mRNA-Corona-Präparat von Biontech/Pfizer | Bild: Shutterstock

„Nicht-COVID-Sterblichkeitsraten bei Geimpften teilweise deutlich höher“

Der Mediziner Prof. Günter Kampf hat anhand amtlicher Daten aus England die Sterblichkeitsraten von Corona-Geimpften und -Ungeimpften verglichen, soweit deren Tod nicht durch Covid verursacht wurde. Ergebnis: ein „deutlich sichtbarer Zusammenhang zwischen Impfung und Sterblichkeitsraten, egal wie man es erklärt“. So war etwa die Nicht-COVID-19-Sterblichkeit in den Altersgruppen über 50 Jahren bei der ersten Dosis im Zeitraum Mai bis Juli 2021 „drei- bis fünfmal höher als bei den Ungeimpften“. Im Interview mit Multipolar spricht Kampf auch über die Schwierigkeiten, diese Ergebnisse in etablierten Fachzeitschriften zu publizieren: Eine begründete ihre Absage mit der „sensiblen Natur“ der Untersuchung.

KARSTEN MONTAG, 18. Juni 2025, 8 Kommentare, PDF

Multipolar: Herr Professor Kampf, Sie haben zusammen mit Ihrem Kollegen Maarten Fornerod die Ergebnisse einer Studie veröffentlicht, in der Sie die Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsraten in England nach Impfstatus und Altersgruppe in den Jahren 2021 bis 2023 untersucht haben. Was sind Nicht-COVID-19-Todesfälle und warum ist diese Untersuchung relevant?

Kampf: Nicht-COVID-19-Todesfälle sind nach der Definition, die in England verwendet wurde, die Todesfälle von Personen, die nicht an COVID-19 gestorben sind. Das Office for National Statistics hat die Todesfälle in drei Gruppen eingeteilt. Es gibt dort die All-Causes-Mortality, also die Sterblichkeit unabhängig von irgendeiner Todesursache, aufgeteilt in die Sterblichkeit an COVID-19 und die Sterblichkeit ohne COVID-19.

Multipolar: Und der COVID-19-Impfstatus ist bei allen Todesfällen angegeben?

Kampf: Genau. Die Anzahl der applizierten Impfdosen ist in diesen Kategorien angeben. Das geht von null bis vier, so dass man in jeder Kategorie den Impfstatus einsehen kann, unabhängig von der Todesursache. Die Sterblichkeitsraten wurden pro 100.000 je Monat, Altersgruppe und Impfstatus angegeben.

Multipolar: Sind diese Daten öffentlich zugänglich?

Kampf: Die sind nach wie vor öffentlich zugänglich beim Office for National Statistics in England. Die Datei heißt „Death by Vaccination Status“, also „Todesfälle nach Impfstatus“.

Multipolar: Warum haben Sie gerade Daten aus England genommen? Gibt es diese Daten nicht auch in anderen Ländern?

Kampf: Nein, ich kenne keine vergleichbaren Zahlen aus anderen Ländern. Deswegen hat mich der Inhalt dieser Tabelle neugierig gemacht.

Multipolar: Warum sind diese Daten relevant?

Kampf: Damit lässt sich feststellen, ob die Nicht-COVID-Sterblichkeitsraten je nach Impfstatus variieren. Vergleicht man die Gruppe der Geimpften mit der Gruppe der Ungeimpften, sollten die Sterblichkeitsraten abseits von COVID-19 ungefähr gleich sein. Ich habe daher die Daten ausgewertet, um zu sehen, ob ich darin Muster erkennen kann.

Multipolar: Was für Muster haben Sie festgestellt?

Kampf: Zunächst einmal habe ich mir die COVID-19-Sterblichkeit abhängig vom Impfstatus angesehen. Tatsächlich ist diese Sterblichkeit tendenziell bei den Geimpften eher niedriger. Das ist zwar nicht durchgängig zu sehen, aber man kann durchaus einen Trend erkennen. Auch wenn diese Zahlen keine Kausalität belegen, war das für mich erst einmal ein schlüssiges Bild. Dann habe ich die Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsraten der Ungeimpften über alle Altersgruppen ausgewertet. Bei den Ältesten schwanken sie ein wenig, aber in allen anderen Altersgruppen sind sie weitestgehend über den Untersuchungszeitraum stabil. Das war sozusagen die Benchmark für die Geimpften.

Als ich mir dann allerdings die Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsraten der Geimpften angesehen habe, war ich überrascht. Ich war davon ausgegangen, dass die Nicht-COVID-Sterblichkeitsraten weitestgehend unabhängig vom Impfstatus sind. Warum sollte es hier einen Zusammenhang geben? Aus den Daten ist jedoch zu erkennen, dass die Nicht-COVID-19-Sterblichkeit bei den Geimpften mehrheitlich höher war als bei den Ungeimpften, teilweise sogar erheblich höher, vor allem nach der ersten Dosis in den Altersgruppen ab 40 Jahren.

Zudem sind in diesen Altersgruppen zu den Impfkampagnen zeitlich leicht versetzte, deutlich höhere Sterblichkeitsraten zu erkennen. Auch in England hat man zunächst die besonders gefährdeten Personengruppen geimpft. Das waren ältere und multimorbide Personen. Der Peak in der Altersgruppe der über 80-jährigen befindet sich zwischen Mai und Juni 2021. Bei den 70- bis 79-jährigen stellt man ihn im Juni fest, bei den 50- bis 69-jährigen im Juli und bei den 40- bis 49-jährigen im Oktober. Dieses auffällige Muster ist für mich ein Hinweis, dass die erhöhte Nicht-COVID-19-Sterblichkeit mit der Impfung zusammenhängen könnte.

Multipolar: Eine auffällige Korrelation zwischen den Impfkampagnen und einer erhöhten Sterblichkeit haben auch Christof Kuhbandner und Matthias Reitzner bereits mit deutschen Sterbedaten feststellen können.

Kampf: Genau, auch hier ist natürlich keine eindeutige Kausalität belegt, da man die Untersuchungen am ehesten mit einer Beobachtungsstudie vergleichen kann. Doch es gibt teilweise einen deutlich sichtbaren Zusammenhang zwischen Impfung und Sterblichkeitsraten, egal wie man es erklärt. Es gibt noch ein weiteres auffälliges Muster in unserer Untersuchung, auf das ich hinweisen möchte. In der Altersgruppe der 18- bis 39-jährigen ist im Vergleich zu den Ungeimpften bei den ersten drei Impfdosen keine Auffälligkeit zu erkennen. Bei der vierten Dosis sieht man jedoch für einen kurzen Zeitraum zwischen Mai und September 2022 deutlich höhere Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsraten.

Multipolar: Es gibt ja amtlich dokumentierte Todesfälle nach Impfung. War es nicht zu erwarten, dass diese in den Bevölkerungsdaten sichtbar werden?

Kampf: Ja, es gibt nachweislich Todesfälle nach der COVID-19-Impfung, beispielsweise die Hirnvenenthrombosen nach der AstraZeneca-Impfung. Das ist ja inzwischen belegt. Auch Todesfälle aufgrund eines erhöhten Myokarditis-Risikos durch die Impfung sind belegt. Doch für mich stellte sich die Frage, ob das eine Größenordnung ausmacht, die in einer Auswertung offizieller Sterblichkeitsraten sichtbar werden könnte. Ich habe nicht damit gerechnet, dass dies auf eine so deutliche Art sichtbar wird. Die Nicht-COVID-19-Sterblichkeit in den Altersgruppen über 50 Jahren ist bei der ersten Dosis im Zeitraum Mai bis Juli 2021 drei- bis fünfmal höher als bei den Ungeimpften. Die Sterblichkeitsrate der Altersgruppe der 18- bis 39-jährigen ist bei der vierten Dosis im Zeitraum Mai bis September 2022 sogar bis zu zwanzigfach höher. Es gibt natürlich auch andere Erklärungsmöglichkeiten, die aus dieser Studie nicht hervorgehen, beispielsweise die Morbidität dieser Menschen. Aber das Bild hat mich dennoch überrascht.

Multipolar: Kann man anhand der Daten aus England auch die genauen Todesursachen erkennen und daraus schließen, ob beispielsweise die Sterblichkeitsraten aufgrund von Krebs oder Herzerkrankungen bei den Geimpften höher war?

Kampf: Nein, die tatsächliche Todesursache ist bis auf die Unterscheidung zwischen COVID-19 und Nicht-COVID-19 in den Daten nicht angegeben. Man weiß leider auch nichts über die Morbidität der Verstorbenen.

Multipolar: Der bekannte Epidemiologe und Statistiker John Ioannidis hat im Rahmen des Peer-Review-Prozesses zu Ihrer Studie das Argument angeführt, die höhere Sterblichkeit bei Geimpften könnte darauf zurückzuführen sein, dass sich vornehmlich gesunde Menschen nicht hätten impfen lassen. Wie bewerten Sie das?

Kampf: Natürlich muss man davon ausgehen, dass die Bereitschaft, sich impfen zu lassen, bei schwerkranken Menschen mit einer eventuellen Lungenschädigung größer ist, als wenn man keine Grunderkrankung hat. Doch die Begrenztheit der Daten verhindert eine genauere Untersuchung diesbezüglich. Allerdings kann man in der Darstellung erkennen, dass es bei den Ungeimpften zu keiner Zeit einen signifikanten Ausschlag gab. Das Argument von Ioannidis mag im Grundsatz stimmen. Es liefert jedoch keine Erklärung für die höheren Sterblichkeitsraten in zeitlichem Zusammenhang nach den Impfungen.

Multipolar: Kennen Sie Untersuchungen, die eine Erklärung dafür liefern, warum gerade die vierte Dosis bei den jüngeren Menschen so eine Auswirkung gehabt haben könnte?

Kampf: Nein, mir ist keine bekannt. Natürlich ist auch das nur eine Korrelation, und die Kausalität ist nicht belegt. Doch die Ergebnisse weisen auf einen möglichen Zusammenhang mit der Impfung hin.

Multipolar: Der schwedische Biostatistiker Martin Kulldorff hat im Review-Prozess die auffällig hohe Sterblichkeit nach der ersten Dosis mit Schwimmern und Nichtschwimmern verglichen. Diejenigen, die nicht schwimmen könnten, würden ertrinken, wenn man sie das erste Mal ins Wasser wirft. Wenn man die Überlebenden ein zweites Mal ins Wasser wirft, würden sie alle überleben, da sie bereits bewiesen haben, dass sie schwimmen können. Das heißt, wer die erste Dosis überlebt hat, war auch weniger anfällig für weitere Dosen. Ist das eine Erklärung, die Sie teilen?

Kampf: Ich kann dies in dieser binären Art nicht nachvollziehen, weil ich bei den älteren Menschen in der Auswertung auch bei der zweiten Dosis noch eine höhere Nicht-COVID-19-Sterblichkeitsrate erkennen kann. Von daher finde ich diesen Vergleich zwar auf den ersten Blick gut verständlich, aber ich befürchte, das Gesamtbild ist nicht so, dass man nur von Schwimmern und Nichtschwimmern sprechen kann.

Multipolar: John Ioannidis hat im Review-Prozess geschrieben, er mache sich Sorgen, dass einige Leute zu der Annahme „verleitet“ werden könnten, dass COVID-19-Impfstoffe für einen beträchtlichen Teil der in vielen Ländern beobachteten Übersterblichkeit verantwortlich sind. Zudem sei die Behauptung, dass Impfstoffe eine große Anzahl von Menschen getötet haben, „unplausibel“ und „grundlegend unbegründet“. Wie sehen Sie die Einschätzung von Ioannidis in Anbetracht Ihrer Studienergebnisse?

Kampf: Ich kann sie in dieser Klarheit nicht nachvollziehen, weil für mich die Ursachen der Übersterblichkeit nicht abschließend geklärt sind. Ich habe bisher auch keine Studien finden können, die ganz klar nachweisen, an welchen Ursachen diese Übersterblichkeit festgemacht werden kann. Vielleicht muss ich noch einen Gedanken ergänzen. Die Daten vom Office for National Statistics beschreiben keine Übersterblichkeit. Sie beschreiben nur die Kategorien COVID-19-Tote und Nicht-COVID-19-Tote. Es wird kein Vergleich mit anderen Jahren herangezogen. Deswegen kann man aus diesen Daten auch nicht herleiten, dass es eine Übersterblichkeit gab. Meine Motivation war es, mit den vorliegenden Daten anzuregen, die Impfung als mögliche Ursache nicht kategorisch auszuschließen.

Multipolar: Die Veröffentlichung Ihrer Studienergebnisse wurde von verschiedenen Fachzeitschriften abgelehnt. Welche Zeitschriften waren das und was waren die genannten Gründe?

Kampf: Das waren die Zeitschrift Vaccines, das Journal of Epidemiology, das Journal of Public Health, die Zeitschrift Epidemiologia, die Zeitschrift Medicina und Infectious Disease Reports. Bei keiner der Zeitschriften kam es zu einem Peer Review Verfahren, sondern der Beitrag wurde schon vorab abgelehnt. Die Gründe waren vielfältig, allerdings nicht unbedingt verständlich. Die für mich ungewöhnlichste Begründung zur Rückweisung lautete: „Der akademische Herausgeber hat beschlossen, dieses Manuskript aufgrund seiner sensiblen Natur nicht weiter zu bearbeiten.“ Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte, und habe noch einmal nachgefragt. Daraufhin hieß es, das sei schon so richtig. Der zugehörige Verlag verfügt über eine Abteilung für Forschungsintegrität und Publikationsethik. Ich habe mir erlaubt, auch dort nachzufragen, ob das wirklich eine seriöse Begründung sei. Ich habe zwar eine Antwort erhalten, aber die war inhaltlich nicht relevant. Bei mir blieb der Eindruck zurück, dass sich die üblichen Fachzeitschriften nicht mit dem Thema auseinandersetzen wollten.

Multipolar: Veröffentlicht wurden die Ergebnisse schließlich im Journal of the Academy of Public Health, das erst seit Anfang 2025 publiziert. Im Redaktionsausschuss sitzen unter anderem der bereits erwähnte John Ioannidis, einer der meistzitierten Wissenschaftler der Welt, Peter Gøtzsche, Mitbegründer der Cochrane Collaboration, sowie sechs Erstunterzeichner der Great Barrington Declaration. Auch Sie selbst sind dort vertreten. Im Wikipedia-Eintrag zu dem Journal heißt es, die Gründer, Martin Kulldorff und Andrew Noymer, ständen „in Verbindung mit medizinischen Ansichten, die gegen das Establishment gerichtet“ seien. Zudem säßen im Redaktionsausschuss Personen, „die mit Fehlinformationen während der COVID-19-Pandemie in Verbindung gebracht“ werden. Wie bewerten Sie diesen Vorwurf?

Kampf: Ich war doch ein Stück weit schockiert, als ich das gelesen habe. Es gab immer in der Medizingeschichte Ansichten, die gegen das Establishment gerichtet waren – beispielsweise die von Ignaz Semmelweis in meinem Fachbereich Hygiene und Umweltmedizin. Zu seiner Zeit wusste man noch nicht, dass Mikroorganismen über die Hände von Ärzten übertragen werden können. Es galt damals als Hochverrat an der Ärzteschaft, als Semmelweis sagte, man sollte sich die Hände in Chlorbleiche waschen, bevor man aus der Pathologie zu den Wöchnerinnen geht. Das war ein absolutes Tabu. Er hatte aber Recht behalten. Man kann auch den Nobelpreisträger Barry Marshall nennen. Er hatte festgestellt, dass die Magenschleimhautentzündung nicht nur durch Stress verursacht wird, sondern auch durch ein bestimmtes Bakterium. Um das zu beweisen, hat er ein Reagenzglas mit dem Erreger getrunken, dann selbst eine Magenschleimhautentzündung entwickelt und diese mit Antibiotikum behandelt. Natürlich hat man ihn erst einmal belächelt. Ich kann deshalb nicht verstehen, warum man hier bestimmten ausgewiesenen Wissenschaftlern dieses Stigma anhängen will, ihre medizinischen Ansichten seien gegen das Establishment gerichtet. Das hat für mich eine negative Konnotation. Man kann es aber auch positiv betrachten. Denn immer dann, wenn man einen anderen gedanklichen Weg geht, der nicht etabliert ist, dann hat man ja die Chance, etwas Neues zu entdecken.

Multipolar: Ist es ein sachliches Argument, dass „Ansichten gegen das Establishment gerichtet“ sind?

Kampf: Nein, es ist kein sachliches Argument – zumal auch nicht gesagt wird, welche medizinischen Ansichten das genau sein sollen.

Multipolar: Und was ist mit der Aussage, die Redaktionsmitglieder hätten in der Corona-Zeit „Fehlinformationen“ verbreitet?

Kampf: Das ist schon ziemlich happig, was da geschrieben wird. Im Grunde steht dort in einem Zitat, dass fehlinformierende Ärzte eine Fehlinformationszeitschrift eröffnen, um Fehlinformationen zu streuen. Das ist schon sehr respektlos gegenüber anderen Kollegen, die einfach bei bestimmten Themen in der Epidemiologie Standpunkte vertreten, die andere offenbar nicht teilen. Das ist doch per se erst einmal keine Fehlinformation. Ich war überrascht, dass aus Wissenschaftler-Kollegenkreisen solche Worte gewählt werden. Denn was bei kontroversen Themen Fehlinformation ist oder nicht, das zeigt sich doch eigentlich immer erst am Schluss, wenn mehr Erkenntnisse vorliegen.

Vielleicht dazu ein Beispiel: Es gab ja im März 2020 in The Lancet eine Kurzmitteilung, veröffentlicht von 27 Autoren. Christian Drosten war auch darunter. Da stand drin, dass SARS-CoV-2 einen natürlichen Ursprung hat, und wer auch immer etwas anderes behauptet, sei ein Verschwörungstheoretiker. Im Original: „Wir stehen gemeinsam dafür ein, Verschwörungstheorien, die nahelegen, COVID-19 habe keinen natürlichen Ursprung, aufs Schärfste zu verurteilen.“ Da hat man eine Diskussionstür bewusst geschlossen. Und heute stellt sich heraus, dass mehr dafür spricht, dass das Virus keinen natürlichen Ursprung hatte. In der Wissenschaft sollte das Wort Verschwörungstheorie oder Fehlinformation aus meiner Sicht nicht auftauchen. Das gehört nicht in eine sachliche Auseinandersetzung.

Wenn man in zehn Jahren zurückblickt, was in der Corona-Zeit von namhaften Wissenschaftlern gesagt wurde, um die Pandemie erfolgreich einzugrenzen, dann frage ich mich, wie viel davon als Fehlinformation eingestuft werden müsste.

Multipolar: Haben Sie die Hoffnung, dass sich in den nächsten Jahren in größerer Klarheit herausstellt, wie genau die Auswirkungen der Maßnahmen und der Impfung waren, oder gehen Sie eher davon aus, dass eine Aufarbeitung weiterhin verzögert wird?

Kampf: Ich würde mir sehr wünschen und ich hätte wieder mehr Vertrauen in das, was Medizin und Wissenschaft betrifft, wenn es tatsächlich eine komplett neutrale Auswertung gäbe – unabhängig von Personen, unabhängig von Politikern, unabhängig von Medienprotagonisten. Eine völlig wertfreie Auswertung, die Fragen stellt wie: War das alles richtig und notwendig, hat es tatsächlich dazu geführt, dass die Pandemie besser eingrenzbar war? Hat die Impfung tatsächlich dazu geführt, dass die Todesfälle und schweren Verläufe deutlich rückläufig waren? Und im Umkehrschluss: Gab es wirklich kaum Schäden durch die Maßnahmen und die massenhaften Impfungen? Ich wäre unendlich dankbar für eine neutrale Auswertung, denn das würde auch, glaube ich, vielen Menschen wieder mehr Vertrauen in die öffentliche Gesundheit geben. Wenn das tatsächlich kommen würde, wäre das eine großartige Sache.

Multipolar: In den USA gab es ja bereits eine parlamentarische Aufarbeitung. Das US-Abgeordnetenhaus Ende letzten Jahres hat einen 500-seitigen Abschlussbericht dazu veröffentlicht, in dem Erstaunliches steht: Die Abstandsregeln waren willkürlich gewählt und basierten nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, es gab keinen schlüssigen Beleg für den Schutz von Masken, Lockdowns haben der Wirtschaft und den Menschen unermesslichen Schaden zugefügt, die Impfpflicht hat mehr Schaden als Nutzen gebracht. Das ist hierzulande jedoch kaum bekannt.

Kampf: Ich komme im Grunde zu dem gleichen Ergebnis. Ich habe ja vier Pandemiemanagement-Bücher geschrieben: zu 2G, zur Maskenpflicht, zur Impfpflicht und zum Vergleich COVID-19 und Influenza. Bei den ersten drei Themen komme ich im Großen und Ganzen zu dem gleichen Ergebnis, wenn ich die Gesamtheit der Literatur auswerte, auf die ich zugreife. Von daher überrascht mich das Ergebnis nicht.

Zum Interviewpartner: Professor Günter Kampf, Jahrgang 1964, ist Mediziner mit Stationen in der Chirurgie, der Inneren Medizin sowie der Klinischen Pharmakologie, die sich mit der Erforschung und Beurteilung von Arzneimitteln befasst. Er hat sich zum Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin weitergebildet und war viele Jahre für ein Unternehmen der Hygienebranche tätig, zuletzt als wissenschaftlicher Direktor. Seit 2016 ist er selbständig als Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie als Fachbuchautor tätig. In Fachzeitschriften hat er zunächst Beiträge zu nosokomialen Infektionen verfasst (Übertragung von Erregern im Zusammenhang mit einem Krankenhausaufenthalt). Später war sein Schwerpunkt die Händehygiene, die Flächendesinfektion sowie Resistenzen gegenüber Wirkstoffen aus Desinfektionsmitteln. Er verfasste unter anderem mehrere Bücher zur Nutzenbewertung der Corona-Maßnahmen.

MATTHIAS BARON, 19. Juni 2025, 10:50 UHR

Was nicht sein darf, kann nicht sein. Ich erinnere mich gut daran, wie Christof Kuhbandners Arbeiten (er hatte als erstes auf die Korrelation von Impfrate und Sterberate hingewiesen) hierzulande verspottet wurden. Von Profiteuren der Katastrophe ist nicht zu erwarten, daß sie zugeben, selber für diese Katastrophe verantwortlich zu sein.

"Man braucht nicht von Bosheit ausgehen, wenn Dummheit reicht." Redebeiträge im Bundestag vom Herbst 2021 lassen ein gehöriges Maß an Dummheit erkennen. Das Problem unser Zeit: Ungeeignete Leute steigen in hohe bis höchste Positionen auf, oft erschreckend jung. - stromlinienförmige Aufsteiger halt, ohne Ecken und Kanten, und so klingen sie dann auch.

HELENE BELLIS, 19. Juni 2025, 12:20 UHR

Vielen Dank für ein weiteres interessantes Interview zum Thema Covid-19. Um die getätigten Äußerungen nachvollziehen zu können, fehlen mir allerdings ein paar wichtige Angaben.

(1) Wie wurde Covid-19 diagnostiziert? Normale – wenn auch ggf. sehr starke – Grippesymptome plus positiver Covid-PCR-Test? Falls nein, wie dann? Und

(1b) war dies über den gesamten Zeitraum hinweg bei allen Infizierten und Toten die gleiche Art und Weise der Diagnostik?

(2) Woran genau mußte man sterben, um an Covid-19 gestorben zu sein?

(3) Wann genau war man ungeimpft? Laut Florian Schilling(*) gab es zwar eine theoretische Unterteilung in „geimpft binnen der letzten 21 Tage“ und „geimpft vor mehr als 21 Tagen“, allerdings sagt er auch, sie gaukele falsche Sicherheit vor. Ist es insofern überhaupt möglich, in der vorliegenden Studie die Geimpften komplett von den Umgeimpften zu trennen?

(4) Inwieweit spielt der PCR-Test jeweils eine Rolle, und falls ja, sind die Zyklenhäufigkeiten entsprechend festgehalten worden?

(5) Wurde außer den genannten Todesfällen auch die Gesamtsterblichkeit (also die erwähnte All-Causes-Mortality) zwischen Geimpften und Ungeimpften verglichen und falls ja, wie sieht diese aus? (Nach Harald Walach ist ja bereits hier die Sache beendet, weil nur dann, wenn die Geimpften aufs Ganze gesehen länger leben, überhaupt ein Vorteil durch die Spritze gegeben ist, und soweit ich weiß, gibt es diesen Vorteil nicht. Aber selbst wenn man das ignoriert:) Es wäre schön, wenn man diese Zahl noch mit den hier vorgestellten Unterteilungen vergleichen könnte.

Danke.

(*) https://multipolar-magazin.de/artikel/sterblichkeit-und-impfung#diskussion

STRESSTEST, 19. Juni 2025, 14:20 UHR

"(2) Woran genau mußte man sterben, um an Covid-19 gestorben zu sein?"

@HELENE BELLIS: Je nachdem, wo und wie hoch die Geldprämien für Corona-Sterbefälle waren. In Rumänien musste man nur sterben. Den Rest erledigten dann Ärzte und Ärztinnen:

"Rechtsanwältin Maria Vasii und Zeugen: Über 400 Mrd. EURO der EU für Corona-Auftragsmord und Geldwäsche"

https://www.kla.tv/37758&autoplay=true

HELENE BELLIS, 19. Juni 2025, 20:30 UHR

@stresstest
Das mag sein. Hier geht es aber nicht um Rumänien, sondern ganz konkret um England in den Jahren 2021 - 2023. Und wenn Sie dazu nichts zu sagen haben, dann lassen Sie es doch einfach.

GÜNTER KAMPF, 20. Juni 2025, 10:20 UHR

Zu 1:
Die Daten beziehen sich auf offiziell gemeldete Todesfälle sowie auf die Angaben auf den jeweiligen Sterbeurkunden (siehe auch Antwort zu Frage 2).

Zu 2:
Für diese Analyse wurde ein Todesfall als im Zusammenhang mit COVID-19 stehend definiert, wenn entweder der ICD-10-Code U07.1 (COVID-19, Virus nachgewiesen) oder U07.2 (COVID-19, Virus nicht nachgewiesen) auf der Todesbescheinigung erwähnt wurde.

Zu 3:
Ja. In der Ausgangstabelle sind drei Kategorien aufgeführt:
– „Ungeimpft“
– „Geimpft, vor weniger als 21 Tagen“
– „Geimpft, vor mindestens 21 Tagen“
In der offiziellen Tabelle sollten somit alle gemeldeten Fälle erfasst worden sein. Die zweite Kategorie wies allerdings in einigen Altersgruppen so geringe Fallzahlen auf, dass keine aussagekräftige Darstellung möglich war.

Zu 4:
In den Anmerkungen zur Tabelle finden sich hierzu keine spezifischen Angaben. Da die Daten aus ganz England stammen, ist es wahrscheinlich, dass es methodische Unterschiede zwischen den Laboratorien in den verschiedenen Regionen gab.

Zu 5:
Ich habe die Gesamtsterblichkeitsraten (für alle Todesursachen und alle Altersgruppen) nach Impfstatus nachträglich ausgewertet. Das Ergebnis ist in folgender Abbildung dargestellt:

https://archive.org/details/abbildung.gesamtsterblichkeit.pdf

Das Ergebnis spricht für sich.

HELENE BELLIS, 20. Juni 2025, 11:45 UHR

Zu 1:
Die Daten beziehen sich auf offiziell gemeldete Todesfälle sowie auf die Angaben auf den jeweiligen Sterbeurkunden (siehe auch Antwort zu Frage 2).

Bedeutet dies, daß jeder Arzt und jede Ärztin Covid-19 als Todesursache angeben konnte, wenn ihnen das möglich oder opportun erschien bzw. wenn sie von einem positiven Testergebnis wußten oder ein solches annahmen? Hat das irgendjemand kontrolliert? Und beantwortet das insofern meine Frage (1b) damit, daß es also keine englandübergreifende etwas genauere Diagnostik gab?

Zu 2:
Für diese Analyse wurde ein Todesfall als im Zusammenhang mit COVID-19 stehend definiert, wenn entweder der ICD-10-Code U07.1 (COVID-19, Virus nachgewiesen) oder U07.2 (COVID-19, Virus nicht nachgewiesen) auf der Todesbescheinigung erwähnt wurde.

Das hieße also, wer einen positiven PCR-Test hatte, galt automatisch [als Covid-19-Kranker/Infizierter und bezüglich der vorliegenden Daten auch] als Covid-19-Toter? Auch, wenn die Person lediglich einen positiven Test hatte? Sprich, es wurde kein Unterschied gemacht, ob jemand an oder mit Covid starb? Und Nicht-Covid-19-Tote waren demnach Menschen, die zum Todeszeitpunkt entweder einen negativen Test hatten oder wo kein Testergebnis bekannt war bzw. vorlag? Sehe ich das richtig?

Zu 3:
Ja. In der Ausgangstabelle sind drei Kategorien aufgeführt:
(–) „Ungeimpft“
(–) „Geimpft, vor weniger als 21 Tagen“
(–) „Geimpft, vor mindestens 21 Tagen“
In der offiziellen Tabelle sollten somit alle gemeldeten Fälle erfasst worden sein. Die zweite Kategorie wies allerdings in einigen Altersgruppen so geringe Fallzahlen auf, dass keine aussagekräftige Darstellung möglich war.

Das will ich mal so stehenlassen, auch wenn Herr Schilling diesbezüglich so seine Zweifel hatte.

Zu 4:
In den Anmerkungen zur Tabelle finden sich hierzu keine spezifischen Angaben. Da die Daten aus ganz England stammen, ist es wahrscheinlich, dass es methodische Unterschiede zwischen den Laboratorien in den verschiedenen Regionen gab.

Noch einmal sehr skeptisch nachgefragt: ein Covid-19-Todesfall definierte sich über die Ergebnisse der Laboratorien, also ausschließlich über einen positiven Test plus ggf. einen Virusnachweis? Würde das – mal ganz böse unterstellt – auch für den Tod nach Unfall durch Überfahren gelten? Oder haben die Engländer solche Todesfälle – ganz unabhängig von irgendwelchen Testergebnissen – als zwar unnatürlich, aber nicht durch das Virus bedingt verzeichnet?

Zu 5:
Ich habe die Gesamtsterblichkeitsraten (für alle Todesursachen und alle Altersgruppen) nach Impfstatus nachträglich ausgewertet. Das Ergebnis ist in folgender Abbildung dargestellt:
https://archive.org/details/abbildung.gesamtsterblichkeit.pdf
Das Ergebnis spricht für sich.

Danke.

GÜNTER KAMPF, 23. Juni 2025, 09:10 UHR

@Helene Bellis
In England wurden COVID-19-Todesfälle nach unterschiedlichen methodischen Ansätzen erfasst, wobei insbesondere zwei Definitionen dominierend waren: eine durch Public Health England (PHE) (bzw. später die UK Health Security Agency, UKHSA) und eine durch das Office for National Statistics (ONS).

Nach der Definition von PHE/UKHSA wurde jeder Todesfall als COVID-19-Todesfall klassifiziert, wenn der Tod innerhalb von 28 Tagen nach einem positiven SARS-CoV-2-Test eintrat, unabhängig von der tatsächlichen Todesursache. Diese Methodik ermöglichte eine schnelle, tagesaktuelle Berichterstattung, beinhaltete jedoch auch Todesfälle, die kausal nicht auf COVID-19 zurückzuführen waren (z. B. Verkehrsunfälle oder kardiovaskuläre Ereignisse)

(https://ukhsa.blog.gov.uk/2023/01/27/changes-to-the-way-we-report-on-covid-19-deaths/).

Im Gegensatz dazu stützt sich die Zählweise des ONS auf ärztlich ausgestellte Sterbeurkunden, auf denen COVID-19 entweder als direkte Todesursache oder als beitragender Faktor vermerkt sein muss. Diese Vorgehensweise gilt als methodisch präziser hinsichtlich der tatsächlichen Krankheitslast durch COVID-19, ist jedoch auf die individuelle ärztliche Beurteilung angewiesen und war mit einer zeitlichen Verzögerung in der Datenverfügbarkeit verbunden.

(https://www.ons.gov.uk/aboutus/transparencyandgovernance/freedomofinformationfoi/howonscategorisecovid19deaths)

HELENE BELLIS, 23. Juni 2025, 12:45 UHR

Sehr geehrter Herr Kampf,
vielen herzlichen Dank für Ihre ausführlichen Antworten auf meine zahlreichen Fragen.
Helene Bellis

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