Gralshüter Prof. Michael Butter | Bild: Screenshot ARD

Der heilige Gral der Gegenaufklärung

In den großen meinungsbestimmenden Medien, den Leitmedien, hat die Vokabel „Verschwörungstheorie“ Hochkonjunktur. Sie wird dort benutzt, um kritische Debatten inhaltlich zu beschränken, und zielt von ihrem Wesen auf eine gesellschaftliche Ächtung von Andersdenkenden. Dies geschieht unter Einbeziehung weniger williger Akademiker, die mit Hilfe von pseudowissenschaftlichen Methoden diese Debatte legitimieren. Das gilt für die gegenwärtige Debatte um die Beschränkungen der Bürgerrechte im Zuge der Atemwegserkrankung COVID-19, wie auch für die bald zwanzigjährige Debatte um den 11. September 2001.

ANSGAR SCHNEIDER, 11. September 2020, 13 Kommentare

In den Leitmedien fehlt eine sachgerechte und wissenschaftliche Debatte zum 11. September vollständig (1,2,3). Stattdessen wird die kritische Debatte über das Verbrechen in einen pseudowissenschaftlichen oder rassistischen Kontext eingebettet, was unter Benutzung des suggestiven Wortes „Verschwörungstheorie“ (manchmal auch: „Verschwörungsmythos“ oder „Verschwörungsideologie“) geschieht. Die suggestive Wirkung dieses Begriffes verdeckt dabei die fehlende Sachlichkeit der Debatte. An zwei Beispielen – stellvertretend für eine Vielzahl sehr ähnlicher medialer Beiträge (4) – sei dieses in den Leitmedien vorzufindende Muster kurz dargelegt:

1. In einem Dossier der Bundeszentrale für politische Bildung mit dem Titel „Jüdische Weltverschwörung, UFOs und das NSU-Phantom“ wird erklärt:

„Alles, was wir gelernt haben oder zu wissen glaubten, ist falsch: Der Holocaust hat nie stattgefunden, Rudolf Heß sich nicht selbst umgebracht. Er wurde ermordet. Die Elite der Nazis lebt am Südpol und bereist von dort aus mit Flugscheiben die Welt und andere Planeten, der Nationalsozialistische Untergrund (NSU) ist eine Erfindung der Geheimdienste, 9/11 von der amerikanischen Regierung inszeniert. An allem, jedenfalls, sind die Juden Schuld … Das sind Verschwörungstheorien.“ (5)

2. Die Süddeutsche Zeitung nennt unter dem Titel „9/11, Aliens und Elvis – Unsterblich verschworen“ zehn „Verschwörungstheorien, die sich hartnäckig halten“ (6):

„Die wahren Drahtzieher des 11. September“ seien „die Bush-Regierung“, „die CIA“ oder „die Juden“
„,Barak Obama ist kein Bürger der USA’“
„,Die jüdische Weltverschwörung’“
„JFKs wahre Mörder“
„,Die gefälschte Mondlandung’“
„Illuminaten, Freimaurer und die neue Weltordnung“
„,Das HI-Virus wurde in US-Biowaffenlabors entwickelt’“
„Außerirdische und Area 51“
„Bill Gates ist der Teufel“
„Lady Di wurde ermordet, Elvis [Presley] lebt, Paul [McCartney] ist tot.“

Diese Beispiele spiegeln die Verwendung des Wortes „Verschwörungstheorie“ in den Leitmedien sehr akkurat wider. Eine inhaltliche Gruppierung dieser – wie auch weiterer – Beispiele zeigt, dass der Begriff benutzt wird, um Aussagen aus den folgenden drei voneinander unabhängigen Bereichen zusammenzufassen.

  • Pseudowissenschaft und Groteskes: absurde Aussagen über die Welt oder die Gesellschaft. Typische Beispiele sind: „Die Außerirdischen sind da“ oder „Elvis lebt!“

  • Rassismus oder Pauschalvorwürfe gegen weltanschauliche oder religiöse Gruppen, insbesondere antisemitische Aussagen. Beispiele: „Die Juden stecken hinter dem 11. September“ oder „der Holocaust hat nicht stattgefunden“, aber auch „Die Freimaurer regieren die Welt“ usw.

  • Kriminalität/Staatsverbrechen: Aussagen über mögliche Verwicklungen westlicher Regierungen/Institutionen (oft der US-amerikanischen Regierung) in Verbrechen oder Aktivitäten, die offiziell bestritten werden, oder Aussagen, die solche Verwicklungen vermuten lassen. Beispiele: „Oswald hat Kennedy nicht (allein) erschossen“, oder „die drei Wolkenkratzer des World Trade Centers wurden gesprengt“.

Aussagen aus den drei genannten, unabhängigen Bereichen durch einen gemeinsamen Oberbegriff (hier: „Verschwörungstheorie“) gedanklich zu verknüpfen, ist hochgradig manipulativ, da eine nicht gegebene inhaltliche Verbindung der drei Bereiche suggeriert wird.

Um die Sinnlosigkeit der Vokabel „Verschwörungstheorie“ zu begreifen, ist es nicht nur wichtig festzuhalten, welche Aussagen in den Leitmedien mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ betitelt werden, sondern auch klarzustellen, wofür das Wort nicht benutzt wird. – Es wird nicht benutzt, um damit im Allgemeinen „Theorien“ (7) über mögliche „Verschwörungen“ zu bezeichnen:

Beispielsweise betiteln die Leitmedien die „Theorie“ einer angeblichen Verschwörung von 19 arabischen Attentätern, die im Auftrag von Osama bin Laden die Anschläge des 11. September verübt haben sollen, niemals als „Verschwörungstheorie“.

Ein weiteres Beispiel für die Nicht-Benutzung des Wortes ist die Berichterstattung über die Bombenanschläge auf Wohnanlagen in Moskau, Buinaksk und Wolgodonsk im August und September 1999, bei denen fast 300 Menschen starben. Diese Anschläge dienten der russischen Regierung als Begründung für den zweiten Tschetschenienkrieg. Die Aussage, dass der russische Geheimdienst FSB die Anschläge inszeniert habe, um damit einen Vorwand für das militärische Eingreifen russischer Truppen in Tschetschenien zu konstruieren, wird in den Leitmedien jedoch nicht als „Verschwörungstheorie“ bezeichnet. Tatsächlich führt die Bundeszentrale für politische Bildung unter dem Titel „Vor 20 Jahren: Zweiter Tschetschenienkrieg“ zu den Anschlägen aus:

„Bis heute ist nicht endgültig geklärt, wer dafür verantwortlich war. Es gab jedoch Hinweise auf eine Verstrickung des russischen Inlandsgeheimdienstes FSB.“ (8)

Die Süddeutsche Zeitung berichtete mehrfach:

„Die Macher des Clips wollen mit ‚Putin unter Arrest‘ auf ihren Dokumentarfilm ‚Anschlag auf Russland’ aufmerksam machen. Darin beschuldigen sie den russischen Inlandsgeheimdienst FSB, in den neunziger Jahren Terroranschläge auf Moskauer Wohnhäuser geplant zu haben, um einen Vorwand für den zweiten Tschetschenienkrieg zu haben.“ (9)

„Besonderes Aufsehen erregten aber die mysteriösen Anschläge auf zwei Wohnhäuser in Moskau 1999: In den Trümmern starben 150 Menschen, verantwortlich gemacht wurden Tschetschenen. Regimekritiker wie der einige Jahre später durch einen merkwürdigen Selbstmord ums Leben gekommene Oligarch Boris Beresowski wiesen auf Unstimmigkeiten hin und versuchten nachzuweisen, dass Putin seine Hand im Spiel gehabt hatte. Der habe einen Vorwand gesucht, einen zweiten Kaukasuskrieg zu beginnen und mit der Rückeroberung die De-facto-Unabhängigkeit Tschetscheniens zu beenden. Mit den Attentaten habe er die Bevölkerung gegen die Kaukasier aufbringen wollen.“ (10)

In den Beispielen wird also von „Hinweisen“ beziehungsweise von „Beschuldigungen“ und „Unstimmigkeiten“ gesprochen. Dies sind neutrale Begriffe zur Beschreibung des Sachverhalts. Der Begriff „Verschwörungstheorie“ kommt in diesen Artikeln jedoch nicht vor, ebensowenig die Worte „Antisemitismus“, „Holocaust“ oder „Außerirdische“.

Folglich betten die Leitmedien die Ereignisse in Moskau im August und September 1999 und die in New York im September 2001 in ein völlig anderes Deutungsraster ein, obwohl diese signifikante Gemeinsamkeiten aufweisen: Beide Ereignisse waren außergewöhnliche Massenmorde in den jeweils bedeutendsten Metropolen beider Länder, beide wurden nicht aufgeklärt und beide dienten der Rechtfertigung für Kriege.

Auf erkenntnistheoretisch-analytischer Ebene lässt sich somit zusammenfassen:

  • Der Begriff „Verschwörungstheorie“ wird in den Leitmedien als ein erkenntnistheoretisch sinnloser Oberbegriff für Aussagen aus den drei oben genannten unabhängigen Bereichen und ist daher irreführend und diffamierend.

  • Der Begriff tabuisiert eine spezielle Form der Herrschaftskritik am System der „westlichen Wertegemeinschaft“, nämlich die Aufklärung potenzieller Staatsverbrechen.

  • Die Verwendung des Begriffs ist Kennzeichen einer speziellen Form von anti-emanzipatorischer und anti-rechtsstaatlicher Desinformation.

Legitimation von Desinformation durch Akademiker

Die diffamierende Debatte in den Leitmedien wäre erschwert oder kaum möglich, wenn die akademische Schicht einhellig auf den sprachlichen Missbrauch hinweisen würde, der mit dem Wort „Verschwörungstheorie“ betrieben wird. Dies ist jedoch nicht der Fall. Im Gegenteil: Eine medial sehr präsente Gruppe von Akademikern aus dem Bereich der Sozial- und Geisteswissenschaften versucht, den Begriff „Verschwörungstheorie“ im öffentlichen Diskurs entgegen seiner Bedeutung als einen wissenschaftlichen Begriff zu etablieren und legitimiert damit seinen diffamierenden Gebrauch in den Medien. Deren pseudowissenschaftliches Vorgehen sei im Folgenden kurz beschrieben und anschließend an zwei Beispielen illustriert:

  1. Die Akademiker geben eine abstrakte (Neu-) Definition des Wortes „Verschwörungstheorie“. Mit abstrakt ist gemeint, dass der Begriff nicht wie in den Leitmedien durch Beispiele definiert wird, sondern umgekehrt der Begriff unabhängig von Beispielen durch abstrakte Kriterien festgelegt wird und dies der Ausgangspunkt ist, um dazugehörige Beispiele zu finden. Mit der abstrakten (Neu-) Definition wollen sich die Akademiker dem Vorwurf einer diffamierenden Benutzung des Wortes entziehen, da eine neutrale (Neu-) Definition hinreichend vor Missbrauch schütze (11), dies geschieht mitunter sogar mit einem Hinweis, dass die Medien das Wort diffamierend verwenden.

  2. Die abstrakten (Neu-) Definitionen sind in allen Fällen entweder selbst nur von pseudowissenschaftlichem Gehalt oder die sich aus der (Neu-) Definition ergebende Beispielklasse von „Verschwörungstheorien“ hat keine hinreichende Ähnlichkeit mit den Beispielen aus den Leitmedien, um die (Neu-) Definition zu rechtfertigen. Dennoch wird von Seiten der Akademiker so getan, als seien die jeweiligen Beispiele im Wesentlichen deckungsgleich.

  3. Ständiger Gegenstand der Debatte ist, auf „mögliche Gefahren“ hinzuweisen, die von „Verschwörungstheorien“ ausgehen würden. Dies führt – ob beabsichtigt oder nicht – dazu, dass etwa die gegenwärtigen Zensurmaßnahmen auf YouTube und Facebook durch Anpassen der Such-Algorithmen und das Anzeigen von Warnhinweisen in der gesellschaftlichen Debatte als begründet angesehen werden. Staatliche Maßnahmen gegen „Verschwörungstheorien“ werden auf diese Weise „wissenschaftlich“ legitimiert.

  4. Die Debatte ist insgesamt geprägt vom pseudowissenschaftlichen Umgang mit Begriffen, von Willkür und mangelhafter Präzision und Autoritätsargumenten, deren Konsequenz – ob beabsichtigt oder nicht – ist, dass eine sachliche Debatte weitestgehend unterbunden wird.

Das beschriebene Vorgehen ist in hohem Maße unredlich und daher ein Verstoß gegen die gute wissenschaftliche Praxis.

Der populärste Vertreter dieser pseudowissenschaftlichen Zunft ist in Deutschland Michael Butter, Professor für amerikanische Literatur und Kulturgeschichte an der Universität Tübingen, der durch zahlreiche Interviews in Zeitungen, im Radio und im Fernsehen eine exponierte Stellung einnimmt, die wohl auch darin begründet ist, dass er stellvertretender Vorsitzender eines kürzlich ausgelaufenen von der europäischen Union geförderten „Forschungsprojektes“ mit dem Namen „Comparative Analysis of Conspiracy Theories in Europe” (COMPACT) war. Dieses „Forschungsprojekt“ begründete seine Existenz auf seiner Webseite mit den Worten:

„Verschwörungstheorien – die Überzeugung, dass Ereignisse heimlich, von mächtigen Kräften hinter den Kulissen manipuliert werden – haben eine lange Geschichte und existieren in allen modernen Gesellschaften. […] Manche Verschwörungstheorien mögen harmlos sein oder ein Zeichen von gesundem Skeptizismus, aber andere sind gefährlich, weil sie Rassismus, Nationalismus oder Terrorismus befeuern. Sie können zu Politikverdrossenheit, Misstrauen gegenüber den Medien, und, im Falle von Klimawandel und Impfprogrammen, zum Verlust des Glaubens an medizinische und wissenschaftliche Autoritäten führen.“ (12)

Alle vier oben genannten Punkte sind in dieser Einführung bereits enthalten: Als „Verschwörungstheorie“ wird hier die „Überzeugung“, dass ein Ereignis „heimlich, von mächtigen Kräften hinter den Kulissen manipuliert“ wurde, (neu-) definiert.

Ein wichtiges Beispiel, das gemäß dieser (Neu-) Definition zu den „Verschwörungstheorien“ zählt, ist die Überzeugung, das weltweit agierende, sehr mächtige Terrornetzwerk Al-Qaida mit seinem millionenschweren, sehr mächtigen Chef Osama bin Laden habe die Anschläge des 11. September verübt; also die offizielle Geschichte des 11. September.

Auch die Behauptung, der russische Geheimdienst FSB stecke hinter den Bombenanschlägen in Russland, ist nach dieser Definition eine „Verschwörungstheorie“.

Offenbar ist jede Aussage der Art „Die mächtige Gruppe X hat ein Verbrechen begangen, dessen Täter bei der Ausführung nicht erkennbar waren [hinter den Kulissen]“ eine „Verschwörungstheorie“ im Sinne der hier vorgelegten (Neu-) Definition. Das FSB- und auch das Al-Qaida-Beispiel belegen allerdings, dass diese Definition keine sinnvolle Ähnlichkeit mit den medial gehandelten Beispielen von „Verschwörungstheorien“ hat, weil sie in diesen geopolitisch zentralen Punkten die Leitmediale Debatte ad absurdum führen. Auf diese Diskrepanz wird jedoch von Seiten des COMPACT-Netzwerkes nicht hingewiesen.

Der letzte Satz des obigen Zitates („Verschwörungstheorien“ führten zu „Misstrauen gegenüber den Medien“ und zu einem „Verlust an Glauben in medizinische und wissenschaftliche Autoritäten“) enthält zudem die implizite Aufforderung, den Medien zu „vertrauen“ sowie medizinischen und wissenschaftlichen Autoritäten zu „glauben“. Beides ist schamlos anti-emanzipatorisch und gegen-aufklärerisch (13).

In seinem 2018 erschienenen Buch „Nichts ist, wie es scheint“ definiert Butter den Begriff „Verschwörungstheorie“ in einer ganz anderen Weise (neu). Er bezeichnet ein Gedankengebäude als eine „Verschwörungstheorie“, wenn dieses eine Aussage über eine (bösartige) Verschwörung beinhaltet und folgende Kriterien erfüllt sind (14):

(1.) Das Gedankengebäude impliziert: Nichts geschieht durch Zufall.
(2.) Das Gedankengebäude impliziert: Nichts ist, wie es scheint.
(3.) Das Gedankengebäude impliziert: Alles ist miteinander verbunden.
(4.) Das Gedankengebäude hat einen Dualismus von Gut und Böse codiert.
(5.) Das Gedankengebäude selbst ist falsch.

Die ersten drei Kriterien, die zuerst von dem amerikanischen Politikwissenschaftler Michael Barkun vorgeschlagen wurden, liefern ein Musterbeispiel für eine pseudowissenschaftliche Definition: Da weder zuvor geregelt ist, „wie es scheint“, noch welche (implizierten) Teilaussagen des Gedankengebäudes welchem Kriterium zuzuordnen sind, lässt sich immer verifizieren, dass eine Aussage über ein großes Verbrechen – mit mehr als einem Täter – die ersten drei Kriterien erfüllt. Dazu muss man lediglich einen persönlichen Standpunkt („wie es scheint“) wählen, der dem jeweiligen Gedankengebäude widerspricht. Jede Begebenheit, mit der ein Dritter dann das Gedankengebäude begründet, kann man unter (3.) einordnen. Jede Begebenheit, die ein Dritter als irrelevant für den Hergang erachtet, kann man unter (2.) einordnen. Da eine Aussage über ein Verbrechen immer eine Absicht beinhaltet, ist das Kriterium (1.) automatisch erfüllt (15).

Diese drei Kriterien werden somit sowohl von der offiziellen Geschichte des 11. Septembers wie auch von jeder anderen Behauptung, eine gewisse Gruppe sei für den 11. September wegen dieser oder jener Gründe verantwortlich, erfüllt.

Butters Kriterien (4.) und (5.) sind etwas gehaltvoller, denn nicht jede Aussage codiert einen Dualismus von Gut und Böse und nicht jede Aussage ist falsch. Diese beiden Kriterien werden jedoch auch von der offiziellen Geschichte des 11. Septembers erfüllt.

Tatsächlich liegt den Äußerungen des damaligen amerikanischen Präsidenten Georg Bush ein solcher Dualismus von Gut und Böse zugrunde: Formulierungen wie der „Krieg gegen den Terror“ oder sein vereinnahmendes „Entweder seid ihr für uns, oder ihr seid für die Terroristen“ sind nur zwei Beispiele von vielen, in denen sich ein solches Denken widerspiegelt (16). Es gibt nur entweder–oder, keine Grauzone, keine Möglichkeit, eine bedachte Position einzunehmen, die ermahnt, zuerst zu klären, was passiert ist und wer die Täter sind, bevor ein Krieg geführt wird. Das vierte Kriterium ist also erfüllt.

Die offizielle Geschichte erwies sich im Laufe der Jahre nun nicht nur als unbewiesen, sondern auch als falsch (1,2,3), daher erfüllt sie auch das fünfte Kriterium.

Wenig überraschend ignoriert Michael Butter derlei Beobachtungen, und von einem erkenntnistheoretischen Standpunkt kann man Michael Butters Äußerungen nur als Pseudowissenschaft bezeichnen.

Realpolitischer Niederschlag

Ungeachtet der mir unbekannten Absichten der beteiligten Akademiker liefert die oben beschriebene akademische – wenngleich pseudowissenschaftliche – Debatte eine Rechtfertigung des medial-propagandistischen Diskurses. Diese Debatte nun als rein mediales und akademisches Versagen sowie als Verstoß gegen den Pressekodex und die Regeln der guten wissenschaftlichen Praxis zu bewerten, ist der Ernsthaftigkeit des Themas nicht angemessen, da die veröffentlichte Meinung die Grundlage für den real-existierenden Krieg und den Abbau der Bürgerrechte geliefert hat und immer noch liefert.

Es überrascht auch nicht, dass Herr Butter sich bereits mehrfach bei staatlichen Veranstaltungen des Verfassungsschutzes als „Experte“ profilieren durfte, zum Beispiel am 9. November 2017 auf einem gemeinsamen Symposium der Verfassungsschutzbehörden Berlin, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen zum Thema „Verschwörungstheorien – Lackmustest für die Demokratie und Einfallstor für Extremisten?“ mit einem Beitrag unter dem Titel „Warum glauben Menschen an Verschwörungstheorien und welche Folgen hat das?“, sowie am 15. August 2018 auf einem Symposium des Landesverfassungsschutzes Niedersachsen zum Thema „Facebook, Instagram und Co. – Die Bedeutung Neuer Medien für Extremismus und Prävention“. Der Titel seines Vortrages lautete „Verschwörungstheorien im Zeitalter des Internets“.

Rechtsstaatlich orientierte Menschen, die sich für eine Aufklärung der Verbrechen des 11. September einsetzen, erfahren hier eine Denunziationen auf höherer Stufe, indem explizit eine Nähe zu Extremisten – also verfassungsfeindlichen und gewaltbereiten politischen Gruppen – insinuiert wird, die dann behördliches Überwachen oder entsprechende behördliche Untersuchungen rechtfertigt.

Dieses Phänomen ist nicht auf Deutschland beschränkt. Yahoo News veröffentlichte am 1. August 2019 ein bis dahin geheimes FBI-Dokument vom 30. Mai 2019, dessen Hauptthese im Titel genannt wird:

„Anti-Regierungs-, identitätsbasierte und vom politischen Rand kommende Verschwörungstheorien motivieren sehr wahrscheinlich einheimische Extremisten kriminelle, manchmal gewalttätige Aktivitäten zu begehen.“ (17)

Im darin enthaltenen Anhang A werden „Verschwörungstheorien” unter anderem durch Barkuns Kriterien (1.), (2.) und (3.) definiert, und in den Beispielen in Anhang B wird unter dem Punkt „False Flags” aufgeführt, dass das Bestreiten der „offiziellen Geschichte eines Terroranschlags” eine „Verschwörungstheorie” sei.

Der hier beschriebene Umstand, dass Pseudowissenschaft in behördliches Denken und Handeln einfließt ist allerhöchst verstörend und nicht hinnehmbar.

Es bleibt zu beobachten, inwieweit neben der bereits stattfindenden Zensur auf Google, YouTube und Facebook, die ihre Suchalgorithmen in den vergangen Jahren derart angepasst haben, dass „Verschwörungstheorien“ und „Fake News“ bei Suchergebnissen niedriger eingestuft werden, und den passiven Maßnahmen – wie den Warnungen vor Extremismus – der Landesämter für Verfassungsschutz und des FBI, bald auch aktive staatliche Maßnahmen gegen „Verschwörungstheorien“ – und damit also insbesondere gegen rechtsstaatlich orientierte Menschen – getroffen werden oder schon getroffen wurden. Jedenfalls deutet die Tatsache, dass am 26. August 2020 der Innensenator Berlins, Andreas Geisel, ein verfassungswidriges Verbot einer Demonstration (das später gerichtlich aufgehoben wurde) offen mit den Worten

„Wir dürfen nicht zulassen, dass Berlin zu einem großen Campingplatz für vermeintliche Querdenker und Verschwörungsideologen gemacht wird.“

begrüßte, bereits an, dass die antidemokratische und dogmatische Weltanschauung, die sich in der Benutzung der Vokabel „Verschwörungstheorie“ widerspiegelt, sich zu einem noch größeren Problem für die Demokratie entwickeln könnte, als sie es jetzt bereits ist.

Über den Autor: Ansgar Schneider studierte Physik und promovierte in Mathematik. Seine anschließenden Tätigkeiten in Lehre und Forschung führten ihn an verschiedene Universitäten und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen im In- und Ausland. In seinen physikalischen Arbeiten über die Zerstörung des World Trade Centers verbesserte er die bekannten mathematischen Einsturzmodelle zum Kollaps des Nordturms des World Trade Centers und zeigte durch unberücksichtigte empirische Daten, dass die Struktur der Türme prinzipiell stabil genug war, um einem fortlaufenden Kollaps standzuhalten, selbst als dieser schon weit fortgeschritten war. In seinem 2018 erschienen Buch „Stigmatisierung statt Aufklärung“ erklärt er allgemeinverständlich die wissenschaftlichen Grundlagen der Zerstörung des World Trade Centers.

Weiterer Artikel zum Thema:

Anmerkungen:

(1) Ansgar Schneider (2018), Stigmatisierung statt Aufklärung, Berlin, Peace Press

(2) Ansgar Schneider (2019), Der 11. September aus der Sicht der Physik – Wissenschaft und gesellschaftliche Leugnung, Vortrag für die Gruppe 42 in Wien am 12. Dezember 2019: https://www.youtube.com/watch?v=ICgr-Lg7Yvw

(3) Elias Davidsson (2013), Hijacking America’s Mind on 9/11, Algora

(4) Siehe (1) und (2) ab 1 h 26 min

(5) Johannes Baldauf, Jüdische Weltverschwörung, UFOs und das NSU-Phantom, Bundeszentrale für politische Bildung, 14. Oktober 2015: https://www.bpb.de/politik/extremismus/rechtsextremismus/210327/juedische-weltverschwoerung-ufos-und-das-nsu-phantom

(6) Marcus C. Schulte von Drach, 9/11, Außerirdische und Elvis – unsterblich verschworen, Süddeutsche Zeitung, 26. August 2011, https://www.sueddeutsche.de/wissen/vom-9-11-aliens-und-elvis-unsterbliche-verschwoerungstheorien-1.1120769

(7) Auf eine Diskussion über die (Un-) Angemessenheit des Wortes „Theorie“ sei an dieser Stelle verzichtet.

(8) Bundeszentrale für politische Bildung: Vor 20 Jahren: Zweiter Tschetschenienkrieg, 27. September 2019, http://www.bpb.de/politik/hintergrund-aktuell/297700/tschetschenien

(9) Hannah Beitzer, Putin hinter Gittern, Süddeutsche Zeitung, 16. Februar 2012, https://www.sueddeutsche.de/politik/bitterboese-satire-auf-youtube-putin-hinter-gittern-1.1285776

(10) Thomas Avenarius, Der Terror hat in Russland noch lange kein Ende gefunden, Süddeutsche Zeitung, 3. April 2017, https://www.sueddeutsche.de/politik/geschichte-die-willkuer-des-todes-1.3449843

(11) Etwa: „Man kann den Begriff [Verschwörungstheorie] wissenschaftlich neutral verwenden, weil es, wie ich oben ausgeführt habe, möglich ist, Kriterien zu formulieren, anhand derer man entscheiden kann, wann er angemessen ist und wann nicht. Dass der Begriff oft falsch verwendet wird, disqualifiziert nicht die Verwendung an sich.“ S. 51., Michael Butter (2018), Nichts ist, wie es scheint, Frankfurt a. Main, Suhrkamp. Die Begründung, die von Butter im ersten Satz genannt wird, ist bestenfalls unredlich, denn damit lässt sich auch die Verwendung eines beliebigen (rassistischen) Schimpfwortes „N“ für eine spezielle Personengruppe legitimieren, indem man ganz „neutral“ Kriterien angibt, die die Personengruppe kennzeichnen. Der Satz „Viele N haben zwei Arme“, ist dann jedoch nicht danach zu beurteilen, ob man das Schimpfwort „N“ „neutral“ definiert hat und dann den Wahrheitsgehalt der Aussage testet, sondern danach, dass eine beleidigende Aussage transportiert wird, unabhängig von der Definition.

(12) „Conspiracy theories – the belief that events are secretly manipulated behind the scenes by powerful forces – have a long history, and exist in all modern societies. […] Some conspiracy theories may be harmless entertainment or a sign of healthy scepticism, but others are dangerous because they fuel racism, nationalism or terrorism. They can lead to political disengagement, distrust of the media, and, in the case of climate change and vaccination programmes, loss of faith in medical and scientific authorities.“ https://conspiracytheories.eu/project-introduction/

(13) „Aufklärung ist der Ausgang des Menschen aus seiner selbst verschuldeten Unmündigkeit. […] Habe Muth dich deines eigenen Verstandes zu bedienen! ist also der Wahlspruch der Aufklärung.“ S. 513 ff., Immanuel Kant (1784), Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, Berlinische Monatszeitschrift, 2. Bd, http://ds.ub.uni-bielefeld.de/viewer/image/2239816_004/513/

(14) Michael Butter (2018) a. a. O., Seite 22 ff. und Seite 37

(15) Explizites Testen der drei Kriterien sei hier dem Leser überlassen, Hilfestellung falls Klärung nötig ist, findet man unter: S. 221 ff., Klaus-Jürgen Bruder, Christoph Bialluch, Jürgen Günther, (Hg) (2019), Krieg nach innen, Krieg nach außen – und die Intellektuellen als „Stützen der Gesellschaft“?, Frankfurt, Westend

(16) Eine Analyse von George Bushs Rhetorik findet man etwa in: Richard Jackson (2005/15), Language Power and Politics: Critical Discourse Analysis and the War on Terrorism, 49th Parallel, Issue 15, 2005, aktualisiert am 6. August 2015, https://49thparalleljournal.org/2014/07/12/issue-15-spring-2005/

(17) „Anti-Government, Identity Based, and Fringe Political Conspiracy Theories Very Likely Motivate Some Domestic Extremists to Commit Criminal, Sometimes Violent Activity“, Jana Winter, Exclusive: FBI document warns conspiracy theories are a new domestic terrorism threat, Yahoo News, 1. August 2019, https://news.yahoo.com/fbi-documents-conspiracy-theories-terrorism-160000507.html?guccounter=1

Diskussion

13 Kommentare
JAMES BARRANTE, 11. September 2020, 04:35 UHR

Danke für diese sehr gute Ausarbeitung. Kritik habe ich dennoch, abseits der punktuell recht akademischen Sprachakrobatik (künftig bitte einfacher formulieren; die ARD-FAZ-WELT-ZEIT-ZDF-Teile der Zielgruppe nehmen Ihnen Ihre umfangreiche Quellenarbeit sehr wahrscheinlich eh nicht ab^^), denn Sie schreiben:

»In den Beispielen wird also von „Hinweisen“ beziehungsweise von „Beschuldigungen“ und „Unstimmigkeiten“ gesprochen. Dies sind neutrale Begriffe zur Beschreibung des Sachverhalts.«

Im nachrichtenmedialen Kontext sind das keineswegs »neutrale Begriffe«! »Beschuldigungen« und »Unstimmigkeiten« (bezogen auf Äußerungen der russischen Regierung) klingen weniger überzeugend als »Verdacht« und »Beweise« (wenn sich ein genehmer Staatsapparat äußert, obwohl »Beweise« sachlich falsch ist, vgl. Powell und die Massenvernichtungswaffen). Bei Darstellungen des Gegners schwingt stets der Ruch des unreinen Motives mit. Mithin sind es sehr subtile Wertungen, die zwar durchaus »neutral« wirken, allerdings stets ihre beeinflussende Wirkung entfalten — ganz, wie sie es sollen. Diese Methode hat in deutschen Medienstuben Tradition, die weiter zurückreicht als zum ersten Kalten Krieg. Dazu Adolf Hitler:

»Jede Propaganda hat volkstümlich zu sein und ihr geistiges Niveau einzustellen auf die Aufnahmefähigkeit des Beschränktesten unter denen, an die sie sich zu richten gedenkt. Damit wird ihre rein geistige Höhe um so tiefer zu stellen sein, je größer die zu erfassende Masse der Menschen sein soll. Handelt es sich aber, wie bei der Propaganda für die Durchhaltung eines Krieges, darum, ein ganzes Volk in ihren Wirkungskreis zu ziehen, so kann die Vorsicht bei der Vermeidung zu hoher geistiger Voraussetzungen gar nicht groß genug sein.«
— »Mein Kampf«, 1943, 851.–855. Aufl., S. 197

*LEUGNER, 11. September 2020, 10:30 UHR

Der Trick ist immer derselbe. Man nimmt sich von den Gegenargumenten das dümmste und absurdeste, widerlegt es, wirft alles in einen Topf und labelt es als „Verschwörungstheorie“. Mit den richtigen Argumenten muss man sich jetzt nicht mehr auseinandersetzen. Ziel erreicht. Ferner wird mit dem Begriff "Verschwörungstheorie" das Publikum entmündigt, indem man ihm jede Fähigkeit abspricht sich selbst eine Meinung zu bilden. Es werden dadurch Denkschablonen erzeugt, die die Richtung der Meinungsbildung klar vorgeben. Dieser Vorgang ist an sich schon beleidigend und müsste empörend zurückgewiesen werden. Jedoch wirft der stetige und andauernde Erfolg dieser Methode ein bezeichnendes Licht auf die geistige Haltung der Empfänger und enttäuscht die Hoffnung, dass sich in absehbarer Zeit etwas ändern wird.

WILLY SCHÜRER, 13. September 2020, 00:55 UHR

„Dies geschieht unter Einbeziehung weniger williger Akademiker, die mit Hilfe von pseudowissenschaftlichen Methoden diese Debatte legitimieren.“ – Wie recht Sie mit dieser Feststellung haben kann man auch an diesem Gespräch zweier akademischer Medienlieblinge vom April 2018 bewundern: https://www.youtube.com/watch?v=bWcjES1pRsM

Richard David Precht und Harald Lesch unterhalten sich auf mäßigem Stammtischniveau über das Thema Verschwörungstheorien. Seit dieser unterirdisch niveaulosen Unterhaltung habe ich meine bis dahin gehegte Achtung vor diesen vermeintlichen Experten verloren. Eventuellen Unterstellungen, sie handelten unredlich – die ihnen wohl selbst naheliegend erscheinen, sonst müssten sie das ja nicht thematisieren – begegnen sie vorbeugend mit der Bemerkung, sie beide hätten ja nun wirklich überhaupt keinen Grund für irgendwie geartete Voreingenommenheit zu diesem Thema. Dabei liegt ihr Interesse auf der Hand: hätten sie das Thema anders als so unterirdisch abgehandelt, wäre es wohl aus mit der Karriere im Mainstream. Um das zu verhindern muss man wohl bereit sein das intellektuelle Rückgrat nach Kräften zu verbiegen. Für mich sind die beiden unten durch, seitdem ich das gesehen habe.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 13. September 2020, 19:05 UHR

Herr Schürer, der von Ihnen eingestellte Link zur Sendung im ZDF wurde vom Sender offenbar deaktiviert. Man findet diese Sendung auf Anhieb auch nicht anderswo als Video aufgezeichnet. Diese Art Pseudoaufklärung ist aber sehr verbreitet. Auch die ZDF Sendung "Die Anstalt" tat sich damit zum Thema vorgebliche Pandemie hervor. Es ist der Versuch, möglichst allen Zielgruppen so mit Nebelwerfern die Orientierung in einschlägigen Kontroversen zu nehmen.

PS: Die von Herrn Willy Schürer angesprochene Folge mit Richard David Precht und Harald Lesch ist zu finden unter dem Link: https://www.zdf.de/gesellschaft/precht/precht-186.html

WILLY SCHÜRER, 13. September 2020, 23:00 UHR

Herr Münstermann, auf meinem Laptop funktioniert der Link problemlos. Ich hatte ja nochmal kurz reingehört bevor ich ihn verlinkte. Habe es grade nochmal überprüft. Auf meinem Smartphone allerdings – auf dem ich ihre Nachricht gelesen und den Link anschließend auch ausprobiert habe – sieht man zwar das Video aber mit unverständlichen Geräuschen. Keine Ahnung woran das liegt.

M. KRAHE, 11. September 2020, 12:15 UHR

Ich würde noch anmerken, dass die Tabuzone um "Verschwörungstheorien" nicht bloß potenzielle (westliche) Staatsverbrechen umschließt, sondern viel weiter reicht und ganz generell verwendet wird, um Herrschafts- und Elitenkritik zu unterbinden. Diese Kritik wäre Kernaufgabe einer freien Presse – stattdessen befeuern unsere Leitmedien pausenlos das Narrativ der "gefährlichen Verschwörungstheoretiker" und streuen damit Sand in die Augen der Bürger.

Exemplarisch kann man das aktuell am Thema "Bill Gates" sehen: Indem die Berichterstattung sich auf einige exzentrische Leute wie Attila Hildmann (den vorher praktisch niemand kannte) und auf dessen in der Tat wirre Thesen fokussierte, wurde jegliche Kritik an Gates' globaler Impf- und Überwachungsagenda (GAVI, ID2020, Better-than-Cash-Alliance) komplett abgewürgt. Jeder, der dieses heiße Eisen anfasst, riskiert nun, in die Ecke der Spinner und "Aluhut-Träger" gestellt zu werden.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 11. September 2020, 12:15 UHR

Danke für diesen analytisch wieder einmal hervorragenden Beitrag, Herr Schneider. Ich stimme zu, dass die seit knapp 20 Jahren unterdrückte Aufklärung der Terrorereignisse von 9/11 eine Art Blaupause zum Verständnis auch der Corona-"Pandemie" ist, dass wir die beinahe gleichen Muster des gesellschaftlichen Umgangs darin wiederfinden. Im Falle von 9/11 stellt sich über das offizielle Narrativ vom Geschehen in den USA, in Manhattan hinaus die Frage für den Beobachter: Was bedeutet es, dass große europäische Versicherungskonzerne wie die Allianz oder AXA, dass europäische Rückversicherer wie Swiss-Re oder die Münchener Rückversicherung trotz erdrückender Beweise für eine ridiküle Propagandageschichte ohne zu murren "Schadenersatz" zum Beispiel an den so "geschädigten" Lease Holder anteilig überwiesen. Was tun die Versicherungsmathematiker zur Aktualisierung von Versicherungsbeiträgen ihrer Versicherungsnehmer, wenn solche riesigen Beträge als Teil des Schadensverlaufes eingeordnet Teil der Risikobewertung geworden sind?

Wenn man dieses Fass erst einmal aufgemacht hat, dann sieht man die ungeheuerliche Größenordnung unserer Probleme an vielen anderen Beispielen auch. Niemand aus der politischen Elite will mit heruntergelassenen Hosen dastehen. Der Schaden wäre für sie am glimpflichsten, wenn sie sich selbst zur Rolle eines Kronzeugen der Anklage entschließen könnten. Dazu fehlt, von couragierten leider noch wenigen Ausnahmen einmal abgesehen, fast durchweg der Mut. In Gewerkschaften, unseren üppig privilegierten christlichen Kirchen, den NGOs, den Parteien und Parlamenten, dem Justizapparat, im Kultur- und Medien- oder Beamtenapparat finde ich auch mehr Opportunismus und angestrengtes Wegsehen als Zivilcourage und den unerschrockenen Einsatz für einen um Wahrhaftigkeit bemühten gesellschaftlichen Diskurs. Das in Bewegung zu bringen ist kein kleines Vorhaben.

M. KRAHE, 11. September 2020, 14:20 UHR

Das verbindende Element bei den von der SZ oder Butter genannten Verschwörungstheorien ist ja, dass es sich immer und ausschließlich um heterodoxe, d.h. der herrschenden Meinung widersprechende, Theorien handelt. Freilich sagt Butter das nirgends explizit, denn sonst würde evident, dass es sich bei dem Kampf gegen "Verschwörungstheorien" in Wahrheit um den Kampf gegen dissidente Meinungen handelt. Auch der behauptete Zusammenhang zwischen Verschwörungstheorien und Extremismus erscheint dann in einem anderen Licht, und wieder einmal schließt sich der Kreis zu 2001, als FBI-Chef Robert Mueller verkündete: "There is a continuum between those who express dissent and those who would do a terrorist act." (vgl. auch den Vortrag von A. Schneider (2), ab 2:18)

DER HÜHNERHABICHT, 11. September 2020, 15:45 UHR

http://ine.uaf.edu/wtc7 – Unter diesem Link findet man, wenn man ganz nach unten scrollt, den Abschlussbericht der Universität Alaska Fairbanks zum Einsturz von WTC 7. Wem der Bericht zu trocken ist, dem sei dennoch das Kapitel 4.7 ans Herz gelegt. Unter 4.7 Summaries and Conclusions kann man lesen, dass der Einsturz nur durch ein gleichzeitiges Versagen ALLER tragenden Elemente verursacht werden konnte. Der Abschlussbericht ist nunmehr fast ein Jahr alt und das völlige Ignorieren dieser Untersuchungsergebnisse durch die sogenannten Mainstream-Medien ist bezeichnend.

Ansonsten finde ich den Begriff Verschwörungstheorie sehr treffend, die negative Besetzung des Wortes durch Medien und Wissenschaft dagegen sehr bedenklich. Kurz nachgedacht fallen mir sofort einige Beispiele ein, die zeigen, dass nicht jede Verschwörungstheorie falsch sein muss:

Beginn zweiter Weltkrieg
Beginn Vietnamkrieg
Iran-Irak-Contra-Affäre
Sturz Allendes in Chile
Brutkastenlüge
Beginn zweiter Golfkrieg
NSA-Affäre
Schweinegrippe-Pandemie
Hessische Steuerfahnderaffäre
Usw.

Für zahlreiche weitere Verschwörungstheorien gibt es mindestens starke Indizienbeweisketten.

Wie man seit Corona recht gut sehen kann, ist unsere Demokratie und Gesellschaft nur sehr begrenzt abwehrfähig gegenüber den Verschwörungen internationaler Eliten. Es kann ja jeder sehen, der das will, das Fakten seit März keine große Rolle mehr spielen, wenn Regierungen sich selbst ermächtigen.

BERNHARD MÜNSTERMANN, 11. September 2020, 16:00 UHR

Zu den einschlägigen Beiträgen der Bundeszentrale für politische Bildung ergänzt noch ein Link, in dem es die bpb mit der Expertise von Wissenschaftlern des Formats Prof. Michael Butter aufnehmen kann, dessen wahre Leidenschaft bekanntlich weniger der Amerikanistik als der Terrorismologie gilt: Bundeszentrale für politische Bildung v. 6.6.2018 – http://www.bpb.de/lernen/projekte/270411/verschwoerungstheorien-zu-9-11

PAUL SCHREYER, 11. September 2020, 17:25 UHR

Danke für den Link! Dazu hatte ich vor zwei Jahren auch schon einmal berichtet: https://www.heise.de/tp/features/Bundeszentrale-fuer-politische-Wahrheit-4108082.html?seite=all

V. MAYER, 11. September 2020, 17:45 UHR

Man stelle sich einmal folgende Situation vor: Ich sage zu einem Handwerker, in seiner Rechnung stimme womöglich etwas nicht, worauf dieser "Verschwörungstheorie" schreit und mich bei all seinen Kollegen und Kunden mobbt. Ich hätte wohl guten Grund für die Annahme, dass in dieser Rechnung wirklich etwas faul ist. Denn das normale Verhalten wäre doch, dass man die Sache nach vernünftigen Kriterien prüft und den Verdacht entweder ausräumt oder bestätigt. Tatsächlich scheint mir der massive Gebrauch des Wortes Verschwörungstheorie, das ja den Coronakritikern von Anfang an entgegen schlug, ein deutlicher Hinweis, dass wirklich eine "Verschwörung" vorliegt und dass der Kritiker mit seinem Einwand nahe an der Wahrheit ist. Wer dieses Wort gebraucht, hat offensichtlich keine Argumente oder wenigstens keine, die er offenlegen könnte. Er verhält sich rein defensiv. Seine einzige Verteidigungsmöglichkeit ist es, den Anderen mundtot zu machen. Wer "Verschwörungstheorie" schreit, ist deshalb höchstwahrscheinlich in einer argumentativ prekären Lage. Er hat keine Waffe außer dieser, er ist schwach. Deshalb sollte man sich nicht hilflos und angegriffen fühlen, wenn man so beschimpft wird, sondern kühl Argumente fordern und sich freuen, dass man offensichtlich den Finger in die Wunde gelegt hat.

TK, 11. September 2020, 20:30 UHR

Vielen Dank für Ihren Beitrag, Herr Schneider. Insbesondere das Aufzeigen der Verklammerung (s. auch R. Mausfeld) der drei "VT-Kategorien" sowie das Entlarven der Unwissenschaftlichkeit von Akteuren wie Herrn Butter sind zu begrüßen. Der von Ihnen als Fußnote 2 angeführte (lange) Vortrag bei YouTube ist eine meines Erachtens empfehlenswerte Wiederholung bzw. Vertiefung. Der ruhigen, sachlichen Analyse konnte ich gut folgen.

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