Friedrich Merz empfiehlt ukrainischer Armee erneute militärische Offensive
16. April 2025Der kommende deutsche Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) rät der ukrainischen Militär- und Staatsführung im Krieg gegen Russland neue Angriffe zu starten. „Die ukrainische Armee muss aus der Defensive herauskommen“, sagte Merz in einem Interview in der ARD-Sendung „Caren Miosga“. (13. April) Seit mehr als drei Jahren „reagiert“ die ukrainische Armee lediglich auf „die Lage“, erklärte Merz. Die ukrainischen Offensiven in der Region Charkow und Cherson (2022), in den Regionen Saporoschje und Donezk (2023) und in den russischen Regionen Kursk (2024) und Belgorod (2025) ließ der CDU-Politiker unerwähnt.
Eine Möglichkeit, in die Offensive zu gehen, sei Merz zufolge die Zerstörung der „wichtigsten Landverbindung zwischen Russland und der Krim“. Deutsche Medien und russische Politiker interpretieren dies als Aufruf zur Zerstörung der Krimbrücke, die das russische Festland seit 2018 mit der seit dem Jahr 2014 nach Russland eingegliederten Krim verbindet. Auf der Halbinsel im Schwarzen Meer liege der „größte Teil des militärischen Nachschubs für die russische Armee“, sagte der designierte Bundeskanzler. Die deutsche Bundesregierung müsse der Ukraine helfen, damit der russische Präsident Wladimir Putin die „Aussichtslosigkeit dieses Krieges“ erkenne. Merz werde den deutschen Marschflugkörper „Taurus“ an die Ukraine liefern, wenn dies mit den „europäischen Partnern“ abgestimmt worden ist. Putin reagiere nicht positiv auf Friedensangebote, sagte Merz.
Der frühere russische Präsident Dimitri Medwedew bezeichnete Friedrich Merz daraufhin als „Nazi“, der besser zweimal überlegen solle, was er vorschlage. Kreml-Sprecher Dimitri Peskow kritisierte, Merz Haltung führe „unweigerlich“ zu einer „Eskalation der Situation um die Ukraine“. Der Duma-Abgeordnete Dimitri Belik sagte, Merz versuche sich der „leidenschaftlichen antirussischen Rhetorik Londons und Paris’ anzuschließen“.
Der deutsche Oberst a. D. Wolfgang Richter widersprach in einem Interview mit dem Fernsehsender „n-tv“ (14. April) der Lagebeurteilung von Friedrich Merz. Die wesentlichen Kampfhandlungen des Krieges fänden an Fronten weit entfernt von der Krim statt und würden militärlogistisch direkt aus dem Südwesten Russlands versorgt. Die Versorgungsroute über die Krim wäre ein „Umweg“ für die russische Armee. Internationale Beobachter hatten bereits im Jahr 2024 festgestellt, dass die Krimbrücke nicht mehr für militärische Transporte genutzt werde. Russland hatte außerdem eine weitere frontnahe Eisenbahnroute vom russischen Rostow am Don durch die besetzte Südostukraine von Donezk über Mariupol nach Berdjansk gebaut.
Richter wies auch darauf hin, dass Taurus-Lieferungen keine Hilfe für Friedensverhandlungen, sondern eine „Verschärfung“ wären, die die Verhandlungen in Frage stellen würden. Der frühere Offizier und Berater von der „Stiftung Wissenschaft Politik“ (SWP) hatte bereits im Juni 2024 erklärt, die Waffendiskussionen im Ukraine-Krieg seien „völlig fehlgeleitet“. Der CDU-Vize-Fraktionsvorsitzende und Außenpolitiker Johann Wadephul hatte in einem ungewollten Gespräch mit russischen Satirikern im November 2024 erklärt, Taurus könnte unter einem Kanzler Merz bereits ab Mai 2025 an die Ukraine geliefert werden.
Im Februar 2024 hatten hochrangige deutsche Offiziere, darunter Luftwaffenchef Ingo Gerhartz, in einem abgehörten Gespräch beraten, wie die Krimbrücke mithilfe der Taurus-Marschflugkörper zerstört werden kann. Dabei wurde deutlich, dass solche Angriffe von deutschen Militärs im Detail geplant und die Zieldaten an die ukrainische Armee übermittelt werden müssten. Die deutsche Beteiligung müsse jedoch verschleiert werden, da dies als Kriegsbeteiligung ausgelegt werden könnte. Brigadegeneral Frank Gräfe sagte in dem vertraulichen Gespräch, dass die Luftwaffe in irgendeiner Form immer an der Zielsteuerung beteiligt wäre. Ein Oberstleutnant, der wie alle an den Angriffsplanungen beteiligten Offiziere anschließend auf seinem Posten verbleiben durfte, erklärte, die Zieldaten müssten definitiv von der deutschen Luftwaffe verarbeitet werden.
Seit dem russischen Einmarsch in die Ukraine gab es bereits mehrere Angriffe auf die Krimbrücke. Im Oktober 2022 explodierte ein vom ukrainischen Geheimdienst mit Sprengstoff beladener LKW auf einer Fahrbahn der Brücke und setzte einen vorbeifahrenden Zug in Brand. Drei Zivilisten starben bei dem Anschlag, der laut dem US-Magazin „Grayzone“ mithilfe des britischen Geheimdienstes durchgeführt wurde. Im Juli 2023 griffen ukrainische Marine-Drohnen die Brücke vom Wasser her an. Zwei Zivilisten starben bei dem Angriff. Im August 2023 wurde die Brücke mit US-Raketen beschossen, die von der russischen Luftabwehr abgefangen wurden. Laut der Zeitung „New York Times“ ging dieser Angriff auf die Planungen von britischen und US-Militärs zurück. Im darauf folgenden Monat attackierte die ukrainische Armee die Krimbrücke erneut erfolglos mit Seedrohnen.
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