Wolfgang Wodarg | Bild: KenFM

Falsche Pandemien

Die Menschen sind zurzeit durch Angst und einen irrationalen, widersprüchlichen Alltag wie gelähmt. Wenn sich der künstliche Nebel lichtet und die Machenschaften, die Korruption und Pläne hinter den Kulissen sichtbar werden, wird sich bald herausstellen, dass Menschen anders leben wollen, als die Schock-Strategen wünschen. Was wir erleben, ist eine offen angekündigte Machtübernahme. Doch das Leben ist nicht trivial und berechenbar und da wir eben keine Roboter oder Cyborgs sind, ist Fernsteuerung nicht drin. – Ein Auszug aus dem neuen Buch von Wolfgang Wodarg

WOLFGANG WODARG, 7. Juni 2021, 26 Kommentare, PDF

Als Medizinstudent habe ich gleich in den ersten Monaten etwas gelernt, was mein Leben für immer verändern sollte. Es war wie eine Erleuchtung. Dabei handelte es sich nur um eine kleine Zeichnung, das Bild eines Regelkreises. Sie stand im Lehrbuch der Physiologie und als ich sie mir näher ansah, um das Dargestellte zu verstehen, fühlte ich, dass ich etwas Grundsätzliches entdeckt hatte. Früher in der Schule war auch schon davon die Rede, aber da war es mir nicht besonders aufgefallen. Doch jetzt ahnte ich plötzlich, wie Leben funktioniert.

Ich hatte die Bedeutung meiner Entdeckung zuerst nur gespürt und lange nicht verstanden. Dann, innerhalb kürzester Zeit, fand ich diesen kreisenden Selbstbezug, dieses auf Störungen reagierende und sich stabilisierende Selbst, wo ich auch hinschaute. Bei der Blutzuckerregulation, beim Blutdruck, bei der hormonellen Steuerung unserer Organfunktionen, bei der Wiederherstellung einer gesunden Darmflora, bei Reaktionen unseres Immunsystems auf störende Einflüsse durch Pollen oder Viren und selbst im sozialen Miteinander sah ich diese durch Rückkopplung und ein dynamisches Gleichgewicht gekennzeichneten Systeme. Das war eine faszinierende Offenbarung. (…)

Das kleine Bild des Regelkreises hat sich mir eingeprägt. Es ging mir nie mehr aus dem Kopf, denn es ist eine Art Werkzeug, mit dem man Prozesse leichter verstehen kann. Wer an oder in einem bestehenden System irgendetwas ändert oder stört, der ändert immer auch das Ganze. Alles wirkt auf alles zurück. Was ich tue, was man mit mir tut, was ich unterlasse, was ich auswähle und was ich überhöre, alles ändert mein Leben, laufend.

Ständig in diesem Bewusstsein zu leben wäre aber sehr anstrengend. Wir sind gezwungen, uns dauernd zu entscheiden. Und je länger man im Katalog der Möglichkeiten blättert, je mehr man dabei entdeckt, umso schwerer fällt die Auswahl. Müsste man dabei auch noch an alle Zusammenhänge und Konsequenzen denken, würde das Leben zu kompliziert. Weil niemand immer alles gründlich abwägen kann und wir uns trotzdem ständig entscheiden müssen, erschaffen wir für uns selbst und mit anderen Regeln, damit wir die tagtäglichen Aufgaben fast automatisch erledigen können. Dadurch gewinnt man mehr Freiheit für das Wesentliche und für Neues. In unserem Staat dient allen das unveränderliche Grundgesetz zur Orientierung. Genau wie die Gesetze, die davon abgeleitet sind oder ihm zumindest nicht widersprechen dürfen. Nach ihnen muss alles gesellschaftliche Leben ablaufen. So wie beim Fußball nach dessen Regeln.

Wer uns also schwächen und Macht über uns gewinnen will, der kann uns dadurch lähmen, dass er unseren Alltag möglichst tief und lange durcheinanderbringt und unsere abgestimmten Regeln außer Kraft setzt oder immer wieder schnell ändert. Und jetzt denken Sie bitte nicht an Corona! (…)

Weltvergessenes Kreisen um eine tote Fledermaus

Es sieht so aus, als sei ein ganz komisches Programm unterwegs, das unsere dauernde Aufmerksamkeit auf sich zieht. Komisch auch, wo man sich nur hinwendet, haben sich schon alle darauf eingestellt. (…) Es ist wie ein weltvergessenes enges Kreisen um eine tote Fledermaus. (…) Weltweit programmiert man uns mit Corona-Dauermassage nun schon seit über einem Jahr, dass wir ausschließlich auf Fallzahlen und R-Werte schauen. Diese beruhen auf den Ergebnissen eines in Silico (1) entworfenen, ungeeigneten Tests und mit großen finanziellen Anreizen (2) geförderten Codierungen einer einzigen Diagnose oder auch nur deren Verdachts. (…)

Die offiziellen, durch alle Kanäle gedröhnten Corona-Geschichten sind so einfallslos verbissen, dass immer mehr Menschen die alltägliche Propaganda hinterfragen. Überall spürt man wachsenden Zorn über unsinnige Maßnahmen, über Widersprüchlichkeiten, Einschränkungen, Grausamkeiten und über die rasant zunehmenden sozialen Ungerechtigkeiten. Inzwischen hat sich viel Kraft und viel Wissen hinter diesem wachsenden Widerstand versammelt, und wer genau hinschaut und zwischen den Zeilen liest, der spürt das feine Zittern der Exekutive, die wachsende Unsicherheit und die hilflose Flucht in Versuche, jede gesellschaftliche Kommunikation immer drastischer zu unterdrücken. Das Handeln der Regierungen wirkt jetzt deutlich wie ein »Augen zu und durch«. Doch wir haben die Augen sehr weit offen und sehen, dass die Pläne der Mächtigen so schlecht sind, dass sie offenbar Angst haben, wir könnten darüber reden. (…)

Wir sehen ihre Mitläufer täglich, wie sie uns freundlich lächelnd Angst machen, uns angespannt und in ständiger Unsicherheit zu halten versuchen. Die in Schlüsselpositionen von Politik, Medien und Wissenschaft geschleusten Young Global Leaders und all jene, die sich von dieser illegitimen Macht verführen lassen.

»We are coming out«, sagte Klaus Schwab in seiner Rede beim Beijing Forum Anfang Dezember 2020. Der Gründer des Weltwirtschaftsforums (WEF), des Davoser Salons der Milliardäre, kündigte bereits im Sommer mit seinem neuesten Buch einen Great Reset oder – auf Schwäbisch – einen »Umschwung« an. Dabei sieht er in COVID-19 ein »Window of Opportunity«, das die Möglichkeit einer neuen Weltordnung eröffne. Damit wiederholt er weitgehend, was der langjährige Finanzberater und Drahtzieher französischer Regierungen Jacques Attali bereits im Mai 2009 anlässlich der Schweinegrippe äußerte. Attali meinte, dass sich die Menschheit nur dann signifikant weiterentwickle, wenn sie wirklich Angst habe. Er regte an: »Une petite pandémie permettra d’instaurer un gouvernement mondial!« (»Eine kleine Pandemie würde es erlauben, eine Weltregierung zu installieren!«)

Viele Finanzexperten schildern seit Jahren sehr eindrucksvoll, wie hoffnungslos inzwischen die Situation für das Bankensystem und die verschuldeten Staaten in der riesigen Spekulationsblase beziehungsweise der gewaltigen Schuldenkrise geworden ist. (3) Alle sagen: »So geht es nicht weiter.« Damit rechtfertigen vermutlich viele beteiligte Politiker auch insgeheim ihre antidemokratische Komplizenschaft.

Offen angekündigte Machtübernahme

Doch was wir jetzt erleben, das ist kein Umschwung. Es ist eine offen angekündigte Machtübernahme, eine lehrbuchmäßige Schock-Strategie nach dem Muster von Milton Friedman. Er hat vorgemacht, wie Notsituationen geschaffen und genutzt werden können, um ohne Widerstand der von Angst gelähmten Bevölkerung die Macht zu übernehmen oder eine radikale Privatisierung öffentlicher Güter einzuleiten. (4)

Chinas soziales Belohnungs- und Bestrafungssystem scheint dabei kopiert, perfektioniert und globalisiert zu werden. Nur dass der Westen wohl erst einmal aus dem Silicon Valley, der Wall Street und der City of London kontrolliert wird und nicht aus Peking. Bisher scheint unter der vorbildlichen Führung Deutschlands der »Umschwung« nach Plan abzulaufen.

Da stört also jemand gerade gewaltig die ganze Welt und kündigt uns – ohne zu fragen – einen Great Reset an. Doch glücklicherweise ist so ein Coup nicht berechenbar. Aus dem Great Reset könnte bald ein Great Regret werden oder vielleicht doch ein Reset, aber ein anderer, als ihn sich seine Macher erträumt haben. Das Leben ist eben nicht trivial und berechenbar und jede Einwirkung – berechnet oder nicht – erzielt nicht nur die gewünschte Reaktion, sondern wirkt sich auf alles aus. Und da wir eben keine Roboter oder Cyborgs sind, ist Fernsteuerung nicht drin.

Die Menschen sind zurzeit durch Angst und einen irrationalen, widersprüchlichen Alltag wie gelähmt. Wenn sich der künstliche Nebel lichtet und die Machenschaften, die Korruption und Pläne hinter den Kulissen sichtbar werden, wird sich bald herausstellen, dass Menschen anders leben wollen, als die Schock-Strategen wünschen.

Das anonyme Gespenst einer globalen Supermacht, ständige Überwachung und Verhaltenskontrollen durch Freiheits- und Eigentumsentzug oder regelmäßige Zwangsuntersuchungen und -impfungen mit gentechnischen Eingriffen, das passt nicht zu unseren verfassungsmäßigen Sollwerten und nicht zu einer schönen und interessanten Welt voller Liebe, Neugier und Abenteuer.

Transhumanismus wird zum Ladenhüter, den Mars lassen wir in Ruhe, Soylent Green essen wir nicht und wir lassen uns auch nicht gentechnisch verändern. Wir achten einander als »all different – all equal«, alle verschieden – alle gleich, schützen unsere Natur und lassen die Pandemisten zur Hölle fahren. (…)

Wenn es gelingt, Zusammenhänge zu verstehen und die Hintergründe der Angstblase zu durchschauen, dann geht dieser die Luft aus und es entsteht mehr Platz für Vernunft und Liebe als Motor für Engagement und Änderungen. (…)

Begegnungen mit dem Dogma

Am 10. März 2020, ein Tag bevor die WHO eine Pandemie ausrief, war ich ins Berliner ZDF-Studio eingeladen worden. Ich sollte mich für die Sendung Frontal-21 kritisch zur angekündigten Bedrohung durch eine aus China kommende Coronavirus-Infektion äußern. Die Seuche hatte – angeblich ausgehend von Wuhan – bereits Europa erreicht und wurde in allen Medien immer mehr zum Thema Nr. 1. Von den Betrügereien um die Schweinegrippe sensibilisiert, hatte ich mir die chinesischen Statistiken genauer angesehen und sofort bemerkt, dass da etwas faul war. Ich wollte im Interview darauf aufmerksam machen.

Nach vergeblichen Versuchen bei mir bekannten Journalisten großer Tageszeitungen hatte am 29. Februar 2020 endlich meine alte »Heimatzeitung«, das Flensburger Tageblatt, einen Artikel mit dem Titel »Panikmacher isolieren«, den ich Anfang Februar verfasst hatte, als Gastkommentar im hinteren Teil veröffentlicht. Das sehr neue zögerliche Interesse der mir vertrauten Redaktionen hatte mich schon stutzig gemacht.

Ende Februar 2020 galten in Deutschland 27 Menschen als infiziert, von denen 15 damals schon wieder »geheilt« sein sollten. Anfang März waren noch einige Handvoll Fälle hinzugekommen. Die Leipziger Buchmesse und weitere Großveranstaltungen waren bereits vorsichtshalber abgesagt worden.

Bei meinem Auftritt im ZDF versuchte ich, der erkennbaren Panikmache entgegenzuwirken, und konnte einige gute Beispiele und Argumente vortragen, da ich schon im Januar mit meinen Recherchen begonnen hatte. Nach der Sendung wurde noch ein Live-Chat (5) für den Facebook-Kanal des ZDF aufgezeichnet, der wie eine Art Sprechstunde ablief und der ein sehr positives Echo hatte.

Alles war gut gelaufen, aber als ich das Studio verließ, spürte ich in den Redaktionsbüros eine seltsame Stimmung. Ich nahm das nicht so ernst und machte mich, zufrieden mit den Hörergesprächen, auf den Heimweg. Am Torweg zum Hinterausgang stand ein Mann, der sich gerade eine Zigarette anzündete. Ich erkannte Hubertus Heil, mit dem ich im Gesundheitsausschuss des Bundestages vor Jahren zusammengearbeitet hatte. Mit einer scherzhaften Bemerkung über die gesundheitlichen Auswirkungen des Rauchens begrüßte ich also den Bundesminister für Arbeit und Soziales und seine mir unbekannte Begleitung. Als er mich fragte: »Was machst du denn hier?«, nutzte ich die Gelegenheit zur Bitte, er möge mir doch helfen, diese unnötige Panik schnell zu beenden. Daraufhin zog er noch einmal an der Zigarette, lächelte schweigend und wünschte mir ohne weiteren Kommentar alles Gute.

Kurz darauf rief mich ein mir bekannter Journalist, erkennbar bewegt an, ich sollte mir unbedingt einen Anwalt nehmen. Als Begründung führte er an, es sehe so aus, als wolle man meinen guten Ruf zerstören, und es sei etwas ganz Schlimmes im Gange. Der Journalist hatte recht: Bereits am 18. März 2020 trat mein ehemaliger Fraktionskollege Karl Lauterbach mit einem diffamierenden Beitrag eine Hetzkampagne gegen mich los.

Inzwischen haben sich überall die Maßstäbe verändert. Viele Menschen wurden erfolgreich in Angst versetzt und verstummten. Viele wurden diffamiert, verleumdet und beruflich oder privat aus der Bahn geworfen und viele sind dadurch krank geworden, die meisten offenbar ohne die ursächliche Einwirkung von Viren.

Da war es also, das neue Narrativ. Das Neue und Schockierende für mich war eigentlich nur sein Dogmen-Charakter. Die Bundeskanzlerin hatte seit Mitte März 2020 von allen Menschen gefordert, »Solidarität« zu zeigen. Wer das Wuhan-Narrativ anzweifelte, der galt fortan als unsolidarisch, als Gefährder der Volksgesundheit. Was war da los? Weshalb schwiegen dazu all die klugen Menschen, die sich sonst um unsere Gesundheit kümmern? (...)

Vom Irren und Irreführen

Mein geschätzter Doktorvater, der Soziologe und Psychiater Professor Klaus Dörner, hat vor vierzig Jahren zusammen mit seiner Kollegin, der Diplom-Psychologin Dr. Ursula Plog, ein sehr erfolgreiches Standardwerk mit dem programmatischen Titel »Irren ist menschlich« veröffentlicht. Darin beschreiben beide Autoren eine offene, fragende und soziale Psychiatrie. (6) Das bahnbrechende Werk wird seither laufend aktualisiert. Der Titel ist sehr weise gewählt. Wer in der Demokratie als »irre« gilt, wird von den jeweils Stärkeren definiert. In manchen Fällen ist das auch die Mehrheit der Menschen. Deshalb gilt: Wer heute angeblich irrt, den kann schon morgen eine neue Mehrheit rehabilitieren und als vernünftig ansehen.

Manchmal führten große Skandale zu einer neuen Sicht der Dinge. Manchmal musste dafür auch erst ein Krieg verloren werden. Manchmal brauchten Gesellschaften Hilfe von außen oder Wahrheitskommissionen oder internationale Prozesse.

Dieses Buch schreibe ich deshalb, weil ich sehe, dass sich die Menschen nach Vogel- und Schweinegrippe jetzt mindestens zum dritten Mal (7) in die Irre führen lassen. In diese Irre führen sie offenbar unter anderem Spezialisten aus Virologie und Biomathematik, die sich selbst gefährlich überschätzen. Diese Experten präsentieren uns mit sorgenvoller Stirn und ständig neuen Hochrechnungen bisher nicht beachtete Details als bedrohliches Zukunftsszenario. Ihr hochwissenschaftlich klingendes Fachlatein macht Eindruck und bewirkt – medial verstärkt – zum wiederholten Male einen irren Schutz-, Investitions- und Impfaktionismus. Noch hat die Mehrheit offenbar nichts aus der Vergangenheit gelernt.

Für die erwähnten Spezialisten lohnen sich diese Pandemie-Kampagnen. Geldgeber mit eindeutigen Wirtschaftsinteressen stärken ihren Instituten den Rücken. Offenbar zahlt es sich für die oft bühnenerprobten Wissenschaftler immer wieder aus, sich »vor den Karren anderer spannen« zu lassen.

Wir sind Zeugen eines Prozesses, der in den letzten Jahrzehnten begann: Einer leider von Sponsoren aus der Impfindustrie völlig abhängigen Weltgesundheitsorganisation, der WHO, ist es gelungen, geschäftstüchtige Virologen für eine »Angstmaschine« zu gewinnen. Zunächst wurde mit dieser Strategie »nur« Geld verdient, doch jetzt wird eine gesellschaftliche Schocktherapie versucht, bei der man sich fragt, ob nicht die Therapeuten selbst behandelt werden müssten. Das koordinierte Handeln der Akteure dieser Angstmaschine haben Vertreter aus Finanz-, Militär-, Big-Data- und Pharmaindustrie im Rahmen einer »Pandemic Preparedness« seit Beginn dieses Jahrtausends konzipiert, also bereits vor SARS und Vogelgrippe. Seitdem wird dieses Konzept perfektioniert und global ausprobiert. (...)

Wissenschaft folgt dem Gelde

In den laufenden öffentlichen Diskussionen stelle ich erstaunt fest, dass medizinische Evidenz gar nicht gefragt ist. Gefragt sind junge dynamische Forscherinnen und Forscher, die auf der Corona-Welle reiten wollen und deren Lächeln zeigt, dass sie erfolgreich jeden Zweifel abgelegt haben. Die Wissenschaft ist in Europa primär für die Wirtschaft reserviert. Dadurch werden nachhaltig deren Prinzipien korrumpiert und eine offen kooperierende und freie Arbeitsweise weitgehend verhindert.

Europa als »wettbewerbsfähiger wissensbasierter Wirtschaftsraum« (8) leidet unter dem dominierenden Druck des wirtschaftlichen Wettbewerbs und ist primär zum Raum für die Wirtschaft, den regulierten Egoismus mit seinen Geschäftsgeheimnissen, Monopolen und Patenten geworden. (…) Ohne Frage braucht Wissenschaft Geld für Wissenschaftler, Forschungsmittel, Lehre und Kommunikation. Da aber in Europa – und nicht nur dort – aus den öffentlichen Kassen sehr wenig Geld in die freie Wissenschaft fließt, bleibt die öffentliche Förderung meist weit hinter den Angeboten privater Investoren zurück. So ist voraussehbar, wer in der Wissenschaft die Fragen stellen kann, wer Lehrstühle schafft, Stipendien vergibt, Hörsäle stiftet, Publikationsorgane kontrolliert, Fachgesellschaften sponsert und Kongresse finanziert. Damit ist auch klar, wer sich den ersten Zugriff auf die Ergebnisse der gekauften Forschung sichern kann und wer die Forschungsziele setzt oder blockiert und durch Stipendien, Preise und gezielte Förderungen über die Karrierechancen des Nachwuchses bestimmt.

Unsere Universitäten, Forschungsinstitute und große Teile der wissenschaftlichen Infrastruktur sind entweder schon in privater Hand oder in großem Maße abhängig von Drittmitteln, die private Sponsoren zweckgebunden vergeben. Sogar öffentliche Mittel werden ebenfalls primär zum Nutzen privatwirtschaftlicher Interessen verteilt. (…) An fast allen Hochschulen ist inzwischen völlig akzeptierte Praxis, dass private Investoren die staatlichen Hochschulräume und die dort favorisierten Themen durch ihre Gelder stark beeinflussen. (9) Ein Rektor zuckt heute bestenfalls noch resignierend mit den Schultern, wenn man ihm sagt, dass die Virologie des Christian Drosten in der Berliner Charité Geld von der Bill & Melinda Gates Stiftung erhält. Das ist nicht mehr Freiheit von Wissenschaft. Diese segelt längst unter falscher Flagge. Das ist reines Geschäft und muss von der Wissenschaft streng und transparent getrennt werden. Wenn das nicht geschieht, dann fällt der Tatbestand unter »institutionelle Korruption«.

Die Seuche heißt institutionelle Korruption

Inzwischen ist nicht mehr zu übersehen, dass große Teile der Wissenschaft und der Nachrichtenmedien in erschreckendem Maße zu käuflichen Dienstleistern oder zu Forschungs- und Entwicklungsabteilungen privatwirtschaftlicher Interessen mutiert sind.

Gerade im Arzneimittelbereich haben globale Monopole ihre Übergriffe auf Wissenschaft, Politik und Medien stark ausgeweitet und unübersichtlich internationalisiert. Niemand ahnt zum Beispiel, dass die Pharmaindustrie zum Teil die internationale Polizei Interpol finanziert. Dafür säubert Interpol für die Sponsoren den Markt von Nachahmerprodukten. Interpol, WHO und viele andere internationale Agenturen sind längst zu Public-private-Partnerships verschmolzen. Auf der einen Seite bestimmen wenige finanzmächtige Monopolkonzerne durch ihre zweckgebundenen Beiträge, was zu tun ist. Auf der anderen Seite werden sich circa 190 Staaten nicht einig und schauen zu, wie sie entmachtet werden.

Auch indem sie mehr Gelder in Werbung investieren, nehmen die großen Pharmakonzerne immer stärkeren Einfluss auf die Berichterstattung der Medien. Durch solche finanziellen Abhängigkeiten bleibt auch der redaktionelle Teil der Medien nicht unbeeinflusst. (…) Daneben kontrollieren große Wissenschaftsverlage und Internet-Monopolisten zunehmend den wissenschaftlichen Austausch und die Veröffentlichung wissenschaftlicher Arbeiten. Wir erleben gerade, wie die GAFAM-Oligopole, also Google, Amazon, Facebook, Apple und Microsoft, einen wissenschaftlichen Streit über Sinn und Unsinn der Corona-Maßnahmen zensieren, steuern oder ganz verhindern.

Die Otto-Brenner-Stiftung veröffentlichte im Oktober 2020 eine Studie, in der eine »politische Landschaftspflege« durch den Google-Konzern näher beleuchtet wird. Sie zeigt, wie Google sich durch dreistellige Millionenbeträge in wichtigen Bereichen der Medienlandschaft Europas Einfluss erkauft.

Nicht nur Medien und Wissenschaftler, auch Politiker ließen sich schon immer mit Geld steuern und für fremde Interessen nutzbar machen. Heute geht solche Bestechung aber sehr viel effektiver und effizienter: Wenn wichtige Funktionen der öffentlichen Infrastruktur in privater Hand sind, dann entfällt die mühsame Suche nach einzelnen bestechlichen Beamten. Wenn ganze Wissenschaftsstrukturen wie die Arzneimittelforschung von der Wirtschaft vereinnahmt werden, dann bestimmt das Interesse der Investoren die Forschungsergebnisse. (10)

Bei derartigen Verschiebungen der Primärinteressen werden zum Beispiel Medien, die internationale Polizei oder Teile der Weltgesundheitsorganisation zu ausgelagerten Abteilungen der Pharmaindustrie. Das hat für die Gesellschaft gefährliche Fehlleistungen zur Folge und führt – um im Bild des menschlichen Körpers zu bleiben – zum Organversagen. (…)

Zoonosen und Gain-of-function

Wie wir wissen, basteln weltweit in etlichen Laboren Wissenschaftler an Mikroorganismen herum. So experimentierten Forscher zum Beispiel in den Hochsicherheitslaboren in Wuhan mit transgenen humanisierten Mäusen und mit SARS-Fledermausviren, damit diese sogenannte ACE2-Rezeptoren für eine Infektion nutzen können. ACE2-Rezeptoren befinden sich hauptsächlich in Lunge, Herz und in Endothelzellen, der Innenauskleidung der Blutgefäße, da sie dort ein wichtiges Enzym binden. Die Wissenschaftler bauen also einem Fledermausvirus den Schlüssel ein, der ihm die menschlichen Zellen öffnet. Das wird »Funktionssteigerung« genannt.

Die Experimentierfreude umfasst auch, Genstränge zu zerschneiden und neu zusammenzusetzen, Viren unterschiedlicher Herkunft in unterschiedlichen Wirten zusammenzubringen. Das alles kann man so lange betreiben, bis etwas »Interessantes« entstanden ist. Diese gefährlichen Versuche heißen Gain-of-Function. Doch das Wort »Gain« hat mehrere Bedeutungen. Unter anderem bedeutet es Anstieg oder Zunahme, aber auch Gewinn oder Profit, beides wirkt reichlich optimistisch. Natürliche Viren gefährlicher zu machen, damit sie als Waffe benutzt werden könnten, und dann einen Impfstoff zu entwickeln, der die eigenen Leute im verseuchten Land schützt, das ist so eine Wahnsinnsidee, mit der Virologen in ihren Hochsicherheits-Spielhöllen immer wieder Geld akquirieren, ob in Wuhan, Rotterdam, Berlin oder anderswo. Die Idee, mit Viren einen Krieg zu führen, ist schon deshalb problematisch, weil das gefährliche Virus ja irgendwann am Menschen ausprobiert werden muss. Schließlich muss man herausfinden, ob ein Impfstoff dagegen wirkt.

In den USA kritisierten Parlamentarier vor einigen Jahren den Direktor des National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID) Anthony Fauci heftig, als es hieß, er sei mit seinen Projekten nach Wuhan umgezogen. Zu den Befürwortern der Gain-of-Function-Forschung gehört Christian Drosten von der Berliner Charité. Wichtig an diesen Experimenten scheint zu sein, dass sich die Forscher für ihre Neuschöpfungen sogleich alle Patente sichern. Und das tut man meistens, wenn man weiß, dass mit solchen Ideen viel Geld zu verdienen ist. Auf diesen Zusammenhang trifft die Übersetzung von »Gain« als Profit besser zu.

Da muss ich wieder an das WHO-Projekt der »Pandemic Preparedness« denken. An die neuen Definitionen von Pandemie (11) und von Herdenimmunität (12) der von Bill Gates gesponserten Genfer Agentur. Pandemie, Interpandemische Phase, Pandemie, Interpandemische Phase und so weiter und so fort, so wünschen es sich die Impfstoffinvestoren und Gesundheitsdatensammler. Wir sollen uns an die Vorstellung ständig neuer Erregerwellen gewöhnen und dass zur Herstellung der neuen Herdenimmunität immer wieder neuer Impfstoffe an sieben Milliarden Menschen verimpft werden soll.

Jetzt, wo die Impfstoffproduktion mit mRNA und gentechnischen Vektorimpfstoffen so billig und schnell erlaubt wurde, brauchen wir nur noch Politiker, die wie Angela Merkel oder Ursula von der Leyen dafür sorgen, dass die erforderlichen öffentlichen Gelder bereitgestellt werden. Das Geschäft ist also clever eingefädelt.

Zielvorstellung von Profiteuren wie Bill Gates oder von Ugur Sahin ist derzeit, dass wir uns circa alle sechs Monate jeweils zweimal gentechnisch auffrischen lassen und dass dieses mindestens für zehn Jahre so laufen soll. Grund dafür seien neue Mutanten und die dann jeweils abgesunkenen Antikörperspiegel. Das mit dem absinkenden Antikörperspiegel ist auch bei einer Infektion normal. Aber wir werden darüber hinweggetäuscht, dass unsere natürliche T-Zell-Kreuzimmunität über viele Jahre anhält – jedenfalls wenn sie nicht über eine Impfung, sondern infolge einer harmlosen Infektion der oberen Atemwege erworben wird.

Nicht zu vergessen: Die Bevölkerung muss also geschickt dazu gebracht werden, eine Dauerpandemie zu tolerieren. Genau deshalb wurden wir mit Vogel- und Schweinegrippe in Angst und Schrecken versetzt und jetzt mit COVID-19. Und damit wir aus dem Angstmodus nicht mehr herauskommen, basteln die Gain-of-Function-Spezialisten in Wuhan, Rotterdam, Berlin und anderswo immer neue Virus-Überraschungen. Ich finde es erschreckend, wie die Mehrheit sich offenbar immer wieder in Panik versetzen lässt und sofort aufhört, solche kriminellen Praktiken zu hinterfragen. Inzwischen müssten das eigentlich sehr viel mehr Menschen verstanden haben.

Damit die Angst-Impf-Angst-Impf-Maschine schnell und reibungslos funktioniert, soll der ganze Prozess digitalisiert und mit automatischer Aufforderung per Handy-App verbunden werden, sodass man das Handy erst wieder benutzen kann, wenn es durch Aktualisierung des Impfausweises freigeschaltet oder das elektronische bargeldfreie Konto entsperrt wurde. What a Gain-of-Function! Dazu schreibt Philip Alcabes in seinem Bestseller »DREAD«:

»Wir sollten auf eine Pandemie mit irgendeiner Art von Grippeviren vorbereitet sein, weil die Grippebeobachter, die Leute, die ihren Lebensunterhalt mit der Erforschung der Viren verdienen und die immer mehr Fördergelder brauchen, um sie weiter zu erforschen, die Geldgeber von der Dringlichkeit der Bekämpfung einer kommenden Seuche überzeugen müssen.« (13)

Die Wirklichkeit scheint Alcabes’ Vision längst überholt zu haben, und zwar seit private Investoren erkannt haben, dass es sich finanziell auszahlt, solche Sicherheitslabore als Angstmaschinen selbst zu betreiben. Diese Labore standen früher immer unter strenger staatlicher Überwachung. Aber jetzt – ohne großes Aufsehen– sind sie längst von privaten Sponsoren abhängig geworden.

Gain-of-Function, also Funktionssteigerung von Viren, kann nur Schaden anrichten. Die alleinige Funktion, die ein solches künstlich für Infektionen beim Menschen hergestelltes Virus haben kann, ist aus meiner Sicht: Angstmachen.

Mir kommt das Ganze wie eine neue und globalisierte Variante der Schutzgelderpressung vor, denn auch die traditionelle Mafia lebt von Bedrohungen, vom Angst machen. Sie nimmt Schutzgeld und verschont diejenigen, die ängstlich zahlen, mit ihrer Gewalt. Genau das scheint das Geschäftsmodell der Impfmafia zu sein. Sie erpresst ganze Staaten, indem sie mit dem Horrorbild der Pandemie Panik erzeugt, und schließt Schutzverträge für Milliarden Euro ab für ihre Impfstoffe, die uns angeblich vor ihren Viren retten sollen. Die Gain-of-Function-Labore sind ihre Waffenschmieden und funktionieren aber nur, solange wir glauben, dass sich die Natur durch solche Genbasteleien ins Handwerk pfuschen lässt. Das heißt, die Impfmafia wird uns so lange weiter in Angst, Panik und Existenznot versetzen, bis wir den Panik-Virologen nicht mehr glauben.

Wolfgang Wodarg, Falsche Pandemien. Argumente gegen die Herrschaft der Angst, 424 Seiten, 20 Euro

Über den Autor: Dr. med. Wolfgang Wodarg, Jahrgang 1947, ist Internist und Lungenarzt, Facharzt für Hygiene und Umweltmedizin sowie für öffentliches Gesundheitswesen und Sozialmedizin. Nach seiner klinischen Tätigkeit als Internist war er unter anderem 13 Jahre Amtsarzt in Schleswig-Holstein, gleichzeitig Lehrbeauftragter an Universitäten und Fachhochschulen und Vorsitzender des Fachausschusses für gesundheitlichen Umweltschutz bei der Ärztekammer Schleswig-Holstein; 1991 erhielt er ein Stipendium an der Johns Hopkins University, Baltimore, USA (Epidemiologie).

Als Mitglied des Deutschen Bundestages von 1994 bis 2009 war er Initiator und Sprecher in der Enquête-Kommission "Ethik und Recht der modernen Medizin", Mitglied der Parlamentarischen Versammlung des Europarates, dort Vorsitzender des Unterausschusses Gesundheit und stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Kultur, Bildung und Wissenschaft. 2009 initiierte er in Straßburg den Untersuchungsausschuss zur Rolle der WHO bei der H1N1 (Schweinegrippe) und war dort nach seinem Ausscheiden aus dem Parlament als wissenschaftlicher Experte weiter beteiligt. Seit 2011 ist er als freier Hochschullehrer, Arzt und Gesundheitswissenschaftler tätig und war bis 2020 ehrenamtlich als Vorstandsmitglied und Arbeitsgruppenleiter Gesundheit bei Transparency International Deutschland engagiert. Weitere Informationen finden sich auf seiner Webseite.

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Anmerkungen

(1) »In silico« bedeutet, im Computer mit seiner silikonbasierten Hardware und der darin programmierten Software zustande gekommen.

(2) 15 Euro für einen Rachentupfer. Im Durchschnitt behandelt ein Hausarzt täglich 52 Patienten, ein Facharzt 38. Wer also nicht ohne Test ins Wartezimmer darf, der weiß jetzt, was seinen Arzt von Corona überzeugt hat. Das sind wohl über 10.000 Euro im Monat zusätzliches Honorar pro Praxis. Selbst wenn er dafür eine neue Hilfskraft anstellt, hat sich das für den Doktor gelohnt.

(3) z. B. Ernst Wolff oder die ehemalige republikanische Staatssekretärin Catherine Austin-Fitts

(4) Naomi Klein, Die Schock-Strategie, S. Fischer Verlag, Frankfurt a. M. 2007

(5) Der Live-Chat war wenige Wochen auf der Facebook-Seite anzuhören und hatte Hunderttausende von Klicks. Als er entfernt wurde, schickte mir jemand einen FB-Beitrag zu, in dem sich ein Schweizer IT-Unternehmer und Grüner Politiker, der früher als externer Berater für die Firma Roche gearbeitet hatte, damit rühmte, die Löschung meines Chats beim ZDF bewirkt zu haben.

(6) Klaus Dörner, Ursula Plog u. a. (Hrsg.), Irren ist Menschlich. Lehrbuch der Psychiatrie und Psychotherapie, 25. Auflage, Psychiatrie Verlag, Köln 2019

(7) AIDS, BSE, SARS, MERS, Ebola und Zika kann ich hier nur anekdotisch mitbehandeln.

(8) Die Ideologie der EU, die einem Primat der Wirtschaft folgt, wird in den Verhandlungen in Lissabon sehr deutlich.

(9) Zur erforderlichen Trennung von Wirtschaft und Wissenschaft an Hochschulen ist das BGH-Urteil von 2002 eine gute Orientierungshilfe: BGH, Urteil vom 23. Mai 2002 – 1 StR 372/01 – LG Heidelberg (Heidelberger Herzklappenskandal).

(10) Bei Transparency International haben wir daraufhin eine Arbeitsgruppe gegründet, aus der das anfangs mit der Zeitung taz gemeinsam betriebene Portal Hochschulwatch hervorging, welches jetzt darunter leidet, dass die taz aus mir damals noch nicht ersichtlichen Gründen ausstieg.

(11) Die letzte Pandemie-Definition geht von einem wellenförmigen »Kontinuum« aus, mit interpandemischen Phasen.

(12) Herdenimmunität kann jetzt nach der neuen Definition der WHO nur durch eine breite Durchimpfung erreicht werden.

(13) Philip Alcabes, Dread: How Fear and Fantasy Have Fueled Epidemics from the Black Death to the Avian Flu, Public Affairs, New York 2010

Diskussion

26 Kommentare
GERHARD ALFRED, 8. Juni 2021, 10:00 UHR

23 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges suchte die Welt und Deutschland die so genannte Hongkong-Grippe heim. Weltweit verstarben circa 4 Millionen Menschen, in Deutschland mindestens 40.000, genaue Opferzahlen sind bis heute nicht bekannt. Bekannt ist, dass Deutschlands Kliniken damals kurz vor dem Zusammenbruch standen. Diese Grippe wurde damals nicht im geringsten medial so verarbeitet, wie die Vogelgrippe im Jahre 2005, oder die Schweinegrippe im Jahre 2009. Diese beiden Grippewellen bescherten Roche damals Milliarden-Umsätze, mit dem WHO-empfohlenen Medikament Tamiflu. Spätestens seit der Zeit von 2005 bis 2009 zeigte sich ein starkes mediales und kommerzielles Interesse an den Grippewellen. Bei der aktuellen Pandemie zeigt sich, dass im Boot noch zahlreiche andere Interessengruppen Platz gefunden haben. Wobei jede Gruppe für sich ganz eigene Aspekte, außer der Pandemiebekämpfung, im Auge haben dürfte.

Nicht nur für Deutschland, sondern auch für zahlreiche andere europäische Länder dürfte ein bevorstehender Kollaps der staatlichen Finanzsysteme eine wichtige Triebfeder sein. Für Deutschland ergibt sich im Jahr 2040 ein gesetzlich verankerter Zuschuss zu den gesetzlichen Altersrenten in Höhe von 40 % (derzeit 26 %). In in naher Zukunft wird der Bundeshaushalt aufgrund dieser Situation komplett blockiert sein, weil es keinen finanziellen Spielraum mehr gibt. In diesem Zusammenhang explodieren auch die Kosten für die Pensionen der Staatsbediensteten. Dieses Dilemma ist der Bundesregierung durchaus bekannt, das Renteneintrittsalter soll auf 68 Jahre steigen, um dem drohenden Untergang des Rentensystems wenigstens etwas entgegen zu setzen. Es zeigt sich, dass durch keine Art der Steuererhöhung diese beiden gigantischen Löcher auch nur annähernd gestopft werden könnten. Aktuell erhöht sich die im Umlauf befindliche Geldmenge ganz dramatisch. In Hinsicht auf die aktuelle Corona-Situation haben die europäischen Länder 3.000 Milliarden generiert, was die EU-Länder vor dem Kollaps bewahren soll.

Die fortwährende Ausweitung der Geldmenge ist der Versuch, dem Zusammenbruch des Wirtschafts- und Finanzsystems entgegen zu wirken. Natürlich kann die Geldmenge nur durch einen triftigen Grund immer wieder erhöht werden, damit es für die Wähler plausibel klingt. Aus der Pandemie und der dramatischen Erhöhung der Geldmenge ergibt sich ein weiterer Aspekt, der für das Wirtschafts- und Finanzsystem scheinbar lebenswichtig ist. Die aktuell eingenommenen Steuergelder der europäischen Länder reichen im Grunde nur für das Notwendigste, und nicht im geringsten für die vielen leistungslosen Geschenke der Regierungen. Tatsächlich kann das System nur mit virtuellem Geld überleben, Geld das durch die reale Wirtschaft weder erwirtschaftet noch abgedeckt werden kann.

In diesem Zusammenhang ergibt sich also die Frage, wie man ein solches System stabilisieren oder einigermaßen stabil halten kann? Wenn ein Staat an seine finanziellen wie auch Handlungsgrenzen kommt, wird es also besondere Instrumente, sprich Gesetze brauchen, um den drohenden Kontrollverlust zu entgehen. Den finanziellen Kollaps, wie auch den Kontrollverlust, wird man auf lange Sicht nicht allein mit virtuellem Geld beherrschen können, das weiß auch die Politik.

ALBRECHT SCHMIEDEL, 8. Juni 2021, 18:00 UHR

Die Pandemie ist real. Der Goldstandard am Ende ist die Übersterblichkeit. Wie viele Menschen mehr sind gestorben in der Zeit der Pandemie? Über die Zahl der Toten insgesamt unabhängig von der Todesursache gibt es in der Regel viel zuverlässigere Zahlen als über die Anzahl der Toten aufgrund einer bestimmten Krankheit. Die meines Wissen besten Zahlen werden in dem World Mortality Dataset zusammengetragen. Auch dort gibt es erhebliche Lücken, weil einige Länder diese Zahlen bisher nicht zur Verfügung gestellt haben (z.B. China) und weil in anderen auch darüber keine zuverlässige Daten existieren (z.B. Indien und viele Länder in Afrika).

Natürlich müssen die Zahlen zur Übersterblichkeit interpretiert werden. Welcher Anteil ist auf die Seuche zurückzuführen? Welcher Anteil vielleicht auf Maßnahmen bei der Bekämpfung der Seuche? Wieviele Todesfälle wurden vermieden, z.B. durch Reduktion anderer ansteckender Krankheiten und durch weniger Verkehrsunfälle? Oder spielen ganz andere Faktoren eine Rolle, die gar nichts mit der Seuche zu tun haben? Die Autoren des verlinkten Papers diskutieren solche Einflüsse.

Die bisher zusammengetragenen Zahlen zur weltweiten Übersterblichkeit sprechen aber eigentlich eine deutlichen Sprache. Auch in den Ländern mit der höchsten Übersterblichkeit gab es Maßnahmen und geändertes Kontaktverhalten. Hätte es keine Maßnahmen und kein verändertes Kontaktverhalten gegeben – rein hypothetisch –, wären überall die Zahlen noch deutlich höher gewesen und hätten überall das Gesundheitswesen überfordert.

Ich trage die Links nach, die sind in diesem Fall wirklich wichtig. Das Preprint von Karlinsky und Kobak: https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2021.01.27.21250604v3
Und darin die Grafik mit der Länderübersicht: https://dreimallinks.de/wp-content/uploads/2021/06/world_mortality_dataset_kompr.pdf

RALF ARNOLD, 9. Juni 2021, 16:05 UHR

Lieber Herr Schmiedel, ich erlaube mir, Ihnen zu widersprechen. Sie sagen, dass die Übersterblichkeit der "Goldstandard" sei, räumen aber ein, dass erst noch ermittelt werden müsste, wie viele Menschen dem Virus und wie viele den Maßnahmen, also den Lockdowns bzw. Begleitumständen durch die Maßnahmen, zum Opfer gefallen sind. Hinzu kommen mögliche Opfer durch falsche Behandlung und falsche Medikamente. Bei so viel Unklarheiten kann man meiner Meinung nach nicht von einem Goldstandard sprechen.

Sicherlich ist die reine Übersterblichkeit aussagekräftiger als die Zahl der sog. "Corona-Toten", die teilweise mit sehr fragwürdigen Methoden ermittelt wird. Aber wer will bitte glauben, dass eine seriöse Zahl der Menschen jemals errechnet und geschweige denn veröffentlicht wird, die dem Lockdown zum Opfer gefallen sind, zum Beispiel durch Isolation und Verzweiflung in Pflegeheimen? Das ist an sich schon äußerst schwer zu ermitteln, aber da der politische Wille ganz offensichtlich dafür fehlt, wird es möglicherweise für immer im Dunkeln bleiben.

Ihr Schluss, dass die Sterbezahlen deutlich höher gewesen wären ohne Lockdowns und Maßnahmen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Es ist reine Vermutung und widerspricht auch Ihrer vorherigen Aussage, dass erst noch ermittelt werden müsste, wie viele Menschen den Maßnahmen zum Opfer fielen. Eigentlich ist es doch gar nicht schwierig: Wenn eine Regierung, wie die deutsche, strenge Maßnahmen verhängt und die Corona-Zahlen (Tote wie Positiv-Tests) sinken, dann kann sie zwar behaupten, dass das durch die Maßnahmen komme, aber beweisen kann sie es nicht. Das Gegenteil lässt sich zwar auch nicht beweisen, aber die Tatsache, dass es Länder und Staaten gibt, die auch ohne strenge Maßnahmen niedrige Zahlen haben, ist doch ein starker Hinweis darauf, dass die vermeintliche Wirkung der Maßnahmen in die Kategorie "Kontroll-Illusion" fällt, oder anders gesagt: so gut wie nicht vorhanden ist.

M. KRAHE, 10. Juni 2021, 14:45 UHR

Sehr geehrter Herr Arnold, es gibt allerdings auch Länder, die weitgehend auf Maßnahmen verzichteten (z.B. Russland nach der ersten Welle) und eine signifikante Übersterblichkeit hatten, ohne dass es dafür eine andere plausible Ursache als Covid-19 gibt. Ich werte das durchaus als ein Indiz für die Gefährlichkeit von Covid-19 und dafür, dass wir ohne angemessene (!) Maßnahmen mehr Tote in Deutschland zu beklagen hätten. Auch die veröffentlichten Werte zur Infektionssterblichkeit (Ioannidis: 0,15%, andere Forscher geben deutlich höhere Werte an) liegen durchweg über der Influenza (0,05% - 0,1%).

PS: Die Zahl von 40.000 Opfern der Hongkong-Grippe bezieht sich meines Wissens auf Westdeutschland ohne DDR (ca. 60 Mio EW).

ARNOLD WEIBLE, 10. Juni 2021, 11:00 UHR

Ich denke, ich muss sowohl den Kommentar von Herrn Schmiedel als auch den von Herrn Arnold teilweise in Frage stellen.

Die Artikel von Herrn Karsten Montag hier auf Multipolar, für die er viel Rechercheaufwand betrieb, zeigen, dass die Übersterblichkeit von zu vielen Faktoren abhängt, um als aussagekräftige Zahl zur Beurteilung der Gefährlichkeit einer Krankheit zu gelten. Die Aussage, dass die Zahl der Coronatoten mit „fragwürdigen“ Methoden ermittelt werde, entspringt einer doch recht eigenwilligen Auslegung des Begriffes „fragwürdig“. Natürlich ist die Zahl der Coronatoten mit Unsicherheiten behaftet. Nichtsdestotrotz wird hier genauer Buch geführt als bei fast allen anderen Todesursachen, die wir hier in Deutschland haben.

Ich habe den Eindruck, dass bei aller Empörung über übertrieben empfundene Coronamaßnahmen hier das Kind mit dem Bade ausgeschüttet wird. Wir brauchen einen nüchterneren Blick auf die Dinge. Es mag sein, dass die Maßnahmen der Bundesregierung über das Ziel hinausschossen und insofern können diese auch hinterfragt werden. Jedoch dass die Maßnahmen als Ganzes Wirkung zeigten und dass wir ohne Maßnahmen weitaus mehr Coronatote zu beklagen hätten, lässt sich nach den Erfahrungen durchaus sagen.

Hierzu kann man zum einen den Vergleich mit Schweden durchaus ansetzen: Zu Beginn der Pandemie, als die meisten europäischen Länder hektisch Lockdowns ansetzten während Schweden nur weniger restriktive Maßnahmen verordnete, hatte Schweden signifikant mehr Tote zu beklagen, als seine Nachbarn oder Deutschland.

Als Deutschland zu Beginn der zweiten Welle versuchte Schweden zu kopieren und zunächst auf einen Lockdown verzichtete, stiegen hier die Zahlen prompt sogar kurzfristig über das Niveau von Schweden welches seinerseits die lockere Strategie als Fehler eingestand.
Insgesamt starben in Schweden deutlich mehr Menschen an Corona als in Deutschland. Und erst recht deutlich ist der Vergleich zwischen Schweden und seinen Nachbarn Norwegen und Finnland, die mit ihren Coronamaßnahmen noch konsequenter waren als Deutschland.

Einen zweiten Beweis ergibt der Vergleich der Coronafälle mit den Grippefällen. Es ist schon sehr auffällig, wie stark die Grippefälle unter den Coronamaßnahmen im Vergleich mit den Vorjahren zurückgegangen sind. Allein dies ist für mich ein klarer Beweis, dass die Maßnahmen Wirkung zeigten. Dies gilt unbenommen davon, dass andere (mildere) Maßnahmen möglicherweise die gleiche Wirkung gezeigt haben könnten.

Dass nun unter diesen Maßnahmen weit mehr Coronafälle und erst recht mehr Coronatote auftraten als Grippefälle bzw. –tote zeigt klar, dass Corona gefährlicher ist als die Grippe. Anzunehmen, dass die Coronamaßnahmen nur auf die Grippe Wirkung zeigen und wir ohne Coronamaßnahmen keine deutlich höhere Zahl an Toten zu beklagen hätten, dass der zeitliche Zusammenfall von Abnahme der Coronafälle und Coronamaßnahmen nur Zufall sei erscheint mir vor diesem Hintergrund doch mehr als verwegen.

M. KRAHE, 10. Juni 2021, 13:55 UHR

Dass die Zahl der "im Zusammenhang mit Covid-19" Verstorbenen nicht seriös ist, ist inzwischen sogar beim ZDF angekommen. Das RKI schaut eben nicht auf die Todesursache, nicht einmal auf eine klinisch gesicherte Covid-19-Erkrankung, sondern nur auf einen vorangegangenen positiven Test (mit dieser Methodik könnte man jedes Jahr hunderttausende Herpes- oder Fußpilz-Tote konstatieren) – übrigens im Gegensatz zum Statistischen Bundesamt, welches die Eintragungen im Totenschein auswertet.

https://www.heise.de/tp/features/Wer-zaehlt-als-Corona-Toter-5035504.html

Was die Wirksamkeit der Maßnahmen betrifft: Ich denke, die wenigsten werden bezweifeln, dass allgemeine Hygieneregeln, die Absage von Massenveranstaltungen oder situatives (!) Tragen von Atemschutzmasken die Ausbreitung des Virus eingedämmt haben und ein Mehr an Todesfällen verhindert haben. Die Evidenz für darüber hinausgehende Maßnahmen wie die Schließung des Einzelhandels oder nächtliche Ausgangssperren ist dagegen dünn bis nicht vorhanden.

Im Übrigen meine ich, dass Ausgangssperren und Demonstrationsverbote nicht bloß über das Ziel hinausschießen, sondern mit einer demokratischen Gesellschaft absolut unvereinbar sind.

AXEL KLEIN, 10. Juni 2021, 11:40 UHR

Sehr geehrte Herren, den Versuch die Kommentare zu versachlichen kann ich nur begrüßen und bitte alle Maßnahmenfreunde hier, mir den kausalen Zusammenhang zwischen Maßnahmen und saisonalem Verlauf der Sars-Cov-2-Infektionen in 2020 zu erklären. Dazu schaue man sich die RKI-Grafik der Neuerkrankungen (=Referenzdatum, blau) bzw. ersatzweise das Meldedatum (gelb) für das Frühjahr 2020 an. Leider lässt sich hier keine Grafik einfügen, aber im RKI-Dashboard ist das jederzeit einstellbar.

Sie zeigt nach wie vor die Spitze der Neuerkrankungen am Montag, 16.03.2020. In den Tagesberichten Mitte Mai 2020 lag diese Spitze noch am 19.03.2020. Mit einer mittleren Inkubationszeit von 5-6 Tagen, liegt die sich daraus ergebende Spitze der Neuinfektionen um den 10./11.03.2020. Da der Erkrankungsbeginns eine auffällige Spitze ist, wie auch am Montag, 23.03.2020, ist auch die übliche montägliche Nachtragung als Einfluss nicht auszuschließen, die eigentliche Spitze also eher noch früher zu erwarten.

Üblicherweise wird für kausale Zusammenhänge voraus gesetzt, dass die Ursache der Wirkung zeitlich voraus geht. Hin und wieder scheint es in der Quantenphysik nicht so zu sein, aber für die täglichen Verrichtungen wird das meist als gegeben hingenommen.

Zur Erinnerung: Großveranstaltungen wurden ab 09.03.2020 verboten, die Schulen wurden ab 16.03.2020 geschlossen und die Kontaktbeschränkungen galten ab 23.03.2020. Dazu kam die Maskenpflicht ab 27.04.2020. Aus zeitlich-kausalem Zusammenhang könnte also nur die Absage der Großveranstaltungen eine Wirkung auf die Reduzierung der Neuinfektionen gehabt haben, einfach weil nur diese Maßnahme vor dem Beginn der saisonalen Reduzierung der Faĺlzahlen lag. Alle anderen Maßnahmen können auf den Verlauf keinen kausalen Einfluss beanspruchen.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Klein

ALBRECHT SCHMIEDEL, 10. Juni 2021, 12:45 UHR

Sie müssen unterscheiden zwischen staatlichen Maßnahmen und realem Kontaktverhalten. Die Ausbreitung einer von Mensch zu Mensch übertragbaren Infektionskrankheit ist ausschließlich von dem realen Kontaktgeschehen abhängig und nicht von beschlossenen Maßnahmen. Diese sind nur insoweit relevant, als sie das Kontaktverhalten effektiv beeinflussen. Das reale Kontaktverhalten kann sich auch massiv ändern, bevor Maßnahmen in Kraft treten.

PAUL SCHREYER, 10. Juni 2021, 14:25 UHR

Diese Argumentation haben Sie doch von Fauci übernommen, Herr Schmiedel, oder? ;-)

https://kenfm.de/das-lockdown-paradigma-bricht-zusammen/

ALBRECHT SCHMIEDEL, 10. Juni 2021, 17:15 UHR

Dass Maßnahmen, die nicht effektiv sind, keine Auswirkungen auf das Infektionsgeschehen haben, und dass Verhaltensänderungen der Menschen, die nicht durch Maßnahmen, sondern freiwillig (aufgrund rationaler Einsicht, Angst, Konformismus, was auch immer) zustande kommen, das Infektionsgeschehen beeinflussen, ist doch selbstverständlich. Dazu muss ich nicht Fauci lesen. Bestreiten Sie das, Herr Schreyer? Im Ernst?

Im übrigen bin ich gespannt auf einen Artikel an dieser Stelle, der eine einleuchtende Interpretation der Übersterblichkeit während der Pandemie in den verschiedenen Ländern weltweit gibt. Von einer "negativen Übersterblichkeit" von -3% in Australien, über 0% in Norwegen, 4% in Deutschland, 10% in Schweden, 21% in Spanien, 27% in Russland bis hin zu 146% in Peru. Den Hinweis (mit Link) auf das Projekt World Mortality Dataset, das diesen sammelt, hatte ich ja schon gegeben.

PAUL SCHREYER, 10. Juni 2021, 17:30 UHR

Was ich sagen wollte: Die Argumentation, das tatsächliche Verhalten der Menschen könne von politischen Maßnahmen wie Lockdowns vollkommen unabhängig sein, was erklären würde, dass Lockdown-Länder teils schlechtere Zahlen haben als Nicht-Lockdown-Länder, fand ich schon bei Fauci sehr weit hergeholt.

https://twitter.com/aginnt/status/1383553315980464133

ARNOLD WEIBLE, 11. Juni 2021, 12:05 UHR

Lieber Herr Klein, aus dem Verlauf der Kurve allein lässt sich kein kausaler Zusammenhang zwischen den Maßnahmen und dem Kurvenverlauf erkennen.

Nun kann man daraus entweder schließen, dass die Information, die die Kurve hergibt nicht ausreicht oder, dass es keinen Zusammenhang gibt.

Zum Glück werden wir bei dieser Frage nicht ganz im Stich gelassen. Es gibt eine Reihe von Forschungsgruppen, die sich diese Frage ebenfalls gestellt haben. Dies können sie z.B. auf folgenden Seiten nachschauen:

https://www.rbb24.de/panorama/thema/2020/coronavirus/beitraege_neu/2020/10/massnahmen-eindaemmung-studien.html
oder
https://www.forschung-und-lehre.de/studien-zeigen-wirkung-von-corona-massnahmen-2847/

Falls sie lieber direkt zu den (englisch geschriebenen) Studien gehen wollen:
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.05.28.20116129v3.full.pdf
https://science.sciencemag.org/content/371/6531/eabd9338
https://www.medrxiv.org/content/10.1101/2020.07.06.20147199v1.full.pdf
https://publikationen.bibliothek.kit.edu/1000126905
https://www.nature.com/articles/s41586-020-2405-7
https://www.nature.com/articles/s41586-020-2404-8

Ich habe die Studien nicht im Detail durchgelesen. Ich vertraue darauf, dass die Forschungsgruppen ordentlich gearbeitet haben. Zu entnehmen ist jedoch jeder dieser Publikationen, dass diese, bzw. vergleichbare Maßnahmen in anderen Ländern, Wirkung zeigten.

AXEL KLEIN, 12. Juni 2021, 15:25 UHR

Sehr geehrte Herren,

die Basis für eine sachgerechte Argumentation sind gemeinsam akzeptierte Zahlen. So kritikwürdig die Zahlen des RKI sind, da sie ja bekanntlich über die Falldefinitionen und deren sicher auch politische Interpretation durch die Gesundheitsämter steuerbar sind, so könnten die des Frühjahrs 2020 helfen zu vermeiden, dass zum Erhalt der Argumentation immer neue Zahlenquellen bemüht werden müssen.

Die Zahlen des Frühjahrs 2020 halte ich noch für verwendbar, weil wesentlich symptomatische Personen getestet wurden und die Manipulation noch nicht so selbstverständlich war. Für die Vorjahre gibt es keine Vergleichsmöglichkeiten, weil damals Coronaviren uninteressant waren (es gab ja keine Impfung). Es gibt aber ähnliche Zahlen zu Influenza aus den Vorjahren wie aus 2020 (da es eine Impfmöglichkeit gibt) und im Grippesentinel bestand eine verlässliche Kurzzeitbeobachtung.

Die Manipulationsmöglichkeiten des Meldesystems wurden uns im Laufe von 2020 vor Augen geführt, indem scheinbar die Influenza verschwand.

Während also für die Saisonalität von Sars-Cov 2 im Frühjahr 2020 maßnahmenunabhängige Verhaltensänderungen, ohne jegliche Belege dafür, ins Feld geführt werden, entwickelte sich Influenza durchaus ähnlich wie in den Vorjahren – mit saisonalen Abweichungen, aber durchaus in 2020 genauso maßnahmenunabhängig wie in den Vorjahren.

Es wäre also zu fragen, welche staatlichen Maßnahmen oder welche nichtstaatlichen Verhaltensänderungen für die saisonale Entwicklung der Atemwegserkrankungen in den Vorjahren verantwortlich war.

Darüber hinaus sind wir uns vielleicht einig, dass die Regierungen nach wie vor die Beweise für die Wirksamkeit der Maßnahmen schuldig geblieben sind. Gäbe es dafür seriös erhobene Daten und eine wissenschaftlich anerkannte Beweisführung, so müssten wir hier nicht über den Unterschied von Kausalität und Korrelation philosophieren.

Es erstaunt mich immer wieder, dass die Formulierung "an oder mit Covid-19" verstorben nicht als die intellektuelle Bankrotterklärung erkannt wird, die sie ist. Die Einführung dieser Formulierung und die Selbstverständlichkeit ihrer Verwendung war nur dem Bedürfnis nach höheren "Infektionszahlen" geschuldet und wird bei Impfschäden genauso vehement gemieden.

An vielen Stellen erinnert mich die Coronadiskussion an die Kernenergiediskussionen mit den, den Grünen Anfang der 80er Jahre zuströmenden DKPlern, die versuchten mich davon zu überzeugen, dass volkseigene Kernkraftwerke ungefährlich, kapitalistische dagegen gefährlich seien.

Mit freundlichen Grüßen
Axel Klein

ALEXANDER S., 12. Juni 2021, 21:30 UHR

Im Kommentar von Herrn Weible versteckt sich meines Erachtens ein sehr wichtiger Punkt – Er "vertraue darauf, dass die Forschungsgruppen ordentlich gearbeitet haben". Hieraus spricht die Vorstellung von einer objektiven und fehlerrobusten Wissenschaft, die ich aus persönlicher Erfahrung nicht teile.

Aus meinem eigenen Fachgebiet, das im Gegensatz zur aktuellen Thematik nicht die Profitinteressen globaler Konzerne tangiert, weiß ich, dass es sehr schwer ist, innerhalb der wissenschaftlichen Gemeinschaft eine saubere Qualitätskontrolle durchzuführen. Zum einen, weil man auch in der Wissenschaft in einem riesigen Hamsterrad läuft, in dem man möglichst viele Publikationen in möglichst anerkannten Fachzeitschriften vorweisen muss, um Drittmittel einzuwerben und/oder die eigene berufliche Existenz zu sichern. Zum anderen, weil man im Peer-Review-Verfahren Manuskripte unentgeltlich neben der sonstigen alltäglichen Arbeit begutachtet, was die Sorgfalt stark beeinträchtigen kann. Es ist absolut nicht garantiert, dass man als Gutachter sämtliche fachlichen Mängel einer Arbeit identifizieren kann, geschweige denn, eventuelle Manipulationen der Daten aufzudecken.

Im Bereich Medizin muss ich mich darauf verlassen, was andere berichten. Hier hat beispielsweise Peter Gøtzsche zusammen mit Kollegen gründlich nachgewiesen, dass Medikamentenstudien systematisch manipuliert werden und oft nichts als Werbebroschüren für die entsprechenden Produkte sind, wobei die Redaktionen der Fachzeitschriften sich aus finanziellen Gründen oft komplizenhaft verhalten. Und das ist wohlgemerkt der "Normalzustand", ganz zu schweigen von einer Ausnahmesituation, in der die Anwendung völlig neuartiger und unerprobter Substanzen an möglichst vielen Menschen politisch durchgesetzt werden soll.

Im Übrigen, da weiter oben mal wieder das Beispiel Schweden gebracht wurde: Dass ein einzelnes ausgewähltes Land in einem Jahr mehr Tote pro Einwohner hat als seine Nachbarn, beweist doch nicht im Geringsten die besondere Gefährlichkeit von SARS-CoV-2 im Vergleich zu früheren Erregern. In vergangenen Jahren könnte es genau andersherum gewesen sein, aufgrund unterschiedlichster Faktoren. So folgt auf ein Jahr mit milder Erkrankungssaison oft eine Saison mit höherer Sterblichkeit. Die Gesamtsterblichkeit lag in Schweden in vergangenen Jahren ähnlich hoch, teilweise sogar höher, als 2020. Um einigermaßen belastbare Aussagen über die Schwere der Saison 2019/20 treffen zu können, muss man tatsächlich die Sterblichkeit in dutzenden Ländern mit der Strenge der Maßnahmen vergleichen, um eventuelle Korrelationen festzustellen. Meines Wissens konnte auf diese Art keine besondere Wirkung der Maßnahmen nachgewiesen werden. Und selbst wenn, müsste man sicherstellen, dass die Maßnahmen nicht schädlicher sind als die Krankheit.

ARNOLD WEIBLE, 15. Juni 2021, 14:25 UHR

Sehr geehrter Alexander S.,

wir müssen zwangsläufig damit leben, dass wir nicht alle Zusammenhänge durchdringen können. Daher bleibt uns nichts übrig, als anderen einfach zu glauben. Entscheidend ist, dass wir uns dem bewusst sind und dementsprechend bereit sind Informationen zu hinterfragen sobald die Quelle fragwürdig wird.

Allein die Tatsache, dass Wissenschaft nicht vor Fehlern gefeit ist, und dass anderen Studien systematische Manipulation nachgewiesen wurde, reicht als Argumentation, die von mir aufgeführten Publikationen in Frage zu stellen nicht aus. Mit dieser Argumentation müssten Sie Wissenschaft generell ablehnen.

Immerhin handelt es sich um Publikationen von 5 Forschungsgruppen, die erkennbar bemüht waren Daten objektiv zusammenzutragen und die Interpretation von Fehlern zu bereinigen. Zudem weisen die Forschungsgruppen selbst auf Unsicherheiten in ihren Veröffentlichung hin. Alle Studien weißen in die dieselbe Richtung und ich fand nichts vergleichbares was sie in Frage stellt.

Alles was ich bisher gelesen habe was gegen diese Publikationen sprechen könnte, sind pure Mutmaßungen und Kurvendiskussionen von Amateuren, die nicht annähernd diesen Aufwand betrieben.

Sie Schreiben:

"Um einigermaßen belastbare Aussagen über die Schwere der Saison 2019/20 treffen zu können, muss man tatsächlich die Sterblichkeit in dutzenden Ländern mit der Strenge der Maßnahmen vergleichen, um eventuelle Korrelationen festzustellen."

Mindesten zwei der Publikationen erfüllen diese Anforderungen und weisen die besondere Wirkung der Maßnahmen nach. Bitte ignorieren Sie das nicht einfach!

ALEXANDER S., 16. Juni 2021, 17:05 UHR

Sehr geehrter Herr Weible,

Ihrem ersten Absatz stimme ich soweit zu. Es ist sicherlich jedem selbst überlassen, anhand der eigenen Erfahrungen die Glaubwürdigkeit einer wissenschaftlichen Arbeit einzuschätzen und sich entsprechend an den darin enthaltenen Aussagen zu orientieren oder eben nicht. Ich persönlich bin, was Wissenschaft angeht, seit ein paar Jahren zunehmend desillusioniert und halte eine pauschale Gläubigkeit gegenüber Experten für problematisch. Experten können wie gesagt von interessierter Seite leicht beeinflusst werden oder zu sehr auf ihren winzigen Ausschnitt der Wirklichkeit fokussiert sein.

Mir geht es gar nicht so sehr darum, Wissenschaft aufgrund prinzipieller Limitierungen abzulehnen. Mit denen kann ich leben und denke auch, dass wir im Hinblick auf wissenschaftliche Standards schon einmal viel weiter waren. Die Kritik, die ich am aktuellen wissenschaftlichen System geübt habe, bezieht sich allerdings auch auf die Fachgebiete, aus denen die Analysen der nicht-pharmazeutischen Maßnahmen (NPI) stammen. Denn der Druck zu publizieren sowie die Abhängigkeit von Drittmitteln sind universell. Hinzu kommt, dass man ein Paper leichter und schneller bei Science oder Nature platzieren kann, wenn die Ergebnisse den Erwartungen der wissenschaftlichen Community entsprechen, das ist leider die Realität. Ich sehe da ehrlich gesagt im bestehenden System keine gute Perspektive, auch wenn ich persönlich versuche, es besser zu machen.

Es ist gut, dass Sie noch einmal die fünf Publikationen von oben ins Spiel bringen. Ein paar davon habe ich letztes jahr tatsächlich zur Kenntnis genommen, und auf den ersten Blick sehen die verwendeten Methoden sehr involviert aus. Schauen wir einmal genauer:

Publikation 1, Brauner et al.: Vergleich von Zeitpunkten der NPI-Implementation mit Fall- und Todeszahlen aus 41 Ländern, wobei die Fallzahlen von der Johns Hopkins genommen wurden und der Einfluss von Maßnahmen auf die Zahlen mit einem "Bayesian hierarchical model" beschrieben wird.
Publikation 2, Haug et al.: Modellierung des Einflusses von NPI auf den R-Wert mittels vier verschiedener Techniken anhand von Fallzahlen aus 76 Territorien, die von der Johns Hopkins genommen wurden.
Publikation 3, Baier et al.: Modellierung des Einflusses von NPI auf Fallzahlen aus 9 europäischen Ländern und 28 US-Bundesstaaten mittels "concept drift detection". Daten von JHU.
Publikation 4, Flaxman et al.: Modellierung des Einflusses von NPI auf den R-Wert und Todeszahlen anhand von ECDC-Fallzahlen aus 11 Ländern. Der Zusammenhang von Infektionen und Todesfällen wird ebenfalls modelliert.
Publikation 5, Hsiang et al.: Anwendung von "econometric methods", um Effekt von NPI auf Fallzahlen in sechs Ländern zu untersuchen. Die Infektionsdynamik wird mit dem SIR-Modell simuliert. Daten aus verschiedenen Quellen, u.a. JHU.

Wie man sieht, beschäftigt sich keine der Studien mit dem Zusammenhang zwischen NPI und tatsächlicher (Über)Sterblichkeit, die aus meiner Sicht eine einigermaßen belastbare Größe darstellen würde. Stattdessen werden Zusammenhänge zwischen den NPI und offiziell gemeldeten Fallzahlen modelliert. Dass die Fallzahlen, also Anzahl von positiven PCR-Tests, nicht viel mit realen Infektionen und Erkrankungen zu tun haben, wurde unter anderem hier bei multipolar hinreichend diskutiert. Das gleiche folgt für den R-Wert, der aus den Fallzahlen abgeleitet wird. Auch an den offiziellen COVID-Todesfällen gibt es genug zu kritisieren, das muss ich hier glaube ich nicht wiederholen. Allein, dass ein positiver PCR-Test in der Vergangenheit ausreicht, um "in Zusammenhang mit Corona" zu sterben, sagt schon alles. Der zweite Punkt ist, dass all diese Arbeiten auf Modellannahmen darüber basieren, wie sich Infektionen ausbreiten und wie NPI wirken. Bei derartigen Modellen gibt es immer eine Reihe von freien Parametern, deren Einfluss vielleicht im Anhang des Papers diskutiert wird oder auch nicht. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass sich hier entscheidende Stellschrauben verbergen können, um Ergebnisse in die gewünschte Richtung zu drücken.

Da Sie meinen, es gäbe keine berechtigten Einwände gegen diese Arbeiten, würde ich gerne auf die Publikation 4 aus der Ferguson-Gruppe genauer eingehen. Es sollte bekannt sein, dass sich Herr Ferguson mit seinen Modellen in der Vergangenheit oft um mehrere Größenordnungen verschätzt hat, was die möglichen Todesfälle durch ansteckende Krankheiten angeht, siehe z.B. https://www.iedm.org/the-flawed-covid-19-model-that-locked-down-canada/. Sein Funding von der BMGF macht ihn in meinen Augen nicht glaubwürdiger. Es gibt auch ein Review des Ferguson-Codes, der bei mehreren dieser Studien zum Einsatz gekommen ist. Es werden diverse technische Mängel festgestellt, bis hin zu nicht-deterministischen Resultaten: https://lockdownsceptics.org/code-review-of-fergusons-model/. Des weiteren gab es eine recht aufwendige Diskussion der Ferguson-Arbeit bei Peds Ansichten: https://peds-ansichten.de/2020/11/imperial-college-gates-foundation-coronavirus/. Ich erlaube mir, die Zusammenfassung zu zitieren:

"1. Die Datenbasis der Studie ist mehr als nur fragwürdig. Nationale Unterschiede in der Erhebung wurden nicht beachtet und Unstimmigkeiten in den Rohdaten durch zusätzliche Modellannahmen über den Verlauf und der Anwendung unverständlicher statistischer Verfahren schlicht weggerechnet. Zumal ja die Analyse der Daten erst Klarheit über den Verlauf bringen sollte, was schlechterdings unmöglich ist, wenn solche Annahmen vorweggenommen werden.
2. Die Studie benutzt Modellannahmen die einerseits völlig unrealistisch sind, und andererseits offenkundig darauf abzielen, den Einfluss der harten Maßnahmen, sprich des Lockdowns, möglichst dramatisch zu modellieren. Denn je dramatischer die Auswirkung solcher Maßnahmen waren, desto ‘dramatischer’ muss, bei gleicher Datenlage, gleichfalls die Situation vor der Ausrufung dieser Maßnahmen gewesen sein. In den Rohdaten ist davon aber nichts zu sehen. Im Gegenteil. Die Infektionen gehen zu früh zurück, um den Lockdown als Maßnahme dafür in Frage kommen zu lassen.
3. Sodann konstruieren die Autoren ein sogenanntes ‘kontrafaktisches’ Szenario, das aber angeblich hätte ‘faktisch’ stattfinden können, wenn man nicht interveniert hätte, ebenfalls ohne Belege und ohne eine Spur von Scham ob der maßlosen Übertreibungen."

Natürlich ist das kein Peer Review im offiziellen Rahmen und kann insofern immer bequem zurückgewiesen werden. Bei Nature kann meines Erachtens eigentlich niemand derart genau auf die Arbeit geschaut haben, das wäre sicherlich auch sehr zeitaufwendig gewesen. Was tun wir also, wenn der "offizielle" Weg, solche Studien zu überprüfen, versagt?

Wohl gemerkt, es steht Ihnen ja frei, trotzdem an die Unabhängigkeit und Qualität dieser Arbeiten zu glauben. Ich möchte hier nur klarstellen, warum man insbesondere bei diesem Thema sehr misstrauisch gegenüber der publizierten Wissenschaft sein sollte und warum aus meiner Sicht kein glaubhafter Nachweis der Wirksamkeit von NPI erbracht wurde.

ARNOLD WEIBLE, 17. Juni 2021, 15:30 UHR

Lieber Alexander S., nun haben sie Ihre Skepsis noch mal bekräftigt. Immerhin fanden Sie kritische Äußerungen über eine der Publikationen, die diese in Frage stellen. Ich kann ihre Argumentation allerdings immer noch nicht nachvollziehen. Irgendwie müssen Sie doch zu dem Schluss gelangt sein, dass NPI keine Wirkung erzielen.

Wenn Sie eine wissenschaftliche Publikation gelesen hätten, die aussagt dass NPI keine Wirkung erzielen, hätten Sie sie mir sicher gezeigt.
Ich schließe daraus, dass Sie Aussagen von Amateurforschern mehr Gewicht geben als wissenschaftlichen Publikationen. Sie geben sich wissenschaftlich versiert, aber in Wirklichkeit ist es nur ihr Bauchgefühl, auf das sie hören. Das Bauchgefühl (nach Kahnemann das schnelle Denken) allerdings kennt keine Zweifel und dagegen kann ich nicht anargumentieren.

PAUL SCHREYER, 17. Juni 2021, 15:45 UHR

Eine kurze Anmerkung zu Herrn Weibles Annahme, dass es einer "wissenschaftlichen Publikation" bedürfe, "die aussagt, dass NPI keine Wirkung erzielen." Das ist simple Beweislastumkehr. Selbstverständlich muss ein Nutzennachweis belegt werden, nicht ein "Nichtnachweis".

ALEXANDER S., 17. Juni 2021, 17:50 UHR

Lieber Herr Schreyer, das wäre in etwa auch meine Antwort gewesen. Dabei werde ich es jetzt belassen.

ALEXANDER S., 17. Juni 2021, 20:50 UHR

Einen kleinen Nachtrag hätte ich doch noch, um zu zeigen, dass ich mich nicht nur auf mein Bauchgefühl verlasse. Was jeder – ganz amateurhaft – tun kann, ist, die offiziellen Fall- und Todeszahlen von Ländern oder Bundesstaaten zu vergleichen, die ganz unterschiedliche Maßnahmen ergriffen haben. Beispielsweise North mit South Dakota oder Kalifornien mit Florida oder die gesamte EU mit Schweden:

https://tkp.at/2021/03/27/us-bundesstaaten-kein-nutzen-von-lockdown-und-masken/

https://swprs.org/covid-the-illusion-of-control/

Ein paar (fehlende) Korrelationen sind auch hier ganz gut dargestellt:

https://coronakrise-blog.jimdofree.com/start/07-07-20-keine-korrelation-zwischen-lockdown-und-covid/

Und ein paar Studien gibt es auch:

https://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/eci.13484

https://www.dailymail.co.uk/news/article-8347635/Lockdowns-failed-alter-course-pandemic-JP-Morgan-study-claims.html

https://www.aier.org/article/lockdowns-and-mask-mandates-do-not-lead-to-reduced-covid-transmission-rates-or-deaths-new-study-suggests/

ARNOLD WEIBLE, 19. Juni 2021, 18:40 UHR

Lieber Herr Schreyer,
selbstverständlich hat die Regierung, die Maßnahmen anordnet, die Beweislast. Wenn jedoch der Beweis gleich mehrfach erbracht ist, wie im vorliegenden Fall, genügen eine einfache Mutmaßung und die vorgebrachte Kurvendiskussion eines Amateurs nicht, den Beweis zu entkräften. In diesem Fall benötigt man schon einen Gegenbeweis.

Lieber Alexander S.,
es kommt mir nicht darauf an recht zu behalten. Worauf ich allerdings Wert lege, ist eine schlüssige Argumentation. Die Regel ist, dass jede Seite teilweise recht hat. Ob wir selbst zu der Seite gehören, die mehr recht hat, können wir nicht wissen. Und wenn wir mit einer wissenschaftlichen Publikation konfrontiert werden, dann haben wir in aller Regel nicht die Mittel, dagegen anzuargumentieren. Wenn wir (weitgehend) objektiv auf eine Sache blicken, dann haben wir das immer im Hinterkopf und sind bereit, unsere Meinung auch zu korrigieren.

Wenn es Ihnen gelingt, sich einmal zurückzulehnen und Ihre vorgebrachten Argumente aus einer objektiveren Sicht zu beleuchten, werden Sie feststellen, dass sie unzureichend sind. Ich frage mich, warum tun Sie sich das an und verbeißen sich in eine aussichtslose Argumentation? Wollen Sie an Erfahrung gewinnen oder ist es Ihnen nur wichtig, bestätigt zu werden?

Ich an Ihrer Stelle hätte mich entspannt zurückgelehnt und mir gesagt: ok, offensichtlich wirken Covid-19-Maßnahmen tatsächlich. Es gilt nun die spannende Frage zu beantworten weshalb es hierzu dennoch so viele Widersprüche gibt. Ich für mich werde im übrigen genau dies tun. Ihre beigefügten Links sind ein guter Anfang. Aber seien Sie vorsichtig hüten Sie sich vor dem Bestätigungsfehler (https://www.wikiwand.com/de/Best%C3%A4tigungsfehler)

*LEUGNER, 20. Juni 2021, 09:45 UHR

Lieber Herr Weible, leider muss ich Sie kritisieren. Erneut ziehen Sie sich aus der Diskussion heraus, indem Sie einfach mit Gemeinplätzen antworten, ohne dabei gezielt Sachargumente vorzubringen. Ich habe Ihnen in einem früheren Beitrag detailliert anhand von zahlreichen Beispielen die Widersprüchlichkeit und Wirkungslosigkeit der Maßnahmen in anderen Ländern vorgetragen, inklusive der Erkenntnisse von Ioannidis, dem meistzitierten und meistgeachteten Professor für Gesundheitsstatistik weltweit. Die Weigerung diese Widersprüche zu akzeptieren und von der These, die man hatte, abzuweichen, bedeutet nichts anderes, als das Sie einer Falsifikation aus dem Weg gehen. Sie müssen endlich begreifen, dass Sie eine These aufgestellt haben und nicht die Kritiker. Die Kritiker haben diese These falsifiziert. Sie müssen sich eine neue These überlegen, nicht die Kritiker.

Anstatt es dabei beruhen zu lassen, haben Sie mir ein Buch über logisches Denken empfohlen und damit subtil unterstellt, dass meine Wahrnehmung verkehrt sei. So ein Verhalten ist beleidigend ihrem Gesprächspartner gegenüber und zeugt davon, dass Sie überhaupt kein Interesse an einem objektiven Erkenntnisgewinn haben, sondern Recht behalten wollen und keinen Zentimeter von Ihrer Meinungen abweichen möchten.

ALEXANDER S., 21. Juni 2021, 10:15 UHR

Lieber Herr Weible,

jetzt drehen wir uns im Kreis. Es ging ja in der Diskussion gerade darum, ob die Wirksamkeit der Maßnahmen erwiesen ist oder nicht, und nun behaupten Sie einfach wieder, die genannten Studien hätten den Beweis erbracht. Wie auch immer man zu den Studien steht, aber eine Modellrechnung aufgrund von unzuverlässigen "Fallzahlen" ist sicherlich kein strenger wissenschaftlicher Beweis.

Auch Ihre Aussage, meine Argumente wären aus objektiver Sicht unzureichend, halte ich für vermessen. Was versetzt Sie in die Lage, objektiv urteilen zu können? Zumal Ihr einziges eigenes Argument ein Verweis auf Autoritäten ist, die wir angeblich nicht hinterfragen können. Vielleicht ist ja gar nicht meine Argumentation aussichtslos, sondern Sie selbst klammern sich, wie die Mehrheit unserer Mitmenschen, an ein scheiterndes System. Angesichts der Schäden, die die Maßnahmen weltweit bewirkt haben und immer noch bewirken, kann ich mich jedenfalls nicht entspannt zurücklehnen.

ARNOLD WEIBLE, 23. Juni 2021, 14:00 UHR

Lieber *LEUGNER,
Die Studie von Ioannidis hatte ich an anderer Stelle bei Multipolar bereits kommentiert:

https://multipolar-magazin.de/artikel/zerocovid-irrweg

Es wäre schön wenn alle, die diese Studie zitieren, sie auch richtig lesen würden. Die Studie war für mich die Grundlage zur Aussage, dass die Maßnahmen gegen Covid 19 wirken.

Lieber ALEXANDER S.
Stellen Sie sich vor, Sie seien Richter und haben in einem Fall zu entscheiden. Eine wichtige technische Frage ist zu beantworten. Die eine Seite legt Ihnen fünf aufwändig erstellte Gutachten von fünf verschiedenen Sachverständigen vor, die allesamt im wesentlichen zum selben Schluss kommen. Die Gegenseite behauptet die Gutachten kämen zu einem falschen Schluss weil:

– Solche Gutachten an sich schwer zu erstellen sind.
– Es erwiesen sei, dass derartige Gutachten auch schon manipuliert wurden.
– Es Äußerungen von anderen Sachverständigen gibt (die nachgewiesen werden), die darauf hinweisen dass eines der fünf Gutachten von unzureichend recherchierten Daten ausging.
– Die von den Gutachtern verwendeten Zahlen durchweg unzuverlässig seien. Diese Unzuverlässigkeit kann der Vertreter der Gegenseite nach eigener Auskunft selbst ermessen.

Ein Gegengutachten gibt es nicht.

Welcher Seite würden Sie recht geben?

MARIE, 11. Juni 2021, 13:25 UHR

Interessant in diesem Zusammenhang finde ich auch das aktive Suchen nach Verhaltensforschern der Bundesregierung für die gewünschte "Durchimpfung" der Bevölkerung – besonders interessant finde ich diese Kampagne auch mit dem Wissen, dass es zur Stärkung des Immunsystems seiner Bürger bis hin zum Verbot des Reha-Sportes u.a. Möglichkeiten zur Gesunderhaltung - von den psychischen Belastungen kann ich da auch nicht absehen - NIX kommt, nur eine schon fast neurotische Fixierung auf einen nicht erforschten Impfstoff.

Meine kerngesunde Mutter ist an Krankenhauskeimen nach einer Routine-OP verstorben und ich selbst hatte vor einem Jahr eine ganz leichte "Grippe" – aber GESUNDE gibt es ja wohl "statistisch-korrekt " gar nicht mehr – dafür bekomme ich vom Masketragen eine schreckliche Haut ... als "DANK" für die ungewollte Fürsorge, sind alle mich persönlich erfreuenden Lebensmöglichkeiten bei Strafe verboten: Theater, Musik, Schwimmen und vertraute Geselligkeit/Restaurant ... ja selbst das Reisen kann ich mir gar nicht mehr zur Erholung vorstellen.

Die Bürokratie hat wohl eine sehr spezielle Vorstellung vom "Paradies" = Deutschland.

Link dazu:

https://de.rt.com/meinung/118827-was-tun-mit-impfverweigerern-propaganda-und-herdentrieb-statt-zwang/

auch interessant:

https://www.servustv.com/videos/aa-27a3qr1rd1w11/

ADA, 14. Juni 2021, 12:00 UHR

Es geht ja nicht darum, COVID zu verharmlosen. Aber was mir wichtig erscheint, ist das Argument von M. Krahe, "dass Ausgangssperren und Demonstrationsverbote nicht bloß über das Ziel hinausschießen, sondern mit einer demokratischen Gesellschaft absolut unvereinbar sind."

Vermutlich hätten auf Freiwilligkeit basierende Maßnahmeempfehlungen hierzulande zu einer sehr großen Umsetzung geführt, sogar stärker als vielleicht in Schweden mit einer liberaleren Mentalität. Es hätte dieser gravierenden Grundrechtseingriffe also gar nicht bedurft und es wären genügend Menschen zuhause geblieben und hätten sich Masken im Freien umgebunden, wie sie das jetzt ja auch tun. Die Grundrechte des Bürgers jedoch so nonchalant restriktiv einzuschränken, untergräbt erheblich die "freiheitlich demokratischen Grundordnung". Dieses sensible Gebilde, welches das Spannungsverhältnis von Staat und Bürger austariert, kann nicht einfach angetastet werden, ohne Schaden zu anzurichten. Dass dies den Politikern nicht mehr klar ist und sie hemmungslos bereit sind, in Grundrechte einzugreifen, erscheint mir wesentlich gefährlicher als das Coronavirus. Früher sind Menschen für die Freiheit gestorben oder haben ihr Leben riskiert und diese Freiheit gilt es auch heute noch zu verteidigen.

Es kann sein, dass ohne Maßnahmen mehr Menschen gestorben wären, aber wieviele Tote hält der Staat aus, ehe er seine Funktionsfähigkeit untergräbt? Das ist eine ethisch nicht einfache Debatte, vor der sich die Politiker, aber auch das Volk, und die Intellektuellen insbesondere, gedrückt haben. Wir akzeptieren in vielen Bereichen Todesfälle, allein in Deutschland sterben jedes Jahr 75.000 Menschen in Zusammenhang mit Alkoholmissbrauch und wir sind weit von einer Prohibition in Bezug auf Alkohol entfernt ... Da gibt es also noch spannende Diskussionen und wir sollten uns nicht scheuen, sie zu führen.

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