Corona-Forscher: Westliche Regierungen wussten, dass SARS-CoV-2 aus Labor stammen könnte

Sicherheitspolitische Herangehensweise vieler Regierungen an Coronavirus / US-Regierung finanzierte Virenmanipulation in chinesischem Labor / Harvard-Mikrobiologin: Laborleck ist „teuerster Unfall der Wissenschaftsgeschichte“

5. Juni 2024
Hamburg / Washington.
(multipolar)

Mehrere westliche Regierungen könnten bereits in der Frühphase der Corona-Krise gewusst haben, dass das „neuartige Coronavirus“ SARS-CoV-2 möglicherweise aus einem Forschungslabor stammt. Dies legen laut Corona-Forschern wie dem Physik-Professor Roland Wiesendanger von der Universität Hamburg die sicherheitspolitischen Reaktionen vieler westlicher Regierungen ab dem Frühjahr 2020 und nachträglich bekannt gewordene Informationen aus US-Untersuchungsausschüssen nahe. Inzwischen offenbare sich ein „enger Zusammenhang zwischen dem Ursprung der Corona-Pandemie im Herbst 2019 und den politisch getroffenen Maßnahmen ab dem März 2020“, schreibt Wiesendanger in einem Beitrag für das Magazin „Cicero“. (27. Mai) „Die Reaktion entsprach der auf eine militärische Bedrohung.“

So übertrug das US-Gesundheitsministerium die Kontrolle über die Pandemiepolitik am 13. März 2020 vom Centers for Disease Control and Prevention (CDC) auf den Nationalen Sicherheitsrat und schließlich auf das Heimatschutzministerium. Dessen Aufgabe sei es jedoch nicht auf Gesundheitskrisen sondern auf Kriege und terroristische Bedrohungen zu reagieren, zitiert Wiesendanger die Wissenschaftsjournalistin Debbie Lerman. Sie hatte bereits im November 2022 geschrieben, dass die nationalen Sicherheitsbehörden auch in anderen westlichen Ländern wie Großbritannien, Australien, Deutschland oder Israel die Kontrolle über die Reaktion auf SARS-CoV-2 übernommen hatten. Den Verantwortlichen sei vermutlich klar gewesen, dass es sich dabei um ein durch „Gain of function“-Forschung verändertes Virus und damit eine potenzielle Biowaffe handele, argumentierte Lerman.

Wiesendanger weist in seinem Artikel darauf hin, dass Peter Daszak, Präsident der US-amerikanischen „EcoHealth Alliance“, Gelder von einer Abteilung des National Institutes of Health (NIH) unter Leitung des Immunologen Anthony Fauci für seine Gain-of-function-Forschung in einem Hochsicherheits-Virenlabor im chinesischen Wuhan erhalten hatte. In exakt dieser Stadt war die „Corona-Pandemie“ ausgebrochen, erläutert Wiesendanger. Zuvor hatte Daszak in seinem Forschungsantrag detailliert die künstliche Synthese eines Coronavirustyps beschrieben, dessen Eigenschaften „in frappierender Weise“ mit dem später auftretenden Sars-CoV-2 Virus übereinstimmten.

Fauci, der bis Ende 2022 medizinischer Chefberater von US-Präsident Joe Biden war, sei stets ein Befürworter der Gain-of-function-Forschung gewesen. Vor einigen Jahren hatte er erklärt, dass der Erkenntnisgewinn dieser Art von Forschung, die Viren gefährlicher macht, das Risiko einer möglichen Pandemie rechtfertigen würde. Später hatte er unter Eid ausgesagt, dass das NIH und seine Unterabteilung zu keinem Zeitpunkt eine solche Forschung gefördert hätten. Im vergangenen Monat sei diese Aussage Faucis allerdings von einem hohen Vertreter des NIH in einem Untersuchungsausschuss „korrigiert“ worden, schreibt Wiesendanger. Wissenschaftliche Publikationen zur Gain-of-function-Forschung in Wuhan hätten Danksagungen an das NIH für die finanzielle Unterstützung enthalten. In dem Zusammenhang wurde festgestellt, dass David Morens, ein Mitarbeiter Faucis, unrechtmäßig offizielle Behörden-E-Mails zum Thema gelöscht beziehungsweise auf private E-Mail-Konten ausgelagert hatte.

Fauci selbst sagte am Montag (3. Juni) in Washington bei einem Untersuchungsausschuss im Repräsentantenhaus, dass das Entweichen von SARS-CoV-2 aus einem Forschungslabor, eine reale Möglichkeit sei. Es handele sich nicht um eine „Verschwörungstheorie“, betonte er. Im Februar 2020 hatte Fauci allerdings zusammen mit anderen Autoren wie Peter Daszak und Christian Drosten in einem Artikel der Medizinfachzeitschrift „The Lancet“ geschrieben: „Wir stehen zusammen, um Verschwörungstheorien, die besagen, dass Covid-19 keinen natürlichen Ursprung hat, entschieden zu verurteilen.“

In der Tageszeitung „New York Times“ schrieb die Molekularbiologin Alina Chan am Montag (3. Juni), dass SARS-CoV-2 wahrscheinlich aus einem Labor stammt. Für die Gegenthese, das Virus sei natürlichen Ursprungs und stamme von einem Wildtiermarkt, gebe es keine Belege. Laut der Wissenschaftlerin handelt es sich bei dem neuartigen Coronavirus um den „teuersten Unfall in der Geschichte der Wissenschaft“.

Roland Wiesendanger, der unter anderem Mitglied der Nationalen Akademie der Wissenschaften „Leopoldina“ ist, kritisiert dass in Deutschland – im Gegensatz zu den USA und zu Großbritannien – bisher keine ernsthafte Aufarbeitung der Corona-Zeit stattgefunden hat. Mangels Untersuchungsausschüssen sei man hier bis heute auf die Initiative von Einzelpersonen angewiesen. Eine Aufarbeitung sei „aus wissenschaftlichen, medizinischen und ethischen Gründen“ aber notwendig, um aus den begangenen Fehlern zu lernen. Dazu gehöre auch „eine kritische Überprüfung der getroffenen politischen Maßnahmen“.


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