Wolfsburgs Oberbürgermeister Dennis Weilmann | Bild: picture alliance/dpa | Moritz Frankenberg

„Diese Politiker verhindern Aufarbeitung“

Der Wolfsburger Zahnarzt im Ruhestand Jens Knipphals fordert von den Lokalpolitikern seiner Stadt eine Aufarbeitung der Corona-Zeit. Doch ein für Ende Januar vereinbartes Gespäch von Vertretern der Stadt und Kritikern der Maßnahmen, darunter Ärzten und Impfgeschädigten, wurde vom Oberbürgermeister Dennis Weilmann (Bild oben) kurzfristig wieder abgesagt. Multipolar sprach mit dem Initiator über die Hintergründe.

KARSTEN MONTAG, 4. Februar 2025, 9 Kommentare, PDF

Multipolar: Die Corona-Krise hat vor fünf Jahren begonnen. Was war Ihre spontane Reaktion, als im März 2020 die ersten rigorosen Maßnahmen beschlossen wurden und der Bundestag eine „epidemische Lage nationaler Tragweite“ feststellte?

Knipphals: Ich muss zugegeben, dass ich am Anfang Angst vor diesem Virus hatte. Ich habe befürchtet, dass es aus einem Gain-of-functions-Labor entschwunden sein könnte, und man deshalb nicht einschätzen konnte, wie gefährlich diese Corona-Variante ist. Es hat bei mir ein paar Monate gedauert, bis ich meine Meinung geändert habe. Irgendwann habe ich angefangen, mich mit Inzidenz- und R-Werten zu beschäftigen. Im Nachhinein ist mir dann klar geworden – und das konnte man sogar auf den Seiten des RKI nachlesen –, dass der R-Wert Ende März 2020 schon von alleine wieder unter eins gefallen war. Das heißt, die Infektionswelle hat sich von selber auch ohne Maßnahmen gebrochen und schon der erste Lockdown war absoluter Unsinn. Ab da habe ich mich eingearbeitet und versucht, wieder aufzufrischen, was ich über Impfungen aus meinem Studium wusste. Als mir klar wurde, dass die mod-RNA-Impfung keine Impfung im klassischen Sinne ist, hat es bei mir begonnen, problematisch zu werden. Der Hebel hat sich bei mir endgültig umgelegt, als ich gemerkt habe, dass nicht fachlich, rational, medizinisch argumentiert wurde, sondern eine Angstkampagne im Gange war. Hier wurde machtpolitisch und emotional gearbeitet.

Jens Knipphals

Multipolar: Wie haben Sie 2021 die Impfkampagne, das Drängen zur Impfung und die Diskussion um eine generelle Impfpflicht wahrgenommen? War das der Zeitpunkt, an dem Sie angefangen haben, sich gegen die Maßnahmen zu engagieren?

Knipphals: Das hat eher gegen Ende des Jahres 2020 begonnen. Zu Anfang habe ich einen großen Fehler gemacht. Ich habe versucht, Menschen davon zu überzeugen, sich nicht zu spiken zu lassen. Ich bezeichne die mod-RNA-Impfung gemäß Professor Haditsch als „Spikung“, weil der Begriff „Impfung“ irreführend ist. Denn der Wirkmechanismus ist bei der Gabe von modifizierter RNA ein vollkommen anderer als bei einer konventionellen Impfung. Meine Warnung davor war ein Fehler, weil man Menschen, die Angst haben, nicht rational auf sachlicher Ebene erreichen kann. Das kann man bis heute nicht. Ich habe die ganze Debatte um die allgemeine Impfpflicht als katastrophal erlebt. Ich kann nicht verstehen, dass es möglich gewesen ist, dass Machtpolitik so unser System unterlaufen kann. Als es dann die ersten Montagsspaziergänge gab, sind meine Frau und ich mitgelaufen.

Multipolar: Wann haben Sie angefangen, auf die Kommunalpolitiker in Wolfsburg zuzugehen?

Knipphals: Das erste Mal, dass wir an die Politik direkt herangetreten sind, war im Dezember 2021. Da haben meine Frau und ich zweimal eine halbe oder dreiviertel Stunde mit Herrn Weilmann, dem Oberbürgermeister von der CDU hier in Wolfsburg, telefoniert und haben ihn gebeten, offen zu diskutieren, damit es nicht zu einer allgemeinen Impfpflicht kommt. Dabei hat er sich als klarer Impfpflichtbefürworter geoutet. Herr Weilmann hat uns schon damals vor drei Jahren zugesagt, dass er in Wolfsburg einen Runden Tisch einrichten wird. Dazu sollten wir eingeladen werden, und es sollte offen darüber diskutiert werden, was während der Corona-Zeit passiert ist. Das hat er schon damals nicht eingehalten. Der Runde Tische ist nie einberufen worden, und er hat uns auch nicht mehr kontaktiert, obwohl ich nachgehakt habe. Später, gegen Mitte 2024, hat die Braunschweiger Zeitung mich angerufen, um mit meiner Frau und mir ein Interview im Rahmen einer Berichtsreihe zu 75 Jahren Grundgesetz zu machen. Wir wurden zum Artikel 8, der Versammlungsfreiheit, befragt und konnten über unsere Erfahrungen bei den Montagsspaziergängen berichten. Das Interview hat ziemlich viel Aufsehen erregt, und im Zuge dessen bin ich dann auf die Idee gekommen, an einer Bürgerfragestunde teilzunehmen. Das war im September 2024. Denn von den Parteien, die im Stadtrat von Wolfsburg sitzen, wollte uns keine unterstützen – auch die AfD nicht. Leider ist es in einer Bürgerfragestunde so, dass man als Teilnehmer nur eine Frage stellen kann. Die Antwort auf meine Frage war so unterirdisch, dass ich danach nicht locker gelassen habe.

Multipolar: Was war die Frage und wie war die Antwort?

Knipphals: Ich habe gefragt, ob es nicht an der Zeit sei, dass der Rat der Stadt Wolfsburg angesichts der Erkenntnisse zur mangelnden Wirksamkeit von Maßnahmen und Spikung eine umfassende kritische Analyse der politischen Corona-Krise vornimmt und dafür auch ungeimpfte Betroffene zu Wort kommen lässt. Und ob es nicht auch angebracht wäre, um Verzeihung zu bitten und sich für Fehler zu entschuldigen. Die Antwort ging überhaupt nicht auf meine Frage ein. Es hieß, die Maßnahmen seien aufgrund von mehreren Corona-Todesfällen, die 2020 in einem Altenheim in der Region aufgetreten sind, gerechtfertigt gewesen. Außerdem kam dieses Totschlagargument, dass schließlich 180.000 Menschen in Deutschland an der Krankheit gestorben seien. Dabei wird jedoch nicht differenziert, ob an oder mit der Krankheit. Die Antwort hat bei den Zuschauern massive Unmutsbekundungen hervorgerufen.

Multipolar: Wie ging es dann weiter?

Knipphals: Erst habe ich versucht, per E-Mail wieder Gesprächsangebote an die Parteien im Rat zu versenden, bin aber nicht gehört worden. Ich bekam Rückmeldungen von Ratsmitgliedern, dass ich sie aus dem E-Mail-Verteiler nehmen soll. Mir wurde deswegen auch mit der Polizei und dem Rechtsanwalt gedroht. Daraufhin habe ich mich entschlossen, so lange an den Bürgerfragestunden teilzunehmen, bis ich vernünftige Antworten bekomme. Vor der nächsten Fragestunde im November hatte ich dann Kontakt mit dem neuen Chefredakteur der Wolfsburger Allgemeinen, Herrn Lieb. Zu seinem Vorgänger bin ich nie durchgedrungen, doch Herr Lieb ist sehr offen und sieht beide Seiten. Mit ihm konnte ich mich länger unterhalten. Er hat mir seine Kritik vorgetragen, er hat sich aber auch meine Kritik wirklich angehört. Daraufhin ist ein Artikel über mich und meine Fragen an den Oberbürgermeister und den Rat mit dem Titel „Jens Knipphals lässt nicht locker“ erschienen. Darin wurden meine Fragen [siehe Anhang, Anm. der Redaktion] jedoch lediglich angerissen. Als der Beitrag eine Woche vor der Fragestunde herauskam, hat Herr Weilmann mich noch am selben Tag angerufen und mit mir ein Treffen vereinbart. Ohne mein Wissen hat er den Ratsvorsitzenden Ralf Krüger von der SPD hinzugeladen, so dass wir dann zu dritt im Büro des Oberbürgermeisters eineinhalb Stunden zusammensaßen.

Multipolar: Was wurde dort besprochen?

Knipphals: Sie haben mir gesagt, dass sie weisungsgebunden seien und nur umsetzen würden, was von Bund und Land vorgegeben wird. Darauf habe ich dann geantwortet, dass ich dafür kein Verständnis habe. Wir leben ja schließlich in einer Demokratie und nicht in einer Diktatur. Die Kommunalpolitik äußert sich ja auch zum Ukraine-Krieg und zu VW, obwohl sie zu diesen Themen kaum Einfluss hat. Im schlimmsten Fall kann man auch zurücktreten, wenn man etwas nicht umsetzen will. Ich habe versucht, faktisch, rational und sachlich zu argumentieren. Und dann ist ein Satz gefallen – ich weiß nicht mehr, wer von den beiden es war –, der mich schockiert hat. Man sagte mir, man würde nicht zu Kreuze kriechen.

Multipolar: Vor den Kritikern der Maßnahmen?

Knipphals: Ja, genau. Sie wollen also keine Schuld auf sich nehmen, dass sie etwas falsch gemacht haben. Dazu sind sie nicht in der Lage. Das wollen sie nicht. Ich habe Verständnis dafür, dass auch sie falsch informiert worden sind, dass sie mit einer Angstkampagne konfrontiert wurden und man ihnen Dinge gesagt hat, die angeblich von RKI und PEI abgesegnet worden sind. Was ich ihnen aber vorwerfe, ist, dass sie Leute wie mich nicht anhören und mir keine Chance geben, Argumente öffentlich vorzubringen, die sie sachlich und fachlich davon überzeugen, etwas Falsches gemacht zu haben.

Multipolar: Was haben die Lokalpolitiker aus Ihrer Sicht falsch gemacht?

Knipphals: Weilmann und Krüger haben den Behauptungen von Biontech und Lauterbach geglaubt, dass die Spikung Krankheitsübertragungen verhindert beziehungsweise nebenwirkungsfrei sei. Das hat sich als falsch herausgestellt. Wo war dann der Grund dafür, Ungeimpfte zur Spikung zu drängen?

Multipolar: Sie werfen den beiden Politikern also vor, dass Sie die Impfkampagne, Maßnahmen wie 2G und 3G sowie die Impfpflicht unterstützt haben?

Knipphals: Genau.

Multipolar: Und Sie fordern nun eine vollständige Rehabilitierung der Ungeimpften?

Knipphals: Natürlich.

Multipolar: Und wie genau soll das aussehen?

Knipphals: Das ist das Schwierige an der Geschichte. Sie müssten mehr Verantwortung tragen und Schuld auf sich nehmen. Ich differenziere in dieser Hinsicht durchaus. Menschen wie Merkel, Spahn, Scholz, Lauterbach und vor allen Dingen Drosten, Cichutek und Wieler müssten, wenn unser System noch funktioniert, vor Gericht kommen. Denn sie haben vermutlich vorsätzlich gehandelt. Dafür gibt es genug Hinweise. Beispielsweise hat sich die damalige rheinland-pfälzische Ministerpräsidentin Dreyer erst gegen Schulschließungen ausgesprochen. Wenige Tage später ist der bayrische Ministerpräsident Söder vorgestoßen und hat Schulschließungen in seinem Bundesland angekündigt. Daraufhin sind ihm die übrigen Bundesländer gefolgt. Des Weiteren hat Drosten zugegeben, dass der erste Lockdown trotz sinkenden R-Werts eine politische Entscheidung war.

Multipolar: Sie fordern also vom Oberbürgermeister und Ratsvorsitzenden, eine Schuld einzugestehen, die möglicherweise nicht nur politische, sondern auch rechtliche Konsequenzen für die beiden haben könnte. Für wie realistisch halten Sie das?

Knipphals: Das ist eine schwierige Situation, aber wie wollen Sie es denn anders angehen? Sie haben Fehler gemacht, das ist ein Fakt. Und sie hätten es wissen können. Die Verantwortlichen versuchen, sich damit herauszureden, dass sie mit dem Wissen von heute vielleicht etwas anderes gemacht hätten. Diese Politiker kleben an ihrem Amt und tun nicht das, was sie eigentlich machen müssten, nämlich für die Menschen handeln. Die Lockdowns haben Existenzen zerstört und hatten sehr negative Folgen für unsere Kinder.

Multipolar: Wie kann auf kommunaler Ebene ein Dialog entstehen, der zu einer Aufarbeitung führt?

Knipphals: Im Wahlbezirk Wolfsburg-Helmstedt hat sich für die Bundestagswahl ein CDU-Kandidat durchgesetzt, der offen für mein Anliegen ist. Er hat mir eine E-Mail geschrieben und die war so, wie ich sie mir von einem Politiker vorstelle. Der Mann hört zu, der Mann nimmt auf, der Mann reagiert, differenziert. Das ist jemand, den ich akzeptieren kann. Aber das, was Weilmann und Krüger machen, das funktioniert nicht. Sie müssten zurücktreten, freiwillig.

Multipolar: Nun haben der Oberbürgermeister und der Ratsvorsitzende einen für den 30. Januar angesetzten Gesprächstermin mit Ihnen und weiteren kritischen Ärzten und einer Vertreterin von Impfgeschädigten abgesagt. Mit welcher Begründung?

Knipphals: Seit Anfang November gab es die Vereinbarung, dass wir diesen Termin machen. Es stimmt, dass Herr Weilmann und Herr Krüger immer wollten, dass das nur eine kleine Gesprächsrunde bleibt. Ich habe aber nie ein Zweifel daran gelassen, dass ich es anders möchte. Dann wurde der Gesprächskreis von Weilmann und Krüger vergrößert. Es waren vonseiten der Stadt erst drei Leute geplant, also Weilmann, Krüger und der Chef vom Gesundheitsamt. Dann kam noch der Chef vom Bürgerdienst, ein Bürgerdienstmitarbeiter und eine Pressevertreterin der Stadt hinzu. Deswegen habe auch ich noch mehr Teilnehmer geladen. Es kamen von unserer Seite noch der Arzt Steffen Grüner, Vorsitzender der Werteunion in Niedersachsen, der Arzt und fraktionslose Abgeordnete des niedersächsischen Landtags Jozef Rakicky sowie die Gründerin der Wolfsburger PostVac-Selbsthilfegruppe Kezia-Melinda Kumpf hinzu. Und dann ergab sich ein Kontakt mit Herrn Markus Bönig, dem Betreiber der Initiative Beitragsblocker. Er bot mir an, mit dabei zu helfen, die Blockade durch die örtlichen Medien zu durchbrechen. Er hat 40.000 Flyer drucken lassen, die auf das Treffen hinwiesen und um öffentliche Unterstützung vor dem Rathaus und in der Bürgerhalle baten. Verteilt wurden die Flyer von Mitgliedern der Freiheitsboten. Das hat dann scheinbar die Stadt so schockiert, dass sie diese Aktion zum Anlass nahmen, den Termin abzusagen – mit der Begründung, ich hätte mich nicht an Vorgaben gehalten. Es gab aber keine Vorgaben, auf die wir uns geeinigt hätten. Das kann ich anhand unseres E-Mail-Verkehrs auch belegen.

Multipolar: Denken Sie, dass die Politiker Ihnen den Termin nur angeboten haben, um Sie zu beschwichtigen, eine öffentliche Aufarbeitung aber gar nicht wollen? Blickt man auf die Bundesebene, dann findet sich im Wahlprogramm der CDU/CSU kein Wort zu Corona. Die SPD will zwar laut Wahlprogramm eine „umfassende“ Aufarbeitung, sagt aber nicht, wie das vonstatten gehen soll.

Knipphals: Was mich so gefährlich macht, ist, dass ich keine politischen Ambitionen habe. Ich will nicht Oberbürgermeister werden, ich will nicht in den Landtag, ich will nicht in den Bundestag. Ich bin Rentner und habe vier Enkel. Ich sage einfach nur Fakten. Ich kommuniziere viel per E-Mail, und es ist unfassbar, was mich da alles erreicht, an Positivem wie Negativem. Viele Menschen aus Wolfsburg schreiben mir, sie könnten sich nicht selber engagieren. Sie würden noch nicht einmal einen Leserbrief in ihrem Namen schreiben, weil sie Angst haben. Oder ein anderes Beispiel: Der ehemalige Chef des Gesundheitsdienstes von Volkswagen hat auf eine Frage von mir geantwortet, man müsste ja auch einmal in den Vordergrund stellen, wie toll Deutschland durch diese Krise gekommen ist. Als ich das veröffentlicht habe, habe ich einen Shitstorm erhalten von vielen Menschen, die gesagt haben, dass dieser Mann in einem Paralleluniversum lebt. Der weiß gar nicht, was er uns alles angetan hat. Ich sehe mich als Sprachrohr dieser Menschen.

Multipolar: Der Gesprächstermin wurde vom Oberbürgermeister abgesagt und Sie haben die Öffentlichkeit zu einer Versammlung vor dem Rathaus aufgerufen. Wie ist diese verlaufen? Kam es noch zu einem Dialog mit der Stadtverwaltung?

Knipphals: Nein, zu einem Austausch ist es nicht gekommen. Ich habe vor dem Rathaus eine Rede gehalten, in der ich den Rücktritt von Weilmann und Krüger gefordert habe. Ich möchte die Spaltung der Gesellschaft überwinden. Dazu ist eine umfassende Aufarbeitung der Corona-Krise in der Öffentlichkeit notwendig, welche diese beiden Politiker verhindern. Was die Absage von Gesprächsrunden angeht, ist Herr Weilmann ein Wiederholungstäter. Ich habe den Eindruck, dass er in Wirklichkeit eine öffentliche Aufarbeitung mit allen Mitteln verhindern will. Ich bin inzwischen absolut desillusioniert. Es geht nur noch, indem die Verantwortlichen gehen. Die etablierten Parteien müssen sich wandeln, sonst wenden sich die Menschen immer mehr von ihnen ab.

Anmerkung der Redaktion: Multipolar hat dem Wolfsburger Oberbürgermeister Dennis Weilmann ein Interview angeboten, um ihm die Möglichkeit zu geben, seine Position darzustellen. Weilmann, vormals selbst Journalist sowie später Leiter des Kommunikationsreferats seiner Stadt, lehnte ab. „Leider“ könne man „der Anfrage nicht nachkommen“, so sein Sprecher.

Zum Interviewpartner: Jens Knipphals ist Zahnarzt im Ruhestand. Aus einer Wolfsburger Sportlerfamilie stammend, war er in seiner Jugend mehrfach Deutscher Meister im Weitspringen und gewann 1983 bei den Leichtathletik-Halleneuropameisterschaften in Budapest Bronze.

Anhang

Fragen von Jens Knipphals an den Oberbürgermeister und den Rat der Stadt Wolfsburg:

1. Weshalb wurden Ungeimpfte und Maßnahmen-Kritiker und deren fachliche Argumente während der politischen Corona-Krise nicht gehört, beziehungsweise ignoriert?

2. Weshalb wurde deren Ausgrenzung, Diskreditierung, Entmenschlichung („verzichtbare Blinddärme“ etc.) nicht entgegengetreten?

3. Mit welchem Selbstverständnis konnten fachlich falsche Maßnahmen wie 3G, 2G, einrichtungsbezogene Impfpflicht, Maskenpflicht im Freien, Inzidenz etc. pp. angeordnet und durchgesetzt werden, obwohl die fachlich erdrückende Beweislage dagegen jederzeit vorhanden und bekannt war?

4. Wie war es möglich, dass sogar „Impf“-Zwang (einrichtungsbezogene Impfpflicht), mit dadurch bedingtem Arbeitsplatzverlust und Praxis-Schließungen, eingeführt und sogar der (glücklicherweise fehlgeschlagene) Versuch unternommen wurde, eine allgemeine Impfpflicht einzuführen? (Den auch Herr Oberbürgermeister Weilmann unterstützte und gegenteilige Informationen ablehnte!)

5. Was werden Rat und Verwaltung in Wolfsburg tun, um verloren gegangenes Vertrauen in die Politik, die Institutionen, die Medien und den öffentlich-rechtlichen Rundfunk zurückzugewinnen und die Spaltung der Gesellschaft zu überwinden?

6. Und in welcher Form übernehmen Rat und Verwaltung in Wolfsburg persönlich Verantwortung für die erheblichen Folgen der politischen Corona-Krise, bei der massive vermeidbare physische, psychische und wirtschaftliche Schäden entstanden sind?

LISA MARIA LEWIN, 4. Februar 2025, 13:50 UHR

Die Arbeiten von Paul Schreyer glänzen oft mit Klarheit der Fakten und Zitate. Es wäre schade, wenn die begriffliche Klarheit bei einer Aufarbeitung von Corona durch viele Leute kaputt geredet wird. Mein Vorschlag zum Verfahren wäre, immer eine Liste von Fragestellungen zu formulieren, für die sich jeder interessiert. Ich interessiere mich aus der Sicht einer Lehrerin stark für 1. Was die Menschen glaubten, 2. Welches Verhalten und Emotionen sie zeigten (die wechselseitige Empörung gegen Covidioten und XY-Leugner), aber 3. vage Begriffe wie Meinungsfreiheit interessieren mich definitiv nicht. Mir genügen die Meinungen der Fachleute. Zu viele Meinungen führen leicht in nutzlose Endlosschleifen! Für das ÖR-Meinungsmanagement wurde gleich zu Beginn des Coronadramas die herrschende Strategie formuliert vom Programmdirektor Jörg Schönenborn (ARD), der damit die Vorschläge von Bastian Barucker für eine offene Diskussion als überflüssig einstufte. Der Programmdirektor forderte das: Wir berichten eng in den Fakten, breit in den Meinungen. Die engen Fakten betreffen 1. den Glauben, 2. Verhalten und Emotionen, die zum Glauben passen, aber 3. die breiten (breitgetretenen) Meinungen interessieren mich als Lehrerin und meine Schüler definitiv nicht. Meine Begründung ist:

Wenn ich beruflich als Lehrerin "der Wissenschaft" nicht glaube, erklären mir heute sogar Kleinkinder selbstbewusst, dass meine Meinung die falsche ist. Ja und?! (Zum Beispiel: Wegen CO2 gehen Inseln im Pazifik unter.) Um Meinungen zu verkraften, muss eine Lehrerin schon sportlich oder mit Humor gut drauf sein. Die mutige Frau Prof. Ulrike Guérot hat die Probleme mit Glaube vs. Wissen wohl auch beobachtet, wenn sie sagt:

"Mittlerweile sprechen wir ja von der Wissenschaft im Singular, als gäbe es nur die eine Wissenschaft, die eine Wahrheit. Dabei ist Wissenschaft strittiger Diskurs. Die Verabsolutierung des Wissenschaftsbegriffs ist im Grunde das Begräbnis der Aufklärung."

Für unsereins gilt : Menschenkenntnis ist die Voraussetzung dafür, dass ich entscheiden kann, wem ich was glauben kann. Und wer mit Verstand und Benehmen als Vorbild gelten kann.

Heute kann ich schon von Schulkindern lernen, dass das grandiose "Menschenrecht auf Glaubensfreiheit" etwas völlig anderes ist als Meinungsfreiheit oder "die Freiheit“, bei der sich eine Angela Merkel entspannt zurücklehnen würde, was aber für uns in der Schule nur Worthülsen sind. In den USA sind seit 1916 Wieselworte bekannt, siehe https://de.wikipedia.org/wiki/Wieselwort. Oder wie Konfuzius vor 2500 Jahren lehrte: „Wenn Worte ihre Bedeutung verlieren, verlieren Menschen ihre Freiheit.“

Der Elefant im Raum sind überall die Tabus: Was man nicht sagen darf, ohne den Glauben der anderen zu verletzten, ist geeignet als Maßstab für die Unmündigkeit einer Menschengruppe. Und das ist nur ein Maßstab unter vielen.

Tabus lähmen leider auch die Opposition. Krass für mich sind oft Intellektuelle, bei denen man ganz genau weiß, was sie sagen werden, wenn sie zum Mikrofon greifen, aber sie definieren ihre Begriffe und deren Herkunft nicht. Ein Beispiel sind Psychologen, die mit ihrem Pessimismus der Opposition eher schaden als nutzen, die aber mit Worthülsen über die DDR-Diktatur Menschenkenntnis vortäuschen. Gegen deren Tabus spricht der Fakt, dass sich in DDR-Kirchen ständig Querdenker / Dissidenten versammelten, aber seit 30 Jahren schon würden Pastoren ihren Job verlieren, wenn sie Mitgefühl für heutige Querdenker und gegen heutige Tabus / Brandmauern predigen. Aus meiner Sicht beruflich wie privat ist es peinlich, wenn man Kindern Pessimismus lehren will. Heutige Kinder sind von kleinauf sogar an Gruseltiere und Gruselfilme locker gewöhnt, ohne zu erschrecken. Man könnte aber in der Schule etwas über Tücken und Fallgruben der menschlicher Kommunikation erzählen, was leicht nachzulesen ist bei Paul Watzlawick (1927-2007). Der lebte sogar als Psychologe in der realen Faktenwelt, und mit seiner "Anleitung zum Unglücklichsein" (1983) hat er einige Diskursfallen witzig erklärt. Speziell erklärt sein Muster "Elefanten verscheuchen" (siehe hier https://de.wikipedia.org/wiki/Paul_Watzlawick), wie man über „den Impfstoff“ noch ewig ergebnislos diskutieren kann. So wie es vom Mainstream immer gewünscht ist, egal welche Apokalypse gerade dran ist.

Einige Diskursfallen waren schon zu Beginn der Inszenierung des Coronadramas klar. Dazu gehören "die Bilder von Bergamo", über die im Frühsommer 2020 die Biochemikerin Prof. Karina Reiss spottete in einem Vortrag (im Beisein ihres Partners Prof. Bhakdi). Denn die Bilder von Särgen galten damals als Glaubensbeweis. Obwohl Bilder ja auch zeigen, zu welchem Zweck man sie instrumentalisiert. Bilder in den Medien beweisen gar nichts. Auch Bilder von Butscha oder von untergehenden Inseln beweisen nicht das, was sie angeblich beweisen. Sie dienen aber dem Glauben. Ist das logisch klar genug?

Prozentrechnung gegen die "explodierenden Zahlen" als "gefühlte“ Wahrheit ist ebenso logisch erklärbar für Schulkinder. Bei diesem Drama waren hervorragende Gegenspieler z.B. die Professoren Karl Lauterbach und Stefan Homburg. Der eine kämpft ständig für, und der andere gegen apokalyptische Bedrohungen. Prof. Homburg zitierte im Münchner Vortrag (24.10.2024) Karl Lauterbach so: "Wir kommen nun in eine Phase hinein, wo der Ausnahmezustand die Normalität sein wird." Das Wir dient als Pluralis Majestatis im Namen "der Wissenschaft". Sätze mit "Wir müssen" wurde zur Massenware in den Medien. Krass unsymmetrisch (im Sinne des Medienpsychologen Dr. Roman Braun) an dieser Story ist, dass Homburg's simple Zahlen und Prozentrechnung nicht zitiert werden von Lauterbach. Der Glaube des Karl Lauterbach ist also nicht das, was jeder von uns glaubt. Dieser Glaube hat aber langjährige Vorbilder. Selbst in den Kirchen stiegen fachfremde Personen auf die Kanzel, um gegen die Bedrohungen unserer Welt zu predigen. Das begann bereits in den damals für Querdenker offenen DDR-Kirchen mit Themen wie die Umwelt, Atom und "eigene" Meinung, wo Petra Kelly ihre „gefühlten“ Wahrheiten predigte.

Mein Fazit zur Aufarbeitung: Wichtig wäre eine klare Liste der Fragen und Begriffe, für die sich jemand interessiert. Mich interessiert immer, was die erwachsenen Leute heutzutage so alles glauben, wie ihr Glaube an das Gute und das Böse funktioniert - oder eben nicht funktioniert. Denn das müssen wir in der Schule dem Nachwuchs vermitteln. Die Meinungen der von Tabus beherrschten Leute sind im Schulunterricht (Mathe, Bio, Philosophie) wenig interessant. Und wenn es schon um Meinungen geht, dann insistieren heutige Kinder (so wie auch die deutsche Mehrheit nach 1945) darauf, immer eine "eigene Meinung" gehabt zu haben. Basta, und mit fröhlichen Grüßen.

STRESSTEST, 5. Februar 2025, 17:10 UHR

"Mich interessiert immer, was die erwachsenen Leute heutzutage so alles glauben, wie ihr Glaube an das Gute und das Böse funktioniert - oder eben nicht funktioniert. Denn das müssen wir in der Schule dem Nachwuchs vermitteln. Die Meinungen der von Tabus beherrschten Leute sind im Schulunterricht (Mathe, Bio, Philosophie) wenig interessant."

@LISA MARIA LEWIN: Als kompetenten Ansprechpartner bei dieser Thematik sehe ich den Biologen (Hauptfach Molekulargenetik) und Pädagogen Markus Fiedler. Er hielt im April 2024 einen Vortrag auf dem 3. Symposium Falkensee mit dem Titel: "Der mündige Bürger zwischen Indoktrination und Desinformation in Schule und Medien". Punkt 7. "Klimawandel im Schulbuch" wurde am Ende dieses Vortrags besprochen: https://www.youtube.com/watch?v=AjNwCJgsUI4&t=50m16s

Herr Fiedler ist ein überaus netter Mensch. Eine E-Mail hinsichtlich Ihrer Problemstellung würde er bestimmt beantworten. Und wenn daraus eine neue apolut-Folge: "Im Gespräch", entstanden wäre, hätten wir alle davon profitieren können. Das Thema der Indoktrination im Bildungswesen ist wirklich wichtig.

ALEXANDER FEIN, 4. Februar 2025, 16:20 UHR

Ist Gewalt (Niederschlüsse, Quarantänen, Körperverletzung - "Spikung" - , Zubinden der Atemwege mit Stofftüchern) ein geeignetes Mittel zur Sicherung kollektiver Gesundheit, also Ausdruck sozialen Fortschritts? Ist eine Militarisierung des Sozialwesens geeignetes Mittel dazu? Die Massnahmenbefürworter haben jetzt immerhin die Erfahrung gemacht, wie es sich anfühlt, mal durchgegriffen zu haben. Der ein oder andere ist vielleicht selbst erschrocken darüber. Bei den Massnahmenkritikern, denen diese Erfahrung fehlt, scheint die Antwort häufig zu lauten: Im Prinzip ja, so lange das Mittel wirksam, geeignet und verhältnismäßig ist. Da Globalisierung und Imperialismus auf eine vertrackte Weise geeignet sind, Infektionsängste auszulösen, wie diverse namhafte Autoren beschreiben, schwant mir auch für die Zukunft leider nur das Allerschlimmste.

H. KÄSMACHER, 5. Februar 2025, 18:40 UHR

Eine Aufarbeitung der totalitären Entgleisungen von Politikern und Prominenten und der verbalen Entgleisungen während der Coronazeit, wie sie z.B. derzeit in einer Serie auf den Nachdenkseiten dokumentiert wird, kann nicht von oben kommen. Das wäre so, als würde man die Mafia mit der Aufklärung der eigenen Verbrechen beauftragen. Keiner der Täter, am allerwenigsten Merkel, Spahn, Drosten, Wieler, Cichutek, Lauterbach, Scholz, die Ministerpräsidenten und die prominenten Aufwiegler und Journalisten wird etwas bereuen, wenn kein massiver öffentlich Druck entsteht. Insofern kann ich die Idee von Uli Gellermann (rationalgalerie.de) zu einem Tribunal, wie seinerzeit die Russel-Tribunale, befürworten. Vielleicht wird dann die ganze Nation mit dem Finger auf Typen wie Nikolaus Blome zeigen.

STRESSTEST, 5. Februar 2025, 23:35 UHR

"Eine Aufarbeitung der totalitären Entgleisungen von Politikern und Prominenten und der verbalen Entgleisungen während der Coronazeit, wie sie z.B. derzeit in einer Serie auf den Nachdenkseiten dokumentiert wird, kann nicht von oben kommen. Das wäre so, als würde man die Mafia mit der Aufklärung der eigenen Verbrechen beauftragen."

@H. KÄSMACHER: Die sog. "Corona-Pandemie" zuzüglich des Versuchs die völlig unausgereifte und unerprobte mRNA-Technologie zu etablieren, war mit bis dato weltweit 15-20 (?) Millionen Todesopfer das größte Verbrechen der USA seit Gründung dieses staatlichen Gebildes. Joseph Biden begnadigte zwar vorsorglich Anthony Fauci und den US-Generalstabschef Mark Milley, aber das deutsche Begnadigungsrecht sieht derartige Praxis nicht vor. Es besteht also noch die Hoffnung, dass Menschen wie: Heiko Rottmann-Großner, Jens Spahn, Karl Lauterbach, oder Klaus Cichutek doch angeklagt und rechtskräftig verurteilt werden. Dies außergerichtlich zu regeln - wie im Fall von Benito Mussolini -, lehne ich kategorisch ab.

LISA MARIA LEWIN, 6. Februar 2025, 22:30 UHR

Nach nochmaligem Lesen des Interviews ist mir was nicht ganz klar, vermutlich weil ich wegen meines östlich geprägten Bekanntenkreises weniger darauf vertraue, dass vom Staat bezahlte Funktionäre überhaupt auf normale Leute hören dürfen. Diesbezüglich ticken in meinem Bekanntenkreis die Techniker total anders als die Beamten. Ich würde es den Beamten glauben, dass die Meinungen, die sie vertreten, weisungsgebunden bzw. obrigkeitshörig sind. So reden wir mit denen seit vielen Jahren. Technische Berufe staunen immerzu über Beamte.

Vielleicht wäre es in diesem Kontext hilfreich, wenn wir uns darauf besinnen, dass das offiziell verbriefte "Menschenrecht auf Glaubensfreiheit" und das "Menschenrecht auf Meinungsfreiheit" wirklich zwei verschiedene Dinge sind:

Über seine Glaubensfreiheit entschiedet jeder einzelne für sich. Aber bei der Meinungsfreiheit wollen die anderen mitbestimmen, wer wann wie lange den Mund auftun darf. Oder ein Reglement legt es fest.

Beides sind unterschiedliche Rechtsbegriffe. Wenn die sich in die Quere kommen, kann es emotional böse werden. Ich erlebte das bei einer "vorbildlich geimpften" Lehrerin, als ich ihr freundlich gemeint sagte, es gäbe ständig neue Warnungen, dass es ungesund sein könne, wenn sie sich noch mehr mit Gentechnik spritzen lässt. Ich meinte das freundlich, aber es löste auf der Stelle Empörung aus. Mir wurde „Politik“ der dummen Art vorgeworfen, obwohl ich nur Glaubensfreiheit auf medizinischem Gebiet vertrat. Über faktisch existierende Meinungen erzählen ist keine „eigene“ Meinung, oder? Diese fatale Konfusion der Begriffe dürfte wohl typisch sein. Vielleicht sollte man mal Philosophen befragen zum Begriff.

Mit meinem kleinen Verstand habe ich kein Problem mit der Glaubensfreiheit. Ich entscheide immer selber, wem ich vertraue. Wenn Schulkinder mir total selbstbewusst ihre Meinung erklären, wieso Impfstoff oder das CO2 weltweit ein wichtiger Fakt ist, kann ich auch Techniker befragen, sofern die Gegenmeinung nicht bekannt ist. (Ein Freund erzählt mir witzig, wieso sich sogar Inseln im Meer heben uns senken - ohne CO2 und ohne WHO können Inseln so etwas.)

Der Ernst des Lebens betrifft aber die Meinungsfreiheit: Ich muss wissen, dass meine Auffassung von Glaubensfreiheit von andere Lehrern oder den Eltern als Bedrohung ihrer Meinungsfreiheit, ihres Glaubens, ihrer Tabus wahrgenommen werden kann.

Mit meinem eigenen Glauben hatte ich es bei Corona leicht, da meine Freunde und ich schon seit 20 Jahren daran gewöhnt waren, dass fachfremde Meinungsmacher im Namen des Trends etwas predigen (sogar in der Kirche), was Techniker glauben sollen. Bei diesem infantilen Benehmen war Corona nur eine höhere Stufe.

Was uns nicht leicht fiel, waren die schlimmen Emotionen, tief ins Privatleben hinein, wo man selbst mit freundlich gemeinten Gesprächen ins Messer lief.

Zur Psychologie sehe ich hier noch eine wichtige Frage, die man besser aufklären könnte. Der Zahnarzt Jens Knipphals sagt im Interview so: "Meine Warnung davor [Gentechnik] war ein Fehler, weil man Menschen, die Angst haben, nicht rational auf sachlicher Ebene erreichen kann. Das kann man bis heute nicht."

Welche Art Angst ist hier gemeint? Es ist grundverschieden, ob ein Mensch soziale Angst verspürt (als schwarzes Schaf zu gelten), oder ob er Angst vor einer Infektion hat. In meinem Bekanntenkreis war eindeutig die soziale Angst der Spaltpilz: weiße gegen schwarze Schafe, Gläubige gegen XY-Leugner für immerzu neue XY-Themen. Mir ist unklar: Wieso sollten sich gesunde Leute ängstigen, wenn im Umfeld lange Zeit wenig Krankheit vorkommt? Auf diese simple Frage fand ich selbst im Buch von Michael Andrick gegen emotionale Spaltung keine klare Antwort.

DIETMAR DREYER, 7. Februar 2025, 20:45 UHR

Die zäh vor sich hergeschobene Aufarbeitung der Corona-Affäre wird, sofern sie am Ende nicht doch noch mit Gewalt verhindert werden kann, das Thema "Schuld" in einen ganz neuen Kontext stellen - ganz konkret, individuell und abseits abstrakter, historischer Kollektivschuld, die Deutschland so rituell wie scheinbar wirkungslos jahrzehntelang eingeübt hat. Die Frage der individuellen Verantwortung verlangt nach ganz neuen Antworten, wenn man die lange verdrängte Eventualität in den Fokus rückt, dass eine Gesellschaft insgesamt versuchen sollte, von Seiten der herrschenden Klasse initiiert, unmenschliche Politiken mit allen ihr zur Verfügung stehenden Mitteln durchzusetzen - medial, militärisch, polizeilich, nachrichtendienstlich, juristisch, politisch und nicht zuletzt gruppendynamisch mittels sozialen Drucks, der jegliche Opposition im Keim erstickt. Eine angenommene oder vermeintliche Krise mag hierfür einen passenden Anlass bieten.

Dass in einem solchen Fall die Evidenz für einen gezielt herbeigeführten Zivilisationsbruch konsequent verleugnet und die bloße Verdachtsäußerung schon als nicht satisfaktionsfähige, irrationale "Verschwörungstheorie" marginalisiert wird, liegt in der Natur der Dinge, ist aus Sicht der Mittäter reine Überlebensstrategie und somit stets als Teil einer umfassenden Desinformationskampagne anzunehmen. Die Allgegenwärtigkeit der herrschenden Meinung, die in moralisierender Selbstzufriedenheit zur Tagesordnung übergehen will, ohne sich auch nur auf eine Sachdiskussion mit ihren Kritikern einzulassen, ist also ohne jeglichen Informationswert in Bezug auf die realen Verhältnisse. Oder aber gerade ein Indiz dafür, wie unzutreffend sie tatsächlich sein dürfte.

Und genau dieser hypothetische Fall, den niemand je bedacht zu haben scheint, ist offensichtlich gerade eingetreten: Die Beweislage macht es mittlerweile unmöglich, Corona noch als naturgemachte Gesundheitskrise, als Aneinanderreihung von politischen Pannen oder auch Häufung von spontanen Korruptionseinzelfällen wegzuerklären, vom selbstgerechten Schulterklopfen für das angeblich überaus erfolgreiche Bewältigen einer als singulären Pandemie gelesenen, sozialen Katastrophe einmal ganz zu schweigen - eine weltfremde Deutung, die an Unverfrorenheit und Zynismus nichts zu wünschen übrig lässt.

Es steht bis heute der große, rosa Elefant im Raum, die ungeheuerliche Frage zu einem ungeheuerlichen Vorhaben, an dem fast alle Einfluss ausübenden, Organisationen, Institutionen, Ämter und Behörden nicht selten übereifrig, mit bisweilen ideologischer Inbrunst, mitgewirkt haben: Warum hat man der gesamten Bevölkerung wissentlich, planvoll, zielgerichtet - trotz gelegentlichen Unbehagens bei den bloß ausführenden Akteuren an der Gesundheitsfront - Maßnahmen aufgezwungen, die nur in umfassenden Schädigungen bis zur Invalidität oder gar zum Tod führen konnten, während ein gesundheitlicher Nutzen mindestens zweifelhaft war? Der politische Wille, der Allgemeinheit zu schaden, ist nicht mehr von der Hand zu weisen. Das zwanghafte Leugnen der Täter, Profiteure und Verantwortlichen ändert nichts an der erdrückenden Evidenz dieses Sachverhalts, den bezeichnenderweise niemand aus dieser Riege öffentlich zu widerlegen bereit ist, als wäre das nicht so gut wie ein Schuldeingeständnis.

Was war also der Grund, was wollte man mit diesen schwerwiegenden Eingriffen in das Leben aller erreichen - und vor allen Dingen, warum? Es hat den Anschein, als hätte jeder der damaligen Entscheider etwas zu verbergen. Wo auch immer tiefer nachgeforscht wird, findet sich verlässlich bald ein erneuter Skandal, der totgeschwiegen wird. Corona - ein einziges Wespennest.

Die Verantwortlichen haben alles auf eine Karte gesetzt: Es ist nie etwas passiert, was nur bedeuten kann: Das bis jetzt noch Unbekannte muss so ungeheuerlich sein, dass es das Vertrauen der Bevölkerung in die herrschende Klasse, das eh nie besonders ausgeprägt war, in einem Maß zerstörte, dass man nicht nur um seine Pfründe und Posten bangt, sondern um seine soziale Existenz und Sicherheit. Ein solcher Verdacht drängt sich mit jedem Tag der regelrecht orchestriert erscheinenden Aufarbeitungsverschleppung und Realitätsleugnung stärker auf. Man bekommt allmählich eine Vorstellung von der wahren Dimension der gesellschaftlichen Krise.

Währenddessen schreitet inoffiziell und länderübergreifend, abseits der Massenmedien, die Aufdeckung und Aufarbeitung der Vergangenheit rasant und unaufhaltsam voran, während die offizielle Politik ihre Hände noch demonstrativ in Unschuld wäscht und sogar plötzlich, wenn auch verhalten, ihren eigenen Aufklärungswillen entdeckt. Das Motiv zu diesem Schritt dürfte die übliche Schadensbegrenzung sein, echte Aufklärung wäre demnach der Totalschaden.

Nützen wird es ihnen nicht, sie werden früher oder später vor vollendete Tatsachen gestellt, mit ihren Untaten konfrontiert, mit ihrem impliziten Schuldeingeständnis, als das ihr eisernes Schweigen letztlich nur zu werten ist - bis hin zu den kleinen Lichtern wie dem Wolfsburger OB, die natürlich alle nur ihre Vorgaben hatten. Besser wäre ein Gewissen, ein Herz oder wenigstens Verstand.

MATTHIAS BARON, 12. Februar 2025, 11:00 UHR

'Der politische Wille, der Allgemeinheit zu schaden, ist nicht mehr von der Hand zu weisen.'

10 -20 Millionen tot, 100 Millionen beschädigt. Da ist man in den Dimensionen des 2. Weltkrieges. Und keine Alliierten in Sicht, die dem ein Ende bereiten. Der Realität ins Auge zu schauen, tut weh.

HARDY NEUMANN, 12. Februar 2025, 20:30 UHR

Danke für das Interview, ich habe es mit Interesse gelesen. Ich interessiere mich sehr für die Aufarbeitung der Seuchenpolitik. Dabei interessiert mich besonders, wie es immerwährend zu Brüchen in den Kontaktversuchen der sich widersprechenden Positionsvertreter kommt. Hier ist ja auch wieder dokumentiert, dass letzten Endes kein erfolgreiches Podiumsgespräch stattgefunden hat. Wie kommt es zu solchen Zerwürfnissen? Wie kommt es, dass in der Regel beide Kontrahenten zeigen, dass sie mit der Situation oder Aufgabe überfordert sind und sich dazu entscheiden, den Kontakt aufzugeben? Ich bin davon überzeugt, dass es auf den individuellen Kontext viel mehr ankommt, als einem im ersten Moment bewusst ist.

Wenn man ein so großes Trauma wie die letzte große Massenerkrankung aufarbeiten will, braucht man eine unvorstellbar große Bereitschaft zu einem ehrlichen Austausch. Ganz besonders wenn man das nicht vor der Justiz oder öffentlich machen will. Für mich war das schon beeindruckend zu lesen, dass der Bürgermeister von Wolfsburg so starkes Interesse daran hat und sogar zu einem Gespräch bereit ist. Und dann ist die Leitung zu einem ersten Gespräch bereit und Herr Knipphals hat Gelegenheit mit ihnen zu sprechen. Genau da passiert etwas, was Herrn Knipphals aus dem Konzept bringt, was ihn total überrascht: die Politiker sehen nicht das Unrecht und die Verfehlungen, so wie Herr Knipphals. An diesem Punkt bricht die Unterhaltung und die Parteien gehen auf Distanz. Ich habe für beide Positionen Verständnis. Aber an dieser Stelle wäre es notwendig, wieder in Kontakt zu treten. Die Bürgervertreter bringen ja zum Ausdruck, dass sie keine direkte Verantwortung übernommen haben und sehen sich deswegen frei davon. Herr Knipphals muss sich, falls die Gespräche mit diesen Stadtpolitikern nicht fortgeführt werden können, neue Interessierte suchen und aus seinen Fehlern lernen.

Niemand muss Schuld annehmen. Das geht nur, wenn man in Liebe handelt. Und bei Politikern gehe ich nicht davon aus, dass sie in ihrem Amt in Liebe handeln. Und Verantwortung kann man nur für sich und seine eigenen Bedürfnisse übernehmen. Herr Knipphals ist ein Repräsentant einer Minderheit, der selbst Verantwortung für seine Gesundheit übernehmen möchte und das auch für Normalbürger favorisiert. Aber so wie die Seuche abgelaufen ist, hat sich gezeigt, dass der überwiegende Teil der Bevölkerung sich auch nur an den Vorgaben und eigenen Erfahrungen orientiert hat. Wer geht schon ein Risiko ein wenn es um Gesundheit oder Krankheit geht (oder sogar Tod)? Und es ist energiesparend, darauf zu schauen, was die Protagonisten in so einer Situation empfehlen. So gesehen ist jeder selbst verantwortlich.

Es mangelte an gesundem Zweifel, um das Konzept einer ansteckenden Krankheit von unvorstellbarem Ausmaß ohne alle möglichen Maßnahmen durchstehen zu wollen. Dazu ist in der Masse zu wenig Erfahrung vorhanden. Und das wäre auch erst eine spätere Aufgabe. Jetzt wäre wichtig, trotz aller Querelen und Widerstände, den Kontakt zu behalten. Denn Kontakt und soziale Bindung/Beziehung ist ein Grundbedürfnis. Wir leiden und reagieren leicht mit Überforderung, wenn das Bedürfnis nach Kontakt nicht befriedigt wird. Wir Menschen haben biologische Bedürfnisse, uns ist die Befriedigung derer oberste Priorität.

Ach ja, ich vergaß: das antagonistische Bedürfnis ist das nach Autonomie - ist genauso wichtig! Wir sollten davon loskommen in Opfer/Täter, gut/böse, krank/gesund, dumm/klug Kategorien zu urteilen, ohne den Kontext eines Sachverhalts gut einordnen zu können. Das bewahrt uns vor voreiligen Schlüssen und pflegt die konstruktive Kommunikation.

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