der COVID-19-Impfstoffe an (https://www.pei.de/DE/service/faq/coronavirus/faq-coronavirus-node.html). Daneben stellen die pharmazeutischen Unternehmen die Fach- und Gebrauchsinformationen in elektronischer Form zur Verfügung.
Impfempfehlungen werden in Deutschland von der Ständigen Impfkommission (STIKO) entwickelt. Die STIKO berücksichtigt dabei nicht nur deren Nutzen für das geimpfte Individuum, sondern auch für die gesamte Bevölkerung. Sie orientiert sich an den Kriterien der evidenzbasierten Medizin. Während für die Zulassung von Impfstoffen deren Wirksamkeit, deren Unbedenklichkeit und pharmazeutische Qualität zu belegen sind, analysiert die STIKO darauf aufbauend neben dem individuellen Nutzen-Risiko-Verhältnis auch die Epidemiologie auf Bevölkerungsebene und die Effekte einer flächendeckenden Impfstrategie für Deutschland. Außerdem entwickelt die STIKO Kriterien zur Abgrenzung einer üblichen Impfreaktion von einer über das übliche Ausmaß einer Impfreaktion hinausgehenden gesundheitlichen Schädigung. STIKO-Empfehlungen gelten als medizinischer Standard.
Die STIKO hat den Anspruch, ihre Empfehlungen auf Grundlage der besten verfügbaren Evidenz auszusprechen. Damit das gelingen kann, werden neue wissenschaftliche Erkenntnisse sorgfältig aufbereitet und den Mitgliedern der STIKO verfügbar gemacht. Diese bewerten die Evidenz und fassen aufgrund dessen einen Beschluss. Danach erhalten zuständige Fachkreise (u. a. Fachgesellschaften) die Möglichkeit zu dem Beschluss Stellung zu beziehen. Diese Stellungnahmen werden wiederum von der STIKO in einem weiteren Schritt diskutiert und ggf. in der Empfehlung berücksichtigt. Am Ende steht eine (aktualisierte) Empfehlung zu den COVID-19-Impfungen im Sinne einer ‚Living Guideline‘. Eine ausführliche Beschreibung von Rolle, Arbeitsweise und Empfehlungen der STIKO im Kontext der COVID-19-Pandemie finden Sie unter https://link.springer.com/article/10.1007/s00103-022-03610-2.
Mit diesem Prozess der laufenden Berücksichtigung neuer Evidenzlagen und resultierenden Aktualisierungen der bestehenden Empfehlung stellt die STIKO sicher, dass das Impfen gegen COVID-19 stets auf den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen basiert.
Auf Grundlage der verfügbaren Evidenz geht die STIKO davon aus, dass die Infektion(-en) nicht ausreichen, um spätere COVID-19-Erkrankungen zu verhindern. Denn immunologische und klinische Studien haben gezeigt, dass ein solider Schutz vor schwerer Erkrankung durch SARS-CoV-2 erst durch mehrmalige Auseinandersetzung mit dem Spikeprotein von SARS-CoV-2 zu erreichen ist (mehrere Antigenkontakte = mehrere Kontakte des Immunsystems mit Teilen des Virus). Dies kann durch mehrere Impfstoffdosen oder durch eine Kombination von Infektion und Impfung (hybride Immunität) erreicht werden. Die chronologische Abfolge dieser immunologischen Ereignisse (SARS-CoV-2-Infektionen bzw. COVID-19-Impfungen) ist dabei unerheblich. Daher sollen auch Personen mit einer oder mehreren zurückliegenden gesicherten SARS-CoV-2-Infektionen geimpft werden.
Die neuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse sind stets auch die Grundlage für die Erarbeitung entsprechender Kommunikationskampagnen zur Corona-Schutzimpfung gewesen. Neben den klassischen Aufklärungsmedien bildet die Webseite www.corona-schutzimpfung.de den digitalen Knotenpunkt dieser Kampagnen. Sie wurde in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) und dem Robert Koch-Institut (RKI) erstellt und beinhaltet umfassende, fachlich geprüfte Informationen zur Corona-Schutzimpfung, die nach wie vor tagesaktuell gepflegt werden. Neben vielen wissenschaftlichen Beiträgen zu den einzelnen Impfstoffen und ihrer Wirksamkeit beantwortet ein großangelegter FAQ-Bereich die drängenden Fragen der Bürgerinnen und Bürger. Darüber hinaus erhalten die Besucherinnen und Besucher der Webseite Hinweise zu Informations- und Aufklärungsmaterialien, wie zum Beispiel der Leitfaden für Familien, der Informationsflyer ‚Wie wir uns vor dem Coronavirus schützen können‘ oder Aufklärungsmerkblätter und Einwilligungsbögen jeweils für mRNA- und Vektor-Impfstoffe.“
Nachfrage von Multipolar vom 25. Februar 2023:
„[V]ielen Dank für Ihre ausführliche Antwort. (…) Hier kommt der Verdacht auf, dass die STIKO allein die Hypothese vertritt, dass Impfungen, beziehungsweise Impfungen in Kombination mit einer natürlichen Immunantwort, generell einer natürlichen Immunität überlegen sind, und nur diejenigen Studien und Fachbeiträge, beziehungsweise Auszüge daraus, erwähnt, die diese These untermauern (…). Diesen Verdacht konnten Sie mit Ihrer Versicherung, die STIKO würde ihre Empfehlungen auf Grundlage der besten verfügbaren Evidenz aussprechen, nicht entkräften. Es ist ersichtlich, dass die derzeitige wissenschaftliche Begründung der STIKO für eine COVID-19-Impfempfehlung selbst für Genesene nicht auf aktuellen Erkenntnissen beruht und dass die Kommission widersprüchliche Erkenntnisse ignoriert sowie die Überlegenheit einer natürlich erworbenen Immunität hinsichtlich Wirksamkeit und insbesondere hinsichtlich ihrer Dauer im Verhältnis zu einer durch Impfungen induzierten Immunität nicht erwähnt.
Da die Mitglieder der STIKO allesamt vom Bundesministerium für Gesundheit einberufen werden und das RKI dem BMG unterstellt ist, stellen sich folgende Fragen: Warum toleriert das BMG, dass die Ständige Impfkommission
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trotz der gut belegten Überlegenheit hinsichtlich Wirksamkeit und Wirksamkeitsdauer der natürlich erworbenen Immunität im Verhältnis zu einer durch Impfung induzierten noch immer eine generelle Impfung gegen SARS-CoV-2 selbst bei gesunden Kindern ab 5 Jahren empfiehlt, wenn insbesondere diese Altersgruppe nicht zur Risikogruppe gehört,
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Studien, welche eine rapide nachlassende und nach wenigen Wochen gar negative Wirksamkeit der Impfungen im Verhältnis zu einer natürlich erworbenen Immunität feststellen, bei der wissenschaftlichen Begründung der Impfempfehlungen ignoriert und
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auch Studien, die auf eine negative Beeinträchtigung der Impfungen auf die natürliche Immunantwort hinweisen, bei der wissenschaftlichen Begründung der Impfempfehlungen ignoriert?
Über den Autor: Karsten Montag, Jahrgang 1968, hat Maschinenbau an der RWTH Aachen, Philosophie, Geschichte und Physik an der Universität in Köln sowie Bildungswissenschaften in Hagen studiert. Er war viele Jahre Mitarbeiter einer gewerkschaftsnahen Unternehmensberatung, zuletzt Abteilungs- und Projektleiter in einer Softwarefirma, die ein Energiedatenmanagement- und Abrechnungssystem für den Energiehandel hergestellt und vertrieben hat. Seine im Oktober 2021 bei Multipolar veröffentlichten Recherchen zu den Abrechnungsdaten der Krankenkassen mit Blick auf COVID-19 wurden von verschiedenen Medien aufgegriffen – und erschienen im März 2022 auch im International Journal of Epidemiology.
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