NATO-Generalsekretär Jens Stoltenberg | Bild: picture alliance / Francesco Fotia / Avalon

„Cognitive Warfare“: Die NATO plant den Krieg um die Köpfe

Seit 2020 treibt die NATO Planungen für einen psychologischen Krieg voran, der gleichberechtigt neben den fünf bisherigen Einsatzgebieten des Militärbündnisses (Land, Wasser, Luft, Weltraum, Cyberspace) stehen soll. Es geht um das Schlachtfeld der öffentlichen Meinung. In NATO-Dokumenten ist von „Cognitive Warfare“ – geistiger Kriegsführung – die Rede. Wie konkret ist das Vorhaben, welche Schritte wurden bislang unternommen und gegen wen richtet es sich?

JONAS TÖGEL, 16. November 2022, 3 Kommentare, PDF

Hinweis: Dieser Beitrag ist auch als Podcast sowie auf Italienisch verfügbar.

Um im Krieg siegreich zu sein, muss auch der Kampf um die öffentliche Meinung gewonnen werden. Dieser wird seit über 100 Jahren mit immer moderneren Werkzeugen, sogenannten Soft-Power-Techniken, geführt. Diese bezeichnen all jene psychologischen Einflusswerkzeuge, mit denen Menschen so gelenkt werden können, dass sie diese Steuerung selbst nicht bemerken. Der amerikanische Politikwissenschaftler Joseph Nye definiert Soft Power daher als „die Fähigkeit, andere zu überzeugen das zu tun, was du willst, ohne dass du Gewalt oder Zwang anwendest.“ (1)

Das Misstrauen in Regierungen und Militärs nimmt immer mehr zu, zugleich intensiviert die NATO ihre Bemühungen um eine immer ausgefeiltere psychologische Kriegsführung im Kampf um die Köpfe und Herzen der Menschen. Das übergeordnete Programm hierzu ist der „Cognitive Warfare“. Mit den psychologischen Waffen aus diesem Programm soll der Mensch selbst zum neuen Kriegsschauplatz erklärt werden, der sogenannten „Human Domain“ (menschlichen Sphäre).

Eines der ersten NATO-Dokumente zu diesen Plänen ist der Aufsatz „NATO´s Sixth Domain of Operations“ („Das sechste Einsatzgebiet der NATO“) vom September 2020, verfasst im Auftrag des NATO Innovation Hubs (kurz: IHub). Autoren sind der Amerikaner August Cole, ein ehemaliger Journalist des Wall Street Journal mit dem Arbeitsschwerpunkt Rüstungsindustrie, der seit einigen Jahren für die transatlantische Denkfabrik Atlantic Council arbeitet, sowie der Franzose Hervé le Guyader. Der 2012 gegründete IHub ist nach eigener Aussage eine Denkfabrik, in der „Experten und Erfinder von überallher zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der NATO zu bewältigen“ und hat seinen Sitz in Norfolk, Virginia, in den USA. Offiziell gehört er nicht zur NATO, wird jedoch vom NATO Allied Transformation Command, einem der beiden strategischen Hauptquartiere der NATO, finanziert.

Der Aufsatz erzählt mehrere fiktive Geschichten und endet mit einer erfundenen Rede des US-Präsidenten, der seinen Zuhörern erklärt, wie der Cognitive Warfare funktioniert und warum jeder Mensch daran beteiligt sein kann:

„Die heutigen Fortschritte in Nanotechnologie, Biotechnologie, Informationstechnologie und der Kognitionswissenschaft, die vom scheinbar unaufhaltsamen Voranschreiten der Troika aus künstlicher Intelligenz, Big Data und der 'digitalen Abhängigkeit' unserer Zivilisation vorangetrieben werden, haben eine viel unheilvollere Aussicht geschaffen: eine eingebettete fünfte Säule, wo jeder, ohne sein oder ihr Wissen, sich nach den Plänen eines unserer Widersacher verhält.“

Die Gedanken und Gefühle jedes einzelnen Menschen stünden immer stärker im Zentrum dieser neuen Kriegsführung:

„Sie sind das umkämpfte Gebiet, wo auch immer Sie sind, wer auch immer Sie sind.“

Zudem gäbe es eine „ständige Erosion der Moral der Bevölkerung“ zu beklagen. Cole und le Guyader argumentieren daher, dass der Mensch („the human domain“) die größte Schwachstelle darstelle. Dieses Einsatzgebiet („domain“) wäre folglich die Basis für alle anderen Schlachtfelder (Land, Wasser, Luft, Weltraum, Cyberspace), die es zu kontrollieren gelte. Daher rufen die beiden Autoren die NATO auf, schnell zu handeln und den menschlichen Geist als „sechstes Einsatzgebiet“ („sixth domain of operations“) der NATO zu betrachten.

Partizipatorische Propaganda

Fast zeitgleich arbeitete der ehemalige französische Offizier und Innovationsmanager des IHub François du Cluzel an dem umfangreichen Strategiepapier „Cognitive Warfare“, das im Januar 2021 vom IHub veröffentlicht wurde. Du Cluzel verwendete keine fiktiven Szenarien, sondern verfasste eine detaillierte Analyse des Kriegs um die Köpfe. Ebenso wie die Autoren von „NATO´s Sixth Domain of Operations“ betont er, dass „Vertrauen (...) das Ziel [ist]“. Dieses könne man im Informationskrieg oder durch PsyOps, also psychologische Kriegsführung, gewinnen oder zerstören. Die herkömmlichen Soft-Power Techniken seien aber nicht mehr ausreichend, es brauche die kognitive – also den Verstand betreffende – Kriegsführung, eine „partizipatorische Propaganda“, bei der „jeder mitmacht“.

Wer genau das Ziel dieser Propaganda sein soll, bleibt unklar, doch du Cluzel betont, dass in diese neue Form der Manipulation jeder eingebunden sei und es darum gehe, „das Humankapital der NATO“ zu schützen. Das Einsatzgebiet beziehe sich auf „das ganze menschliche Umfeld, ob Freund oder Feind“. Obschon die Fähigkeiten der Feinde und die Bedrohung im Bereich der kognitiven Kriegsführung „noch gering“ seien, fordert du Cluzel, dass die NATO schnell handeln und den Cognitive Warfare vorantreiben solle:

„Kognitive Kriegsführung ist möglicherweise das fehlende Element, das den Übergang vom militärischen Sieg auf dem Schlachtfeld zu einem dauerhaften politischen Erfolg ermöglicht. Das Einsatzgebiet Mensch ('human domain') könnte durchaus das entscheidende sein (...). Die ersten fünf Einsatzgebiete [Land, Wasser, Luft, Weltraum, Cyberspace] können taktische und operative Siege bringen, doch nur das Einsatzgebiet Mensch kann den endgültigen und vollständigen Sieg herbeiführen.“ (S. 36)

Neurowissenschaften als Waffe

Wenige Monate später kam die NATO den Forderungen der Strategen nach. Im Juni 2021 hielt sie ihr erstes wissenschaftliches Treffen zum Cognitive Warfare im französischen Bordeaux ab. In einem Sammelband zum Symposium ließ man neben hochrangigen NATO-Funktionären auch die Strategen des Innovation Hubs zu Wort kommen. So bedankte sich der französische General André Lanata im Vorwort bei „unserem Innovation Hub“ und betonte, wie wichtig es sei, „die Schwächen der menschlichen Natur auszunützen“ und diese „Schlacht“ in „allen Bereichen der Gesellschaft“ zu führen. Dabei gehe es auch darum, die Neurowissenschaften in das Wettrüsten einzuspannen („Weaponization of Neurosciences“). Hervorgehoben wurde, dass der Cognitive Warfare der NATO eine Verteidigung gegen eine gleichartige Kriegsführung Chinas und Russlands sei. Deren „Desinformationsaktivitäten“ führten zu einer „wachsenden Sorge“ der NATO-Verbündeten.

Auf dem Symposium wurde intensiv diskutiert, wie man mit Hilfe der Neurowissenschaften digitale Angriffe auf das menschliche Denken, Fühlen und Handeln ausführen könne:

„Aus Sicht des Angreifers ist die effizienteste – wenngleich auch am schwersten durchführbare – Aktion, zum Gebrauch von digitalen Geräten anzuregen, die alle Ebenen der kognitiven Prozesse eines Gegners stören oder beeinflussen können.“ (S. 29)

Die NATO möchte potentielle Gegner dabei möglichst komplett verwirren, um deren „Verhalten zu diktieren“. (S. 29) Du Cluzel verfasste im Rahmen des Symposiums zusammen mit dem französischen Kognitionsforscher Bernard Claverie einen Aufsatz, in dem dargelegt wird, dass es – entgegen der Behauptung, man reagiere lediglich auf Bedrohungen aus Russland oder China – auch darum gehe, „gut durchdachte Angriffsprozesse genauso wie Gegen- und Präventivmaßnahmen“ (S. 26) durchzuführen:

„Anzugreifen ist das erklärte Ziel, und auszunutzen, abzuwerten oder sogar zu zerstören wie jemand seine eigene Wirklichkeit, sein geistiges Selbstvertrauen aufbaut, sein Vertrauen in funktionierende Gruppen, Gesellschaften oder sogar Nationen.“ (S. 27)

Die Strategen räumen dabei selten offen ein, dass diese Techniken nicht allein auf gegnerische Bevölkerungen, sondern auch innerhalb der NATO-Länder eingesetzt werden können. Oft bleiben die Aussagen dazu vage. Dennoch gibt es Hinweise, dass auch die eigene Bevölkerung ins Visier der NATO gerät. So schreibt der französische General Eric Autellet in einem Beitrag des erwähnten Sammelbandes (S. 24):

„Seit Vietnam sind unsere Kriege trotz militärischer Erfolge verloren gegangen, vor allem wegen der Schwäche unseres Narrativs (das heißt 'die Herzen und Köpfe der Menschen zu gewinnen'), sowohl in Bezug auf die lokalen Bevölkerungen in den Einsatzgebieten als auch in Bezug auf unsere eigenen Bevölkerungen. Bei unserem Handeln gegenüber Feind und Freund steht zweierlei auf dem Spiel, und wir können passive und aktive Handlungsweisen festlegen – oder beides –, wenn wir die Grenzen und Beschränkungen unseres Modells von Freiheit und Demokratie berücksichtigen. Was unseren Feind betrifft, so müssen wir in der Lage sein, den Verstand unserer Gegner zu 'lesen', um ihre Reaktionen zu antizipieren. Wenn nötig, müssen wir in die Gehirne unserer Gegner 'eindringen' können, um sie zu beeinflussen und dazu zu bringen, in unserem Sinne zu handeln. Was unseren Freund betrifft (und auch uns selbst), so müssen wir in der Lage sein, unsere Gehirne zu schützen und unsere kognitiven Fähigkeiten des Verstehens und der Entscheidungsfähigkeit zu verbessern.“

Der NATO-Innovationswettbewerb vom Herbst 2021

Den nächsten Schritt unternahm der IHub, der im Oktober 2021 offiziell den NATO-Innovationswettbewerb Countering Cognitive Warfare ausschrieb. Die Innovation Challenge gibt es seit 2017, der Wettbewerb wird seitdem zwei Mal pro Jahr abgehalten. Um möglichst viele Ideen zu sammeln, betont die NATO dabei stets den offenen Charakter des Wettbewerbs: „Die Challenge ist für jeden offen (Individuen, Unternehmer, Start-Ups, die Industrie, die Wissenschaft, etc.), der sich in einem NATO Mitgliedsland befindet.“ Wer gewinnt, darf sich über ein Preisgeld in Höhe von 8.500 Dollar freuen.

Die Themen werden dabei in Zusammenarbeit mit der Johns-Hopkins-Universität ausgewählt. Stets geht es um Themen, die „für die Entwicklung zukünftiger militärischer Fähigkeiten besonders einflussreich sind“, nach dem Motto „der beste Weg, die Zukunft vorauszuahnen ist, sie zu erfinden“. Die Bereiche sind: künstliche Intelligenz, autonome Systeme, das Weltall, Hyperschall, Quantentechnologie und Biotechnologie.

Die Leitfragen der bisherigen Wettbewerbe sind daher bunt gemischt und setzen ganz unterschiedliche Schwerpunkte. So ging es im Herbst 2018 um Systeme, mit denen man unbemannte Drohnen abfangen kann. Hier gewann der niederländische Drohnenhersteller Delft. Im Herbst 2019 ging es darum, Soldaten bei psychischem Stress oder Ermüdung zu helfen, um so die Performance im Kampf zu verbessern. Im Frühling 2021 ging es um die Überwachung des Weltraums. Hier gewann das französische Start-Up Share My Space.

Trotz der unterschiedlichen Schwerpunkte taucht ein Thema immer wieder auf: Der Umgang mit Informationen und Daten im Internet. Im Frühling 2018 widmete sich der Innovationswettbewerb unter dem Motto „Komplexität und Informationsmanagement“ diesem Thema, im Frühling 2020 hieß das Thema „Fake News in Pandemien“ und im Herbst 2021 schließlich „Die unsichtbare Bedrohung – die kognitive Kriegsführung neutralisieren“.

„Fortschrittlichste Form der Manipulation“

Kurz bevor dieser Wettbewerb auf der IHub-Website ausgeschrieben wurde, übertrug die NATO im Oktober 2021 einen Livestream, in dem der Cognitive Warfare diskutiert und zur Teilnahme am Innovationswettbewerb aufgerufen wurde. Die Aufgabenstellung sei „eines der heißesten Themen für die NATO im Moment“, betonte du Cluzel in seinem Eröffnungsvortrag. Die französische Verteidigungsexpertin Marie-Pierre Raymond erklärte bei dieser Gelegenheit, was Cognitive Warfare eigentlich sei, nämlich „die fortschrittlichste Form der Manipulation, die es heute gibt“.

Im Finale des Wettbewerbs, das knapp zwei Monate später übertragen wurde, standen zehn Teilnehmer. Acht von Ihnen hatten Computerprogramme entwickelt, die mit Hilfe von künstlicher Intelligenz große Datenmengen im Internet scannen und analysieren können, um so die Meinungen, Gedanken und den Informationsaustausch der Menschen besser überwachen und, so die Annahme, auch vorhersagen zu können. Das beliebteste Ziel der Computerprogramme sind dabei die sozialen Medien: Facebook, Twitter, Tik-Tok, Telegram.

Überzeugungen und Verhalten ändern

Gewinner war das US-Unternehmen Veriphix (Motto: „Wir messen Überzeugungen, um Verhalten vorherzusagen und zu ändern“), das eine Plattform entwickelt hat, mit der sich sogenannte Nudges, also unbewusste psychologische „Schubser“ im Internet identifizieren lassen. Die Plattform von Veriphix sei schon seit Jahren im Einsatz, man arbeite mit mehreren Regierungen sowie großen Unternehmen zusammen, so der Chef, John Fuisz, der familiär eng mit dem US-Sicherheitsapparat verknüpft ist. Für ihn ist Cognitive Warfare das Verändern von Glaubenssätzen („belief change“). Seine Software könne diese Veränderungen sowohl „innerhalb Ihres Militärs, innerhalb Ihrer Bevölkerung und innerhalb einer fremden Bevölkerung“ analysieren, wie er den Juroren des Wettbewerbs erklärte.

In Anbetracht der Tatsache, dass der Cognitive Warfare bereits stattfindet und die modernsten Manipulationstechniken derzeit im Ukraine-Krieg angewandt werden, um die Gedanken und Gefühle der Bevölkerungen aller am Krieg beteiligten Nationen zu lenken, wäre eine Aufklärung über die Soft Power-Techniken der kognitiven Kriegsführung drängender denn je.

Über den Autor: Dr. Jonas Tögel, Jahrgang 1985, ist Amerikanist und Propagandaforscher. Er hat zum Thema Soft Power und Motivation promoviert und arbeitet derzeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Psychologie der Universität Regensburg. Seine Forschungsschwerpunkte sind unter anderem Propaganda, Motivation sowie der Einsatz von Soft Power-Techniken.

Anmerkung

(1) Joseph Nye, „Soft Power: The means to success in world politics“, 2004, S. 11

AYU, 17. November 2022, 01:35 UHR

Bei der NATO handelt es sich um ein Militärisches Verteidigungsbündnis, das sich vergleichsweise wenige Menschen (für sich) ausgedacht und sich selbst dann "innerhalb" definiert haben.

Das trug zur Spaltung der Menscheit bei, denn es erzeugte eine lose Gruppe an viel mehr Menschen, die "außerhalb" sich nur befinden konnten, solange sie nicht "zugelassen".
Dieses Schutzbündnis möchte nun allerdings beginnen, statt ausgeblich Staatengebilde den Menschen (in seiner Individuellen und gesellschaftlichen Erscheinung) als feindliches Element zu betrachten und plant, ihn entsprechend mit militärisch-chirurgischer Präzision zu behandeln, also zu bekämpfen, um dem übertausendjährigen "Humankapital der NATO" willens oder wegen.

Mittel der Wahl sind vorsetzlicher, gröblicher Vertrauensmißbrauch; gröblichster Mißbrauch der Menschlichkeit: Ausnutzung seiner (natürlichen) Schwächen für kriegerische Zwecke; mutwilliges Überfordern durch vorsetzliche Aufmerksamkeitsstressbegünstigung; bis hin zur "Zerstörung wie jemand seine eigene Wirklichkeit, sein geistiges Selbstvertrauen [...], sein Vertrauen in funktionierende Gruppen, Gesellschaften oder sogar Nationen [aufbaut]".

Eindeutig redliche, vertrauenswürdige und sehr weiterzuempfehlende konzeptionelle Ausrichtung von humaner Substanz, die Köpfe um Jahrtausende zu entgeistern Imstande ist, auf einem schmelzenden Geoliten, der mit Militärtechnik von vor hundert Jahren in paar Wochen umrundet werden kann! Der Top Tipp an Russland daher jetzt schon: Ohne Bestenfindung durch Selbstzucht-Wettbewerb und der (oben nachvollzogenen Logik nach nur folgerichtigen) Zuhilfenahme "Künstlicher Intelligenz" kann die NATO in naher Zukunft nicht mehr Funktionieren.

Die Köpfe und die Rechner als Bedrohung, doch der Wald darf nicht über der Kohle stehen bleiben... Die Digitalisierung bis hin zum IOT (Internet Of Tragedy) muss trotzdem sein... Eine "geeinte Wissenschaft" und "schwurbelnden Esotheriknazis" in abgetrennten Erlebensbereichen; die Kirche verspricht auch weiterhin, aufzuklären...

Es war wohl nie einfacher, "drinnen" oder "draußen" zu sein. Und dieser Realität aufzuzeigen, wo sie sich allzu menschenverachtend nur noch gebiert, wurde (und wird), wie Anselm Lenz einmal sagte, kann nur vom Menschen selbst kommen. (1)

(1) "Die (Menschen-)Würde wurde noch nie von >GottMin 04:05 https://apolut.net/kaiser-lenz-4-gottlose-zeiten-brauchen-wir-eine-re-spiritualisierung/

BERNHARD MÜNSTERMANN, 17. November 2022, 12:30 UHR

Pearl Harbor, Planung für Operation Northwoods, die versenkte Lusitania, RAF, astroturfing, das Infiltrieren der NGOs, Parteien und Konzerne durch Netzwerke und informelle exklusive Strukturen…, die überaus zahlreichen Beispiele sind Legende. Es ging bei solchen Täuschungen wie an 9/11 entsprechend der Definition von Joseph Nye um, „die Fähigkeit, andere zu überzeugen das zu tun, was du willst, ohne dass du Gewalt oder Zwang anwendest.“ (mit Blick auf die Zivilgesellschaft muss man die vorgenannte Definition ergänzen: ….das zu tun oder zu dulden, was du willst…..

In militärischen Auseinandersetzungen hat diese Art von taktischer Täuschung eine lange Tradition, wie man schon in der Iliade bei Homer lesen kann. Um nach dem Krieg eine stabilisierte neue Herrschaft zu organisieren erfordert es aber, dass die Zentrale mit ihren zivilisatorischen Errungenschaften konstruktiv Bindungskräfte entfaltet, damit nicht immer wieder Unruhen und Umsturzversuche, die Sezession von aufbegehrenden Teilgebieten niedergerungen werden müssen. Denn das kostet. Es kostete Geld und Reputation.

In wirtschaftlich prosperierendem Umfeld für die westlichen Mitgliedsstaaten war das Selbstverständnis der NATO die territoriale Verteidigung des Bündnisgebietes. Wenigstens offiziell und gemessen an den Statuten. Zeitweise gelang unter dem Kabinett Brandt eine deeskalierende Ostpolitik, weil die Administration JFK ebenfalls den finanziellen Spielraum für sozialstaatliche Reformen dadurch zu erweitern versuchte, dass sie den US-Militärhaushalt durch eine verständigungsbereite Außenpolitik kürzen zu können anstrebte. Eine erfolgversprechende Konstellation, die auch in den USA neue Möglichkeiten eröffnet haben würde. Sich dabei mit den Falken in der US-Army und der CIA anzulegen hat John F. Kennedy bekanntlich nicht überlebt.

Durch Nixons Ping Pong Diplomatie sollte China die billige Werkbank für die westliche Welt werden. Chinesische Polit-Strategen haben bei Hegel wohl von der Dialektik im Verhältnis zwischen einem Herrn und seinem Knecht gelesen und ihre langfristigen Chancen erkannt. Bald wurde unübersehbar, dass die Güter erzeugende Industrie und Kapital aus den USA zunehmend abwanderte und an Standorten mit geringerem Lohnniveau produzierte. Das Imperium machte sich abhängig vom Import billiger Konsumgüter und musste den zunehmend inflationierten Petrodollar zunehmend auch militärisch als Standard im internationalen Handel durchsetzen. Immer mehr sahen sich Länder davon übervorteilt und suchten für internationalen Warenaustausch nach anderen Zahlungswegen. Angesichts dieses Niedergangs der Bindungskräfte waren enthemmte Führungseliten in den USA bereit, die vorgenannten Methoden auch von Soft Power zunehmend uneingeschränkt gegen die eigene Bevölkerung einzusetzen.

Während der französische Präsident die NATO selbst Ende 2019 für hirntot erklärte, plant die NATO einen Feldzug auf die Hirne der Bevölkerungen. Die Hirne der Zivilbevölkerungen nicht zuletzt auch aller ihrer Mitgliedsstaaten, deren Lebensstandard nicht mehr durch die überschuldeten Staaten aufrecht erhalten werden kann. Es wurden mit militärischen Aktionen der NATO immer wieder Misserfolge erzielt. Sie war mit out of area Einsätzen zuletzt am Hindukusch nicht erfolgreich, den Angriff auf einen Lebensnerv Deutschlands, auf die Gasversorgung eines NATO Mitglieds durch die Ostsee-Pipelines will man vorsichtshalber nicht wirklich untersuchen.

Ihre Instrumente von Soft Power sind zwar zunächst unbestreitbar wirkungsvoll. Allerdings wird die Halbwertzeit der Glaubwürdigkeit ihrer Narrative zunehmend kürzer, weil die wiederkehrenden Muster sich herumgesprochen haben, weil der Lebensstandard für die Vielen sinkt, weil die Wenigen und Mächtigen immer obszönere Reichtümer anhäufen, weil man mit Sanktionen und eingefrorenen Vermögenswerten anderer Länder ganz ungeniert zum unmaskierten Raub übergegangen ist, weil ein marodes Imperium die Kraft zum notwendigen Kurswechsel nicht mehr findet und dadurch nach innen wie nach außen seinen Führungsanspruch immer mehr mit offensichtlicher Willkür und Gewalt durchsetzen muss. Die reale Lebenserfahrung der Menschen gerät so unvermeidlich immer mehr in ein Spannungsverhältnis zur Propaganda in den geplanten Kampagnen mit ausgefeilten Methoden der Sozialwissenschaften.

Bei der Corona „Pandemie“ und dem Ukraine Konflikt wurde dies schon ganz zu Anfang relativ deutlich von Zweiflern herausgearbeitet und durch die Medien der Gegenöffentlichkeit für interessierte Skeptiker auch publiziert. Statt mit PsyOps chaotische Verhältnisse und Destabilisierung von Gesellschaften zu planen und betreiben, liegt es wohl nicht zuletzt auch im Interesse der US Bevölkerung, das Projekt von John F. Kennedys Administration neu zu beleben. Denn auch da ist die Verarmung großer Teile der Gesellschaft und die zunehmend marode Infrastruktur eine Folge, der man nicht mit PsyOps auf die Dauer Herr werden kann. Das als den großen Plan verkaufen zu wollen ist für mich nur Zeichen von Ratlosigkeit der bedrängten Eliten.

RIPPLE, 17. November 2022, 00:00 UHR

@ Bernhard Münstermann

Danke für den hervorragenden Kommentar. Ob allerdings das wahrgenommene Poröswerden der Machterhaltung durch falsche regierungsamtliche Narrative eine die Gesamtbevölkerung(en) reflektierende Tatsachenbehauptung ist oder vielleicht doch eher sympathisches Wunschdenken, können eigentlich nur Historiker im Rückblick aus einem Abstand von mehreren Jahrzehnten beurteilen – gemeint ist der zeitliche Abstand zum Ende eines Imperiums, das aktuell noch nirgends in Sicht ist und nur seit Jahrzehnten versprochen wird.

Die Diskrepanz zwischen regierungsamtlichen Verlautbarungen und nachprüfbarer Realität ist ja kein neues Phänomen erst der Coronaaktion des Kapitals. Paralell zum (systembedingt zwangsläufigen) Anschwellen dieser Diskrepanz muss im Nahblick des in der Gegenwart Verhafteten (im Unterschied zum zurückblickenden Historiker der Zukunft) eine gleichermaßen anschwellende Glaubensbereitschaft der Bevölkerung konstatiert werden.

Wer 2001ff noch hoffte, dass das Festhalten der Menschen am regierungsamtlichen Narrativ angesichts des physikalischen Beweises für einen Inside Job (freie Fallbeschleunigung von WTC7 – und nur WTC7!) der nie zu übertreffende Gipfel menschenmöglicher Glaubensbereitschaft war (Glauben versus physikalische Gesetze), sieht sich seit 2020ff schmerzlichst enttäuscht.

Wer Eltern dazu bringen kann, für ihr "Recht" zu kämpfen, ihre Kinder den ganzen Tag über knebeln und ihnen die Sauerstoffzufuhr unterbinden zu dürfen, wer Eltern dazu bringen kann, dass sie sich darum drängeln, ihm ihre Kinder hinzuhalten, sodass er den Kindern ein giftiges Serum in die zarten Körper spritzen kann (ja, die Informationen über dieses Serum stehen auch diesen Eltern zur Verfügung!), der hat nicht nur kein Problem mit der (tatsächlich ja existierenden) Aufklärung über seine imperialen Lügen und Verbrechen, sondern der sieht auch keinerlei aus seiner Sicht negative Entwicklung der Glaubensbereitschaft der Bevölkerung(en) seit 9/11 oder seit JFK.

Auch ganz aktuell kann ich bei der Reaktion der Menschen auf ihre massenmediale Fernsteuerung, also bei deren Reaktion auf den Übergang vom Coronavirus zum "russischen Angriffskrieg" und zur ganz offensichtlichen Vorbereitung des ganz großen Krieges (z.B. Pelosi in Taiwan), keinerlei Abnahme der Glaubensbereitschaft und damit keinerlei Poröswerden der Machtbasis des Imperiums erkennen.

Dass mit der Größe der imperialen Lüge auch die Intensität der Glaubensbereitschaft in der Bevölkerung wächst, ist eine Erkenntnis, die zu verheimlichen schon nationalsozialistische Vordenker keine Notwendigkeit sahen. Und daran hat sich auch bis heute nichts geändert.

Aufklärung über die imperialen Lügen ist für eine Gegenwehr natürlich die wichtigste Voraussetzung überhaupt, aber Aufklärung alleine wird nichts beenden und noch nicht mal verlangsamen. Wir wissen das inzwischen, weil wir es (je nach individuellem Geburtsjahr) seit 9/11 oder seit JFK als nicht bestreitbares empirisches Datum von unseren Mitmenschen vorgelebt bekommen. Es muss sich also jeder selbst die Frage stellen, ob er es bei der bloßen Aufklärung bewenden lassen und nichts und niemanden stoppen will.

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