Teilnehmer der Videokonferenz am 26. November 2020: v.l. Tom Schneider, Ellen Ehni, Matthias Hertel, Birand Bingül, Martin Schwab, Bastian Barucker, Michael Meyen, Jana Hahn, Jeanne Rubner

Im Dialog mit der ARD

Der Graben, der die Gesellschaft beim Thema Corona spaltet, wird immer tiefer. Gibt es Auswege? Zu dieser Frage fand am 26. November eine Videokonferenz zwischen sechs Vertretern der ARD und fünf Kritikern der Corona-Politik der Bundesregierung statt. Multipolar war exklusiv dabei. Ein Gesprächsbericht.

PAUL SCHREYER, 26. November 2020, 11 Kommentare

Zum Hintergrund: Der private Bürger Bastian Barucker hatte im August eine Petition gestartet, in der er die ARD aufforderte, eine Sondersendung auszustrahlen, in der bekannte Kritiker der Corona-Politik, wie etwa Sucharit Bhakdi oder Wolfgang Wodarg, auf Regierungsexperten wie Christian Drosten oder Lothar Wieler treffen. In seiner Begründung schrieb Barucker damals:

„Wir brauchen in einer so dringlichen und unser aller Leben betreffenden Frage die bestmögliche Strategie im Umgang mit der 'Epidemie nationaler Tragweite'. Grundlage dafür sollte ein offener, interdisziplinärer und kritischer Diskurs von Fachleuten sein, der verschiedenste Meinungen integriert.“

Die Petition traf offenbar einen Nerv und wurde innerhalb weniger Wochen von mehr als 60.000 Menschen unterschrieben. Nach ersten Widerständen (Barucker: „ARD und ZDF waren anfänglich weder gewillt mir eine Ansprechperson für eine Übergabe zu nennen, noch einen Termin und Ort“) gelang es dem Initiator der Petition schließlich, die Unterschriftensammlung im Rahmen einer öffentlichen Veranstaltung am 28. September vor dem ARD-Hauptstadtstudie in Berlin Vertretern des Senders zu übergeben. Gleichzeitig fanden symbolische Übergaben in weiteren Städten statt, so in Münster (WDR), Dresden (MDR), München (BR) und Kiel (NDR).

Darauf folgte längeres Schweigen seitens der ARD. Über Wochen hinweg wurde kein Vorschlag für einen Termin zu einer Videokonferenz mit den Programmverantwortlichen gemacht, trotz einer entsprechender Ankündigung des Senders. Schließlich präsentierte die ARD doch noch einen Termin – den 26. November – und kündigte die folgenden Teilnehmer an:

  • Ellen Ehni, Chefredakteurin WDR Fernsehen
  • Jana Hahn, Chefredakteurin und Programmchefin MDR Aktuell
  • Susanne Pfab, ARD-Generalsekretärin
  • Jeanne Rubner, Leiterin Wissenschaft beim BR
  • Tom Schneider, Korrespondent im Hauptstadtstudio
  • Birand Bingül, ehemaliger Büroleiter des WDR-Intendanten Tom Buhrow, aktuell Leiter der ARD Kommunikation

Bingül fungierte auch als Koordinator seitens der ARD. Von Seiten der Kritiker nahmen neben Barucker – und auf dessen Einladung hin – teil:

  • Michael Meyen, Professor für Kommunikationswissenschaft an der LMU München
  • Martin Schwab, Professor für Rechtswissenschaften an der Universität Bielefeld
  • Matthias Hertel, IT-Unternehmer aus Dresden (der die Petition in Dresden an den MDR übergeben hatte)
  • der Autor dieses Textes

Im Vorfeld hatte am Montag auch das Medienmagazin „Übermedien“ zu der geplanten Videokonferenz berichtet und interne Diskussionen an der Senderspitze des WDR zur Corona-Berichterstattung geschildert. Übermedien zitierte den WDR-Programmdirektor Jörg Schönenborn dazu mit den Worten, der Text der Petition von Barucker klinge „offen und einnehmend, die Form ist ausgesprochen freundlich und konziliant – und deshalb gut geeignet, Interessierte und Unentschiedene für die Argumente zu gewinnen“. Daher sei die Frage, „mit welcher Haltung und Geste wir reagieren, von großer Bedeutung“.

Kaum Überraschungen

Das 90-minütige Gespräch wurde moderiert von Birand Bingül und verlief in respektvollem und freundlichem Ton. Jeder ließ den anderen ausreden und signalisierte Interesse an der anderen Seite. Inhaltlich gab es allerdings kaum Überraschungen. Die ARD-Vertreter betonten zunächst, dass die eigenen Redaktionen unabhängig arbeiteten und keine Direktiven von oben entgegen nehmen würden (was in der Petition auch nicht behauptet worden war). Weiterhin wurde betont, dass die geforderten kritischen Debatten längst innerhalb der Redaktionen stattfinden würden. Mein in der Konferenz geäußerter Einwand, dass nicht entscheidend sei, was intern diskutiert werde, sondern was man öffentlich sende, blieb ohne konkrete Antwort.

Ein ARD-Vertreter beschrieb den Sender als „Fels in der Brandung“. Man würde „Fakten und Meinung strikt trennen“ und daher auch nicht jede Meinung senden können, gerade wenn die Faktengrundlage fehle: „Jede Debatte ist willkommen, aber auf der Basis von Fakten“. Entscheidend sei die fachliche Kompetenz und das Ansehen des fraglichen Wissenschaftlers innerhalb seines Fachbereichs.

Unterstellt wurde damit, dass Wissenschaftler, die die Freiheitsbeschränkungen kritisieren, ganz allgemein nicht hinreichend kompetent wären, sich überhaupt zum Thema zu äußern – eine Argumentation, die gefährlich nah am Zirkelschluss ist. Wenn Kritiker womöglich dadurch ihre fachliche Inkompetenz zeigen, dass sie den Kurs der Regierung kritisieren, dann ist eine offene Debatte schnell am Ende.

Ein weiteres Argument aus dem Kreis der ARD-Verantwortlichen lautete, man könne es nicht „jedem Einzelnen überlassen, sich eine Meinung zu bilden, welcher Wissenschaftler recht hat“, damit „überfordere“ man das Publikum. Prägnanter könnte man das ganze Dilemma wohl kaum auf den Punkt bringen: Genau diese Sichtweise macht eine kontroverse Debatte von vornherein unmöglich. Wer denkt, das Publikum bedürfe der Anleitung, der wird keine vollkommen offene Diskussion anstreben, da er an deren Nutzen dann nicht glaubt.

Eine ähnliche Mentalität steckt hinter der weitverbreiteten kritischen Haltung zur direkten Demokratie, die vor wenigen Tagen sogar die einst basisdemokratischen Grünen aus ihrem Grundsatzprogramm strichen – nach 40 Jahren. Die zugrundeliegende These lautet, zugespitzt formuliert: Das Volk ist in der Masse dumm (oder gefährlich) und sollte daher nicht völlig frei entscheiden können.

Aus dem Kreis der ARD-Mitarbeiter hieß es im Gespräch, man gehe im Sender davon aus, daß das „System Wissenschaft funktioniert“ und verlasse sich daher auf „peer reviewte“, also von Fachkollegen überprüfte, Studien. Der Einwand von Prof. Schwab, dass zum Beispiel das Papier von Christian Drosten, das dem PCR-Test (und damit der gesamten Krisenreaktion) zugrunde liegt, gar kein reguläres peer review durchlaufen habe, blieb unbeantwortet.

„Suche nach der Wahrheit“

Auf die Bemerkung einer ARD-Redakteurin, man suche in der Redaktion „nach der Wahrheit“, erwiderte Prof. Meyen, es sei zielführender einen Dialog zwischen den verschiedenen Sichtweisen zu ermöglichen. Man solle akzeptieren, dass es oft „mehrere Wahrheiten“ gebe, die man zur öffentlichen Diskussion stellen müsse. Dies stieß seitens der ARD auf Vorbehalte. Zwar gebe es „mehrere Interpretationen von Fakten“, die Fakten selbst seien aber eindeutig. Meyen mahnte zur Vorsicht und verwies auf Hannah Arendt: Wahrheit sei lediglich „das, was der Mensch nicht ändern kann“. Mit anderen Worten: Vieles, was heute in der politischen oder wissenschaftlichen Arena als „wahr“ gilt, wie Forschungsergebnisse oder Handlungsmaximen, ist tatsächlich abhängig von menschlichen Übereinkünften – in der Regel in einem Kontext von Machtverhältnissen.

Doch dieses Abschweifen ins Philosophische blieb nur eine kurze Episode im Gespräch. Die journalistischen Profis der ARD machten letztlich vor allem eines deutlich: Personen wie Wodarg oder Bhakdi haben auch weiterhin wenig Chancen auf Einbindung ins Programm, da sie „gegen den breiten wissenschaftlichen Konsens verstoßen“ würden. Die darin enthaltene sprachliche Irreführung – gegen einen Konsens kann man nicht „verstoßen“, man kann ihn nur „verlassen“ – machte deutlich, dass der derzeit herrschende Konsens von den Programmverantwortlichen im Grunde als zu befolgende „Regel“ betrachtet wird, deren Hinterfragung außerhalb des denkbaren Rahmens liegt.

Gegen Ende der Gesprächsrunde regte der Autor dieses Textes an, die ARD solle die in vielen Städten stattfindenden Corona-Demonstrationen als Gelegenheit zur Programmgestaltung sehen und nutzen, indem der Sender regelmäßig im Anschluss an solche Protestveranstaltungen live ausgestrahlte Vor-Ort-Diskussionssendungen von den Marktplätzen sendet, bei denen die sich gegenüberstehenden Lager zu Wort kommen – als Beitrag zum dringend notwendigen Spannungsabbau und zur Befriedung des Landes. Der Vorschlag wurde freundlich angehört und man versprach, ihn in die Redaktionen zu tragen. Was daraus wird, bleibt abzuwarten.

Das Schlusswort des Dialogs übernahm Bastian Barucker, der sich mit einem emotionalen Appell an die Senderverantwortlichen wandte und an deren gesellschaftliche Verantwortung erinnerte, auch für die Opfer der aktuellen „Maßnahmen“: „Es geht um Menschenleben!“

Damit ging das Gespräch zu Ende. Eine etwaige Fortführung wurde seitens der ARD vorerst nicht konkret angeboten. Man wird sehen, ob die Debatte nun wieder versandet – ganz so, wie etwa die im Jahr 2018 mit großem Aufwand initiierte „Leserkonferenz“ des Spiegel – oder ob die Verantwortlichen den Dialog nun verstetigen wollen.

Konzeptideen

Die Kritiker übergaben den Rundfunkvertretern im Zusammenhang mit der Videokonferenz ein gemeinsames Papier mit konkreten Vorschlägen und Konzeptideen zur Programmgestaltung, „die geeignet sind den Zweck der Petition inhaltlich zu erfüllen“:

  • (1) Dialog “Redaktion versus Kritiker” (“Klartext – raus aus den Filterblasen”) – Ziel: Herstellen von Verständnis zu den wahrgenommen Defiziten in der Berichterstattung. Format: Moderierte Diskussion (off-camera) zwischen redaktionell verantwortlichen Mitarbeitern der Sendeanstalten und Kritikern der aktuellen Berichterstattung.

  • (2) Reportage “Zeichner der Petition” (“Tolle Menschen – Engagement für unser Land”) – Ziel: Abbau von Vorbehalten und Wertschätzung bürgerlichen Engagements. Format: Reportage mit Interviews ausgewählter Zeichner der Petition und Darstellung ihres Engagements für den Zusammenhalt in der Gesellschaft.

  • (3) Dialogformat zur Hauptsendezeit (“Gute Argumente – öffentlicher Austausch”) – Ziel: Verlagerung der Debatte von den Straßen zurück in die Medien. Format: bestehende Talk-Formate der Sender mit Gästen aus dem Kreise ernsthafter Kritiker der aktuellen Corona-Politik.

  • (4) Ombudsmann (“Regelmäßiger oder anlassbezogener persönlicher informeller Austausch”) – Ziel: Herstellung einer praktikablen längerfristigen Verbindung zwischen Sendeanstalten und kritischer Öffentlichkeit. Format: Benennung je eines Vertreters der Medien und der kritischen Öffentlichkeit, die auf kurzem Wege aktuelle Probleme persönlich informell abstimmen/behandeln können (z.B. Fehlmeldungen / Nichtmeldungen).

  • (5) Direktformate (“Bürgerstimmen direkt im Medium”) – Ziel: Raum für authentische und unvoreingenommene Darstellung von Sachverhalten in den Medien. Format: z.B. zeitnahe “Vor-Ort-Dialoge” nach Demonstrationen mit den verschiedenen Beteiligten. Ergänzung von “Hörer-Call-In” besonders für kritische Stimmen bei bestehenden Formaten.

Diskussion

11 Kommentare
JAMES BARRANTE, 26. November 2020, 22:55 UHR

Allein das zitierte Wording der ARD-Leute läßt sehr tief blicken: »das Publikum überfordern«, »gegen den Konsens verstoßen«, »System Wissenschaft« — das waren keine Freudschen Versprecher, das ist der real existierende Orwell. In Zeiten, in denen die systemische Politik stark von der systemischen Wissenschaft abhängt und umgekehrt, sind systemische Medien als dritte mittragende Säule unentbehrlich. Es ist wie das Recycling-Logo aus drei dreieckig angeordneten, ineinanderweisenden Pfeilen.

Das gilt nicht nur für die Coronapolitik und ihre Akzeptanz, sondern auch für Klimawandelpolitik, Flüchtlingspolitik und andere große gesellschaftliche Umwälzungen mit Langzeitwirkung. Basisdemokratische Konzepte, ehrlich und repräsentativ umgesetzt wie die fünf angeregten, stören da doch nur!

Es bleibt die Frage, wer von den systemischen Damen und Herren Corona-Diktatoren zu Weihnachten quer durch die Republik reist ;-)

RONNY, 26. November 2020, 23:10 UHR

Der Fels in der Brandung wird weicher. Ich habe heute das Interview von Frau Preradovic und Herrn Reitschuster gesehen. Bemerkenswert war die Einschätzung von Herrn Reitschuster, dass, sinngemäß, die Bundespressekonferenz sich auf seine Anwesenheit und kritischen Fragen einstellt und einen neuen Umgang erlernt, im positiven Sinne. Wenn das nun bei der ARD passieren würde, ich ziehe mal ein Gleichnis zur Wahrnehmung eines eher eisigen Klimas gegenüber Herrn Reitschuster in der BPK, dann ist der erste Schritt zu einem kritischen Dialog getan, der dieser Gesellschaft so unendlich Not tut. Es muss doch um Himmels Willen möglich sein zu diskutieren wie vernunftbegabte Wesen, das wäre wunderbar. Daher verbreite ich hier einmal Optimismus. Danke für die Arbeit.

WERNER, 27. November 2020, 09:30 UHR

Leider war in dieser Gesprächsrunde kein (kompetenter) Arzt/Ärztin dabei. Man hätte sonst die ARD-Leute darauf aufmerksam machen können, daß die täglich ausgestrahlten "Infektionszahlen" k e i n e Infektionszahlen sind sondern Positiv-PCR-Tests. Diese sind in Deutschland (im Gegensatz z.B. zu Thailand) zu über 50 % falsch positiv. Grund?

Erstens: Der Drosten-RT-PCR-Test wird dlaut Anleitung bis zu 45 mal amplifiziert (eine Art exponentielle Vergößerung des Genschnipsels), ab 25 Amplifikationen ist ein Positiv-Test nicht mehr verwertbar, er ist wertlos und mit großer Sicherheit falsch positiv.

Zweitens: In Deutschland wird häufig nur 1 Genort gemessen und amplifiziert, was erneut zu vielen falsch positiven Ergebnissen führt, im Beispiel Thailand werden 3-5 Genorte gemessen, was den PCR-Test sehr viel sicherer macht.
Vgl. den Unterschied zwischen Positiv-Tests (gelbe Balken im Schaubild) und Erkrankungen an Covid 19 (blaue Balken) in der RKI-Statistik.
https://experience.arcgis.com/experience/478220a4c454480e823b17327b2bf1d4
rechts unten bei Covid 19 Fälle /Tag ...auf Kreis mit Kreuz drücken.

Die gelben Balken im Schaubild , also die Anzahl der Positiv-Tests , werden täglich der Öffentlichkeit von ARD, ZDF und von der Regierung (Merkel: "exponentieller Anstieg der Infektionsfälle") als Infektionsfälle, Krankheitsfälle verkauft, die sich seit ca. 20. Oktober 2020 (vgl. blaue Säulen) auf einem Plateau befinden und deutlich weniger als 50 % der Positivtests (die gerade nicht "Infektionsfälle" sind) ausmachen.

Konklusion: ARD, ZDF und die Regierung t ä u s c h e n und b e l ü g e n die Öffentlichkeit bezüglich SarsCov2 bzw. Covid 19 und erlassen unter diesen Lügen freiheitsbeschränkende Maßnahmen.

BIRGIT SONNTAG, 27. November 2020, 12:40 UHR

Genau so ist es. Dass man aber mit derartigen faustdicken Lügen seit Monaten durchkommt, ist unfassbar. Und wird einmal unangenehm nachgefragt (s.o.), dann antwortet Schweigen. Und auch das geht durch.

Es lähmt und deprimiert mich. Wozu haben wir unsere Kinder zur Ehrlichkeit angehalten und bei einer Lüge reglementiert? Sie können jetzt mit dem Finger auf uns zeigen und uns mit Verweis auf die Regierung (siehste wohl, lügen geht doch!) als Blödmänner/Covidioten beschimpfen, die so was Antiquiertes wie Wahrheit oder die Suche danach hochhalten.

Ich glaube, wir haben keine Chance, und Ulrich Mies hat mit seinem heutigen Artikel bei KenFM furchtbar recht.

MICHAEL MEYEN, 27. November 2020, 10:40 UHR

Vielen Dank, lieber Paul. Wir liegen nicht weit auseinander: https://medienblog.hypotheses.org/9747

@Werner: Medizinische Kompetenz ist natürlich immer hilfreich. Wir haben diese Punkte immerhin angesprochen. Antworten: Wir diskutieren das auch. Und wir machen dazu etwas im Programm. Insofern würde ich sagen: Eine solche Videokonferenz kann die Sensibilisierung verbessern. Die Kritik wird in die Redaktionen getragen. Viel mehr habe ich nicht erwartet.

@James Barrante: Ich finde immer wieder faszinierend, mit Menschen vom Machtpol zu sprechen, weil dort keine Verstellung nötig ist. Man kann sagen, was man denkt, weil man die eigenen Ansichten ganz selbstverständlich für richtig hält (und damit ja auch nicht ganz falsch liegt, wenn man "Wahrheit" mit Definitionsmacht verknüpft).

@Ronny: Super. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das genau der Geist, den Bastian Barucker mit seiner Petition verbreiten wollte.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 27. November 2020, 18:45 UHR

Denn sie wissen, was sie tun. Zur Begründung meiner Beitragsverweigerung für den ÖRR Rundfunk hielt ich dem WDR Intendanten Tom Buhrow den § 129 a StGB vor. Weil er in organisiertem Zusammenwirken mit Anderen, mit anderen Intendanten im ÖRR, Regierenden, Rundfunkräten u.a.m. die Aufklärung des Verbrechens am 11. September vor nunmehr fast zwanzig Jahren zu vereiteln versucht. Weil er so durch in die Irre führender Fehlinformation und Auslassungen seiner Berichterstattung zum Themenkomplex ein Verbrechen mit rund 3000 Toten in Manhattan zu verschleiern hilft, das eine umfassende Darstellung auch der maßgeblichen Gegenpositionen zur Folge haben müsste. Die Aufklärung einer Straftat solcher Dimension systematisch zu behindern ist Komplizenschaft mit den Tätern. Das darf ich finanziell nicht mit meinen Beitragszahlungen fördern. So habe ich es auch dem für mich zuständigen Verwaltungsrichter in der Verhandlung vorgetragen. Eigentlich kein geringer Vorwurf. Gleichwohl liegen mir bisher Gesprächsangebote oder Antworten weder vom WDR Beitragsservice noch vom Intendanten Tom Buhrow vor.

Deshalb war es sicher geschickt, weniger mit solcher Art von Vorwürfen in die Konfrontation zu gehen, damit das Gespräch wie berichtet überhaupt stattfinden konnte. Ein deeskalierender Gesprächsversuch, der respektvoll im Ton doch Haltung und elitär bevormundendes Denken dieser Medienfunktionäre deutlich macht. Die sicher vorhandene Videoaufzeichnung wurde im Vorfeld vermutlich einvernehmlich für Veröffentlichung ohne die vorherige Zustimmung aller Beteiligten nicht vorgesehen. Das ist verständlich und für mich akzeptabel in solchem Kontext und wird durch die zwei Berichte von Prof. Michael Meyen und Paul Schreyer in den wesentlichen Punkten transparent wiedergegeben. Auch die Beteiligten der ARD können gewünschtenfalls von dieser Möglichkeit Gebrauch machen. Bevor die Repression von staatlicher Seite unschöne Ausmaße annimmt sind Deeskalationsversuche dieser Art jede Mühe wert. Dafür ist allen Beteiligten zu danken. Ob es hilft wird sich noch zeigen müssen.

*LEUGNER, 29. November 2020, 13:10 UHR

Was mir in der gesamten medienkritischen Debatte zu kurz kommt, ist das Ausbleiben einer kritischen Betrachtung des Publikums. Jede „Propaganda“ braucht einen fruchtbaren Boden auf den sie fällt. Die Mehrheit des Publikums ist leider als bedingt skeptisch zu betrachten, um es vorsichtig zu formulieren. Von daher darf es auch unter keinen Umständen eine direkte Demokratie geben, vor allem wenn sie von den Bürgern nicht erkämpft, sondern von den politischen Eliten quasi geschenkt wird.

Jeder Bürger sollte eigenständig in der Lage sein zu erkennen, ob das was ihm serviert wird, eine plausible Verbindung zur Realität hat oder nicht. Es geht völlig an der alltäglichen, erfahrbaren Lebensrealität vorbei, es sich in seinem Sessel bequem zu machen und zu glauben man bekommt die „richtigen“ Informationen frei Haus geliefert. Es beginnt mit der Interaktion zwischen Freunden und Partnern und endet bei der Steuererklärung für das Finanzamt. Jemand hat es treffend formuliert: „Wissen ist eine Holschuld“ oder „Unwissenheit schützt nicht vor Strafe“.

Der Hinweis, dass eine Demokratie eine freie Presse benötigt, um zu funktionieren ist nicht hinreichend, weil es eine absolute „Freiheit“ nicht geben kann. Entweder ist die Presse vom Staat und seinen Funktionären abhängig oder aber vom privaten Kapital. Die divergierenden Interessen sind nicht immer zwingend deckungsgleich mit denen der Bürger. Das weiß jeder aufgeklärte Mensch. Insofern ist gelebte Demokratie immer ein Kampf um die Grundrechte von mündigen Bürgern in Echtzeit. Ein zweites „Wir haben davon nichts gewusst“ wäre eine moralische und menschliche Bankrotterklärung.

Ferner gibt es noch zwei weitere blinde Flecke in der Medienkritik. Zum einen gibt es wohl auf der ganzen Welt keinen einzigen Staatsfunk, der eine fundamentale Kritik an der Regierung formulieren würde. So etwas zu erwarten ist schlicht und einfach naiv. Kritische, kompetente Journalisten würden sich in einer Bundespressekonferenz zusammentun und die Sprecher der Ministerien ordentlich grillen, indem sie ihre Fragen aufeinander aufbauen und im Vorfeld abstimmen würden. Stattdessen fragmentieren sie sich freiwillig und die BPK ist wohl das langweiligste Geschehen, was man sich antun kann. Ausnahmen bestätigen die Regel.

Zum anderen muss man klar konstatieren, dass die Berichterstattung so einfältig, stümperhaft, primitiv und niveaulos ist, dass man sich nur noch angeödet abwenden kann. Eine anspruchsvolle und differenzierte Berichterstattung wäre allein schon ausreichend, um die Sachlage einigermaßen richtig einordnen zu können. Jeder erinnert sich noch an die unselige Diskussion bezüglich fehlender Beatmungsgeräte im Frühjahr und den damit verbundenen Aktionismus tausende Geräte zu bestellen. Keiner von den Journalisten hat damals gefragt, wer denn die neuen Geräte bedienen soll? Gleiches gilt für die öffentlichen Debatten bezüglich der Rente, Schulden, Flüchtlinge, Klima usw. Der Katalog ist schier endlos. Brauchbare Informationen sind schwer zu finden, fast immer muss man sich intensiv mit diesen Themen selbst beschäftigen und sie studieren. Wer glaubt mit 15 Minuten Tagesschau inkl. Wetter und 45 Minuten Heute Journal sei gut informiert, ist einfach nur dumm.

RALLE, 2. Dezember 2020, 19:45 UHR

Die Überschrift dieses Beitrags ist falsch: "Im Dialog mit der ARD". Ich erkenne hier beim besten Willen keinen Dialog. Fragen/ Meinungen die nicht passen, werden einfach nicht beantwortet. In unglaublicher Arroganz meint die ARD, die Wissenschaftshoheit zu besitzen. Nicht Dialog, Monolog würde ich das nennen. Der ÖRR in Deutschland ist nicht mehr reformierbar. Seine Kontrollorgane nehmen ihre Aufgabe nicht war, bzw. sind auf Grund der Zusammensetzung (Partei-Filz) nicht dazu gewillt. Dieser Rundfunk muß als Ganzes zerschlagen werden. Er ist nicht nur eine Schande für die Demokratie, er ist eine Gefahr für selbige. Viel zu viele Menschen glauben noch, was ARD und ZDF berichten. Auf Grund dieser Fehlinformationen treffen sie falsche (Wahl)Entscheidungen. Wir brauchen einen schlanken, demokratisch kontrollierten Rundfunk, absolut der Wahrheit verpflichtet und keiner grünen Ideologie.

PAUL SCHREYER, 3. Dezember 2020, 18:55 UHR

Man kann eine Dienstleistung wie einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk nicht "neu ausschreiben". Es soll ja eben gerade keine privatwirtschaftliche Organisation sein.

Was derzeit unter anderem fehlt, ist eine Rechenschaftspflicht und Kontrollgremien nahe an den Bürgern. Die Rundfunkräte sind leider weitgehend unkritisch. Es kann nicht sein, dass so gut wie jede Programmbeschwerde als "unbegründet" abgewiesen wird. Der Rundfunk hat sich von der Basis entkoppelt, wie so viele andere Institutionen auch ...

PAUL SCHREYER, 2. Dezember 2020, 20:45 UHR

Einspruch: "Zerschlagen" ist keine Lösung, zumal die privaten Medien in der Summe keinen Deut besser bzw. vielfältiger berichten, die Bürger dort aber überhaupt keinen Anspruch auf Beteiligung oder Mitsprache haben.

RALLE, 3. Dezember 2020, 18:30 UHR

Einspruch: Doch zerschlagen, weil nicht reformierbar. Aber: neu ausschreiben. Wie ich schrieb: "Wir brauchen einen schlanken, demokratisch kontrollierten Rundfunk, absolut der Wahrheit verpflichtet und keiner grünen Ideologie." Da ist an keiner Stelle von privaten Medien die Rede.

(1) Staatsvertrag kündigen (ARD / ZDF / DLF keine Gebühren mehr in den Rachen werfen)
(2) Neu ausschreiben (Budget nicht mehr als 5,-€ pro Haushalt = schlanker Rundfunk)
(3) Unabhängiges Kontrollorgan aus Journalisten, interessiertem Publikum z.B: http://publikumskonferenz.de/blog/

Gerade in Zeiten der Fake News ist ein ÖRR sehr wichtig, nicht jedoch das, was wir hier haben. Das sind ja die größten Fake News-Erzeuger überhaupt.

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