Fußgängerzone in Frankfurt am Main im November 2021 | Bild: picture alliance/dpa / Frank Rumpenhorst

Eine traumatisierte Gesellschaft

Experten gehen davon aus, dass die Gesellschaft an den Folgen einer kollektiven Traumatisierung leidet, die der zweite Weltkrieg verursacht hat. Das zeige sich im Umgang mit aktuellen Krisen ebenso wie in der zunehmenden Polarisierung der Gesellschaft. Doch es gibt auch Auswege.

SUSANNE WOLF, 16. Mai 2025, 13 Kommentare, PDF

Die deutsche Traumastiftung beschreibt den Begriff Trauma als „ein belastendes Ereignis oder eine Situation, die von der betreffenden Person nicht bewältigt und verarbeitet“ werden kann und die „oft Resultat von Gewalteinwirkung – sowohl physischer wie psychischer Natur“ ist. Zunehmend gehen Traumaforscher auch von einem Entwicklungstrauma aus, das seinen Ursprung in der frühen Kindheit hat.

„Entwicklungstrauma kann entstehen, wenn Menschen nicht genügend Bindung bekommen, sie sich zu wenig gesehen fühlen“, erklärt die Traumatherapeutin Dami Charf. „Manche Traumaforscher nennen es die Mutter aller Krankheiten und Störungen. Es gibt Autoren, die von einer verdeckten Epidemie sprechen“, so Charf weiter. Belastende Situationen und Erfahrungen, die in der frühen Kindheit gemacht werden, haben einen gravierenden Einfluss. Sie prägen das Verständnis der Welt, von sich selbst und der eigenen Sicherheit. „Viele Menschen denken, dass Dinge, die man nicht weiß, auch keinen Einfluss auf uns haben“, so Charf. „Doch gerade verdrängte traumatische Erfahrungen beeinflussen unser Leben massiv.“

Der Begriff Trauma, der im Griechischen „Wunde“ oder „Verletzung“ bedeutet, hat seinen Weg in die Alltagssprache gefunden. Nicht immer wird er jedoch richtig verwendet: Einerseits wird oft schnell von traumatischen Erfahrungen gesprochen, andererseits gibt es Menschen, die jahrelang leiden, ohne zu verstehen, dass es sich um psychische und körperliche Symptome eines Traumas handelt. „Sehr oft wurden diese Traumata über Generationen weitergegeben, wobei die sichtbaren Auswirkungen manchmal eine Generation überspringen“, erklärt die Traumatherapeutin Milaya Lodron. „Unsere Großeltern haben viel investiert, um während der Kriegs- und Nachkriegszeit zu überleben und den Schmerz nicht zu spüren.“ Diese Generation konnte und durfte sehr wenig fühlen, diese Verdrängung aber wirke sich nun auf die heutige Generation und junge Menschen aus, so Lodron.

Trauma über Generationen hinweg

Traumaexperten gehen davon aus, dass unsere Gesellschaft an den Folgen einer kollektiven Traumatisierung leidet, die der zweite Weltkrieg mit all seinen Folgen, insbesondere in Europa, verursacht hat. Man spricht von „transgenerationalem Trauma“, wenn seelische Verletzungen über Generationen weitergegeben werden; in der Wissenschaft werden solche Zusammenhänge vom Forschungsgebiet der Epigenetik umfasst. Vereinfacht gesagt: Umweltfaktoren und Lebenserfahrungen beeinflussen die Aktivität von Genen. „Wenn wir mit einem traumasensiblen Blick hinschauen, erkennen wir, dass viele unserer körperlichen und psychischen Symptome in direktem Zusammenhang mit diesem transgenerationalem Trauma stehen, das wir von unseren Großeltern und Eltern ererbt haben“, betont Milaya Lodron. „Ich sehe oft Menschen, die erst hinschauen, wenn der Leidensdruck zu groß wird oder sich heftige Symptome zeigen – wie etwa chronische Schmerzen, Schlaf-und Verdauungsstörungen, Dauerstress, Depressionen oder Angstzustände. In weiterer Folge können sich daraus schwere Krankheitsbilder entwickeln.”

Raymond Unger, Autor und Maler mit psychotherapeutischer Ausbildung, beschäftigt sich mit den Auswirkungen generationenübergreifender Traumata auf die heutige Gesellschaft. In seinen Büchern „Vom Verlust der Freiheit: Klimakrise, Migrationskrise, Coronakrise“ und „Die Heldenreise des Bürgers: Vom Untertan zum Souverän“ geht er diesem Thema auf den Grund: „Insbesondere Babyboomer, deren Eltern oftmals kriegstraumatisiert waren, erlebten in der Kindheit nicht selten emotionale Vernachlässigung“, erläutert Unger. „Anstatt jedoch zu erkennen, dass die eigenen Eltern egoistisch und emotional ablehnend reagieren mussten, um sich selbst zu schützen, kommt es beim Kind im Rahmen einer überlebenswichtigen Strategie zu einer Uminterpretation der realen Situation: Das Kind erlebt sich selbst als ungenügend und beginnt, die Eltern zu überhöhen.“

Da man mit dieser tief empfundenen Scham auf Dauer nicht leben könne, blieben der Psyche im Erwachsenenalter nur die Kunstgriffe Übertragung und Projektion. „Ungeliebte Anteile werden im Außen bekämpft, zugleich besteht die unbedingte Notwendigkeit, konformistisch zu agieren, um nicht von der Mehrheitsgesellschaft ausgeschlossen zu werden“, erklärt Unger. „Zu allem Elend besteht noch eine Übertragung auf Autoritäten in Medien, Politik und Wissenschaft als ,Ersatzeltern’. Man will glauben, dass es Entscheider immer nur gut mit einem meinen.“

In gesellschaftlichen Krisen wie der Corona-Zeit oder der aktuellen Militarisierung und Kriegsgefahr können latente Traumata wieder aufbrechen und die psychische Belastbarkeit der Menschen verringern, ergänzt die Psychotherapeutin und Traumaexpertin Michaela Huber. „Die Spaltung der Gesellschaft kann durch das Wiederaufleben dieser alten Ängste und Unsicherheiten verstärkt werden, da Menschen in solchen Situationen oft auf vertraute Muster und Überzeugungen zurückgreifen.“ Corona habe „ein Kollektiv-Trauma ausgelöst“, ist sie überzeugt. „Die ganze Corona-Krise kann man als eine Art gesellschaftlichen Schock bezeichnen.“

Gründe für die Traumatisierung habe es viele gegeben: rigorose freiheitseinschränkende Maßnahmen, Angst vor einem tödlichen Virus, Existenzangst derjenigen, die schlagartig alleingelassen waren, aber auch von Selbständigen, Geschäftsinhabern oder Künstlern. „Dann kam die ,Impfung’ und der entsprechende Druck, der Ausschluss der ,Ungeimpften’ und wie auch schon vorher die Ausgrenzung derer, welche die Maßnahmen als ungerechtfertigt kritisierten“, ergänzt Huber. Die Psychotherapeutin nennt diese Zeit „eine Zäsur in der bundesdeutschen Geschichte, die zu einer (fast) Gleichschaltung der öffentlich-rechtlichen und restlichen Mainstream-Medien geführt und eine tief verunsicherte und gespaltene Gesellschaft hinterlassen hat“.

Traumabewältigung

Bevor ein Trauma erfolgreich behandelt und damit ein Stück Lebensqualität zurückgewonnen werden kann, muss es zunächst erkannt werden – eine der größten Herausforderungen in der Traumabewältigung. „Es ist wichtig, dass die Betroffenen und ihre Familien die Existenz und die Auswirkungen der Traumata erkennen und anerkennen“, sagt Michaela Huber. Die nächsten Schritte seien therapeutische Unterstützung und Familienarbeit. „Der Einbezug der ursprünglich traumatisierten Generation in den Heilungsprozess kann hilfreich sein, um die familiären Dynamiken zu verstehen und zu ändern.“ Zudem könne eine gesellschaftliche Anerkennung der Vergangenheit und ihrer Auswirkungen dazu beitragen, dass die Traumata nicht länger tabuisiert bleiben und die Heilung gefördert wird.

Auch das Corona-Trauma könne nur durch Aufarbeitung und Versöhnung geheilt werden, ist Huber überzeugt: „Die Aufarbeitung darf nicht von denen gemacht werden, die für die Fehler der Corona-Zeit verantwortlich waren, weil sie einseitig informierten, Andersdenkende diffamierten und sanktionierten. Es müssen glaubwürdige, unabhängige Persönlichkeiten gefunden werden, die helfen, Pro und Kontra, Nutzen und Schaden der Corona-Zeit zu untersuchen, Opfer anzuhören, und das in aller Öffentlichkeit zeigen und diskutieren, wie es etwa in der Aufarbeitung des Apartheitsregimes in Südafrika geschehen ist.“

Hilfe zur Selbsthilfe

Experten wie Dami Charf bieten Hilfe zur Selbsthilfe an: „Alte Verletzungen und Traumata hinterlassen oft Lebensmuster und ein Lebensgefühl, das uns hilflos macht und uns von uns selbst und anderen Menschen abschneidet“, erläutert Charf. Der Traumatherapeut Gopal Norbert Klein hat die Methode Ehrliches Mitteilen entwickelt, bei dem Teilnehmer einer Gruppe darüber reden, was sie im Moment bewegt und die Anderen aufmerksam zuhören.

In der Traumatherapie kommen verschiedene Ansätze zur Anwendung; weit verbreitet ist die Methode des Somatic Experiencing (SE) von Peter Levine: Diese Methode arbeitet vor allem mit der körperlichen Reaktion auf traumatische Ereignisse und wendet sich dabei an das für Trauma zuständige autonome Nervensystem. Das sogenannte Neurogene Zittern ist ein Selbstheilungsreflex des Körpers, den man durch verschiedene Arten von Anstrengung oder Überanstrengung auslösen kann. Das Zittern ermöglicht dem Körper, sich von angesammelter muskulärer Anspannung zu befreien, die besonders nach belastenden Ereignissen wie einem Schock entstehen können.

Kollektive Traumaheilung

Thomas Hübl, Lehrer, Autor und internationaler Vermittler, entwickelte den Collective Trauma Integration Process für die Arbeit mit individuellen, generationenübergreifenden und kollektiven Traumata. In Großveranstaltungen brachte er etwa Tausende von Deutschen und Israelis zusammen, um den kulturellen Schatten, den der Holocaust hinterlassen hat, anzuerkennen, sich ihm zu stellen und ihn zu heilen.

Milaya Lodron hat diese kollektive Traumaheilung in einer Gruppe mit Thomas Hübl miterlebt. „Wenn eine Person eine individuelle Geschichte erzählt, geht eine Heilungswelle durch die Nervensysteme, die sich auf das Kollektiv auswirkt.“ In Zusammenarbeit mit Thomas Hübl befasste sich die Traumatherapeutin intensiv mit kollektiver Heilarbeit. Dass auch ein künstlerischer und spielerischer Zugang bei der Traumaarbeit möglich ist, zeigt Lodron gemeinsam mit der Schauspielerin und Theatermacherin Julia Höfler – zusammen haben sie die Initiative „Trau’ma Uns“ ins Leben gerufen. Traumaarbeit geschieht dort an einem Wochenende mit Hilfe von Improvisation, Meditation, Körperwahrnehmung und Bewusstseinsarbeit. Durch künstlerischen Ausdruck wird „nicht Gesehenes sichtbar und Unausgesprochenes hörbar“, wie die Initiatoren schreiben. „Wenn einzelne an sich arbeiten, wirkt sich das auf das Kollektiv aus“, ist Lodron überzeugt.

Über die Autorin: Susanne Wolf, Jahrgang 1968, arbeitet seit über 10 Jahren als freie Journalistin und Autorin mit den Schwerpunkten Umwelt, Nachhaltigkeit und Transformation. Sie ist Autorin der Bücher „Nachhaltig Leben“ und „Zukunft wird mit Mut gemacht“.

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Diskussion

13 Kommentare
PAUL SCHREYER, 16. Mai 2025, 13:00 UHR

Es wäre sicher ebenfalls lohnend zu verstehen, inwieweit es in den Familien deutscher Spitzenpolitiker zu Traumatisierungen kam. Wenig bekannt ist etwa, dass der Vater von Friedrich Merz mehr als vier Jahre in sowjetischer Kriegsgefangenschaft war – was an Joachim Gauck erinnert, dessen Vater gleichfalls jahrelang in sowjetischer Gefangenschaft war.

https://archive.ph/vTC0v (Die Zeit, März 2024)

„Der vor Kurzem 100 Jahre alt gewordene Vater von Friedrich Merz, Sprössling einer Soldatenfamilie, war mit 17 zur Wehrmacht eingezogen worden und hatte viereinhalb Jahre in Georgien in Kriegsgefangenschaft verbracht. Nach dem Krieg in der amerikanischen Besatzungszone war Joachim Merz einer der ersten Richter, die im sauerländischen Arnsberg NS-Prozesse übernahmen. Merz erzählt, er habe als junger Mann die Akten studiert – und auch deshalb entschieden, selbst Jurist zu werden. Transatlantizismus, die wehrhafte Demokratie, Resilienz als Karrierestrategie: Der CDU-Chef findet alles, was er seiner Partei heute predigt, schon in seiner Familiengeschichte angelegt.“

RALLE, 16. Mai 2025, 16:20 UHR

Das wäre dann eine Erklärung für die Russophobie und den transatlantischen Kadavergehorsam des Friedrich Merz. Menschlich verständlich, aber für den Job als Kanzler dann ungeeignet.

MATTHIAS, 17. Mai 2025, 12:35 UHR

Psychologische Erklärungsmuster sind eingängig und sollten vorsichtig verwendet werden. Es besteht die Gefahr, dass eine gewisse Zwangsläufigkeit behauptet wird, nach dem Motto: Es musste ja so kommen. Nicht jede schwere persönliche Geschichte führt zu einem Trauma. Und im Blick auf Familie Merz ist die von Paul Schreyer nicht zitierte Fortsetzung des ZEIT-Artikels wichtig: "'Der Staat gegen Fritz Bauer' – das Filmporträt des hessischen Generalstaatsanwalts im großen Frankfurter Auschwitz-Prozess – ist einer seiner Lieblingsfilme." Merz Junior sieht sich demnach in der Spur der kritischen Aufarbeitung des Faschismus. DAS ist es, was die ZEIT-Autorin meint, wenn sie von "Transatlantizismus" und "wehrhafter Demokratie" spricht. Darum ist er der "neue Fritz und nicht der Alte Fritz (der von damals in Preußen – Militarismus und so, das gibt es heute nur noch in Russland, China und anderen Schurkenstaaten).

Die ZEIT-Autorin ist erkennbar darum bemüht, Merz Junior darzustellen als jemanden, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort angekommen ist. Am Schluss wird es beinahe rührselig: Nach dem "Verlust seines Freundes Wolfgang" (Schäuble) muss Merz Junior sich selbst besinnen und zur Raison rufen. "Und es scheint zu funktionieren." Die "Selbstbefreiung" ist geglückt, wie schön! Für die ZEIT war schon im März 2024 alles in Butter mit dem "neuen Fritz", der jetzt den neuen Kanzler mimt.

STRESSTEST, 17. Mai 2025, 14:30 UHR

"Nicht jede schwere persönliche Geschichte führt zu einem Trauma."

@MATTHIAS: Das stimmt. Als 1976 Palästinenser ein Flugzeug der Air France entführten, kam bei der Befreiungsoperation Entebbe in Uganda der ältere Bruder von Benjamin Netanjahu, Jonathan, als einziger israelischer Soldat ums Leben. Und das hat kein ... na ja, vielleicht doch kein gutes Beispiel hierfür.

"Merz Junior sieht sich demnach in der Spur der kritischen Aufarbeitung des Faschismus."

Dann empfehle ich dem Aufarbeiter des Faschismus, Friedrich Merz, dieses Video: "Nazi-Bataillone: Wird Selenski vom Rechten Sektor kontrolliert?" https://www.youtube.com/watch?v=wBCU0C81ZBc

GUTEN MUTES, 21. Mai 2025, 23:45 UHR

Danke für den Beitrag.

CARLO LF, 24. Mai 2025, 13:25 UHR

Entschuldigung, aber ich nenne die Argumentation dieses Artikels "Wildes Denken". 80 Jahre nach dem 2. WK wird eine Linie zum heutigen Gesellschaftszustand gezogen. Natürlich durch Berufung auf (wie gehabt) "Experten" - ohne sie zu benennen.

Ich beurteile solche wilden Konstrukte und Spekulationen, die wie hier auf gewissen anderswo verwendeten psychologischen Diagnosen aufbauen, dann aber auf ganz andere Kontexte bezogen werden, als illegitime Überdehnung von wissenschaftlichen Begriffen.

Man kann so etwas immer wieder beobachten: politische Diagnosen mit dem Hintergrund massiven persönlichen Unbehagens werden unterfüttert mit Begriffen aus der Wissenschaft. Heraus kommt eine Ideologie, die scheinbar auf wissenschaftlichen Begriffen und Annahmen aufbaut.

Sorry. Ich brauche solche Ideologismen nicht, um unsere elenden politischen Zustände (nicht nur in Deutschland!) zu verstehen.

MICH LAUST DER AFFE, 26. Mai 2025, 10:55 UHR

@STRESSTEST

„kam bei der Befreiungsoperation Entebbe in Uganda der ältere Bruder von Benjamin Netanjahu, Jonathan, als einziger israelischer Soldat ums Leben”

Das ist ja eine sehr interessante Neuigkeit für mich. Gibt es dafür einen Quellenverweis? Über die notwendigen Charaktereigenschaften, die erforderlich sind, um in der Politik einer repräsentativen Demokratie Karriere zu machen, mache ich mir schon lange keine Illusionen mehr. Aber wie es der Bruder dieses gefallenen Soldaten an die Spitze so eines Staates schaffen konnte, das war mir dann doch noch etwas rätselhaft. Die Rachegelüste die aus einem solchen familiären Trauma erwachsen können, bieten da für mich den Ansatz einer Erklärung. Hass scheint doch eine starke Antriebsfeder zu sein - und hier mit dem erfolgreichen Völkermord an den Palästinensern voll ausgelebt zu werden. Dafür drängt sich mir ein Vergleich auf, den ich angesichts der aktuellen juristischen Gemengelage lieber nicht äußere.

Dass ein ganzes Volk so jemanden zu seinem Anführer wählt, ist vielleicht noch erklärbar. Aber dass sich beim Wahlvolk und bei den Verbündeten kaum Widerstand regt, wenn dieser seinen Traum auslebt, das ist wirklich erschütternd. Ein kollektives Trauma würde da für mich zumindest einen möglichen Ansatzpunkt für derartige Heuchelei und kognitive Dissonanz liefern.

@CARLO LF

„Man kann so etwas immer wieder beobachten: politische Diagnosen mit dem Hintergrund massiven persönlichen Unbehagens werden unterfüttert mit Begriffen aus der Wissenschaft. Heraus kommt eine Ideologie, die scheinbar auf wissenschaftlichen Begriffen und Annahmen aufbaut.“

Da gebe ich ihnen im Prinzip recht. Andererseits sträubt sich bei mir – nicht nur angesichts des aktuellen Stands der „Wissenschaftlichkeit“ – vieles dagegen, die Wissenschaft bei der Beurteilung gesellschaftlicher Phänomene als der Weisheit letzten Schluss zu akzeptieren. Über die Wissenschaft an sich gibt es meines Erachtens nur ein unwiderlegbares Faktum, nämlich, dass sie in ihrer Gesamtheit IMMER falsch lag. Wäre es anders, dann hätten wir seit Ewigkeiten wissenschaftlichen Stillstand. Denn der wissenschaftliche Fortschritt besteht ja nun mal darin, existierende wissenschaftliche Thesen zu falsifizieren.

Generell zur Frage der Ursächlichkeit von Traumata für Erkrankungen empfehle ich das Studium der Thesen von Ryke Geerd Hamer, dem Begründer der Germanischen Heilkunde, heute auch unter dem Namen Universalbiologie firmierend. Er wurde für seine wissenschaftliche Arbeit, die im Gegensatz zum schulmedizinischen Sammelsurium an wirren Thesen dieses Attribut („wissenschaftlich“) noch einigermaßen verdient, zeitlebens gnadenlos verfolgt und verteufelt. Hamers Habilitation zu diesem Thema musste unwiderlegt in der Schublade verschwinden und ihm selbst die Approbation sowie zeitweise die Freiheit entzogen werden, da sie der Pharmamafia das Geschäft zu sehr vermasselt hätte. Ein guter Einstieg für eine nähere Beschäftigung mit dem Thema findet sich hier:

https://www.wissen-neu-gedacht.de/5bn-schritt-fuer-Schritt-Anleitung

GUTEN MUTES, 27. Mai 2025, 08:55 UHR

Ich frage mich, was wir als Kollektiv bräuchten, um die Bemühungen Einzelner oder von kleinen Gruppen, zu heilen, zu unterstützen. Traumaheilung, alle oft jahre- und manchmal jahrzehntelange Arbeit, die damit verbunden ist, kann nur greifen, wenn wir uns an einem "sicheren Ort" fühlen, in ausreichendem Abstand zu dem als traumatisch Erlebten. Auf einer individuellen Ebene kann man hier zwar auch Einfluss nehmen, aber letztlich fehlt uns als Kollektiv die symbolische Abgrenzung zu einer Zeit, in der alles viel zu plötzlich, viel zu viel und viel zu wenig, viel zu unsicher, zu übergriffig etc war... noch immer wird das kollektive Nervensystem durch Berichte über nahe und ferne Bedrohungen in Unruhe gehalten, mit Ignoranz und Tempo in den politischen Entscheidungen überfordert und es gibt kein eindeutiges Signal von oben, dass diese Coronazeit nun zu Ende ist... man sich von diesem oder jenem distanziert, rehabilitiert, entschuldigt, korrigiert...

Wir sind nicht gehalten durch einen Rahmen, der klare verlässliche Orientierungen stiftet und anzeigt, dass wir in einer langsameren Zeit ankommen, in der Besonnenheit regiert... und jene Ruhe ermöglicht wird, die nötig ist, ganz zu heilen... vielleicht besteht die Chance dieser Situation darin, dass wir uns gegenabkoppeln, loslösen und unabhängiger machen, immer mehr unser eigenes Ding machen? In jedem Fall gibt dieser Artikel tolle Anregungen auf einer kollektiveren und individuelleren Ebene, sich mindestens Oasen zu schaffen und einander zu helfen.

IMKE QUERENGÄSSER, 17. Mai 2025, 00:00 UHR

Ganz herzlichen Dank für das so ausführliche Behandeln dieses extrem wichtigen Themas! Ich bin der festen Überzeugung, dass sehr viele der aktuellen individuellen und gesellschaftlichen Probleme auf das fehlende Wissen über dieses uns wahrscheinlich alle mehr oder weniger stark betreffende Thema zurückzuführen sind. Artikel wie dieser sind daher unendlich wertvoll und eine große Hilfe, es aus der Tabuzone ans Licht zu bringen und mehr Bewusstsein dafür zu schaffen. Wie im letzten Satz geschrieben - wenn jeder bei sich selber beginnt, ist das ein großer Schritt zu einer friedlicheren Welt!

(Drei Texte von mir dazu:
https://www.manova.news/artikel/erkenne-dich-selbst-2,
https://www.manova.news/artikel/machen-wir-schluss,
https://www.manova.news/artikel/werden-wir-erwachsen)

SE, 18. Mai 2025, 11:55 UHR

Sehr richtig! Weder ist die Ursache und/oder das Problem in einem bestimmten Thema wie "Nazis" oder "Stalin" zu finden, noch in den jeweils letzten 100, 200 Jahren.

SE, 18. Mai 2025, 12:05 UHR

Die psychologische Traumatisierung - und mit ihr einhergehend das Herrschaftsproblem durch Tyrannen und Mitläufer - ist weit älter als "Nazis". Es ist mindestens 4000 Jahre alt. Ich stieß neulich auf das Buch Atrocitology von Matthew White: er hat eine wirklich beeindruckende Liste erstellt mit korrekten Zahlen, so korrekt es eben geht. Wir Menschen sind ja die besten, kreativsten Lügner, wenn es um hinwegreden von Opferzahlen geht ...

Wenn das nicht reicht als Argument, mal endlich mit dem Angstmachen zum Töten aufzuhören. (dann hat M. White der Spezies Mensch die Bescheinigung ausgestellt, nicht überlebensfähig zu sein - "Corona" ist nicht drin, hat aber definitiv einen Platz in seiner Top 100)

MATTHIAS BARON, 18. Mai 2025, 12:05 UHR

Da gehts ans Eingemachte. Der Gedanke, daß die Folgen des Krieges erst jetzt richtig spürbar werden, kam mir vor etwa 10 Jahren.

"Anstatt jedoch zu erkennen, dass die eigenen Eltern egoistisch und emotional ablehnend reagieren mussten, um sich selbst zu schützen, kommt es beim Kind im Rahmen einer überlebenswichtigen Strategie zu einer Uminterpretation der realen Situation: Das Kind erlebt sich selbst als ungenügend und beginnt, die Eltern zu überhöhen.“

Die Kette des Versagens: Die Großeltern schafften es nicht, ihre Kinder vor den Auswirkungen des verlorenen Krieges zu beschützen. Die Enkel sind durch die traumatisierten Eltern wiederum beschädigt und hatten gute Chancen, das auf ihre Kinder zu übertragen. Die Kette zu brechen ist möglich, erfordert aber schon unverschämtes Glück. Ich habe Menschen kennengelernt, die weitestgehend unbeschädigt aus russischer Kriegsgefangenschaft zurückkamen bzw. auf dem Land, wie die 'Made im Speck' das Kriegsende erlebten. Die Biographien sind individuell, natürlich waren auch viele kaputt.

So wichtig das Thema anzusprechen, so problematisch finde ich die Aussagen der Traumaexperten. "Traumaarbeit geschieht dort an einem Wochenende mit Hilfe von Improvisation, Meditation, Körperwahrnehmung und Bewusstseinsarbeit." Gleichzeitig gedämpftes Rauchverlangen und geringerer Appetit, möchte man spöttisch hinzufügen. Ein Schlag ins Gesicht derjenigen, die sich mit lebenslangen Beschädigungen über die Runden schleppen müssen. Andererseits: Wenn es den Teilnehmern hilft, ist schon was gewonnen. Die Einsicht am Ende einer langen Kette des 'Versagens' zu stehen, sorgt mit den aktuellen Schieflagen für ein gewisses Unwohlsein. Kein Wunder, daß viele Deutschland den Rücken kehren und die Geburtenrate nicht fürs Bestehen dieser Gesellschaft reicht.

STRESSTEST, 20. Mai 2025, 15:05 UHR

"In gesellschaftlichen Krisen wie der Corona-Zeit oder der aktuellen Militarisierung und Kriegsgefahr können latente Traumata wieder aufbrechen"

Auch die fortschreitende Deindustrialisierung der BRD könnte zum Trauma werden. Schon jetzt ist nur die Minderheit der Bevölkerung davon überzeugt, dass die Deutschen anderen Völkern von Natur aus überlegen sind:

https://de.statista.com/statistik/daten/studie/983/umfrage/ansicht-zu-ueberlegenheit-deutscher-gegenueber-anderen-voelkern/

Während der sog. "Pandemie" konnte man diese Überlegenheit noch wenigstens medial aufrechterhalten:

"Deutschland meistert die Coronakrise besser als viele andere Länder" (DLF)

"Warum Deutschland besser durch die Corona-Krise kommt als andere Länder. Viele Länder schauen bewundernd auf die deutschen Erfolge im Kampf gegen die Corona-Pandemie." (Augsburger Allgemeine)

"Im Ländervergleich liegt Deutschland sehr weit vorn. Wo sind die Menschen am besten vor Covid-19 geschützt? Laut einem Länderranking gehört Deutschland in der Coronakrise zu den sichersten Staaten der Welt" (Spiegel)

In der "Corona-Zeit" sympathisierten zwar weite Teile der Bevölkerung mit den Tätern und arbeiteten mit ihnen eng zusammen, was man normalerweise als Stockholm-Syndrom bezeichnet, aber das war eher der berüchtigte Kadavergehorsam, oder?

https://www.achgut.com/artikel/der_deutsche_kadavergehorsam_hat_tradition

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